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'''Walther Bensemann''' (* 13. Januar 1873 in [[Berlin]]; † 12. November 1934 in [[Montreux]], [[Schweiz]]) war einer der wichtigsten Pioniere des [[Fußball in Deutschland|Fußballs in Deutschland]].
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'''Walther Bensemann''' (* [[13. Januar]] [[1873]] in [[Berlin]]; † [[12. November]] [[1934]] in [[Montreux]], [[Schweiz]]) war einer der wichtigsten Pioniere des [[Fußball in Deutschland|Fußballs in Deutschland]].
   
 
Er war ab 1889 Mitbegründer von mehreren [[Fußballverein]]en im Süden des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]], organisierte im Dezember 1898 die ersten internationalen Begegnungen deutscher Auswahlmannschaften, die sogenannten „[[Ur-Länderspiel]]e“, war im Jahr 1900 als Vertreter mehrerer Klubs an der [[Gründungsvereine des DFB|Gründung]] des [[Deutscher Fußball-Bund|Deutschen Fußball-Bunds (DFB)]] beteiligt und hob 1920 das Fußballmagazin ''[[Kicker-Sportmagazin|Kicker]]'' aus der Taufe. Bensemann, von jüdischer Abstammung, emigrierte Ende März 1933 in die Schweiz und starb dort im Jahr darauf.
 
Er war ab 1889 Mitbegründer von mehreren [[Fußballverein]]en im Süden des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]], organisierte im Dezember 1898 die ersten internationalen Begegnungen deutscher Auswahlmannschaften, die sogenannten „[[Ur-Länderspiel]]e“, war im Jahr 1900 als Vertreter mehrerer Klubs an der [[Gründungsvereine des DFB|Gründung]] des [[Deutscher Fußball-Bund|Deutschen Fußball-Bunds (DFB)]] beteiligt und hob 1920 das Fußballmagazin ''[[Kicker-Sportmagazin|Kicker]]'' aus der Taufe. Bensemann, von jüdischer Abstammung, emigrierte Ende März 1933 in die Schweiz und starb dort im Jahr darauf.
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Im seinerzeit zum [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] gehörenden [[Straßburg]] hatte er – nach eigener Darstellung – ebenfalls 1893 den ''Straßburger Fußball-Klub'' (der 1899 als [[AS Straßburg|Straßburger FV]] Süddeutscher Meister wurde) gegründet<ref>So zumindest Bensemanns Darstellung. Tatsächlich war der Straßburger FV bereits am 19. Mai 1890 als Gründung von Schülern und Studenten entstanden. Fest steht aber, dass der Verein erst mit dem Beitritt und Engagement Bensemanns einen entscheidenden Aufschwung erfuhr.</ref> und hier den 16-jährigen [[Ivo Schricker]] kennengelernt, den er auch für Spiele der ''Karlsruher Kickers'' gewinnen konnte. Aus dieser Bekanntschaft entwickelte sich bald eine intensive Freundschaft, die für Bensemann später eine wichtige Rolle spielen sollte.
 
Im seinerzeit zum [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] gehörenden [[Straßburg]] hatte er – nach eigener Darstellung – ebenfalls 1893 den ''Straßburger Fußball-Klub'' (der 1899 als [[AS Straßburg|Straßburger FV]] Süddeutscher Meister wurde) gegründet<ref>So zumindest Bensemanns Darstellung. Tatsächlich war der Straßburger FV bereits am 19. Mai 1890 als Gründung von Schülern und Studenten entstanden. Fest steht aber, dass der Verein erst mit dem Beitritt und Engagement Bensemanns einen entscheidenden Aufschwung erfuhr.</ref> und hier den 16-jährigen [[Ivo Schricker]] kennengelernt, den er auch für Spiele der ''Karlsruher Kickers'' gewinnen konnte. Aus dieser Bekanntschaft entwickelte sich bald eine intensive Freundschaft, die für Bensemann später eine wichtige Rolle spielen sollte.
   
Bensemann war in dieser Zeit an weiteren Gründungen von Fußballvereinen beteiligt, unter anderem in Baden-Baden, Frankfurt, Freiburg, Gießen, Heidelberg, Mannheim, Marburg, München und Saarburg. Die aus heutiger Sicht prominentesten Gründungen, an denen er maßgeblich beteiligt war, waren die der [[Frankfurter Kickers]] (1899 oder 1900), einer der Vorläufervereine von [[Eintracht Frankfurt]], sowie der Fußballabteilung des [[MTV München 1879|MTV München]] (1897 oder 1898), aus der der [[FC Bayern München]] hervorging. Die beiden letztgenannten Fälle erwähnte Bensemann selbst nie ausdrücklich, er war offenbar bestrebt, die Vereinsgründungen zwar anzuschieben, die Organisation derselben aber den Aktiven vor Ort zu überlassen. Sein Wirken in Frankfurt etwa schildert der Journalist Ulrich Matheja folgendermaßen:
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Bensemann war in dieser Zeit an weiteren Gründungen von Fußballvereinen beteiligt, unter anderem in Baden-Baden, Frankfurt, Freiburg, Gießen, Heidelberg, Mannheim, Marburg, München und Saarburg. Die aus heutiger Sicht prominentesten Gründungen, an denen er maßgeblich beteiligt war, waren die der [[Frankfurter Kickers]] (1899 oder 1900), eines der Vorläufervereine von [[Eintracht Frankfurt]], sowie der Fußballabteilung des [[MTV München 1879|MTV München]] (1897 oder 1898), aus der der [[FC Bayern München]] hervorging. Die beiden letztgenannten Fälle erwähnte Bensemann selbst nie ausdrücklich, er war offenbar bestrebt, die Vereinsgründungen zwar anzuschieben, die Organisation derselben aber den Aktiven vor Ort zu überlassen. Sein Wirken in Frankfurt etwa schildert der Journalist Ulrich Matheja folgendermaßen:
   
 
{{Zitat|Text=Weitere Impulse erhielt der Frankfurter Fußball durch Walther Bensemann, der auf seinen zahlreichen Reisen den Fußball schon in anderen süddeutschen Städten eingebürgert hatte. Bensemann&nbsp;[…] hatte schon 1896 mit Schülern der Klinger- und Adlerflychtschule auf der ‚Hundswiese‘ gekickt. Bei seinem zweiten Aufenthalt in Frankfurt 1899 sah man ihn immer häufiger auf der ‚Hundswiese‘. Wie bereits in Karlsruhe und Straßburg scheute der nicht unvermögende Bensemann auch in Frankfurt weder Kosten noch Mühe, um seine Schützlinge mit allen notwendigen Fußballutensilien auszustatten. Das schicke Equipment erwies sich als wirksames Mittel der Mitgliederwerbung: Bald sah man immer mehr junge Leute in den weißen Blusen mit rotem Adler und schwarzen Hosen der ‚Frankfurter Kickers‘.|ref=<ref>Ulrich Matheja: ''Schlappekicker und Himmelsstürmer. Die Geschichte von Eintracht Frankfurt''. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006, ISBN 978-3-89533-538-9, S. 13.</ref> }}
 
{{Zitat|Text=Weitere Impulse erhielt der Frankfurter Fußball durch Walther Bensemann, der auf seinen zahlreichen Reisen den Fußball schon in anderen süddeutschen Städten eingebürgert hatte. Bensemann&nbsp;[…] hatte schon 1896 mit Schülern der Klinger- und Adlerflychtschule auf der ‚Hundswiese‘ gekickt. Bei seinem zweiten Aufenthalt in Frankfurt 1899 sah man ihn immer häufiger auf der ‚Hundswiese‘. Wie bereits in Karlsruhe und Straßburg scheute der nicht unvermögende Bensemann auch in Frankfurt weder Kosten noch Mühe, um seine Schützlinge mit allen notwendigen Fußballutensilien auszustatten. Das schicke Equipment erwies sich als wirksames Mittel der Mitgliederwerbung: Bald sah man immer mehr junge Leute in den weißen Blusen mit rotem Adler und schwarzen Hosen der ‚Frankfurter Kickers‘.|ref=<ref>Ulrich Matheja: ''Schlappekicker und Himmelsstürmer. Die Geschichte von Eintracht Frankfurt''. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006, ISBN 978-3-89533-538-9, S. 13.</ref> }}
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Am 28. März 1933 erschien seine letzte Glosse im ''Kicker''. Er kündigte darin an, sich auf „Befehl der Ärzte“ einer längeren Kur zu unterziehen. Gleichzeitig findet sich hierin ein beiläufig geäußerter Hinweis, die Sportpresse habe nun eine „mehr referierende als kritische Aufgabe“.<ref>''Der Kicker'', Nr. 13/1933.</ref> Bensemann, der sich kritisch zur Pressepolitik der neuen Machthaber geäußert hatte und dem die Nationalsozialisten bereits signalisiert hatten, dass er unerwünscht sei, reiste um den 30. März in die Schweiz aus.
 
Am 28. März 1933 erschien seine letzte Glosse im ''Kicker''. Er kündigte darin an, sich auf „Befehl der Ärzte“ einer längeren Kur zu unterziehen. Gleichzeitig findet sich hierin ein beiläufig geäußerter Hinweis, die Sportpresse habe nun eine „mehr referierende als kritische Aufgabe“.<ref>''Der Kicker'', Nr. 13/1933.</ref> Bensemann, der sich kritisch zur Pressepolitik der neuen Machthaber geäußert hatte und dem die Nationalsozialisten bereits signalisiert hatten, dass er unerwünscht sei, reiste um den 30. März in die Schweiz aus.
   
Nur wenige Tage später, am 9. April, veröffentlichten die großen süddeutschen Sportvereine in vorauseilendem Gehorsam eine Erklärung, in der sie versicherten, dass sie die Maßnahmen der nationalsozialistischen Regierung „mit allen Kräften mittragen“ würden, „insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“.<ref>Die Resolution war von 14 der 16 Endrundenteilnehmer an der süddeutschen Meisterschaft [[Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1932/33#Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft|1932/33]] unterzeichnet worden. Lediglich der FSV Mainz 05 und Wormatia Worms schlossen sich dieser Erklärung nicht an. Quelle: Nils Havemann: ''Fußball unterm Hakenkreuz''. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2005, ISBN 3-89331-644-2, S. 158.</ref> Zu den Unterzeichnern zählte neben dem Karlsruher FV, den Bensemann gegründet hatte, der 1. FC Nürnberg, zu dem er in den Jahren zuvor besonders intensive Kontakte gepflegt hatte, sowie Eintracht Frankfurt und der FC Bayern, deren Vorgängervereine von Bensemann mitbegründet worden waren. Wenig später erging eine ähnliche Erklärung des Deutschen Fußball-Bunds. Bensemanns Nachfolger als ''Kicker''-Chef, [[Hanns Jakob Müllenbach]] (1903–1944), der ihn seit 1920 beim Aufbau des Blattes zunächst als Schüler und dann als Weggefährte begleitet hatte, ließ schon wenig später in einem Artikel über „[[Asphaltliterat]]en“ herziehen, die „das deutsche Wesen so verunglimpft [und] teilweise allerdings nun die Flucht ergriffen hätten.“<ref>''Der Kicker'', Nr. 15/1933.</ref> Der ''Kicker'' teilte schließlich am 30. Mai ohne weiteren Kommentar mit, dass Walther Bensemann aus der Redaktion ausgeschieden sei.
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Nur wenige Tage später, am 9. April, veröffentlichten die großen süddeutschen Sportvereine in vorauseilendem Gehorsam eine Erklärung, in der sie versicherten, dass sie die Maßnahmen der nationalsozialistischen Regierung „mit allen Kräften mittragen“ würden, „insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“.<ref>Die Resolution war von 14 der 16 Endrundenteilnehmer an der süddeutschen Meisterschaft [[Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1932/33#Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft|1932/33]] unterzeichnet worden. Lediglich der FSV Mainz 05 und Wormatia Worms schlossen sich dieser Erklärung nicht an. Quelle: Nils Havemann: ''Fußball unterm Hakenkreuz''. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 2005, ISBN 3-89331-644-2, S. 158.</ref> Zu den Unterzeichnern zählte neben dem Karlsruher FV, den Bensemann gegründet hatte, der 1. FC Nürnberg, zu dem er in den Jahren zuvor besonders intensive Kontakte gepflegt hatte, sowie Eintracht Frankfurt und der FC Bayern, deren Vorgängervereine von Bensemann mitbegründet worden waren. Wenig später erging eine ähnliche Erklärung des Deutschen Fußball-Bunds. Bensemanns Nachfolger als ''Kicker''-Chef, [[Hanns Jakob Müllenbach]] (1903–1944), der ihn seit 1920 beim Aufbau des Blattes zunächst als Schüler und dann als Weggefährte begleitet hatte, ließ schon wenig später in einem Artikel über „Asphaltliteraten“ herziehen, die „das deutsche Wesen so verunglimpft [und] teilweise allerdings nun die Flucht ergriffen hätten.“<ref>''Der Kicker'', Nr. 15/1933.</ref> Der ''Kicker'' teilte schließlich am 30. Mai ohne weiteren Kommentar mit, dass Walther Bensemann aus der Redaktion ausgeschieden sei.
   
 
In der Schweiz lebte Bensemann vermutlich zunächst bei Ivo Schricker in Zürich, der dort das Amt des Generalsekretärs der [[FIFA]] ausübte, dann bei [[Albert Mayer (Sportfunktionär)|Albert Mayer]] in Montreux. Mit der Familie Meyer war Bensemann freundschaftlich verbunden, seit er als Schüler Alberts Vater Roman kennengelernt hatte. Albert Meyer war Juwelier, zeitweilig Bürgermeister von Montreux und Sportler, Sportjournalist sowie als Präsident des von Bensemann gegründeten ''F.C. Montreux'' und später als Mitglied des IOC Sportfunktionär. Er hatte Bensemann bereits in der Gründungsphase des ''Kicker'' unterstützt, indem er 1922 während einer finanziellen Krise als Gesellschafter eingetreten war.
 
In der Schweiz lebte Bensemann vermutlich zunächst bei Ivo Schricker in Zürich, der dort das Amt des Generalsekretärs der [[FIFA]] ausübte, dann bei [[Albert Mayer (Sportfunktionär)|Albert Mayer]] in Montreux. Mit der Familie Meyer war Bensemann freundschaftlich verbunden, seit er als Schüler Alberts Vater Roman kennengelernt hatte. Albert Meyer war Juwelier, zeitweilig Bürgermeister von Montreux und Sportler, Sportjournalist sowie als Präsident des von Bensemann gegründeten ''F.C. Montreux'' und später als Mitglied des IOC Sportfunktionär. Er hatte Bensemann bereits in der Gründungsphase des ''Kicker'' unterstützt, indem er 1922 während einer finanziellen Krise als Gesellschafter eingetreten war.
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[[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]
 
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[[Kategorie:Fußballfunktionär (Deutschland)]]
 
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[[Kategorie:Fußballspieler (Karlsruher FV)]]
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[[Kategorie:Fußballspieler (Deutschland)]]
 
[[Kategorie:Person (MTV München 1879)]]
 
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[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
 
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|STERBEORT=[[Montreux]], [[Schweiz]]
 
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