Der Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV) war ein regionaler Fußballverband, der ungefähr die heutigen Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen umfasste. Der VMBV wurde am 26. Dezember 1900 in Leipzig gegründet und bestand bis 1933.
Geschichte[]
Gründung und Entwicklung[]
Während in der Stadt Leipzig mit dem Verband Leipziger Ballspiel-Vereine seit 1896 ein lokaler Fußballverband bestand und Meisterschaften austrug, war der Fußball im übrigen Mitteldeutschland um 1900 noch weitgehend unorganisiert. Nachdem am 28. Januar 1900 in Leipzig die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes als reichsweiter Dachverband des Fußballs vollzogen worden war, entschlossen sich die Leipziger Ernst Raydt, Theodor Schöffler (VfB Leipzig) und Bruno Moldenhauer (Wacker Leipzig), einen Verband für alle mitteldeutschen Vereine zu gründen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1900 fand die Gründungsversammlung des neuen Verbandes im Leipziger Mariengarten statt. Einberufen hatte sie Johannes Kirmse, der Vorsitzende des LBV, der auch schon bei der Einberufung des DFB-Gründungstages zu Beginn des Jahres aktiv gewesen war.
Beteiligt waren folgende zwölf Vereine aus sieben Städten:
- die Leipziger Klubs VfB, Wacker, SV Lipsia 93 und Olympia 1896
- der Hallesche FC 1896 und Hohenzollern Halle
- der BC am Technikum sowie der FC Germania aus Mittweida
- der Chemnitzer BC
- der Dessauer FC 1898
- der Spielverein Hohenzollern Merseburg
- der FC Preußen Weißenfels
Die spätere Fußballmetropole Dresden war bei der Gründung des VMBV nicht vertreten.
Als wichtigstes Ziel schrieb sich dieser Zusammenschluss die Erziehung der Jugend zu körperlicher Leistungsfähigkeit und vaterländischer Gesinnung durch die Pflege verschiedener Leibesübungen, insbesondere des Fußballs und der Leichtathletik, auf die Fahnen. Der Verband wuchs in der Anfangszeit langsam, aber stetig. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in den DFB am 28. August 1901 zählte er rund 1000 Mitglieder, die Zahl der Vereine stieg im ersten Jahr des Bestehens auf 15 an.
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wuchs die Anzahl der zugehörigen Vereine beträchtlich an, über 81 (1906), 115 (1908) und 315 mit 18.600 Mitgliedern 1910/11 auf schließlich 414 Vereine mit knapp 27.000 Mitgliedern. Zum Zeitpunkt der Auflösung 1933 war der VBMV sowohl in Bezug auf die Mitgliederzahl (1930: 128.500 Mitglieder in 1.032 Vereinen) als auch in der räumlichen Ausdehnung der drittgrößte Verband im DFB. Das Verbandsgebiet reichte von Wittenberge an der mecklenburgischen Grenze bis nach Coburg an der bayerischen, von Heiligenstadt im Westen bis nach Bautzen im Osten.
Spielbetrieb[]
In der Saison 1901/02 organisierte der Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine erstmals eine Fußball-Meisterschaftsrunde, an der 26 Mannschaften, die in vier Staffeln eingeteilt wurden, teilnahmen. Das erste Finale um die Mitteldeutsche Meisterschaft zwischen deren beiden Meistern FC Wacker 1895 Leipzig und Dresdner SC 1898 statt, welches Wacker mit 6:3 gewann.
1905 ging auch der Verband Magdeburger Ballspiel-Vereine im VMBV auf. Magdeburgs Meister nahm zwar bereits ab der Saison 1902/03 an der Endrunde um die Mitteldeutsche Meisterschaft teil, war aber auch gleichzeitig automatisch für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Ebenfalls 1905 schlossen sich auch elf Thüringer Clubs dem Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine an. 1911 folgten auch die kleinen Thüringer Verbände, die ab 1905 gegründet wurden.
Durch den Beitritt immer neuer Vereine wurden die Mannschaften in Gaue eingeteilt, deren Grenzen mehrfach angepasst werden mussten. Die Vereine aus Halle beispielsweise gehörten erst dem Gau Nordwestsachsen (Leipzig und Umgebung) an, bildeten aber ab der Saison 1907/08 mit Vereinen aus der Umgebung den Saalegau. In der Saison 1913/14 war das Verbandsgebiet des VMBV bereits in 20 Gaue eingeteilt. In den 1920er Jahren wuchs die Anzahl der Gaue auf 27 an, in der Saison 1927/28 selbst auf 28. Eine völlige Verwässerung des spielerischen Niveaus war die Folge. Hohe, teilweise selbst zweistellige Resultate in den Endrunden um die Mitteldeutsche Meisterschaft zeugten von den Klassenunterschieden in den verschiedenen Ligen. Ab der Saison 1926/27 wurde neben der Meisterschaft auch noch ein Verbandspokal ausgespielt.
Die Gaumeister nahmen jeweils an der Endrunde um die Verbandsmeisterschaft teil, der Verbandsmeister wiederum war für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Bereits bei der ersten Deutschen Fußballmeisterschaft 1903 stellte der VMBV mit dem VfB Leipzig auch den Deutschen Meister, diesen Erfolg konnte der Verein noch zwei Mal, 1906 und 1913, wiederholen.
Die Auswahlmannschaft des VMBV gewann in der Saison 1908/09 den erstmals ausgespielten Kronprinzenpokal und konnte den Erfolg 1920/21 sowie 1926/27 in dem in Bundespokal umbenannten Wettbewerb wiederholen.
Auflösung[]
Im Zuge der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ des Sports wurden die dem Deutsche Fußballbund angeschlossenen Verbände einschließlich des Verbands Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine zwischen 1933 und 1934 aufgelöst. Das Fachamt Fußball des Reichsbundes für Leibesübungen übernahm die Funktionen des DFB, der formal noch bis 1940 weiterbestand, die Gebiete der bisherigen Regionalverbände wurden in Gaue, jeder Gau in Bezirke und diese wiederum in Kreise eingeteilt. Der VMBV zerfiel in die Sportgaue V und VI, wobei sich ersterer über die Region des Freistaats Sachsen erstreckte und letzterer über die Provinz Sachsen mit Anhalt und Thüringen (siehe hierzu Gauliga Sachsen und Gauliga Mitte).
Meister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine[]
- 1901/02:
- Meister: FC Wacker 1895 Leipzig
- 1902/03:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1903/04:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1904/05:
- Meister: Dresdner SC 1898
- 1905/06:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1906/07:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1907/08:
- Meister: FC Wacker 1895 Leipzig
- 1908/09:
- Meister: SC 1895 Erfurt
- 1909/10:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1910/11:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1911/12:
- Meister: SpVgg. 1899 Leipzig
- 1912/13:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1913/14:
- Meister: SpVgg. 1899 Leipzig
- 1914/15:
- Meister: keine Meisterschaft ausgetragen
- 1915/16:
- Meister: FC Eintracht 1904 Leipzig
- 1916/17:
- Meister: Hallescher FC 1896
- 1917/18:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1918/19:
- Meister: Hallescher FC 1896
- 1919/20:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1920/21:
- Meister: FC Wacker 1900 Halle
- 1921/22:
- Meister: SpVgg. 1899 Leipzig
- 1922/23:
- Meister: SV Guts Muts 1902 Dresden
- 1923/24:
- Meister: SpVgg. 1893 Leipzig
- 1924/25:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- 1925/26:
- Meister: Dresdner SC 1898
- 1926/27:
- Meister: VfB 1893 Leipzig
- Pokalsieger: Chemnitzer BC 1899
- 1927/28:
- Meister: FC Wacker 1900 Halle
- Pokalsieger: Dresdner SC 1898
- 1928/29:
- Meister: Dresdner SC 1898
- Pokalsieger: FC Wacker 1895 Leipzig
- 1929/30:
- Meister: Dresdner SC 1898
- Pokalsieger: VfB 1893 Leipzig
- 1930/31:
- Meister: Dresdner SC 1898
- Pokalsieger: SpVgg. 1899 Leipzig
- 1931/32:
- Meister: Polizei SV Chemnitz
- Pokalsieger: Plauener SuBC
- 1932/33:
- Meister: Dresdner SC 1898
- Pokalsieger: Dresdner SC 1898
en:Central German football championship
Kopie vom 16.02.2011, Quelle: Wikipedia, Artikel, Autoren in der Wikipedia |
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