Wolfgang „Paule“ Seguin (* 14. September 1945 in Burg bei Magdeburg) war Fußballspieler in der DDR-Oberliga, der höchsten ostdeutschen Fußballklasse, und spielte dort für den SC Aufbau / 1. FC Magdeburg. Er wurde dreimal DDR-Meister und gewann fünfmal den DDR-Fußballpokal. 1974 stand er in der FCM-Mannschaft, die den Europapokal der Pokalsieger gewann. In der A-Nationalmannschaft absolvierte er 21 Spiele. Mit der Olympiaauswahl gewann er 1972 die Bronzemedaille.
Beim SC Aufbau und dem 1. FC Magdeburg[]
Seguin ist beim Magdeburger Klub im Besitz zweier nicht mehr zu überbietender Rekorde: Er hat mit 380 Einsätzen die meisten Spiele in der DDR-Oberliga für Magdeburg absolviert und wurde zwischen 1971 und 1979 ohne Unterbrechung in 219 Oberligaspielen eingesetzt.
Begonnen hatte Seguins Fußballkarriere 1953 bei der BSG Einheit in seiner Heimatstadt Burg bei Magdeburg. Hier erwarb er sich schon als Schüler seinen Spitznamen „Paule“, weil er in seiner Freizeit ständig in der Nähe des Burger Torwarts namens Paule herumstrich. Im Juniorenteam der BSG Einheit zeigte Seguin als Stürmer konstant gute Leistungen, und so veranlasste der Schwerpunktklub der Region, der SC Aufbau Magdeburg, im Sommer 1963 den Wechsel zur Magdeburger Oberligamannschaft. Dort wurde er 18-jährig am 9. Februar 1964 im Oberligapunktspiel SC Aufbau - SC Turbine Erfurt (2:2) als Rechtsaußenstürmer erstmals eingesetzt. Nach zwei Spielen in der Saison 1963/64 hatte sich Seguin schon ein Jahr später mit 17 Einsätzen einen Stammplatz in der Angriffsformation des SC Aufbau erobert. Beim ersten Pokalsieg der Magdeburger am 13. Juni 1964 war er allerdings noch nicht dabei. Die noch folgenden siegreichen Pokalendspiele 1965, 1969, 1973, 1978 und 1979 fanden jedoch mit Seguin statt. Der Magdeburger Pokalgewinn von 1964 verhalf Seguin auch zu seinem ersten Europapokalspiel, das er am 17. September 1964 im Rückspiel der 1. Runde des Pokals der Pokalsieger bei Galatasaray Istanbul (1:1) bestritt.
In seiner glanzvollen Karriere hatte Seguin in der Spielzeit 1965/66 einen Tiefpunkt. Am Ende der Saison musste der nach Ausgliederung der Sektion Fußball aus dem SC Aufbau neu gegründete 1. FC Magdeburg in die zweitklassige DDR-Liga absteigen. Mit 23 von 30 Punktspielen war Seguin maßgeblich am sofortigen Wiederaufstieg beteiligt und erreichte schon in der folgenden Saison 1967/68 mit Oberligaplatz 3 seine bisher beste Platzierung, zu der er mit 19 Punktspielen und vier Toren selbst entscheidend beigetragen hatte. 1968/69 absolvierte Seguin zum ersten Mal alle 26 Oberligapunktspiele und erzielte mit sechs Toren neben der Spielzeit 1972/73 seine meisten Oberligatreffer. 1972 wurde Seguin zum ersten Mal Fußballmeister. Er hatte wieder alle 26 Punktspiele absolviert und damit seine Serie ununterbrochener Einsätze bis zum 1. Dezember 1979 gestartet. In dieser Zeit wechselte der 1,78 m große Seguin vom Angriff in das Mittelfeld.
Bis einschließlich der Saison 1972/73 hatte Seguin auch 14 der 16 Europapokalspiele der Magdeburger bestritten. Nach dem Pokalgewinn von 1973 startete der 1. FC Magdeburg seine erfolgreichste Europapokalsaison, die er mit dem Gewinn des Pokals mit einem 2:0-Sieg über den AC Mailand krönte. Seguin war in allen neun Spielen dabei und machte im Finale am 8. Mai 1974 mit seinem Treffer zum 2:0 den Erfolg perfekt. Mit seinem letzten Europapokalspiel am 22. Oktober 1980 beim UEFA-Pokalspiel beim AC Turin (1:3) hat Seguin insgesamt 57 europäische Pokalspiele absolviert, ein weiterer FCM-Rekord, der bisher nicht überboten werden konnte.
Nachdem seine Serie von 219 Oberligapunktspielen 1979 unterbrochen wurde, in der er noch zwei weitere Male DDR-Meister wurde, bestritt Seguin 1980/81 seine letzte Oberligasaison für den FCM, in der er noch einmal in 14 Punktspielen zum Einsatz kam. Neben seinen 380 Oberligapunktspielen kam er noch in 23 DDR-Ligaspielen[1], 69 nationalen und 57 europäischen Pokalspielen zum Einsatz, sodass sich seine Pflichtspiele auf 529 Einsätze summieren. In diesen Spielen erzielte er insgesamt 64 Tore. Im Anschluss an seine Oberligazeit war Seguin von 1981 bis 1986 Spielertrainer bei der viertklassigen BSG Motor Mitte Magdeburg, der er 1982 zum Aufstieg in die Bezirksliga verhalf.
Internationaler Auswahlspieler[]
Sein erstes Länderspiel bestritt Seguin am 6. Oktober 1963 mit der Junioren-Nationalmannschaft zusammen mit seinem Mannschaftskameraden Manfred Zapf und mit seinen späteren Mitspielern in der A-Nationalmannschaft Jürgen Croy, Harald Irmscher, Horst Wruck und Rainer Schlutter. Insgesamt wurde Seguin viermal in der Junioren-Nationalmannschaft eingesetzt. Daran schlossen sich zwischen 1965 und 1969 sechs Spiele mit der Nachwuchs-Nationalmannschaft an. Zu seinem ersten A-Länderspiel kam Seguin am 27. Mai 1972 in der Begegnung DDR - Uruguay (1:0). Im September des gleichen Jahres bestritt Seguin vier Spiele mit der DDR-Olympia-Auswahl beim Endrundenturnier der Olympischen Spiele in München. Er stand auch im kleinen Finale, in dem die DDR zusammen mit der Sowjetunion nach einem 2:2 die Bronzemedaille gewann. Mit der A-Nationalmannschaft bestritt Seguin insgesamt 21 Spiele. Nach FIFA-Lesart sind es 19.[2] Er gehörte zum Kader der DDR-Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 und wurde im Vorrundenspiel gegen Chile eingesetzt. Sein letztes Länderspiel fand am 3. September 1975 in Moskau gegen die Sowjetunion statt (0:0). Von diesen Spielen gewann Seguin 13 Begegnungen, fünfmal spielte er unentschieden und nur dreimal ging er als Verlierer vom Platz. Da er als Mittelfeldspieler eingesetzt wurde, kam er zu keinem Torerfolg.
Außerhalb des Spielfeldes[]
Noch während seiner aktiven Zeit absolvierte Seguin ein Studium zum Maschinenbau-Ingenieur. Nach Beendigung seiner Laufbahn als aktiver Fußballspieler wurde Seguin Objektleiter im Magdeburger Heinrich-Germer-Stadion. Nach der deutschen Wiedervereinigung ließ sich Seguin in Stendal nieder. Um weiterhin beruflich abgesichert zu sein, absolvierte er in Niedersachsen eine Umschulung zum Gebäudereiniger und eröffnete danach in Magdeburg eine Gebäude- und Glasreinigungsfirma, die er zu einem florierenden Unternehmen mit einer dreistelligen Mitarbeiterzahl ausbaute. Er übergab sie später an seine Söhne und ließ sich in Stendal nieder. Mit seiner Firma sponserte Seguin lange Zeit den 1. FC Magdeburg, beendete sein Engagement aber, als er nicht den Zuschlag für die Reinigungsarbeiten für das neue Magdeburger Stadion erhielt. Trotzdem blieb er dem FCM weiterhin verbunden, noch 2009 war er Mitglied des Aufsichtsrates, derzeit ist er Mitglied des Sportbeirates.
Seine Söhne waren bzw. sind ebenfalls als Fußballer aktiv. Norman Seguin spielte bei MSV 90 Preußen Magdeburg,[3] Paul Seguin gehört seit der Saison 2014/2015 zum Bundesligakader des VfL Wolfsburg, wo er in der folgenden Saison erstmals in der 1. Bundesliga zum Einsatz kam.
Einzelnachweise[]
- ↑ Matthias Arnhold: Wolfgang Seguin - Matches and Goals in Oberliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation. 5. Februar 2015. Abgerufen am 6. Februar 2015.
- ↑ Matthias Arnhold: Wolfgang Seguin - International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation. 5. Februar 2015. Abgerufen am 6. Februar 2015.
- ↑ Spielerinfo auf kicker.de, abgerufen am 17. November 2014
Weblinks[]
- Wolfgang Seguin in der Datenbank von weltfussball.de
- Wolfgang Seguin in der Datenbank von Fußballdaten.de
Personendaten | |
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NAME | Seguin, Wolfgang |
ALTERNATIVNAMEN | Paule (Spitzname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fußballspieler |
GEBURTSDATUM | 14. September 1945 |
GEBURTSORT | Burg bei Magdeburg |
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