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Theobald Schrems (* 17. Februar 1893 in Mitterteich; † 15. November 1963 in Regensburg) war ein deutscher katholischer Theologe und Priester, Domkapellmeister und Mitbegründer des Musikgymnasiums der Regensburger Domspatzen.
Leben[]
Theobald Schrems besuchte in Regensburg das bischöfliche Knabenseminar Obermünster und nach dem Abitur die Philosophisch-theologische Hochschule. Im Anschluss daran trat er in das dortige Priesterseminar ein und wurde am 29. Juni 1917 zum Priester geweiht. Nach seinem dreijährigen Einsatz als Kooperator übte er 1920 die Stelle des Präfekten und Musikpädagogen am Knabenseminar in Regensburg aus, wo er einen Chor aufbaute. Von 1924 bis zu seinem Tode 1963 war er Domkapellmeister am Regensburger Dom. Er legte bei Carl Thiel von 1925 bis 1928 das staatliche Examen für Kirchen- und Schulmusik ab.[1] Durch die Schaffung einer neuen Organisationsstruktur, die Gymnasium, Internat und Chor unter einem Dach vereinte, schuf er mit den Regensburger Domspatzen einen aus Knaben und jungen Männern bestehenden Chor.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Domchor unter Theobald Schrems, der von Beginn an unter der Protektion Hitlers stand, berühmt. Schon im Juni 1933 trat er auf dem NSDAP-Gautag in Regensburg und im Oktober desselben Jahres vor Hitler auf. Dieser Auftritt ging auf die Initiative von Chorleiter Schrems zurück, fünf weitere folgten.[2] Wie Carl Thiel übernahm auch Schrems 1933 eine Führungsfunktion in der Reichsmusikkammer, die Ortsleitung des Bayerischen Landeskartells der Musikerschaft.[3] Aus der Errichtung des 1936 bereits fertig geplanten und weitgehend von Hitler finanzierten Musikgymnasiums unter der Leitung von Schrems wurde nichts. Ein solches wurde erst später im Jahre 1948 beschlossen und realisiert. Der von Schrems getragene Professorentitel geht auf eine Gefälligkeit Adolf Hitlers, zum Geburtstag des „Führers“ vom 20. April 1937, zurück.[4] Der Historiker Helmut Halter betont Opportunismus, Eitelkeit und die Initiative von Schrems in der „Rolle der Domspatzen als Instrument der auswärtigen Kulturpolitik des NS-Propagandaministeriums“.[5]
Schrems versuchte jedoch, einer allzu großen Vereinnahmung der Domspatzen durch die Nazis entgegenzuwirken. Als während einer Konzertreise nach Südamerika im Jahr 1937 der erste Vorsitzende des gleichgeschalteten Domchorvereins, Dr. Martin Miederer, anordnete, dass die Jungen in Jungvolk-Uniform auftreten sollten, lehnte Schrems dies kategorisch ab. Letztendlich erschien nur knapp die Hälfte der Knaben in Uniform.[6] Bei einer anderen Gelegenheit entließ Schrems einen Singknaben aus dem Chor, weil er ein Pfingstlager der HJ dem Pontifikalamt vorgezogen hatte.[6]
1953 erhielt Schrems den Nordgau-Kulturpreis der Stadt Amberg in der Kategorie „Musik“ und im gleichen Jahr die Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg. In Regensburg wurde er 1963 auch zum Ehrenbürger ernannt. Den Bayerischen Verdienstorden erhielt er 1959. In Regensburg und Mitterteich sind Straßen nach dem Musiker benannt. Mitterteich ehrt den berühmten Sohn zusätzlich mit der Namensgebung der Theobald-Schrems-Grundschule, auf deren Gelände auch eine Büste von Theobald Schrems steht.
Unter Theobald Schrems gab es im Regensburger Internat und in der Grundschule der Regensburger Domspatzen in Etterzhausen Fälle von sexuellem Missbrauch und körperlichen Misshandlungen. Zu nennen sind die beiden Regensburger Internatsleiter Friedrich Zeitler und Georg Zimmermann.[7] Schrems war bis 1958 Leiter der Internate in Etterzhausen und Regensburg.[8]
Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Zeitler reagierte Schrems „mit Blick auf das Kindswohl angemessen“ und entließ den Internatsdirektor umgehend, allerdings unterblieb eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.[9]
Der Kirchenmusiker Franz Lehrndorfer, ein langjähriger Mitarbeiter von Schrems, komponierte zu dessen Ehren die Missa in memoriam Theobald Schrems für vierstimmigen Männerchor. Die Uraufführung fand am 9. November 2008 durch den Chor der ehemaligen Domspatzen im Regensburger Dom statt.
Werke[]
- Die Geschichte des Gregorianischen Gesanges in den protestantischen Gottesdiensten (= Veröffentlichungen des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Freiburg in der Schweiz. 1. Teil: Veröffentlichungen der Gregorianischen Akademie zu Freiburg in der Schweiz. Band 15, ZDB-ID 504100-4). St. Paulusdruckerei, Freiburg (Schweiz) 1930.
- Musik und Ethos. Kult und Kultur – Singen und Seelsorge. Denkschrift und Mahnruf. Verlag Josef Habbel, Regensburg 1962.
Literatur[]
- Christel Erkes (Hrsg.): Die Regensburger Domspatzen. Begegnung mit Theobald Schrems. Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1993, ISBN 3-7946-0301-X.
- Jutta Franke: Schrems, Theobald. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 151 (Digitalisat).
- Franz Johann Löffler: Theobald Schrems zum Gedenken. In: Festschrift zum Nordgautag 28, 1990, S. 69–71 (online; PDF; 2 MB).
- Alois Späth: Dr.-Theobald-Schrems-Straße (Regensburger Musikgeschichte in Straßennamen). In: Mälzels Magazin. 2001 Nr. 1 (online).
- Robert Werner: Braune Flecken auf dem Priesterrock. Studien zur Verleugnung und Verdrängung der NS-Vergangenheit der Regensburger Theologen Josef Engert, Rudolf Graber und Theobald Schrems. Regensburg 2015, ISBN 978-3-9814689-6-0.
Weblinks[]
- Werke von und über Theobald Schrems im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Theobald Schrems im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
- Theobald Schrems. Eintrag in der Datenbank des Oberpfälzer Kulturbundes (derzeit nicht erreichbar)
- Theobald Schrems (1893–1963) auf der Website der Regensburger Domspatzen
- akh.mitterteich.de
Einzelnachweise[]
- ↑ Informationen zu Theobald Schrems vom Arbeitskreis Heimatpflege Mitterteich
- ↑ Helmut Halter: Die „Regensburger Domspatzen“ 1924–1945. In: Winfried Becker, Werner Chrobak (Hrsg.): Staat, Kultur, Politik. Beiträge zur Geschichte Bayerns und des Katholizismus. Festschrift zum 65. Geburtstag von Dieter Albrecht. Lassleben, Kallmünz 1992, ISBN 3-7847-3109-0, S. 371–388, hier S. 375.
- ↑ Karl Frank: Apostolat und Propaganda. In: Christel Erkes (Hrsg.): Die Regensburger Domspatzen. Begegnung mit Theobald Schrems. Schauenburg, Lahr/Schwarzwald 1993, ISBN 3-7946-0301-X, S. 48–101, hier S. 62.
- ↑ Robert Werner: Die Regensburger Domspatzen. Hitlers liebster Knabenchor. (Bericht auf regensburg-digital vom 22. Oktober 2012, S. 8).
- ↑ Helmut Halter: Die „Regensburger Domspatzen“ 1924–1945. In: Winfried Becker, Werner Chrobak (Hrsg.): Staat, Kultur, Politik. Beiträge zur Geschichte Bayerns und des Katholizismus. Festschrift zum 65. Geburtstag von Dieter Albrecht. Lassleben, Kallmünz 1992, ISBN 3-7847-3109-0, S. 371–388, hier S. 386.
- ↑ 6,0 6,1 Roman Smolorz: Die Regensburger Domspatzen im Nationalsozialismus – Singen zwischen Katholischer Kirche und NS-Staat, Pustet, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7917-2930-5.
- ↑ Robert Werner: Missbrauch bei den Domspatzen unter Theobald Schrems, Recherche vom 22. April 2013 auf regensburg-digital (letzter Aufruf April 2014).
- ↑ Anmerkungen zum ehemaligen Domspatzendirektor Johann Meier Recherche auf regensburg-digital vom 14. Dezember 2015.
- ↑ Ulrich Weber, Johannes Baumeister: Vorfälle von Gewaltausübung an Schutzbefohlenen bei den Regensburger Domspatzen (Untersuchungsbericht), 18. Juli 2017, S. 369.
Vorgänger |
Domkapellmeister am Regensburger Dom 1924–1963 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Schrems, Theobald |
KURZBESCHREIBUNG | Domkapellmeister, Begründer des „Musikgymnasiums der Regensburger Domspatzen“ |
GEBURTSDATUM | 17. Februar 1893 |
GEBURTSORT | Mitterteich |
STERBEDATUM | 15. November 1963 |
STERBEORT | Regensburg |
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