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Verein Deutsche Sprache
(VDS)
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Rechtsform gemeinnütziger eingetragener Verein
Schwerpunkt Erhalt und Förderung des Deutschen als eigenständige Kultursprache

Der eingetragene Verein Deutsche Sprache (VDS) ist ein deutscher Sprachverein mit Sitz in Dortmund. Er wurde 1997 gegründet. Der Verein zählt nach eigenen Angaben 36.000 Mitglieder (Juni 2019). Vorsitzender des Vereins ist seit seiner Gründung der Wirtschafts- und Sozialstatistiker Walter Krämer.

Vereinsziel[]

Der Verein wurde als Verein zur Wahrung der deutschen Sprache (VWDS) gegründet und im April 2000 in Verein Deutsche Sprache umbenannt.

„Der Verein verfolgt das Ziel, die deutsche Sprache als eigenständige Kultursprache zu erhalten und zu fördern.“ Er geht in erster Linie gegen „Denglisch“ vor, lehnt aber die Übernahme von Fremdwörtern aus dem Englischen nicht ab, sofern sie eine Lücke füllen. In den sprachpolitischen LeitlinienVDS: Sprachpolitische Leitlinien.</ref> des Vereins heißt es dazu: „Wir fordern nicht, dass das Deutsche grundsätzlich von englischen Fremdwörtern freigehalten oder vor ihnen ‚geschützt‘ werden soll. Das Deutsche ist wie viele andere Sprachen Europas eine Mischsprache. Der Wortschatz des Deutschen wird durch Wörter und Wendungen aus anderen Sprachen bereichert.“

Die Vereinszeitung Sprachnachrichten erscheint seit Herbst 2008 in reformierter Rechtschreibung. Grundsätzlich sieht der Verein Rechtschreibregeln als weniger wichtig für die deutsche Sprache an: „Die vielen Anglizismen bringen deren Laut- und Schriftbild viel nachhaltiger ins Wanken als ein paar missglückte Rechtschreibregeln.“

Mitgliederstruktur[]

Der Verein hat nach eigenen Angaben 36.000 Mitglieder (Juni 2019), überwiegend Männer ab 45 Jahren, häufig mit akademischer Ausbildung in technischen, naturwissenschaftlichen und juristischen Berufen. Unter den Mitgliedern befinden sich zahlreiche Prominente. Der VDS hat eine Auswahl auf seiner Homepage veröffentlicht.

Auch juristische Personen können Mitglieder im Verein werden. Diese Möglichkeit haben unter anderem einige Gebietskörperschaften wahrgenommen. Als erste Stadt ist im Jahr 2005 Mühlhausen/Thüringen dem Verein beigetreten. Später folgten die Städte Gotha, Rastatt, Landshut und Trossingen sowie die Landkreise Sömmerda und Harburg (Stand 2010).

Organisation[]

Regionalgruppen[]

Der Verein ist in Deutschland in zahlreichen selbständigen Regionalgruppen organisiert. Sie entsenden Delegierte in eine jährlich ausgerichtete Delegiertenversammlung, die den elfköpfigen Vorstand wählt. Der Verein ist auf allen Kontinenten im Ausland vertreten, jedoch nicht in Österreich und der Schweiz, weil es dort eigenständige Sprachvereine gibt, die mit dem VDS zusammenarbeiten. Seit 2011 unterhält der Verein eine Zweigstelle in Dänemark.[1]

Die Kölner Gruppe, die sich zusätzlich der Kölner Mundart verbunden fühlt, verleiht seit 2004 den Lehrer-Welsch-Sprachpreis, den 2006 die Kölner A-cappella-Gruppe Wise Guys erhielt. Weitere Preisträger sind Die Sendung mit der Maus (2009)[2] und die Kölner Musikgruppe Höhner (2011).[3] Die Regionalgruppe Hamburg verleiht jährlich den Elbschwanenorden.

Arbeitsgruppen[]

Der Verein hat in den letzten zehn Jahren seine Themenfelder über Sprachpflege hinaus erheblich erweitert. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Arbeitsgruppen ins Leben gerufen mit Schwerpunkt auf sprachpolitischen Themen wie Deutsch in der Politik, Deutsch in Verwaltung und Wirtschaft, Deutsch in der Wissenschaft, Ausbildung und Schule und Gegenwartsdeutsch.

Vereinszeitung[]

Der Verein Deutsche Sprache gibt unter anderem die vierteljährlich erscheinende Vereinszeitung Sprachnachrichten heraus, die nach eigenen Angaben im Juni 2019 eine Auflage von 30.000 Exemplaren hat (noch 45.000 im Jahr 2013). Seit 2002 ist sie auch online und ab 2009 im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Wissenschaftlicher Beirat[]

In sprachwissenschaftlichen Fragen steht dem Verein ein 1999 gegründeter „wissenschaftlicher Beirat“ zur Seite, dem vorwiegend Sprachwissenschaftler angehören und der von dem Germanisten Roland Duhamel (Universität Antwerpen) geleitet wird. Nicht alle der neun Mitglieder des Beirats sind Vereinsmitglieder.

Finanzierung[]

Der Verein finanziert sich hauptsächlich durch seine Mitgliedsbeiträge und Spenden, meist aus dem Kreis der Mitglieder, sowie durch Erlöse aus Buchverkäufen und Ähnlichem. Er hat mehrmals vergeblich versucht, öffentliche Fördermittel einzuwerben.

Initiativen[]

Auszeichnungen[]

Sprachpanscher des Jahres[]

Der Verein Deutsche Sprache verleiht jährlich den Negativ-Preis „Sprachpanscher des Jahres“ an Institutionen und Personen, die im öffentlichen Sprachgebrauch auffällig viele Anglizismen oder Denglisch verwenden.

Kulturpreis Deutsche Sprache[]

Zusammen mit der Eberhard-Schöck-Stiftung vergibt der VDS jährlich den Kulturpreis Deutsche Sprache, einen der höchstdotierten Sprachpreise im deutschsprachigen Raum.

„Schlagzeile des Jahres“[]

Seit 2010 vergibt der Verein Deutsche Sprache die undotierte Auszeichnung „Schlagzeile des Jahres“. Es sollen nach Eigenangaben zwei Eigenschaften berücksichtigt werden: das Zusammenfassen des Wesentlichen eines Beitrags in wenigen Worten sowie die kreative Nutzung des wortspielerischen Reichtums, über den die deutsche Sprache nicht weniger als andere verfüge.

Preisträger:

  • 2010: Die Zeit mit der Schlagzeile „Krieger, denk mal!“ – zur Münchner Sicherheitskonferenz und veralteten Strategien der militärischen Abschreckung.
  • 2011: taz mit „Brüderle bei Ehrlichkeit ertappt“ – über die taktischen Gründe des Atomausstiegs der Bundesregierung.[4]
  • 2012: Stern mit „Politik. Macht. Einsam.“ – zu einem Bericht über den Politiker Gregor Gysi.
  • 2013: Bild mit „Yes, we scan!“ – die drei Worte würden besser als manche Leitartikel „die Enttäuschung vieler Europäer über die Überwachungsmanie der Obama-Regierung zusammenfassen“; die Bild-Zeitung lehnte den Preis aber mangels eigener Urheberschaft ab.[5]
  • 2014: Frankfurter Allgemeine Zeitung u. a. mit „Fluchhafen Berlin“.
  • 2015: Süddeutsche Zeitung mit „Der Mann, der die Mauer niederstammelte“.
  • 2016: Focus mit „Macht. Wahn. Erdogan.“
  • 2017: Süddeutsche Zeitung mit „1:0 verloren“ – über Angela Merkels zweideutigen Wahlerfolg.[6]
  • 2018: Bild mit „Grün ist das neue Rot“.
  • 2019: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit „Baden gehen mit Thomas Cook“ – über die Erlebnisse deutscher Urlauber mit der Pleite von Thomas Cook.[7]

Anglizismen-Index[]

Der Verein publiziert seit 2002 einen „Anglizismen-Index“ (vorher: „Anglizismen-Liste“), der sowohl auf seiner Website als auch in jährlichen Neuauflagen in Buchform erscheint, 2019 unter dem Titel Der Anglizismen-Index: Deutsch statt Denglisch, herausgegeben von Achim Elfers[8]. Er ist ein textbelegtes, alphabetisch geordnetes einsprachiges Wörterbuch mit englischen Lehnwörtern im Deutschen, das dazu anregen will, statt Anglizismen „deutsche Wörter zu verwenden“. Der Index enthält neben den Anglizismen selbst eine Bewertung nach den Kategorien „ergänzend“, „differenzierend“ und „verdrängend“ sowie jeweils empfohlene Ersatzwörter. Grundlage des Index ist das 1999 erstmals erschienene Wörterbuch überflüssiger Anglizismen[9] von Reiner Pogarell und Markus Schröder.

„Tag der deutschen Sprache“[]

Der Verein hat 2001 die Aktion „Tag der deutschen Sprache“ eingeführt, die jährlich im September stattfindet, um auf den Zustand der deutschen Sprache aufmerksam zu machen.

„Deutsch ins Grundgesetz“[]

Im September 2005 rief der Verein anlässlich des 5. Tags der deutschen Sprache zu einer Unterschriftenaktion für eine Grundgesetzergänzung „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch“ auf. Im selben Jahr wurde dafür eine Arbeitsgruppe eingerichtet.

Im Januar 2011 unternahm der VDS gemeinsam mit dem Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) und der Bild-Zeitung einen neuen Vorstoß für „Deutsch ins Grundgesetz“. Für die Initiative gingen 46.000 Unterschriften ein, die dem Bundestagspräsidenten übergeben wurden. Kurz darauf reichten VDS und VDA beim Deutschen Bundestag eine Online-Petition ein, Deutsch im Grundgesetz festzuschreiben, der sich 5165 Online-Mitzeichner anschlossen.

Petition „Schluss mit Gender-Unfug!“[]

Am 6. März 2019 startete der VDS mit einem vom Journalisten Wolf Schneider entworfenen Text eine Petition unter dem Titel „Schluss mit Gender-Unfug!“, mit der zum „Widerstand“ gegen die „durch das Bestreben nach mehr Geschlechtergerechtigkeit motivierten zerstörerischen Eingriffe in die deutsche Sprache“ aufgerufen wurde. Mitinitiatoren waren die Schriftstellerin Monika Maron, der Erste Vorsitzende des VDS Walter Krämer und der Lehrerverbandsfunktionär Josef Kraus. Zu den Unterzeichnern gehörten Prominente, Schriftsteller, Wissenschaftler sowie Ex-Diplomaten und Ex-Bundesbankdirektoren, Anwälte und Unternehmer.[10] Mit Stand vom 4. November 2019 gab der Verein 74.185 Unterschriften an. Die Beweggründe der Petition erklärte Krämer in einem Interview der Neuen Zürcher Zeitung: Sie habe mit Gleichberechtigung nichts zu tun. Er wirft den Anhängern der Gendersprache vier Irrtümer vor und glaubt an einen präventiven Effekt des Aufrufes für die Politik.[11] Unter der Überschrift „Gegen den Gender-Terror in der deutschen Sprache“ bietet der Verein dazu „Argumentationspakete“.

Der Linguist und Unterzeichner der Petition Josef Bayer schrieb in der Neuen Zürcher Zeitung, es seien „in der Regel keine Linguisten, die das Gendersprach-Projekt befördern“, obwohl die Vorschläge in erster Linie von den Universitäten kämen. „Die Linguistik könnte, wenn man ihr auch nur ein bisschen Gehör schenkte, den Irrweg der vermeintlich gendergerechten Sprache leichter ans Licht bringen als jede andere Disziplin“. Die „Gendersprache“ habe mit natürlichem Sprachwandel nichts zu tun, sondern sei „ein von aussen aufgesetztes Reförmchen“. Sie werde „ausser einer Menge stilistischer und ästhetischer Entgleisungen nichts Positives und schon gar nichts Fortschrittliches hervorbringen“.[12]

Die Schriftstellerin Katja Lange-Müller begründet ihre Unterzeichnung damit, dass sie abgewogen habe, was wichtiger sei, „die Sache, also unsere Sprache, oder die (Tat-)Sache, dass wir Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichner befürchten mussten, von diversen medialen ‚Spaltpilzzüchtern‘ sogleich abgeschoben zu werden in die eine finstere Ecke, wo wir uns dann gefälligst zu schämen hätten“. Sie stellt die Fragen, ob es um (Gender-)Gerechtigkeit geht oder, „im einen wie im anderen Lager, um Rechthaberei? Wie gerecht kann der Mensch sein und wie gerecht dessen Sprache?“ Ihr Fazit: „Wenn wir gerechter handeln, hat das wahrscheinlich auch bald Rückwirkungen auf unsere in ständigem Wandel begriffene Sprache; umgekehrt wird kein Schuh daraus, weder der Schuh noch die Schuh(e)“.[13]

Rezeption[]

Johan Schloemann schrieb in der Süddeutschen Zeitung: „Deutschland hat aus historischen Gründen keine zentrale Sprachakademie. Diese Aufgabe teilen, ohne übertriebene Anmaßung, die Duden-Redaktion, die Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung, das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache und der Rat für deutsche Rechtschreibung untereinander auf. In die normative Lücke, die diese Institutionen lassen, stößt regelmäßig der sprachkonservative VDS. Manchen seiner Mitglieder mag die Pflege unserer Sprache ernsthaft am Herzen liegen, die für sich genommen nicht reaktionär ist, sondern notwendiger denn je. Aber mit Aufrufen gegen ‚Gender-Unfug‘ begibt man sich keineswegs bloß in die Nähe der CDU-Vorsitzenden, die da ‚das verkrampfteste Volk der Welt‘ am Werke sieht, sondern in den Dunstkreis der AfD, die dieses Thema emotional instrumentalisiert.“[14]

In der linguistischen Fachwelt stieß der Aufruf auf zum Teil scharfe Kritik. Der Sprachwissenschaftler Thomas Niehr sagte gegenüber dem Deutschlandfunk: „Da wird eine Bevormundung kritisiert und ich kann diese Bevormundung nicht erkennen.“[15] Anlässlich der Petition schrieb Henning Lobin, Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache: „Auch sonst meldet sich der Verein oft in Pressemitteilungen, Aktionen und Veranstaltungen zu diesem Thema zu Wort und befeuert die Debatte mit der eigenen Position nach Kräften. Sprache wird dabei als der reine Körper eines unschuldigen Wesens gezeichnet, der durch seine Gegner ‚entstellt‘, ‚verrenkt‘ oder ‚vergewaltigt‘ wird und den es mannhaft zu beschützen gilt.“[16]

Die Linguistin Helga Kotthoff kritisierte: „Der Aufruf fördert nur hyperradikales Pro und Contra. Es fehlt jegliche Differenzierung.“ Anatol Stefanowitsch meinte, der Aufruf führe „mit Vollgas zurück in die Vergangenheit“. Die Unterzeichnenden seien „vorwiegend ältere Herrschaften, die ihre Sprachgewohnheiten verletzt sehen“. Er sieht wie Kotthoff die Richtung des Vereins kritisch: „Der Verein Deutsche Sprache zeigt immer mehr ein reaktionäres Weltbild und sucht Anschluss an rechtspopulistische Diskussionen.“[10]

Tobias Wenzel fasste in Deutschlandfunk Kultur in einer Kulturpresseschau aus den Feuilletons zusammen: Zuerst habe der Aufruf des VDS Kritik auf sich gezogen, danach dessen Kritiker Kritik auf sich.[17] Der von ihm zitierte Journalist Thomas Schmid sah in Die Welt bei den „Diskurssheriffs“ den „muffigen Wind der Unfreiheit“ wehen. Winzige Minderheiten seien in der Lage, der Mehrheit, den Institutionen und dem Staat ihre Sichtweise aufzuzwingen. Die „progressive Intelligentsia“ solle sich – statt den als fortschrittlich bekannten Unterzeichnern vorzuwerfen, sie seien „nützliche Idioten der AfD“ –, fragen, weshalb Schriftsteller, Intellektuelle und Wissenschaftler, die dem Neuen, dem Wandel gegenüber stets aufgeschlossen waren, die den Stillstand nicht mögen und Experimente schätzen, sich auf einmal zusammentun, um der Genderisierung der Sprache Einhalt zu gebieten.[18]

Kritik von Sprachwissenschaftlern[]

Die Meinungen in der Sprachwissenschaft über den VDS sind geteilt. Einerseits hat er einzelne Sprachwissenschaftler in seinem wissenschaftlichen Beirat. Andererseits gilt der VDS als eine sprachpuristische Vereinigung. „Der VDS möchte nach eigenen Angaben nicht zu den Sprachpuristen gerechnet werden. […] hat jedoch klar gezeigt, dass es sich beim VDS um eine sprachpuristische Vereinigung handelt.“[19] Diese Auffassung teilen zahlreiche Sprachwissenschaftler. Thomas Niehr vertrat 2002 die Auffassung, dass der VDS „grundlegende Erkenntnisse und Unterscheidungen der Sprachwissenschaft außer Acht“ lasse.[20]

In einem offenen Brief kritisierte 2016 eine Gruppe von 37 namhaften Linguisten, dass die Haltung des Vereins „ein Musterbeispiel für einen intoleranten, unaufgeklärten Sprachpurismus“ sei und der VDS immer wieder nationalistische Tendenzen bediene.[21][22][23][24] Sie warfen dem Verein Wissenschaftsfeindlichkeit vor, er betreibe eine Art Sprachpolitik, die nicht Aufgabe von Sprachwissenschaftlern sei.[25]

Die Sprachwissenschaft beschreibt die vom Verein Deutsche Sprache kritisierten Erscheinungen fast durchweg als Phänomene des Sprachwandels. Sprachwandel habe die Form der Sprache, wie sie heute bekannt sei, geprägt; über viele Jahrhunderte sei die Regulierung der Sprache durch normative Institutionen ein Randphänomen gewesen, Sprache entwickele sich weitgehend eigengesetzlich. Dabei spielten die Gesetze des Sprachwandels und die Sprachökonomie (Produktions- und Rezeptionsökonomie; das heißt ein möglichst geringer Aufwand für den Sprecher und für den Hörer) eine Rolle, aber auch soziale Aspekte. So seien Sprachen immer wieder dadurch verändert worden, dass andere Sprachen ein hohes Sozialprestige genossen; beim Deutschen sei das zuletzt im 18. und 19. Jahrhundert durch das Französische geschehen, wodurch zahlreiche Lehnwörter ins Deutsche kamen.

Im 20. Jahrhundert habe das Englische diese Rolle des Französischen übernommen, insbesondere nach 1945. Durch die allgemeine Verbreitung über die Massenmedien würden allerdings wesentlich mehr und breitere Bevölkerungsschichten erreicht als in den Jahrhunderten zuvor. Dies habe dazu geführt, dass die derzeitige Entwicklung der Fachsprachen im Deutschen zumal von nicht-sprachwissenschaftlicher Seite häufig als problematisch angesehen werde, da in vielen modernen Kommunikationsbereichen die Entwicklung des deutschen Wortschatzes nur noch eingeschränkt mit eigensprachlichen Mitteln stattfinde.

Thomas Niehr schreibt 2011, dass besonders in den Beiträgen der Sprachnachrichten ein „aggressiver Purismus mit nationaler Ausrichtung“ des Vereins deutlich werde. Es werde häufig darauf hingewiesen, dass die deutsche Sprache ebenso bedroht sei wie die deutsche Kultur. Dabei enthielten die Bedrohungs- und Untergangszenarien „eine politische Komponente, in der die Deutschen (anders als andere Völker) als besonders unterwürfig und wenig selbstbewusst dargestellt werden“.[26]

Mitgliedschaften[]

Seit 2003 ist der VDS Partnerverband im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW).

2009 trat der Verein dem Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland bei.

Als weitere Mitgliedschaften werden die Theodor Fontane Gesellschaft, der Schweizer Sprachkreis Deutsch[27] und der eingetragene Verein Deutsches Ehrenamt[28] angegeben. Insgesamt verweist der VDS auf 13 Partnerorganisationen sowie 45 Organisationen, die selbst korporatives Mitglied im VDS sind.

Abspaltungen[]

2005 verließ der Sprachrettungsklub Bautzen/Oberlausitz e. V. nach achtjähriger Mitgliedschaft den Verein;[29] der VDS listet ihn heute als Partnerorganisation. Im Jahr 2006 gründeten 20 Personen, von denen die meisten bis dahin im VDS mitgewirkt hatten, in Hannover die „Aktion Deutsche Sprache“.[30]

Ähnliche Vereine in anderen Sprachen[]

Französisch:

  • Défense de la langue française (ab 1958), Partner des VDS
  • Impératif français (ab 1975), Kanada

Siehe auch[]

Literatur[]

  • Jörg Kilian, Thomas Niehr, Jürgen Schiewe: Sprachkritik: Ansätze und Methoden der kritischen Sprachbetrachtung. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-040181-3, S. 90–93: Abschnitt Aktuelle Vertreter und Tendenzen der laienlinguistischen Sprach- und Stilkritik: Der Verein Deutsche Sprache.
  • Karoline Wirth: Der Verein Deutsche Sprache: Hintergrund, Entstehung, Arbeit und Organisation eines deutschen Sprachvereins. Doktorarbeit Universität Bamberg 2009. University of Bamberg Press, Bamberg 2010, ISBN 978-3-923507-65-8 (PDF-Downloadangebot auf uni-bamberg.de).
  • Thomas Niehr: Linguistische Anmerkungen zu einer populären Anglizismen-Kritik. Oder: Von der notwendig erfolglos bleibenden Suche nach dem treffenderen deutschen Ausdruck. In: Sprachreport. Nr. 4, 2002, S. 4–10 (erweiterte Version des Aufsatzes als PDF: 185 kB auf uni-frankfurt.de).
  • Markus Nussbaumer: Kommentar zu: Die Zukunft der deutschen Sprache. Eine Streitschrift. Herausgegeben von Helmut Glück und Walter Krämer. Ernst Klett Schulbuchverlag, Leipzig 2000. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik. Nr. 1, 2003, S. 109–118.
  • Falco Pfalzgraf: Bestrebungen zur Einführung eines Sprachschutzgesetzes seit der deutschen Vereinigung. In: German Life and Letters. Nr. 4, 2008, S. 451–469.
  • Falco Pfalzgraf: Neopurismus in Deutschland nach der Wende. Lang, Frankfurt/M. u. a. 2006, ISBN 978-3-631-54854-7, S. 68–91: Kapitel Der Verein Deutsche Sprache (VDS).
  • Anja Stukenbrock: Aus Liebe zur Muttersprache? Der VDS und die fremdwortpuristische Diskurstradition. In: aptum – Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur. Nr. 3, 2005, S. 220–247.

Weblinks[]

Einzelnachweise[]

  • (c) Karoline Wirth: Der Verein Deutsche Sprache: Hintergrund, Entstehung, Arbeit und Organisation eines deutschen Sprachvereins. Doktorarbeit Universität Bamberg 2009. University of Bamberg Press, Bamberg 2010, ISBN 978-3-923507-65-8 (online auf oapen.org; PDF-Download auf opus4.kobv.de; Leseprobe in der Google Buchsuche).
  • (v) Verein Deutsche Sprache (VDS): Homepage. Abgerufen am 1. Juli 2019.
  1. Claudia Knauer: Deutscher Sprachverein jetzt auch in Dänemark. In: Nordschleswiger.dk. 8. September 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Dezember 2013; abgerufen am 1. Juli 2019.
  2. WDR-Pressemitteilung: „Lehrer-Welsch-Sprachpreis“ für „Die Sendung mit der Maus“. (Memento vom 4. März 2014 im Internet Archive) In: WDR-Presselounge. 25. Juni 2009, abgerufen am 1. Juli 2019.
  3. Meldung: Höhner ausgezeichnet mit dem Lehrer-Welsch-Sprachpreis. In: Express.de. 7. Oktober 2010, abgerufen am 1. Juli 2019.
  4. Meldung: „Schlagzeile des Jahres“: „taz“ für Brüderle-Überschrift ausgezeichnet. In: Spiegel Online. 25. November 2011, abgerufen am 1. Juli 2019;
    Zitat: „Kurz vor der Wahl in Stuttgart überraschte Rainer Brüderle mit einem Eingeständnis, mit dem keiner gerechnet hatte: Der Atomstopp der Regierung habe taktische Gründe. Die „taz“ zog die nötigen Schlüsse – nun wurde sie für die „Schlagzeile des Jahres 2011“ ausgezeichnet.“
  5. Meldung: Bild lehnt Preis dankend ab. In: RP-online.de. 28. November 2013, abgerufen am 1. Juli 2019.
  6. Paul-Josef Raue: „May Day“ und „Leyen-Spiel“: Die Schlagzeilen des Jahres. In: Kress.de. 11. Dezember 2017, abgerufen am 1. Juli 2019.
  7. “Baden gehen mit Thomas Cook” lautet die Schlagzeile des Jahres 2019. In: UEPO.de – das Übersetzerportal, 1. Dezember 2019, abgerufen am 18. März 2020.
  8. Achim Elfers (Hrsg.): Der Anglizismen-Index: Deutsch statt Denglisch. Ausgabe 2019. IFB Verlag Deutsche Sprache, Paderborn 2019.
  9. Reiner Pogarell, Markus Schröder (Hrsg.): Wörterbuch überflüssiger Anglizismen. 1. Auflage. IFB-Verlag, Paderborn 1999. Dieses Wörterbuch ist mehrfach überarbeitet und erweitert worden und 2012 in 9. Auflage erschienen.
  10. 10,0 10,1 Dorothea Hülsmeier: Geschlechtergerechte Sprache: Neuer Aufruf gegen den „Gender-Unfug“ – „entsetzlich albern“. In: Welt.de. 8. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  11. Marc Felix Serrao interviewt Walter Krämer: «Je mehr Politiker erkennen, dass die Genderei Wählerstimmen kostet, desto besser». In: NZZ.ch. 8. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  12. Josef Bayer: Sprachen wandeln sich immer – aber nie in Richtung Unfug. In: NZZ.ch. 10. April 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  13. Katja Lange-Müller: Streit um Gendersprache: Es heißt Sprache, nicht Schreibe! In: Tagesspiegel.de. 13. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  14. Johan Schloemann: Deutsche Sprache: Die Wanne ist voll. In: Süddeutsche.de. 7. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  15. Thomas Niehr im Gespräch mit Gesa Ufer: Kritik am Verein Deutsche Sprache. Anti-Gendern-Aufruf ist zu polemisch. In: Deutschlandfunk Kultur. 7. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  16. Henning Lobin: Die Ablehnung von „Gendersprache“ – medial produziert. In: Spektrum.de: Scilogs. 8. April 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  17. Tobias Wenzel: Aus den Feuilletons: Lebhafte Debatte um die gendergerechte Sprache. In: Deutschlandfunk Kultur. 16. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  18. Thomas Schmid: Wenn die Wölfin mit der Schaf*in… In: schmid.welt.de. 11. März 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.
  19. Falco Pfalzgraf: Neopurismus in Deutschland nach der Wende (= Österreichisches Deutsch – Sprache der Gegenwart. Band 6). Lang, Frankfurt/M. u. a. 2006, ISBN 3-631-54854-0, S. 91.
  20. Thomas Niehr: Anmerkungen zu einer populären Anglizismen-Kritik. In: phil-fak.uni-duesseldorf.de. Oktober 2002, abgerufen am 1. Juli 2019 (umfangreicher Text).
  21. Offener Brief zur Beilage von Forschung & Lehre (7|16). 2016, S. 1 (PDF: 98 kB, 2. S. auf uni-giessen.de).
  22. Mitunterzeichner Henning Lobin: Sprach-Pegida und der Deutsche Hochschulverband. In: Spektrum.de: SciLogs. 25. Juli 2016, abgerufen am 1. Juli 2019.
  23. Christian Efing, Rudolf Hoberg: Sprachbildung und Sprachbewusstsein als Voraussetzung der Sprachförderung: Die Dominanz des Englischen und ihre Folgen für das Deutsche. In: Ulrich Ammon, Gabriele Schmidt: Förderung der deutschen Sprache weltweit: Vorschläge, Ansätze und Konzepte. De Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-047923-2, S. 63.
  24. Stefan Niggemeier: Die Pegidahaftigkeit des Vereins Deutsche Sprache. In: Übermedien. 1. August 2016, abgerufen am 1. Juli 2019.
  25. Thomas Niehr im Gespräch mit Katja Lückert: „Verein Deutsche Sprache“: Entwicklung zur Sprach-Pegida? In: Deutschlandfunk.de. 23. August 2016, abgerufen am 1. Juli 2019.
  26. Thomas Niehr: Von der »Fremdwortseuche« bis zur »Sprachpanscherei«. Fremdwortkritik gestern und heute. In: Birte Arendt, Jana Kiesendahl (Hrsg.): Sprachkritik in der Schule. V & R Unipress, Göttingen 2011, ISBN 978-3-89971-820-1, S. 97.
  27. Sprachkreis Deutsch: Homepage.
  28. Deutsches Ehrenamt: Homepage.
  29. Sprachrettungsclub Bautzen/Oberlausitz: Homepage.
  30. Aktion Deutsche Sprache: Homepage.


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