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Stiftung Schorfheide-Chorin
Rechtsform: Stiftung bürgerlichen Rechts
Zweck: Naturschutz, ökologische Waldnutzung und Betriebswirtschaft zusammen zu führen
Vorsitz: Elisabeth Fiege
Bestehen: seit 2000
Stifter: Fiege Logistik
Stiftungskapital: 1 Mil.
Sitz: Greven

Die Stiftung Schorfheide-Chorin ist eine private Stiftung des Unternehmerehepaares Elisabeth und Hugo Fiege, Eigentümmer der Fiege-Logistik Gruppe und drei Naturschutzverbänden. Die Stiftung gilt als Modell für "privates Naturschutzengagement"[1] in Brandenburg und hat ein Waldgebiet aus dem Nationales Naturerbe im Kern des Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin vom Land Brandenburg zur Betreuung überlassen bekommen. Als Nationales Naturerbe werden Flächen in Deutschland bezeichnet, die seit dem Jahr 2000 als dauerhafte Naturschutzflächen gesichert werden. Dies geschieht durch unentgeltliche Übertragungen von Land- und Wasserflächen aus dem Eigentum der Bundesrepublik Deutschland in die Trägerschaft der Bundesländer, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) oder von Naturschutzverbänden. Die Stiftung wird in Presseartikeln auch als Naturschutzstiftung Schorfheide-Chorin bezeichnet.

Entstehung & Ziele der Stiftung[]

Als ein großer Teil der Waldflächen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin auf Beschluss der Landesregierung In Brandenburg an Naturschutzinstitutionen übertragen werden sollte, gründete das Ehepaar Fieges zum Jahreswechsel 2000/2001 gemeinsam mit drei Naturschutzverbänden als Private Public Partnership die Naturschutzstiftung Schorfheide-Chorin.[2] Die finanzielle Grundlage für die Stiftung haben das Unternehmerehepaar Fiege gelegt. Sie brachten ein Grundkapital in Höhe von 365.000 Euro in die Stiftung ein.

Laut Satzung hat die Stiftung den Zweck der Förderung von Vorhaben des Naturschutzes und der umweltgerechten Landnutzung in Schutzgebieten Deutschlands, insbesondere im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin zu dienen. Anliegen der Stiftung ist es ist nach Hugo Fiege auch Naturschutz, ökologische Waldnutzung und Betriebswirtschaft als Einheit zusammen zu führen. Langfristig soll ein Netzwerk privater und öffentlicher Akteure entstehen, das auf lange Sicht die Lebensqualität in dem ländlichen Naturraum Schorheide-Chorin sichert.[3]

Vorstand und Kuratorium der Stiftung[]

Im Vorstand der Stiftung sind:

  • Elisabeth Fiege (Vorsitzende)
  • Anke Jenssen, Umweltbildung
  • Alfons Schulze Jochmaring, Anwalt in der Kanzlei für Steuerrecht und Wirtschaft Grewen
  • Simon Wolff

Im Kuratorium der Stiftung sind:

  • Hugo Fiege (Vorsitzender),
  • Stefan Adler, NABU-Waldreferent
  • Jan Fiege, Managing Director bei Fiege-Logistik
  • Hubert Große Kleimann, Landwirt
  • Gerhard Hofmann, Waldkunde-Institut Eberswald
  • Axel Kruschat, BUND-Landesgeschäftsführer

Stiftungswald[]

Die Stiftung erhielt vom Land Areale im Redernswalder Forst und in die Wolletzer Schonung mit einer Fläche von 662 ha. Beide Waldflächen liegen im Naturschutzgebiet Grumsiner Forst/Redernswalde. Das NSG umfasst 6157,89 Hektar[4] großes Naturschutzgebiet und erstreckt sich auf dem Gebiet der Städte Angermünde (Landkreis Uckermark) und Joachimsthal sowie den Gemeinden Althüttendorf, Friedrichswalde und Ziethen (letztere Landkreis Barnim). Das Naturschutzgebiet wurde zeitgleich mit der Gründung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin als dessen Naturschutzgebiet Nr. 23 zum 1. Oktober 1990 unter Schutz gestellt.[5] Ein über 800 ha großer Teil der Fläche ist mittlerweile Totalreservat. Das NSG gehört gleichzeitig zum FFH-Gebiet Grumsiner Forst – Redernswalde.

Ferner bekam die Stiftung 10 ha Wald im Naturschutzgebiet Zichower Wald–Weinberg am Westhang der Randow-Niederung östlich von Gramzow geschenkt.

Fällaktion im künftigen Totalreservat[]

2004 kam es zu einer nicht genehmigte Fällung von 572 alten märkischen Eichen im Naturschutzgebiet. Alle standen in einem Gebiet, das als geplantes Totalreservat sichergestellt war, mit einer Veränderungssperre, die Eingriffe untersagte. Der Erlös der 2004 gefällten Eichen von rund 60.000 Euro kam der Stiftung zugute. Die Fällungen wurden vom Landesforst Brandenburg vorgenommen.

Der Landesverband Brandenburg des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) stellte daraufhin Strafanzeige gegen die gemeinnützige Stiftung. Nach Ansicht des NABU handelte es sich dabei um einen ungesetzlichen Akt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) ermittelte zunächst „gegen Unbekannt“. In der Strafanzeige des NABU heißt es, dass die Stiftung sich „einer vorsätzlichen Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete...in einem besonders schwer wiegenden Fall schuldig gemacht“ habe. Wer gegen die NSG-Rechtsvorschrift oder Untersagung Wald rode und dadurch den Schutzzweck erheblich beeinträchtige, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe belegt.

Der NABU vermutet, dass die Eichen als Parkettholz verkauft werden sollten. Auch Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) beurteilt die Fällaktion kritisch: Es sei schwer nachzuvollziehen, warum in einem bekanntermaßen als Totalreservat vorgesehenem Gebiet hunderte wertvolle Alteichen gefällt werden müssten.

Der Unternehmer Hugo Fiege sah sich „zu Unrecht kriminalisiert“.[6] Er rechtfertigte die Aktion damit, dass das betroffene Schutzgebiet noch nicht wie geplant als Totalreservat ausgewiesen und Forstwirtschaft daher derzeit erlaubt sei. Mit der Fällung der etwa 150 Jahre alten Eichen habe man einen Buchenbestand schützen wollen.

Die Fällaktion war bei der unteren Naturschutzbehörde nicht angemeldet worden. Der verantwortliche Ökologe in der Behörde Martin Flade und spätere Leiter des Biosphärenreservates bezeichnete in einer dienstlichen Stellungnahme die Abholzung als „naturschutzfachlich unbegründet und schädlich“. In einem Vermerk zum internen Gebrauch schrieb er, dass die „einzig sinnvolle Begründung“ der Holzeinschläge darin liegen könnte, „einen kurzfristigen finanziellen Erlös“ für die Stiftung zu erzielen.

Hugo Fiege beschwerte sich sich daraufhin bei Ministerpräsident Matthias Platzeck und seine Anwälte schrieben an Umweltminister Dietmar Woidke, drängten auf Einstellung der Bußgeldverfahren. Am 12. August 2005 wurde der Fall für erledigt erklärt wurde. In einer gemeinsamen Presseerklärung von Landesregierung und Stiftung zur „Fällung einzelner Eichen“ hieß es: Eine „abschließende Prüfung der Sach- und Rechtslage“ habe ergeben, dass die Stiftung nicht gegen rechtliche Bestimmungen verstoßen habe. „Demzufolge wurden strafrechtliche und ordnungsrechtliche Ermittlungsverfahren … eingestellt.“[7] Nachdem Martin Flade auf seiner Bewertung des Sachverhaltes bestand, wurde er von seinem Posten abberufen. Flade klagten dagegen arbeitsrechtlich und gewann.

Projekte[]

Im Wald um Wolletz und Redernswalde führet die Stiftung 2012 in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin ein Forschungsprojekt durch, mit dem der Altbaumbestand analysiert, dessen Bedeutung für das Ökosystem erforscht und praktische Schlussfolgerungen für die Waldentwicklung gezogen werden sllte. Finanziert wurde das Projekt aus Erlösen der Stiftung.

Resonanz[]

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) lobte erst im Januar 2007 die Stiftung bei einem Besuch auf Gut Wolletz: „Diese Kombination von Wirtschaft und Naturschutz ist einmalig in Deutschland.“

Weblinks[]

Einzelnachweise[]


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