VereinsWiki
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Der Viererbund ist ein loser Zusammenschluss der traditionellen Narrenzünfte aus Rottweil, Oberndorf, Elzach und Überlingen. Im Laufe der 1950er Jahre sind alle vier Zünfte aus der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte ausgetreten und haben sich 1963 zum Viererbund zusammengetan.

Auch Villingen ist mit seiner Narrozunft seit 1955 kein Mitglied mehr in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte und feiert seither seine Mischung aus Karneval und Fastnacht ausschließlich in der eigenen Stadt.

Die vier Zünfte treffen sich alle drei bis vier Jahre zu einem großen Narrentag. Ansonsten findet kein Narrentourismus zu anderen Zünften statt, wie es teilweise in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht üblich geworden ist. Durch diese selbst auferlegte Abstinenz produziert man paradoxerweise ebenfalls einen Massentourismus (mit allen negativen Begleiterscheinungen), der die Städte während dieser Narrentage überflutet.

Der nächste Narrentag findet 2006 in Überlingen statt.

Rottweiler Fastnacht

Die neben Villingen wohl bekannteste Hochburg der Fastnacht im schwäbisch-alemannischen Raum ist Rottweil mit seinem traditionellen Narrensprung.

Ablauf der Fastnacht

Am Fastnachtsmontag um 8:00 Uhr beginnt der Narrensprung. Mit dem Glockenschlag strömen die Narren durchs Schwarze Tor. Ein zweiter Sprung wird am Dienstagmorgen um die selbe Zeit veranstaltet und nachmittags um 14:00 findet ein dritter und letzter Sprung statt. Nach den Sprüngen findet auf den Straßen von Rottweil ein Narrentreiben statt. Die Narren laufen durch die Straßen, zeigen sich, sagen den Passanten auf (Aufsagen = eine Form des Rügerechts der Narren; dabei benutzen die Narren gerne ein Narrenbuch, in dem zeichnerisch und bildhaft die größeren und kleineren Vorkommnisse aus dem lokalen Geschehen der Stadt seit der vergangenen Fastnacht festgehalten sind.) und verteilen Süßigkeiten an Kinder, die zuvor die alten Narrenreime singen. Die "Aufsageopfer", für die es gleichwohl eine Ehre ist von einem Narren angesprochen zu werden, dürfen nach dem Aufsagen "schnupfen". Die Narren führen dazu eine Pralinenschachtel oder einen Korb mit, aus welchem die Angesprochenen sich eine kleine Süßigkeit als Vertröstung nehmen dürfen. Neben den historischen Narrensprüngen am Fastnachtmontag und -dienstag beginnt die Rottweiler Fasnet bereits wie in den meisten Orten im alemannischen Raum am Dreikönigstag mit dem "Abstauben der Narrenkleider". Dazu ziehen die Ausschussmitglieder der Narrenzunft durch die Kernstadt und machen Halt in den alten "Narrenhäuser" (Häuser, in denen Personen mit Narrenkleidern wohnen), um die dort bereitgelegten Larven und Kleider symbolisch vom Staub des vergangenen Jahres zu befreien. Während an diesem Tag zum letztenmal die Lichter am Christbum brennen, ertönt zum ersten Mal wieder der Rottweiler Narrenmarsch auf den Straßen und in den Häusern. Nach diesem Auftakt wird es noch einmal ruhig, bis am Schmotzige Dunnschdig (Donnerstag vor Fastnacht) am Abend die Schmotzige-Gruppen durch die Gasthäuser ziehen und das Lokalgeschehen persiflieren. Tagsüber ziehen Schüler durch die Straßen. Sie haben ab diesem Tag über Fastnacht schulfrei. Außerdem findet der sog. Fasnetsmarkt statt, der mit Abschaffung des Schmotzigen Dunnschdig als Fasnetstag im 19.Jahrhundert eingeführt wurde. Am Sonntag vor Fastnacht haben dann die Kinder, Jungen und Junggebliebenen das Sagen. Im "Umzug für den Narrensamen", der mittlerweile auch Kinderumzug heißt, ziehen sie meist im traditionellen Bajaßkostüm ausgehend vom Schwarzen Tor wie tags drauf in die Stadt ein. An diesem Umzug nehmen jedoch keine traditionellen Narrenkleider teil. Vor dem Umzug ziehen am Vormittag bereits die Ausscheller durch die Stadt und kündigen vom nahen Beginn der Fasnet. Vor Rottweils altem Rathaus wird noch in einer Proklamation die Machtübernahme in der Stadt über Fasnet durch die Narrenzunft verkündet.

Figuren

Biss

Biss

Biss-Larve

Narrenfigur mit bemaltem Leinenkleid, hahnenfederngeschmückter Boschen (kleiner Zylinder) auf dem Kopf mit Fuchsschwanz, schweren Rollen (Glocken) und einem grimmigen Gesicht, das die Zähne zeigt.

Gschell

Der klassische Rottweiler Narr ebenfalls im bemalten Leinenkleid, mit freudlich-kühnem Larvenausdruck und drei Fuchsschwänzen. Gleichsam auch die schweren Rollen (Glocken).

Fransenkleidle

Eine stark vom Barock-Rokkoko geprägte Narrenfigur, vor allem die puttenhafte Larve. Fransen- und litzengeschmückte Kleidle, an Husarenuniformen erinnernd und kleinen Glocken.

Schantle

Ursprünglich mit einem einfachen Rupfenanzug und Besen ausgestattet und zu derben Taten bereit, wurde diese Figur Ende des 19.Jahrhundert verdedelt, um das Schantleverbot zu umgehen. Heute ist der Schantle mit Schirm oder Gehstock ausgestattet. Es gibt hier einige besondere Larven:

  • Die sogenannte "Briekere" (brieken ist schwäbisch für weinen) zeigt ein weinendes Gesicht. Beim letzten Narrensprung am Dienstag symbolisiert die Briekere, dass die Fastnachtssaison nun wieder zu Ende ist. ("Oh jerum, die Fasnet hat a Loch!")
  • Ronnie's Schantle ist die einzige Larve mit einem zusätzlichen Gesichtsschmuck: einem aufgeklebten Bart.

Federehannes

Fedrehannes

Kleiner Federehannes

Die Larve zeigt ein Gesicht mit gebogenen Hauern aus den Mundwinkeln. Er trägt einen Mantel, der mit Federn geschmückt ist und einen Stab, an dessen Ende ein parfümiertes Kalbschwänzle befestigt ist. Mit diesem wedelt er den Passanten durch das Gesicht. Außerdem dient der Stab dazu, die bekannten Sprünge zu vollziehen. Findet der Federehannes beim Narrensprung genug Platz zwischen den anderen Narren, kann man einen der fast schon akrobatischen Stabsprünge bewundern.

1983 erschien in Deutschland eine Sonderbriefmarke "Schwäbisch-alemannische Fastnacht", die einen Rottweiler Federehannes beim Sprung zeigt.

Benner Ressle

Insgesamt neun Ressle (Rösser) sind Bestandteil der Rottweiler Fastnacht. Die Figur besteht aus einem Ross und zwei Treibern, die in einer wilden Vorstellung versuchen, dem Ross die Feder vom Kopf zu peitschen. Die Ressle-Treiber verstehen ihr Handwerk. Die Rottweiler beginnen schon in frühester Jugend, mit der "Goissl" (Peitsche) zu üben. Alte Rottweiler sprechen auch vom Brieler Ressle.

Schiermaiers Guller

Guller

Guller beim Narrensprung

Der Rottweiler Guller ist eine Einzelfigur. Sie stellt einen Hahn dar, auf dem der Narro reitet. Die Hahnenfigur trägt gerne immer ein Fasnetsküchle (Krapfen) im Schnabel.

Narrenengel

Auch der Narrenengel ist eine Einzelfigur. Ihr fällt die Aufgabe zu, als erster Narr beim Sprung durchs Tor zu laufen und die Narrentafel zu tragen.

Langer Mann und Dickes Weib

Bettelnarr

Oberndorfer Fastnacht

Figuren

Schantle

im einfachen, karierten Rupfenanzug mit übereinander genähten, kreisrunden Stoffstücken. Der Gesichtsausdruck ist mannigfaltig. Vorherrschend ist ein schadenfroher mit auffällig großem Zinken (Nase) und Warzen. Auf dem Kopf ein Biedermeierhütchen mit rotem Band. Neben einem Henkelkorb, aus dem der Schantle Würste und Orange verteilt, ist auch die Wurstangel eine besondere Ausstattung. Besondere Larventypen (Masken) sind der Blecker, die Heulerle, das Drecklärvle und der Polizeischantle, welcher in Uniform, mit Dreispitz und Säbel, die Narrensprünge am Fastnachtsdienstag beendet.

Hansel

Oberndorfer hansel

Oberndorfer Hansel

Sie bilden den Auftakt zu jedem Narrensprung. Im Vergleich zu anderen Hanselfiguren, trägt der Oberndorfer Hansel ein eigenständiges Kleid bestehend aus orangefarbener Hose, braunem Kittel und Gschell (Glocken) sowie rotem Schirm mit weißen Spitzen und einem Körbchen, aus dem er Süßigkeiten verteilt. Die Glattlarve mit Knebelbart wird durch eine Flachsperücke nach hinten abgeschlossen.

Narro

In bemaltem Leinenkleid, mit Gschell und grünem Biedermeierhütchen mit rotem Band springt der Narro ebenfalls wie der Hansel zum Oberndorfer Narrenmarsch und verteilt von seinem Stecken die Brezeln an die Passanten. Zwei Larventypen gehören zum Narro. Die glatte, klassische Narromasken mit schwarzem Roßhaarkränzchen oder die Narrolarve mit schwarzem Oberlippenbart (Bartnarro)

Fasnetsrössle

mehrere Rössle mit teilmaskierten Scheinreitern machen den Weg für den Narrensamen (Kinder im Narrenkleid) und während des Narrensprung frei.

Ablauf der Fastnacht

"Der Tag, der isch so freidereich, die Baure fihret Mischt, das de...(Name des Angesprochenen) de gröschte Sauhund isch!" Eine größere Auszeichnung gibt es für einen Passanten, der so von einem Oberndorfer Narren begrüßt wird, wohl nicht. Viele alte Narrensprüche werden zur Oberndorfer Fasnet gesungen und gerufen. Beschenkt wird man darauf von den Narren mit allerlei essbaren Gaben. "O jerum,o jerum, die Fasnet hät e Loch...", mit diesen Zeilen ertönt der Oberndorfer Narremarsch in der Frühe des Fastnachtsdienstag, wenn der Narrensprung beginnt.

Früher durften sich bis nach Beendigung der Frühmesse keine Narren auf den Straßen zeigen. Erst nach Ende des Gottesdienstes riefen die Kinder: "D Kirch isch aus, d Narra raus!" und dann zeigten sich die Narren erstmals, die sich zuvor in den umliegenden Häuser der St.Michaelskirche eingekleidet hatten.

Am Nachmittag findet ein weiterer Narrensprung statt. Mit Anbruch der Dunkelheit legen die Narren wie im benachbarten Rottweil ihre Narrenkleidle wieder ab.

Elzacher Fastnacht

Schuttig

Elzacher Schuttig

Figuren

Die traditionelle Fastnachtsfigur ist der Schuttig, im roten Zottelanzug mit großem Strohhut und daran befestigten Schneckenhäusern, einem gedrehten Dreispitz, an dessen Enden große Papierbollen oder rote Wolbollen sitzen. In der Hand trägt der Schuttig meist den Hagenschwanz mit Sublotere (aufgeblasene Schweinsblase) oder eine Streckschere. Der Rägemolli, eine interessante Abwandlung des Schuttigs im bemalten naturleinenen Anzug, trägt stattdessen eine Peitsche oder einen Besen. Besonders reich ist die Larvenvielfalt der Schuttignarren: das Bäregfriss, die Langnas, der Lätsch, das Mundle, der Fratz, das Fuchsgfriss, die Teufels- und Bartlarven sowie früher auch das Wolfsgfriss. Einzellarven sind das Dotegfriss, der Sonntag, die Napoleonslarve, das Zohluckewiible, ehemals das Mariannle, die sog. Hex', der alte Eberzahn und die schwarze Teufelslarve, welche der Schuttig im schwarzen Zottelkleid als Anführer der Schuttigschar trägt. Weitere Figuren sind der Nachtwächter und sein Weib, die Taganrufer mit hohen, schultütenförmigen Hüten und schwarzen Augenlarven.

Besondere Bräuche sind neben den Schuttigumzügen und dem Fackelumzug, das Taganrufen in der Frühe des Fastnachtsmontag, das nur alle 7Jahre stattfindende Bengelreiten sowie das Latschariholen am Fastnachtsdienstag.

Überlinger Fastnacht

Ueberlinger hansele

Überliner Hänsele

Figuren

In Überlingen gibt es die Narrenfigur des Hänsele. Es handelt sich um einen Blätzlenarren, dessen Häs klassischerweise aus "Stofffetzen" besteht. Das Überlinger Hansele ist schwerpunktmäßig mit prächtigen schwarzen Blätzle, aber auch mit roten, grünen, gelben und blauen geschmückt. Hinzu kommen silberne Pailetten und kleine Nickelglocken am Häs, welche es einerseits schimmern, andererseits auch beim Laufen der Hänsele klingen lassen. Die Narren tragen eine Karbatsche, die sie schwingen und zum Krachen bringen. Besonders interessant ist die Maskenhaube des Hänsele. Im Gegensatz zu den klassischen Holzlarven, ist die Überlinger Maskierung aus Stoff und besitzt als Hauptmerkmal einen langen Rüssel, mit dem das Hänsele die Zuschauer neckt. Haupttag ist der Hänseletag am Samstag vor Fastnacht, an dem eine große Schar von Hänsele durch die bengalisch beleuchtete Altstadt zum Klang der Narrenmärsche im sogenannten Hänslejuck (abendlicher Umzug) durch die Straßen ziehen. Narreneltern und -polizei gehören ebenfalls zum historischen Bild, wie so oft zur Fastnacht am Bodensee. Symbol für die Fastnacht in der ehemaligen Reichsstadt am See ist schließlich auch der Narrenbaum, ebenfalls typisch für die Bodenseegegend, der von der Zimmermannsgilde, in Begleitung von Kindern auf der Hofstatt, dem zentralen Platz in der Altstadt, am Schmotzige Dunnschdig aufgestellt wird.

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