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'''Wilfried Dietrich''' (* [[14. Oktober]] [[1933]] in [[Schifferstadt]]; † [[2. Juni]] [[1992]] in [[Durbanville]], [[Südafrika]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Ringen|Ringer]] und Gewichtheber.
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'''Wilfried Dietrich''' (* 14. Oktober 1933 in [[Schifferstadt]]; † 2. Juni 1992 in [[Durbanville]], [[Südafrika]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Ringen|Ringer]] und Gewichtheber.
   
 
== Leben ==
 
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Wilfried Dietrich gewann in seiner Laufbahn zwischen 1951 und 1977 insgesamt 30 Deutsche Meisterschaften (Einzeltitel und Mannschaftstitel mit dem [[VfK Schifferstadt]] sowie mit dem [[ASV Mainz 1888]]).
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Wilfried Dietrich gewann in seiner Laufbahn zwischen 1951 und 1977 insgesamt 30 Deutsche Meisterschaften (Einzeltitel und Mannschaftstitel mit dem [[VfK Schifferstadt]] sowie mit dem [[ASV Mainz 1888]]).
   
 
Dietrich trat dabei immer in der höchsten Gewichtsklasse an. Diese begann zu Beginn seiner Karriere bei 87 kg Körpergewicht, 1962 aufgrund einer neuen Gewichtsklasseneinteilung durch den Internationalen Ringerverband (FILA) bei 97 kg Körpergewicht. 1969 wurden zwei neue Gewichtsklassen zu den bis dahin bestehenden acht eingeführt, das Papiergewicht bis 48 kg Körpergewicht und das Schwergewicht, bis 100 kg Körpergewicht. Die Gewichtsklasse über 100 kg Körpergewicht bezeichnete man nunmehr als Superschwergewicht.
Höhepunkt seiner Ringerlaufbahn war der Olympiasieg im freien Stil [[Olympische Sommerspiele 1960|1960 in Rom]]. Im darauf folgenden Jahr bestätigte Dietrich diesen Erfolg mit dem Gewinn des Weltmeistertitels in [[Yokohama]]. Weitere Olympiamedaillen gewann er [[Olympische Sommerspiele 1956|1956 in Melbourne]] (Silber im griechisch-römischen Stil), [[Olympische Sommerspiele 1960|1960 in Rom]] (Silber im griechisch-römischen Stil), [[Olympische Sommerspiele 1964|1964 in Tokio]] (Bronze im griechisch-römischen Stil) und [[Olympische Sommerspiele 1968|1968 in Mexiko-Stadt]] (Bronze im Freistil).
 
   
 
Höhepunkt seiner Ringerlaufbahn war der Olympiasieg im Freien Stil [[Olympische Sommerspiele 1960|1960 in Rom]]. Im darauf folgenden Jahr bestätigte Dietrich diesen Erfolg mit dem Gewinn des Weltmeistertitels in [[Yokohama]]. Weitere Olympiamedaillen gewann er [[Olympische Sommerspiele 1956|1956 in Melbourne]] (Silber im griechisch-römischen Stil), 1960 in Rom (Silber im griechisch-römischen Stil), [[Olympische Sommerspiele 1964|1964 in Tokio]] (Bronze im griechisch-römischen Stil) und [[Olympische Sommerspiele 1968|1968 in Mexiko-Stadt]] (Bronze im Freistil).
Bei seinen letzten [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Spielen 1972 in München]] landete Wilfried Dietrich einen sensationellen Schultersieg gegen den amerikanischen 182-kg-Koloss<ref>[http://www.sports-reference.com/olympics/athletes/ta/chris-taylor-1.html ''Chris Taylor.''] auf: ''Olympics Sport.''</ref> [[Chris Taylor (Ringer)|Chris Taylor]], blieb jedoch ohne eine Medaille. 1977 beendete der „''Kran von Schifferstadt''“ seine aktive Laufbahn.
 
   
 
Im Jahr 1968 war Wilfried Dietrich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele [[Liste der Fahnenträger der deutschen Mannschaften bei Olympischen Spielen|Fahnenträger]] der bundesdeutschen Mannschaft.
Wilfried Dietrich hat immer in der höchsten Gewichtsklasse gerungen. Diese begann zu Beginn seiner Karriere bei 87 kg Körpergewicht, 1962 aufgrund einer neuen Gewichtsklasseneinteilung durch den Internationalen Ringerverband (FILA) bei 97 kg Körpergewicht. 1969 wurden zwei neue Gewichtsklassen zu den bis dahin bestehenden acht eingeführt, das Papiergewicht bis 48&nbsp;kg Körpergewicht und das Schwergewicht, bis 100&nbsp;kg Körpergewicht. Die Gewichtsklasse über 100&nbsp;kg Körpergewicht bezeichnete man nunmehr als Superschwergewicht. So gesehen hat Wilfried Dietrich immer im Superschwergewicht gerungen.
 
   
 
Bei seinen letzten [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Spielen 1972 in München]] landete Wilfried Dietrich einen sensationellen Schultersieg gegen den amerikanischen 182-kg-Koloss<ref>[http://www.sports-reference.com/olympics/athletes/ta/chris-taylor-1.html ''Chris Taylor.''] auf: ''Olympics Sport.''</ref> [[Chris Taylor (Ringer)|Chris Taylor]], blieb jedoch ohne eine Medaille. 1977 beendete der „''Kran von Schifferstadt''“ seine aktive Laufbahn.
Im Jahr 1968 war Wilfried Dietrich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele [[Liste der Fahnenträger der deutschen Mannschaften bei Olympischen Spielen|Fahnenträger]] der bundesdeutschen Mannschaft. Er wird von vielen Experten als ein Jahrhunderttalent des Ringens bezeichnet. Denn es gelang nur wenigen Kämpfern, in beiden Stilarten olympisches Edelmetall zu „erringen“. Außerdem war Dietrich auch Medaillengewinner bei deutschen Meisterschaften im [[Gewichtheben]].
 
 
Wilfried Dietrich wurde 1969 zum Schifferstadter [[Ehrenbürger]] ernannt. Er erlag 1992 im Alter von nur 58 Jahren einem [[Myokardinfarkt|Herzinfarkt]] in Durbanville. In diesem Vorort von [[Kapstadt]] (Südafrika) lebte er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau. Wilfried Dietrich ist auf dem Waldfriedhof in Schifferstadt beigesetzt.<ref>knerger.de: [http://knerger.de/html/dietrichsportler_7.html Das Grab von Wilfried Dietrich]</ref>
 
   
 
Dietrich erlag 1992 im Alter von nur 58 Jahren einem [[Myokardinfarkt|Herzinfarkt]] in Durbanville. In diesem Vorort von [[Kapstadt]] (Südafrika) lebte er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau. Wilfried Dietrich ist auf dem Waldfriedhof in Schifferstadt beigesetzt.<ref>knerger.de: [http://knerger.de/html/dietrichsportler_7.html Das Grab von Wilfried Dietrich]</ref>
 
[[Datei:Gerhard Sattel 12.jpg|miniatur|Trauerfeier für Wilfried Dietrich, 1992]]
 
[[Datei:Gerhard Sattel 12.jpg|miniatur|Trauerfeier für Wilfried Dietrich, 1992]]
Am 6. Mai 2008 wurde Wilfried Dietrich in die [[Hall of Fame des deutschen Sports]] aufgenommen.
 
   
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== Würdigungen ==
Im Juni 2008 ersteigerte Günther Dietrich, der Bruder von Wilfried Dietrich, dessen sportlichen Nachlass für über 25.000 € und führte ihn aus Südafrika nach Deutschland zurück. Dieser Nachlass wurde Grundstein für ein Ringermuseum, das 2010 in Schifferstadt gegründet wurde.<ref>[http://www.schifferstadt.de/index.cfm?fuseaction=sehenswertes&id=692 ''Erstes Deutsches Ringermuseum'']. Zugriff am 6. September 2010</ref>
 
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Dietrich wird von vielen Experten als ein Jahrhunderttalent des Ringens bezeichnet. Denn es gelang nur wenigen Kämpfern, in beiden Stilarten olympisches Edelmetall zu „erringen“. 1969 wurde er zum Schifferstadter [[Ehrenbürger]] ernannt. Am 6. Mai 2008 wurde Wilfried Dietrich in die [[Hall of Fame des deutschen Sports]] aufgenommen. Im Juni 2008 ersteigerte Günther Dietrich, der Bruder von Wilfried Dietrich, dessen sportlichen Nachlass für über 25.000 € und führte ihn aus Südafrika nach Deutschland zurück. Dieser Nachlass wurde Grundstein für ein Ringermuseum, das 2010 in Schifferstadt gegründet wurde.<ref>[http://www.schifferstadt.de/gaeste/museen-historisches/ringermuseum-id_445/ ''Erstes Deutsches Ringermuseum'']. Zugriff am 5. August 2016</ref> Für seine Verdienste um den Ringersport wurde er im September 2014 in die [[FILA International Wrestling Hall of Fame]] aufgenommen.<ref>[http://nwhof.org/blog/fila-announces-class-of-2014-hall-of-famers-sixteen-individuals-to-be-inducted-in-tashkent-uzbekistan-on-september-6/ FILA Announces Class of 2014 Hall of Famers: Sixteen Individuals to be Inducted in Tashkent, Uzbekistan, on September 6], abgerufen am 16. April 2017 (englisch)</ref>
   
 
== Internationale Erfolge ==
 
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* [[Hall of Fame des deutschen Sports]] 2008
 
* [[Hall of Fame des deutschen Sports]] 2008
 
* Hall of Fame [[FILA]] 2014
 
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Version vom 28. November 2017, 11:50 Uhr

Gerhard Sattel 10

Wilfried Dietrich mit der deutschen Ringer-Nationalmannschaft 1981 (Erster von links)

Wilfried Dietrich (* 14. Oktober 1933 in Schifferstadt; † 2. Juni 1992 in Durbanville, Südafrika) war ein deutscher Ringer und Gewichtheber.

Leben

Wilfried Dietrich gewann in seiner Laufbahn zwischen 1951 und 1977 insgesamt 30 Deutsche Meisterschaften (Einzeltitel und Mannschaftstitel mit dem VfK Schifferstadt sowie mit dem ASV Mainz 1888).

Dietrich trat dabei immer in der höchsten Gewichtsklasse an. Diese begann zu Beginn seiner Karriere bei 87 kg Körpergewicht, 1962 aufgrund einer neuen Gewichtsklasseneinteilung durch den Internationalen Ringerverband (FILA) bei 97 kg Körpergewicht. 1969 wurden zwei neue Gewichtsklassen zu den bis dahin bestehenden acht eingeführt, das Papiergewicht bis 48 kg Körpergewicht und das Schwergewicht, bis 100 kg Körpergewicht. Die Gewichtsklasse über 100 kg Körpergewicht bezeichnete man nunmehr als Superschwergewicht.

Höhepunkt seiner Ringerlaufbahn war der Olympiasieg im Freien Stil 1960 in Rom. Im darauf folgenden Jahr bestätigte Dietrich diesen Erfolg mit dem Gewinn des Weltmeistertitels in Yokohama. Weitere Olympiamedaillen gewann er 1956 in Melbourne (Silber im griechisch-römischen Stil), 1960 in Rom (Silber im griechisch-römischen Stil), 1964 in Tokio (Bronze im griechisch-römischen Stil) und 1968 in Mexiko-Stadt (Bronze im Freistil).

Im Jahr 1968 war Wilfried Dietrich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele Fahnenträger der bundesdeutschen Mannschaft.

Bei seinen letzten Olympischen Spielen 1972 in München landete Wilfried Dietrich einen sensationellen Schultersieg gegen den amerikanischen 182-kg-Koloss[1] Chris Taylor, blieb jedoch ohne eine Medaille. 1977 beendete der „Kran von Schifferstadt“ seine aktive Laufbahn.

Dietrich erlag 1992 im Alter von nur 58 Jahren einem Herzinfarkt in Durbanville. In diesem Vorort von Kapstadt (Südafrika) lebte er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau. Wilfried Dietrich ist auf dem Waldfriedhof in Schifferstadt beigesetzt.[2]

Gerhard Sattel 12

Trauerfeier für Wilfried Dietrich, 1992

Würdigungen

Dietrich wird von vielen Experten als ein Jahrhunderttalent des Ringens bezeichnet. Denn es gelang nur wenigen Kämpfern, in beiden Stilarten olympisches Edelmetall zu „erringen“. 1969 wurde er zum Schifferstadter Ehrenbürger ernannt. Am 6. Mai 2008 wurde Wilfried Dietrich in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Im Juni 2008 ersteigerte Günther Dietrich, der Bruder von Wilfried Dietrich, dessen sportlichen Nachlass für über 25.000 € und führte ihn aus Südafrika nach Deutschland zurück. Dieser Nachlass wurde Grundstein für ein Ringermuseum, das 2010 in Schifferstadt gegründet wurde.[3] Für seine Verdienste um den Ringersport wurde er im September 2014 in die FILA International Wrestling Hall of Fame aufgenommen.[4]

Internationale Erfolge

(Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, GR = griechisch-römischer Stil, F = Freistil, S = Schwergewicht, SS = Superschwergewicht, Klasse = Gewichtsklasse)

Jahr Platz Wettbewerb Stil Klasse Bemerkungen
1955 6. WM in Karlsruhe GR S mit Siegen über Alexandru Șuli, Rumänien u. Ladislav Baksaj, Jugoslawien u. einer Niederlage gegen Hamit Kaplan, Türkei
1956 Silber OS in Melbourne GR S mit Siegen über Bertil Antonsson, Schweden, Hussein Mehmedow, Bulgarien, Hamit Kaplan u. Adelmo Bulgarelli, Italien u. einer Niederlage gegen Anatoli Parfenow, UdSSR
1957 2. WM in Istanbul F S mit Siegen über Shunichi Kawano, Japan, Gholamreza Takhti, Iran u. Lucjan Sosnowski, Polen u. Unentschieden gegen Hussein Mehmedow u. Hamit Kaplan
1958 1. Turnier in Udine GR S vor Giuseppe Marcucci, Italien u. Ladislav Baksaj
1959 1. Turnier in Savona GR S vor Adelmo Bulgarelli u. Suleyman Bastimur, Türkei
1959 1. Turnier in Split GR S vor István Kozma, Ungarn, Suleyman Bastimur, Bertil Antonsson, Hussein Mehmedow u. Ladislav Baksaj
1960 Silber OS in Rom GR S mit Siegen über Ragnar Svensson, Schweden u. Radoslav Kassabow, Bulgarien u. Unentschieden gegen Bohumil Kubát, Tschechoslowakei u. Iwan Bogdan, UdSSR
1960 Gold OS in Rom F S mit Siegen über Ray Mitchell, Australien, Max Widmer, Schweiz, Bertil Antonsson, Yaqub-Ali Shourvazi, Iran, Pietro Marascalchi, Italien u. Sawkus Dscharasow, UdSSR u. einem Unentschieden gegen Hamit Kaplan
1961 1. WM in Yokohama F S mit Siegen über Isamu Ohtsuka, Japan, Hossein Noori, Iran u. Alexander Medwed, UdSSR u. Unentschieden gegen János Reznák, Ungarn u. Hamit Kaplan
1962 1. Turnier in Klippan/Schweden GR S vor Ragnar Svensson u. Stoykow, Jugoslawien
1962 1. Turnier in Belgrad GR S vor István Kozma u. Anatoli Parfenow
1962 3. WM in Toledo/USA GR S mit Siegen über Akeo Nojima, Japan, Hallow Wilson, USA, Radoslaw Kassabow u. Hamit Kaplan, einem Unentschieden gegen Anatoli Roschtschin, UdSSR u. einer Niederlage gegen István Kozma
1962 3. WM in Toledo/USA F S mit Siegen über Aziz Keyani, Iran u. Ragnar Svensson u. Unentschieden gegen Ljutwi Dschiber Achmedow, Bulgarien u. Hamit Kaplan
1963 4. WM in Sofia F S mit Siegen über Hamit Arslan, Türkei u. Alwyn Visser, Südafrika, einem Unentschieden gegen János Reznák u. einer Niederlage gegen Ljutwi Dschiber Achmedow
1963 6. WM in Helsingborg GR S mit einem Sieg über Werner Tschimmel, DDR, Unentschieden gegen István Kozma u. Ljutwi Dschiber Achmedow u. einer Niederlage gegen Anatoli Roschtschin
1964 2. Turnier in Klippan GR S hinter Ragnar Svensson u. vor Lennart Eriksson, Schweden
1964 Bronze OS in Tokio GR S mit Siegen über Tsuneharu Sugiyama, Japan u. Radoslaw Kassabow u. Niederlagen gegen Anatoli Roschtschin u. István Kozma
1964 7. OS in Tokio F S mit einem Sieg über Arne Robertsson, Schweden, einem Unentschieden gegen Hamit Kaplan u. einer Niederlage gegen Larry Kristoff, USA
1967 5. EM in Minsk GR S mit einem Sieg über Radoslaw Kassabow u. Unentschieden gegen Nikolai Schmakow, UdSSR u. István Kozma
1967 1. EM in Istanbul F S mit Siegen über László Nyers, Ungarn, Arne Robertsson, Bohumil Kubát, Osman Duraliew, Bulgarien u. Wladimir Saunin, UdSSR, trotz einer Niederlage gegen Giyasettin Yilmaz, Türkei
1968 Bronze OS in Mexiko-Stadt F S mit Siegen über Harry Geris, Kanada, Wieslaw Bochenski, Polen, Olziisaihany Erdeneochir, Mongolei u. Ștefan Stîngu, Rumänien u. Niederlagen gegen Osman Duraliew u. Alexander Medwed
1969 5. EM in Sofia F S mit einem Unentschieden gegen Omar Topuz, Türkei u. einer Niederlage gegen Osman Duraliew
1969 2. WM in Mar del Plata GR SS mit Siegen über Merv Holden, Kanada u. Petar Donew, Bulgarien u. einem Unentschieden gegen Anatoli Roschtschin
1970 1. Turnier in Teheran F SS vor Filabi, Iran u. Osman Duraliew
1972 1. Turnier in Bukarest F SS vor Ștefan Stîngu u. Ladislau Șimon, bde. Rumänien
1972 1. Turnier in Växjö F SS vor Arne Robertsson u. Andre Burek, Tschechoslowakei
1972 5. OS in München F SS mit Siegen über Oldrich Vlasak, Tschechoslowakei u. Istvan Marothy, Ungarn u. Niederlagen gegen Chris Taylor, USA u. Alexander Medwed
1972 4. OS in München GR SS mit Siegen über Chris Taylor u. Raimo Karlsson, Finnland und Niederlagen gegen Victor Dolipschi, Rumänien u. Anatoli Roschtschin
Ringerhalle Schifferstadt 1

Wilfried Dietrich-Halle in Schifferstadt, 2006

Ehrungen

  • Ehrenbürger der Stadt Schifferstadt 1969
  • Hall of Fame des deutschen Sports 2008
  • Hall of Fame FILA 2014
  • Legende des Ringersports 2015

Deutsche Meisterschaften

Jahr Platz Stil Klasse
1955 1. GR S vor Otto Hartwig, Untertürkheim u. Heinz Volb, Eckenheim
1955 1. F S vor Franz Wiesholler, Witten-Annen u. Werner Schreiner, Ketsch
1956 1. GR S vor Hans Huber, Regensburg u. Hans Gietl, Botnang
1957 1. GR S vor Otto Hartwig u. Werner Schreiner
1957 1. F S vor Otto Hartwig u. Heinz Volb
1958 1. GR S vor Günter Krehl, Feuerbach u. Heinz Volb
1958 1. F S vor Werner Reinlein, Lichtenfels u. Ludwig Gehron, Pirmasens
1959 1. GR S vor Heinrich Dietz, Langendiebach u. Emil Öhmen, Duisdorf
1959 1. F S vor Werner Reinlein u. Hans Huber
1960 1. GR S vor Karl-Heinz Gerdsmeier, Aschaffenburg u. Werner Schreiner
1960 1. F S vor Hans Huber u. Karl-Heinz Gerdsmeier
1961 1. GR S vor Karl-Heinz Gerdsmeier u. Josef Hucker, Unterelchingen
1961 1. F S vor Josef Hucker u. Otto Hartwig
1962 1. GR S vor Karl-Heinz Gerdsmeier u. Willi Kiefer, Mainz
1962 1. F S vor Heinrich Dietz u. Theo Löhrer, Efferen
1963 1. GR S vor Emil Neunkirchen, Rheydt u. Alfred Weger, Schonungen
1963 1. F S vor Heinz Volb u. Roland Bock, Feuerbach
1964 1. GR S vor Heinz Eichelbaum, Dortmund u. Karl-Heinz Gerdsmeier
1964 1. F S vor Hans Focken, Krefeld u. Willi Kiefer
1965 1. GR S vor Heinz Eichelbaum u. Josef Gammel, München-Neuaubing
1965 1. GR F vor Roland Bock u. Heinz Eichelbaum
1966 1. GR S vor Roland Bock u. Heinz Eichelbaum
1966 1. F S vor Roland Bock u. Helmut Löw, Nürnberg
1967 1. GR S vor Horst Schwarz, Untertürkheim u. Heinz Eichelbaum
1967 1. F S vor Gerd Volz, Mainz u. Heinz Eichelbaum
1970 1. F SS vor Heinz Eichelbaum u. Emil Neunkirchen
1971 1. F SS vor Gerd Volz u. Gerhard Trutnau, Hanau
1972 1. F SS vor Gerd Volz u. Heiner Raber
1973 1. F SS vor Heinz Eichelbaum u. Gerd Volz
1974 1. GR SS vor Lorenz Hecher, Hallbergmoos u. Gerd Volz

Gesamtdeutsche Olympiaqualifikationen

Jahr Platz Stil Klasse
1960 1. F S vor Hans Huber, Horst Czech u. Hans Päschke, bde. Leipzig
1960 1. GR S vor Werner Tschimmel, Luckenwalde, Hans Huber u. Müller, Rostock
1964 1. GR S vor Dieter Jerschneck, Luckenwalde
1964 1. F S vor Peter Germer, Jena

Literatur

  • Wilfried Dietrich – Ringerlegende aus Schifferstadt. In: Gerhard Sellinger: Beiträge zur Schifferstadter Geschichte. Geier-Druck-Verlag, Schifferstadt 2004, S. 59–79.
  • Rolf Sperber: Der „Kran von Schifferstadt“ überragte alle Schwerathleten. In: Heimat-Jahrbuch Rhein-Pfalz-Kreis. Bd. 26 (2009), S. 12–24.
  • Wilfried Dietrich – Ringerlegende aus Schifferstadt. Morgen Sonntag, 3. Juni, jährt sich zum 20. Mal der Todestag. In: Schifferstadter Tagblatt Jg. 108, Nr. 127 vom 2. Juni 2012, Magazin. ZDB-ID 1019722-9.
  • Vor genau 40 Jahren: Der „Jahrhundertwurf“. In: Schifferstadter Tagblatt Jg. 108, Nr. 209 v. 7. September 2012. ZDB-ID 1019722-9.

Einzelnachweise

Weblinks


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