Verbindung Karlsruhensia | ||||||
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Basisdaten | ||||||
Hochschule/n: | Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg | |||||
Gründung: | 10. Mai 1878 | |||||
Gründungsort: | Heidelberg | |||||
Korporationsverband: | Miltenberger Ring | |||||
Farbenstatus: | schwarz | |||||
Farben: |
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Art des Bundes: | Männerbund | |||||
Stellung zur Mensur: | freischlagend | |||||
Wahlspruch: | Amicitia et Virtus! | |||||
Website: | karlsruhensia.net |
Die Karlsruhensia ist eine schwarze, freischlagende, konfessionell sowohl politisch ungebundene Studentenverbindung in Heidelberg. Die Verbindung wurde am 10. Mai 1878[1] als Gesellschaft Studierende Corona Caroliruhensis von fünf ausgetretnen Mitgliedern der Leonensia gegründet und im folgenden Wintersemester in Karlsruhensia umbenannt. Die Mitglieder der Karlsruhensia setzen sich aus Studenten und Alumni der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und umliegender Hochschulen zusammen. 1920 gründete die Karlsruhensia mit sechs weiteren Verbindungen den Dachverband Miltenberger Ring, dessen Mitglied sie bis heute ist. Die Mitglieder werden Karlsruher genannt.
Geschichte[]
Am 10. Mai 1878 gründeten fünf wegen Streitigkeiten um die unbedingte Satisfaktion ausgetretene Mitglieder der Leonensia eine zunächst namenlose Gesellschaft, die wegen ihre Stammlokals, der "Mainzer Bierhalle", anfangs inoffiziell Moguntia genannt wurde. Da die Mehrheit der Mitglieder aus Karlsruhe stammte, nahm man bald darauf den Namen Karlsruhensia an. Schon 1879 wurde ein Zirkel eingeführt, ab 1881 das noch heute gültige Wappen mit den Gründungsdatum, den Karlsruher Stadtfarben, den Bundesfarben und, weil ein Teil der Gründer aus dem hessischen Darmstadt stammte, dem hessischen Löwen.[2]
Da die "Mainzer Bierhalle" für die rasch wachsende Korporation bald zu kleine wurde, zog man in den "Weißen Bock" um, der für 42 Jahre die Heimat der Karlsruhensia bleiben sollte. 1888 führte man schließlich doch die unbedingte Satisfaktion ein, 1889 wurde eine Altherren-Kasse und ein Altherren-Verband gegründet. 1893 wandelte sich die Gesellschaft offiziell in eine schwarze Verbindung mit dem Wahlspruch "Amicitia et virtus" um, die 1894 eigene schwarze Waffen anschaffte und die Besprechungsmensur zulies. 1914 musste Karlsruhensia suspendieren, alle Aktiven Mitglieder und zahlreiche Alte Herren zogen ins Feld. 23 Verbindungsbrüder fielen. Bereits kurz nach Kriegsende eröffneten zurückgekehrte Karlsruher wieder den Aktivenbetrieb und gründeten mit Rupertia und Leonensia Heidelberg den lokalen "Verband schwarzer schlagender Verbindungen", aus dem schließlich am 14. Januar 1920 der Miltenberger Ring hervorging. Karlsruhensia nahm einen großen Aufschwung, im SS 1931 wurde die 1000. Schlägerpartie gefochten und der Bund umschloss rund 230 Mitglieder[3]. Dies änderte die Machtergreifung der Nationalsozialisten schnell, am 19. Oktober 1935 löste sich zuerst der Miltenberger Ring auf, am 28. Mai 1936 schließlich auch als eine der letzten Heidelberger Korporationen die Aktivitas der Karlsruhensia. Das Haus wurde an eine Gymnastikschule und einen privaten Mieter vermietet, ein Teil als Traditionsräume zurückgehalten und wiederum ein anderer Teil ab dem WS 1937/38 als "Kameradschaft auf dem Karlsruhensiahaus" genutzt. Diese Kameradschaft nahm am 30.01.1938 den Namen "Kameradschaft Richard Flisges" an. Der Name bezieht sich auf einen Jugendfreund von Joseph Goebbels, der Gegenüber Hans Heinrich Lammers den Wunsch geäußert haben soll, eine Kameradschaft nach ihm zu benennen. Als Führer des Miltenberger Ringes vermittelte Lammers diese Namensgebung an Karlsruhensia. Schließlich übernahm Goebbels die Schutz- und Schirmherrschaft über die Kameradschaft[4][5]. Im Februar 1945 erschien das letzte Rundschreiben der Kameradschaft, danach geht sie in den Wirren des Kriegsendes mit dem 3. Reich unter.
Doch schon im März 1948 konnte die Altherrenschaft der Karlsuhensia wiederbelebt werden, der Verein Karlsruherhaus e.V. wurde mit alter Satzung wieder ins Vereinsregister eingetragen und das Haus aus der Zwangsverwaltung zurück geholt. Im Juli 1950 wurde auch der Altherrenverein neu gegründet und der erste Fuchs nach dem Krieg aufgenommen. Anlässlich der Gründungsfeier im August 1950 erfolgte auch die Aufnahme der Alten Herren des "Naturwissenschafliche Verbindung Studierender Kurpfalz" in den AHV Karlsruhensia.
Nach internen Auseinandersetzungen über die Mensur und die unbedingte Satisfaktion nahm Karlsruhensia am 24. Juli 1953 wieder das Prinzip der Verabredungsmensur (auch freischlagend genannt, d.h. es findet kein eigener Paukbetrieb statt, wer dies möchte kann sich jedoch bei einer anderen Korporation einpauken und Mensuren schlagen) angenommen und die unbedingte Satisfaktion endgültig verworfen. Bis heute lebt Karlsruhensia, ohne je wieder suspendieren zu müssen, als eine der wenigen schwarzen Verbindungen in Deutschland.
Verbindungshaus[]
Bereits zum Ende des Jahres 1913 hatte sich die Altherrenschaft den Zugriff auf ein Grundstück am Neuenheimer Neckarufer gesichert, um ein eigenes Verbindungshaus zu bauen. Als der erste Weltkrieg ausbrach legte man die Pläne auf Eis und das gesammelte Geld in Kriegsanleihen an. Nach Kriegsende war, auch durch den rapiden Wertverlust der Kriegsanleihen, an einen Neubau nicht mehr zu denken[6]. Als Alternative konnte am 5. Januar 1920 das "Haus Leopoldshöhe" am Fuße des Gaisbergs erworben werden, das noch heute der Karlsruhensia als Verbindungshaus dient. Der Hausverein blieb im sogenannten 3. Reich bestehen, vermietet jedoch das Haus an eine unter Beteiligung der Karlsruhensia geründete Kameradschaft und private Mieter. Nach der Wiedereintragung des Hausvereins in das Heidelberger Vereinsregister und der Rückerstattung des Hauses aus Zwangsverwaltung konnte das Haus ab 1953 wieder komplett als Verbindungshaus genutzt werden. Seit 1983 ist das Verbindungshaus in der Landesdenkmalliste Baden-Württemberg eingetragen, "Der Denkmalschutz liegt vornehmlich aus künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.". Im gleichen Jahr wurde das Nebengebäude zu einem Studentenwohnheim umgebaut[7].
Bekannte Mitglieder[]
Foto | Name | Beitritt | Tätigkeit |
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Fritz Haber | 1887 | Nobelpreisträger für Chemie[8] | |
Hans Spemann | 1891 | Nobelpreisträger für Medizin | |
Friedrich Quincke | 1884 | Chemiker, Proffesor technische Chemie u. Rektor Technische Universität Hannover[9] | |
Karl Futterer | 1885 | Asienforscher und Geologe[10] | |
Hermann Erhard | 1902 | Unternehmer und Lokalpolitiker[11] | |
Georg von Struve | 1905 | Astronom[12] | |
Hermann Kalbfuß | 1905 | Historiker und Philosoph [13] |
Literatur[]
- o. A.: Verbindung im M.R. Karlsruhensia. In: Michael Doeberl et al. (Hrsg.): Das akademische Deutschland. Band 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger. C. A. Weller, Berlin 1931. S. 855.
- Alfred Barth: Heidelberger Anwesen – Friedrich-Ebert-Anlage 52. Die baulichen Veränderungen des Hauses der Verbindung Karlsruhensia und deren Geschichte unter Einbezug der Odenwaldbahn. Berlin 2008. ISBN 978-3-86805-244-2.
- Diehl, Werner (Hrsg.): 1878 - 1978 Hundert Jahre Verbindung Karlsruhensia Heidelberg, Eigenverlag, Heidelberg 1978
- Gerhart Berger, Detlev Aurand: … Weiland Bursch zu Heidelberg… Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola. Heidelberg 1986. ISBN 978-3-920431-63-5.
Einzelnachweise[]
- ↑ Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1897 (Heidelberg, 1896–1897). (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/hd_akad_mit_sh1897/0014/image).
- ↑ Bartsch, Carl (Hrsg.): Ruperto Carola, Illustrierte Fest-Chronik der V. Säkularfeier der Universität Heidelberg, Verlag der Univ.-Buchhandlung Otto Petters, Heidelberg 1886
- ↑ Michael Doeberl (Hrsg.): Das akademische Deutschland, Bd. 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 855
- ↑ Diehl, Werner (Hrsg.): 1878 - 1978 Hundert Jahre Verbindung Karlsruhensia Heidelberg, Eigenverlag, Heidelberg 1978, S. 35
- ↑ Ruperto-Carola, Beilage zu Der Heidelberger Student, Kampfblatt des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes, Hochschulgruppe Heidelberg, Wintersemester 1937/38, Ausgabe 6, Verlagsdruckerei Winter, Heidelberg, S. 4. Digitalisat unter [1]
- ↑ Diehl, Werner (Hrsg.): 1878 - 1978 Hundert Jahre Verbindung Karlsruhensia Heidelberg, Eigenverlag, Heidelberg 1978, S. 21-22
- ↑ Gerhart Berger, Detlev Aurand: … Weiland Bursch zu Heidelberg… Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola. Heidelberg 1986. ISBN 978-3-920431-63-5. S. 281–282
- ↑ http://www.frankfurter-verbindungen.de/korporierte/h.html
- ↑ Otto Knaus: 80 Semester Activitas Karlsruhensiae 1878–1928. Festschrift Verbindung Karlsruhensia (Heidelberg). 1959, S. 25.
- ↑ Otto Knaus: 80 Semester Activitas Karlsruhensiae 1878–1928. Festschrift Verbindung Karlsruhensia (Heidelberg). 1959, S. 27.
- ↑ Otto Knaus: 80 Semester Activitas Karlsruhensiae 1878–1928. Festschrift Verbindung Karlsruhensia (Heidelberg). 1959, S. 77.
- ↑ Otto Knaus: 80 Semester Activitas Karlsruhensiae 1878–1928. Festschrift Verbindung Karlsruhensia (Heidelberg). 1959, S. 94.
- ↑ Otto Knaus: 80 Semester Activitas Karlsruhensiae 1878–1928. Festschrift Verbindung Karlsruhensia (Heidelberg). 1959, S. 93.
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