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Bundesarchiv Bild 183-1984-0512-020, Udo Beyer

Udo Beyer bei einem Sportfest 1984 in Erfurt.

Udo Beyer (* 9. August 1955 in Stalinstadt) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet. 1976 wurde er für die DDR Olympiasieger im Kugelstoßen. Beyer war beteiligt am staatlichen DDR-Dopingprogramm.

Leben[]

Udo Beyer ist das älteste von sechs Kindern. Er wuchs auf dem Gut Breslack, heute Gemeinde Neißemünde, und in Eisenhüttenstadt auf. Wie alle seine Geschwister spielte er seit 1968 zunächst Handball bei der BSG Stahl Eisenhüttenstadt und war als Mitglied der Bezirksauswahl Frankfurt ein erfolgreicher Torschütze. Auf Anraten seines Vaters, sich für eine Sportart zu entscheiden, spezialisierte er sich auf die Leichtathletik. Nach der Kinder- und Jugendspartakiade 1969 wechselte er an die Kinder- und Jugendsportschule Frankfurt (Oder), die er bis zum Abitur besuchte. Gleichzeitig wurde er Mitglied des ASK Vorwärts Frankfurt. 1970 wurde er dort vom Trainer Fritz Kühl übernommen, einem erfolgreichen Kugelstoßer und Diskuswerfer der DDR, der 1960 und 1964 in der gesamtdeutschen Mannschaft an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte. 1973 wechselte er gemeinsam mit seinem Trainer zum ASK Vorwärts Potsdam, wo er sich völlig auf das Kugelstoßen konzentrierte und mit Lothar Hillebrand ein weiterer Trainer hinzukam. In Potsdam studierte er neben dem Training an der Pädagogischen Hochschule und schloss als Diplom-Sportlehrer ab.

Bundesarchiv Bild 183-Z0810-022, Udo Beyer

Udo Beyer 1981

Beyer wurde 1973 Junioreneuropameister. Im Erwachsenenbereich belegte er im Jahr darauf bei den Europameisterschaften Platz acht. 1976 gewann er bei den Olympischen Spielen in Montreal die Goldmedaille. Ein Jahr später wurde der erste Weltcup ausgerichtet, wo er ebenfalls gewinnen konnte. 1978 komplettierte Beyer seine Titelsammlung durch den Sieg bei den Europameisterschaften. In Moskau wurde Beyer bei den Olympischen Spielen Dritter, seinen Europameistertitel konnte er jedoch 1982 in Athen verteidigen.

Bei den ersten Weltmeisterschaften kam Beyer 1983 auf Platz sechs. Weil die DDR die Olympischen Spiele 1984 in den USA boykottierten, konnte er dort nicht starten. Bei den Europameisterschaften 1986 gewann er die Bronzemedaille. Im Jahr darauf wurde er bei den Weltmeisterschaften 1987 erneut Sechster. Bei den Olympischen Spielen 1988 kam er auf Platz vier. Danach hatte er seine Karriere bereits beendet, doch seine Frau brachte ihn 1990 dazu, es noch einmal bis 1992 zu versuchen. Bei den Europameisterschaften 1990 erreichte er Platz fünf, bei den Olympischen Spielen in Barcelona kam er aber nicht mehr in den Endkampf.

Beyer hatte bei einer Größe von 1,94 m ein Wettkampfgewicht von 130 kg. Als Mitglied des Armeesportklubs (ASK) war Udo Beyer gleichzeitig Sportoffizier (Major) der NVA und wurde als Hauptmann in die Bundeswehr übernommen. Beyer war jahrelang Kapitän der DDR-Leichtathletik-Nationalmannschaft. Als IM „Kapitän“ soll er im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit Sportlerkollegen ausspioniert haben.

Nach dem Ende des Leistungssports erlernte Udo Beyer den Beruf eines Reiseverkehrskaufmanns und ist seit 1996 Inhaber eines Reisebüros in Potsdam. Er wohnt in Potsdam, ist seit 1976 verheiratet und hat zwei Töchter, von denen die jüngere 2001 schon im Alter von 11 Jahren an einem angeborenen Herzfehler starb.[1] Er engagiert sich aktiv als offizieller Botschafter der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland für todkranke Kinder und deren Familien. Bei der 12. Bundesversammlung im Jahr 2004 war er Vertreter der PDS.

Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau war Udo Beyer gemeinsam mit seiner Schwester Gisela und seinem Bruder Hans-Georg am Start. Dabei waren alle drei im Finale: Hans-Georg – Olympiasieger im Handball, Udo – Olympiadritter im Kugelstoßen und Gisela – vierter Platz im Diskuswerfen. Seine Schwester Gudrun war 1992 gemeinsam mit ihm bei den Olympischen Spielen in Barcelona – als Physiotherapeutin der deutschen Fechter.

Doping in der DDR[]

1991 konnten die Dopinggegner Brigitte Berendonk und Werner Franke mehrere Dissertationen und Habilitationsschriften ehemaliger DDR-Dopingforscher in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow sicherstellen. Anhand der Arbeiten ließ sich die staatlich organisierte Dopingpraxis vieler bekannter DDR-Leistungssportler, darunter auch Udo Beyer, rekonstruieren. Den Angaben zufolge bekam er von 1983 bis 1984 hohe Dosen Oral-Turinabol (bis zu 3955 mg).[2][3]

2012 stand er für den Dokumentarfilm „Einzelkämpfer“ vor der Kamera.[4] In dem Film, der im Rahmen der Berlinale 2013 seine Premiere feierte, gestand er die Einnahme verbotener Substanzen und sprach über das staatliche DDR-Zwangsdopingprogramm.[5][6]

Sportliche Erfolge[]

Bundesarchiv Bild 183-1986-0627-050, Udo Beyer, Ulf Timmermann

Udo Beyer (links) und Ulf Timmermann 1986 in Jena

Gemeinsam mit seinem langjährigen DDR-Konkurrenten Ulf Timmermann dominierte er über zehn Jahre die Konkurrenz in seiner Disziplin.

Olympische Spiele

  • 1976 – Olympiasieger 21,05 m
  • 1980 – Bronzemedaille 21,06 m
  • 1984 – keine Teilnahme möglich wegen Boykott durch die DDR
  • 1988 – 4. Platz 21,40 m
  • 1992 – im Vorkampf ausgeschieden

Rekorde Weltrekorde:

  1. 6. August 1978: 22,15 m
  2. 25. Juli 1983: 22,22 m
  3. 20. August 1986: 22,64 m (7. Platz der Weltbestenliste, Stand: 29. Januar 2013)

Junioren-Europarekorde: 6,25 kg-Kugel (Junioren-Kugel)

  1. 13. Juli 1973: 21,03 m

7,25 kg-Kugel (Männer-Kugel)

  1. 7. Juli 1973: 19,63 m
  2. 6. Juli 1974: 20,20 m
  3. 21. Juni 1975: 20,97 m (aktueller Rekord, Stand: 7. August 2005)

Europameisterschaften

  • 1973 – Junioren-Europameister
  • 1974 – 8. Platz
  • 1978 – Europameister
  • 1982 – Europameister
  • 1986 – Bronzemedaille
  • 1990 – 5. Platz

IAAF-Weltcup, Kugelstoßen

  • 1977, 1979 und 1981 – Sieger

Europacup, Kugelstoßen

  • 1977, 1979 und 1981 – Sieger
  • 1985 – 3. Platz

DDR-Meisterschaften

  • 1974 – 2. Platz
  • 1977–1987 – DDR-Meister (11-mal in Folge)
  • 1988 – 2. Platz
  • 1990 – 3. Platz
  • 1980 – DDR-Hallenmeister

Kinder- und Jugendspartakiade

  • 1972 – Spartakiadesieger

Auszeichnungen[]

Literatur[]

  • Kurzbiografie zu: Beyer, Udo. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005. 2 Bände. Darmstadt 2005 publiziert über Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft.

Filme[]

  • Einzelkämpfer (2013): Dokumentarfilm über vier Spitzensportler der ehemaligen DDR, darunter Udo Beyer. Filmpremiere auf der Berlinale 2013

Einzelnachweise[]

  1. Udo Beyer, Potsdams Kugelstoß-Olympiasieger von 1976 und dreifacher Weltrekordler, wird heute 50 Jahre jung, Potsdamer Neueste Nachrichten, 9. August 2005
  2. Brigitte Berendonk: Doping-Dokumente - Von der Forschung zum Betrug. Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-540-53742-2, S. 128, Tabelle 8
  3. Schweizer Geheimbund, Der Spiegel, 21. Juli 1992
  4. DFFB: Pressemappe EINZELKÄMPFER - dffb (PDF; 388 kB) vom Februar 2013
  5. Kugelstoßen: Montreal-Olympiasieger Beyer gesteht Doping, Spiegel Online, 14. Februar 2013
  6. Gedopte DDR-Kugelstoßlegende: Beyer: "Ich wusste über alles Bescheid", Der Tagesspiegel, 15. Februar 2013

Weblinks[]

Udo Beyer in der Datenbank der IAAF (englisch)


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