VereinsWiki
K (→‎Weblinks: {{WP-Kopie}})
(aktualisiert)
 
(5 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:11th FINA World Championships.JPG|miniatur|Schwimmweltmeisterschaften 2005]]
+
[[Datei:11th FINA World Championships.JPG|mini|Schwimmweltmeisterschaften 2005]]
  +
[[Datei:Olympic Swimming Marathon (7769060006).jpg|mini|Kehrmarke beim Langstrecken-Schwimmwettkampf über 10 Kilometer; Olympische Spiele 2012 in London]]
[[Datei:Vascodagama parqueaquatico.jpg|miniatur|Schwimmbecken während eines Wettkampfs]]
 
  +
'''Schwimmsport''' bezeichnet die Ausübung des [[Schwimmen]]s als [[sport]]liche Disziplin. In seiner Grundform wird der Schwimmsport als Wettkampf mehrerer Teilnehmer gegeneinander um die Bewältigung einer vorgegebenen Schwimmstrecke in kürzestmöglicher Zeit ausgetragen, oder auch ohne Zeitdruck zur Verbesserung des eigenen Schwimmstils.
+
'''Schwimmsport''' ist die Ausübung des [[Schwimmen]]s als [[sport]]liche Disziplin. In seiner Grundform wird Schwimmsport als Wettkampf mehrerer Teilnehmer um die Bewältigung einer vorgegebenen Schwimmstrecke in kürzestmöglicher Zeit ausgetragen. Schwimmsport kann aber auch ohne Zeitdruck zur Verbesserung der eigenen Schwimmtechnik oder als Freizeitbetätigung und zur Gesundheitsförderung betrieben werden.
   
 
== Geschichte des Schwimmsports ==
 
== Geschichte des Schwimmsports ==
[[Datei:Le Supreme Bon Ton 15 Les Nageurs.jpg|miniatur|Schwimmer um 1815]]
+
[[Datei:Le Supreme Bon Ton 15 Les Nageurs.jpg|mini|Schwimmer um 1815]]
Zahlreiche Forscher haben sich in der Vergangenheit mit der Frage nach der Entwicklung der modernen Schwimmtechniken auseinandergesetzt. Bereits 1696 erschien in [[Paris]] ''L'Art de nager'' („Die Kunst des Schwimmens“) von [[Melchisédech Thévenot]]. Aufgrund dieses Buches wurde in Frankreich (und Europa) lange Zeit die Technik des Brustschwimmens bevorzugt.
+
Zahlreiche Forscher haben sich in der Vergangenheit mit der Frage nach der Entwicklung der modernen Schwimmtechniken auseinandergesetzt. Bereits 1587 wurde von [[Everard Digby]] das Buch De arte natandi verfasst<ref>De arte natandi libri duo: quorum prior regulas ipsius artis, posterior vero praxin demonstrationemque continet. Authore Euerardo Dygbeio Anglo in artibus Magistro. Londini: Excudebat Thomas Dawson 1587.</ref>, 1696 erschien in [[Paris]] ''L’Art de nager'' („Die Kunst des Schwimmens“) von [[Melchisédech Thévenot]]. Aufgrund dieses Buches wurde in Frankreich (und Europa) lange Zeit die Technik des Brustschwimmens bevorzugt.<!--Beleg? -->
   
1798 brachte [[Johann Christoph Friedrich GutsMuths]] sein Schwimmkunst-Buch heraus, das dann als wegweisend für die späteren Versuche der [[Halloren|Hallenser Halloren]] (Salzwirker) angesehen werden kann, das Schwimmenlernen zu methodisieren. Da die Halloren festgestellt hatten, dass man in der stark salzhaltigen Sole leichter schwimmen konnte, war der Weg zur technisch umsetzbaren Motorik der im Schwimmbuch sehr schematisch beschriebenen Bewegungen geebnet. Die gliederpuppenhaften Bewegungen, die GutsMuths darstellte, waren ihrer Ausprägung nach jedoch kaum geeignet einen brauchbaren Schwimmstil zu entwickeln.
+
1798 brachte [[Johann Christoph Friedrich GutsMuths]] sein Schwimmkunst-Buch heraus, das als wegweisend für die späteren Versuche der [[Halloren|Hallenser Halloren]] (Salzwirker) angesehen werden kann, das Schwimmenlernen zu methodisieren. Da die Halloren festgestellt hatten, dass man in der stark salzhaltigen Sole leichter schwimmen kann, war der Weg zur technisch umsetzbaren Motorik der im Schwimmbuch sehr schematisch beschriebenen Bewegungen geebnet. Die gliederpuppenhaften Bewegungen, die GutsMuths darstellte, waren ihrer Ausprägung nach jedoch kaum geeignet, eine brauchbare Schwimmtechnik zu entwickeln.
   
Das moderne Wettkampfschwimmen entwickelte sich um 1837 in den Hallenbädern [[London]]s. Geschwommen wurde entweder Brust- oder Seitenschwimmen. Im Jahr 1895 schwamm der Engländer J. H. Thayers im Seitenstil die 100 [[Yard]]s in 1:02,50 Minuten (die entsprechende 100-m-Zeit wäre 1:08,38 Minuten). Bis in die 1950er Jahre war das Brustschwimmen, das meist als erste Technik erlernt wird, die einzige Schwimmart, für die genaue Regeln festgelegt waren.
+
Das moderne Wettkampfschwimmen entwickelte sich um 1837 in den Hallenbädern [[London]]s. Geschwommen wurde entweder als Brust- oder als [[Seitenschwimmen]]. Im Jahr 1895 schwamm der Engländer J. H. Thayers in Seitentechnik die 100 [[Yard]]s in 1:02,50&nbsp;Minuten (entspricht 5,26&nbsp;km/h). Bis in die 1950er Jahre war das Brustschwimmen, das meistens als erste Technik erlernt wird, die einzige Schwimmart, für die genaue Regeln festgelegt waren.
   
John Trudgen entwickelte 1873 in England das Hand-über-Hand-Schwimmen, das daraufhin „trudgen“ genannt wurde. Die Arme wurden aus dem Wasser nach vorne geführt, ähnlich wie beim Seitenschwimmen, nur wechselte man stets von einer auf die andere Seite und führte zusätzliche Scherenbeinschläge aus. Der australische Schwimmer [[Frederick Lane]] „trudgte“ im Jahr 1901 die 100 Yards in 1:00,0 Minuten (100&nbsp;m in 1:05,64 Minuten).
+
Sir [[John Arthur Trudgen]] entwickelte 1873 in England das Hand-über-Hand-Schwimmen, das daraufhin „trudgen“ genannt wurde. Die Arme wurden aus dem Wasser nach vorne geführt, ähnlich wie beim Seitenschwimmen, nur wechselte man stets von einer auf die andere Seite und führte zusätzliche Scherenbeinschläge aus. Der australische Schwimmer [[Frederick Lane]] „trudgte“ im Jahr 1901 die 100 Yards in 1:00,0&nbsp;Minuten.<ref name="Geschichte des Schwimmens">{{Webarchiv | url=http://limmatsharks.com/GeschichteDesSchwimmens.html | wayback=20150906214905 | text=Schwimmverein Limmat Zürich: Geschichte des Schwimmens}} abgerufen am 6. September 2015.</ref>
   
Statt des unharmonischen „Trudgens“ wandte der Australier Richard Cavill die flüssigere Technik der indigenen Bevölkerung der [[Salomonen]] an. Diese kombinierten den Kraulbeinschlag mit dem Überwasserarmzug. Cavill erreichte mit diesem „Australischer Crawl“ genannten Stil 1902 über 100 Yards eine Weltrekord-Zeit von 58,4 Sekunden (100&nbsp;m in 1:03,89 Minuten).
+
Statt des unharmonischen „Trudgens“ wandte der Australier Richard Cavill die flüssigere Technik der indigenen Bevölkerung der [[Salomonen]] an. Diese kombinierten den Kraulbeinschlag mit dem beidseitig abwechselnden Überwasserarmzug. Cavill erreichte mit dieser „Australischer Crawl“ genannten Technik 1902 über 100&nbsp;Yards eine Weltrekord-Zeit von 58,4&nbsp;Sekunden.<ref name="Geschichte des Schwimmens" /><ref name="Entwicklung des Kraulstils">{{Webarchiv | url=http://aso.gov.au/titles/documentaries/australian-crawl/clip1/ | wayback=20140306155221 | text=Evolution of the Australian Crawl}} Australian National Film and Sound Archive, Videoclip von 1952, abgerufen am 18. Oktober 2015.</ref>
   
1934 fand David Armbruster, Trainer an der [[University of Iowa]], dass beide Arme beim Brustschwimmen auch über Wasser nach vorne zurückgeführt werden konnten. Dieses „Schmettern“ erhöhte die Schwimmgeschwindigkeit, kostete aber mehr Trainingsaufwand und Kondition. 1935 schwamm Jack Sieg, ebenfalls von der University of Iowa, auf der Seite, mit den Beinen wie mit einem Fischschwanz schlagend. Er konnte das schließlich auch auf dem Bauch. Armbruster und Sieg kombinierten das Schmettern der Arme und den Beinschlag und schufen damit den anfangs „Butterfly“ ([[#Schmetterlingschwimmen (Delfin)|Schmetterling]]) genannten Schwimmstil. Mit zwei Beinschlägen bei jedem Armzug schwamm Sieg damals die 100 Yards in 1:00,2 (100&nbsp;m in 1:05,85 Minuten). Anderen Angaben zufolge war es 1935 ein Amerikaner namens Brydenthal, der diesen Stil erstmals schwamm. Das zunächst als regelwidrig betrachtete „Schmetterlings-Brustschwimmen“ wurde erst im Jahre 1953 als eigene Wettkampf-Schwimmart legalisiert.
+
1934 fand David Armbruster, Trainer an der [[University of Iowa]], heraus, dass beide Arme beim Brustschwimmen auch über Wasser nach vorne zurückgeführt werden konnten. Dieses „Schmettern“ erhöhte die Schwimmgeschwindigkeit, kostete aber mehr Trainingsaufwand und Kondition. 1935 schwamm Jack Sieg, ebenfalls von der University of Iowa, auf der Seite, mit den Beinen wie mit einem Fischschwanz schlagend. Er konnte das schließlich auch auf dem Bauch. Armbruster und Sieg kombinierten das Schmettern der Arme und den Beinschlag und schufen damit die anfangs „Butterfly“ ([[Schmetterlingsschwimmen|Schmetterling]]) genannte Schwimmtechnik. Mit zwei Beinschlägen bei jedem Armzug schwamm Sieg damals die 100&nbsp;Yards in 1:00,2&nbsp;min. Anderen Angaben zufolge war es 1935 ein Amerikaner namens Brydenthal, der diese Technik erstmals schwamm. Das zunächst als regelwidrig betrachtete „Schmetterlings-Brustschwimmen“ wurde erst im Jahre 1953 als eigene Wettkampf-Schwimmart legalisiert.
   
 
== Schwimmwettkämpfe ==
 
== Schwimmwettkämpfe ==
Schwimmen gehört seit den [[Olympische Sommerspiele 1896|ersten Olympischen Spielen]] der Neuzeit (1896 in [[Athen]]) zum olympischen Programm. Bei den zweiten [[Olympische Sommerspiele 1900|Olympischen Spielen 1900]] in [[Paris]] wurden ein Hindernisschwimmen, ein Unterwasserausdauerschwimmen und ein 4.000-m-Schwimmen veranstaltet. Bis auf das letztere ([[Langstreckenschwimmen]]) wurden diese Wettkampfformen später nicht mehr durchgeführt. Bei den [[Olympische Sommerspiele 1912|Olympischen Spielen 1912]] durften erstmals Frauen im Wettkampf mitschwimmen. Seit 1973 finden offizielle [[Schwimmweltmeisterschaften]] statt.
+
Schwimmen gehört seit den [[Olympische Sommerspiele 1896|ersten Olympischen Spielen]] der Neuzeit (1896 in [[Athen]]) zum olympischen Programm. Bei den zweiten [[Olympische Sommerspiele 1900|Olympischen Spielen 1900]] in [[Paris]] wurden ein [[Hindernisschwimmen]], ein Unterwasserausdauerschwimmen und ein 4000-Meter-Schwimmen veranstaltet. Bis auf das letztere ([[Langstreckenschwimmen]]) wurden diese Wettkampfformen später nicht mehr durchgeführt. Bei den [[Olympische Sommerspiele 1912|Olympischen Spielen 1912]] durften erstmals Frauen an den Wettkämpfen teilnehmen. Seit 1973 finden offizielle [[Schwimmweltmeisterschaften]] statt. Gemeinhin werden Schwimmwettkämpfe nach dem Regelwerk des internationalen Schwimmverbands [[Fédération Internationale de Natation]] (FINA) ausgetragen. Dabei können nationale Schwimmverbände basierend auf den Regeln der FINA auch eigene Regelwerke für Veranstaltungen in ihrem Zuständigkeitsbereich vorgeben, in Deutschland beispielsweise die Wettkampfbestimmungen (WB) des [[Deutscher Schwimm-Verband|Deutschen Schwimm-Verbandes]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.dsv.de/fileadmin/dsv/documents/dsv/service/regelwerke/WB_AT_Stand_03_10_2019pdf.pdf |titel=Wettkampfbestimmungen - Allgemeiner Teil – (WB-AT) |werk= |hrsg=Deutscher Schwimm-Verband |datum=2019-10-03 |abruf=2021-01-03 |sprache=}}</ref>
Gemeinhin werden Schwimmwettkämpfe nach dem Regelwerk des internationalen Schwimmverbands [[Fédération Internationale de Natation]] (FINA) ausgetragen.
 
   
 
=== Austragungsort ===
 
=== Austragungsort ===
[[Datei:JO Atlanta 1996 - Piscine.jpg|miniatur|Schwimmhalle bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta]]
+
[[Datei:JO Atlanta 1996 - Piscine.jpg|mini|Schwimmhalle bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta]]
Austragungsorte sind für Strecken bis 1500&nbsp;m [[Schwimmbecken]], die die verschiedenen Anforderungen erfüllen hinsichtlich Bahnenlänge (25&nbsp;m oder 50&nbsp;m), Bahnenbreite (2,50&nbsp;m), Wassertiefe (mindestens 1,35&nbsp;m, bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften mindestens 2&nbsp;m<ref>http://fina.org/rules/english/facilities.php (englisch)</ref>) sowie Wassertemperatur (normalerweise 25–28 °C). Die Bahnen werden durch Leinen, die die Wellen von den benachbarten Bahnen abhalten sollen – von den Schwimmern oft „Wellenkillerleinen“ oder „Wellenbrecher“ genannt – von einander getrennt. Die Leinen haben verschiedene Markierungen: im 5-m-Bereich vor jeder Beckenwand (in diesen Bereichen sind die Leinen meist durchgängig rot), in der Mitte und jeweils bei 15&nbsp;m. Auf dem Boden befindet sich zudem häufig in der Mitte einer jeden Bahn ein etwa 25&nbsp;cm breiter schwarzer Strich, der 2&nbsp;m vor dem Beckenende ein [[T]] ausbildet und dem Schwimmer hilft sich zu orientieren. Des Weiteren hängen über dem Becken noch weitere Leinen: 5&nbsp;m vor jeder Beckenwand befindet sich (in mindestens 1,8&nbsp;m Höhe) eine Fähnchenleine, um den Rückenschwimmern anzuzeigen, dass die Wand naht. Zusätzlich gibt es noch die Fehlstartleine, die (in mindestens 1,2&nbsp;m Höhe) 15&nbsp;m vom Start entfernt hängt. Diese wird ins Wasser gelassen, wenn Schiedsrichter oder Starter auf [[Frühstart|Fehlstart]] erkennen. Für Wettkämpfe werden sowohl Hallen- als auch Freibäder genutzt. Im Allgemeinen wird in Süßwasserbecken geschwommen, doch gibt es noch vereinzelt Salzwasserbecken, in denen Wettkämpfe ausgetragen werden.
+
Austragungsort sind für Strecken bis 1500&nbsp;m [[Schwimmbecken]], die die verschiedenen Anforderungen erfüllen hinsichtlich Bahnenlänge (25&nbsp;m oder 50&nbsp;m), Bahnenbreite (2,50&nbsp;m), Wassertiefe (mindestens 1,60&nbsp;m, bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften mindestens 2&nbsp;m<ref>{{Webarchiv|url=http://www.osv.or.at/cms/upload/files/files/05_wkb_schwimmen_stand_18.10.2013.pdf |wayback=20140826162949 |text=§ 101 Wettkampfbecken |archiv-bot=2019-05-13 03:05:26 InternetArchiveBot }} (englisch).</ref>) sowie Wassertemperatur (normalerweise 25–28 °C). Die Bahnen werden durch Leinen, die die Wellen von den benachbarten Bahnen abhalten sollen – von den Schwimmern oft „Wellenkillerleinen“ oder „[[Wellenbrecher (Schwimmsport)|Wellenbrecher]]“ genannt – voneinander getrennt. Die Leinen haben verschiedene Markierungen: im 5-m-Bereich vor jeder Beckenwand (in diesen Bereichen sind die Leinen meist durchgängig rot), in der Mitte und jeweils bei 15&nbsp;m. Auf dem Boden befindet sich zudem häufig in der Mitte einer jeden Bahn ein etwa 25&nbsp;cm breiter schwarzer Strich, der 2&nbsp;m vor dem Beckenende ein [[T]] ausbildet und dem Schwimmer hilft, sich zu orientieren. Des Weiteren hängen über dem Becken noch weitere Leinen: 5&nbsp;m vor jeder Beckenwand befindet sich (in mindestens 1,8&nbsp;m Höhe) eine Fähnchenleine, um den Rückenschwimmern anzuzeigen, dass die Wand naht. Zusätzlich gibt es noch die Fehlstartleine, die (in mindestens 1,2&nbsp;m Höhe) 15&nbsp;m vom Start entfernt hängt. Diese wird ins Wasser gelassen, wenn Schiedsrichter oder Starter einen [[Frühstart|Fehlstart]] erkennen. Für Wettkämpfe werden sowohl Hallen- als auch Freibäder genutzt. Im Allgemeinen wird in Süßwasserbecken geschwommen, doch gibt es noch vereinzelt Salzwasserbecken, in denen Wettkämpfe ausgetragen werden.
   
 
=== Strecken ===
 
=== Strecken ===
[[Datei:EK Zwemmen 2006 100m vrij mannen.jpg|miniatur|Wettkampfbecken mit 8 Bahnen]]
+
[[Datei:EK Zwemmen 2006 100m vrij mannen.jpg|mini|Wettkampfbecken mit 8 Bahnen]]
Geschwommen werden Strecken gemäß den Regularien, die meist ein Vielfaches von 100-Meter-Abschnitten sind: 100&nbsp;m, 200&nbsp;m, 400&nbsp;m, 800&nbsp;m und 1500&nbsp;m, 5000&nbsp;m sowie die 50-m-Distanz als Sprintstrecke. Beim [[Langstreckenschwimmen]] kommen Strecken zwischen 5&nbsp;km und 25&nbsp;km hinzu, die meist in offenen Gewässern ausgetragen werden. Neben Einzelwettkämpfen finden auch Staffelwettkämpfe statt, wobei hier ausschließlich 4er-Staffeln geschwommen werden. International gibt es Staffelwettbewerbe über 4×50&nbsp;m, 4×100&nbsp;m und 4×200&nbsp;m.
+
Geschwommen werden Strecken gemäß den Regularien, die meist ein Vielfaches von 100-Meter-Abschnitten sind: 100&nbsp;m, 200&nbsp;m, 400&nbsp;m, 800&nbsp;m, 1500&nbsp;m und 5000&nbsp;m sowie die 50-m-Distanz als Sprintstrecke. Beim [[Langstreckenschwimmen]] kommen Strecken zwischen 5 und 25&nbsp;km hinzu, die meist in offenen Gewässern ausgetragen werden. Neben Einzelwettkämpfen finden auch Staffelwettkämpfe statt, wobei hier ausschließlich Vierer-Staffeln geschwommen werden. International gibt es Staffelwettbewerbe über 4 × 50&nbsp;m, 4 × 100&nbsp;m und 4 × 200&nbsp;m. Während bei den Einzelstrecken die Geschlechtern getrennt werden, erlaubt das Regelwerk Wettkämpfe für „gemischte“ oder „mixed“ Staffeln. Dann müssen Männer und Frauen zu gleichen Anteilen in der Staffel vertreten sein (FINA-Regeln SW 10.10<ref name="fina-rules" />, oder DSV WB-FT-SW<ref name=":0" /> §138).
   
 
=== Bahnen ===
 
=== Bahnen ===
  +
{{Hauptartikel|Schwimmbecken#Schwimmbecken bei den Olympischen Spielen|titel1=Wettkampf-Schwimmbecken}}
In Wettkämpfen stehen sich maximal so viele Schwimmer gegenüber, wie Bahnen im Schwimmbecken vorhanden sind. Ausnahmen gibt es über 1500&nbsp;m und 800&nbsp;m Freistil, wo in kleineren Wettkämpfen zwei Schwimmer pro Bahn antreten. Für ein Wettkampfbecken sind regulär acht Bahnen vorgesehen. Bei Ausscheidungswettkämpfen werden daher mehrere Läufe ausgetragen, in denen die Schwimmer jeweils an der nächsten Ausscheidungsstufe teilnehmen dürfen, wenn sie die nach dem Reglement erforderten Platzierungen erreicht haben. Der schnellste gemeldete oder qualifizierte Schwimmer startet immer auf der Bahn 4, der zweitschnellste Schwimmer folgt auf der Bahn 5, weiter geht es dann über die Bahnen 3, 6, 2, 7, 1 bis zur Bahn 8, auf der der langsamste Schwimmer des Laufes schwimmt. Bei Wettkämpfen sind die Bahnen 4 und 5 meist von gelben Leinen eingefasst, um die beiden stärksten Schwimmer zu kennzeichnen.
 
  +
Es wird unterschieden zwischen der 25-m-Kurzbahn und der 50-m-Langbahn, wofür jeweils unterschiedliche [[Liste der Schwimmweltrekorde|Weltrekordlisten]] geführt werden. In Wettkämpfen stehen sich maximal so viele Schwimmer gegenüber, wie Bahnen im Schwimmbecken vorhanden sind. Ausnahmen gibt es über 1500&nbsp;m, 800&nbsp;m und 400&nbsp;m Freistil, wo in kleineren Wettkämpfen zwei Schwimmer pro Bahn antreten können. Für ein Wettkampfbecken sind oft acht oder zehn Bahnen vorgesehen. Nach den Beckenanforderungen der FINA gibt es Weltmeisterschaften gibt es in der Regel zehn Bahnen und bei Olympischen spielen acht Bahnen.<ref name="fina-facilities">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.fina.org/sites/default/files/2017_2021_facilities_28012020_medium_ad.pdf |titel=FINA Facilities Rules 2017-2021 |werk= |hrsg=FINA |datum=2020-01-28 |abruf=2021-01-03 |sprache=en}}</ref> Es sind jedoch Wettkämpfe auf weniger Bahnen möglich. Die Bahnen werden durchnummeriert; von der Startseite aus gesehen rechts beginnend mit 0 (bei zehn Bahnen) oder 1 (bei weniger Bahnen).
  +
  +
Da üblicherweise mehr Schwimmer als Bahnen bei Ausscheidungswettkämpfen antreten, werden daher mehrere Läufe ausgetragen, in denen die Schwimmer jeweils an der nächsten Ausscheidungsstufe teilnehmen dürfen, wenn sie die nach dem Reglement erforderten Platzierungen erreicht haben. Der schnellste gemeldete oder qualifizierte Schwimmer startet dabei auf der mittleren Bahn, bei einer geraden Anzahl genauer die Mittelbahn mit gerader Bahnnummer, der zweitschnellste Schwimmer folgt auf der nächsten Bahn links (schnellste Bahnnummer + 1), die weiteren Schwimmer werden dann alternierend rechts und links gesetzt.<ref name="fina-rules">{{Internetquelle |autor= |url=https://www.fina.org/sites/default/files/2017_2021_swimming_16032018.pdf |titel=FINA Swimming Rules 2017-2021 |werk= |hrsg=FINA |datum=2017-11-30 |abruf=2021-01-03 |sprache=en}}</ref> In einem Becken mit acht Bahnen schwimm der schnellst Schwimmer also immer auf Bahn 4, der zweitschnellste Schwimmer folgt auf der Bahn 5, weiter geht es dann über die Bahnen 3, 6, 2, 7, 1 bis zur Bahn 8, auf der der langsamste Schwimmer des Laufes schwimmt.
  +
  +
Insbesondere bei Meisterschaften oder internationalen Wettkämpfen sind die Bahnen 4 und 5 meist von gelben Leinen eingefasst, um die beiden stärksten Schwimmer zu kennzeichnen, die restlichen Bahnen werden dann durch blaue Leinen voneinander getrennt und die äußeren Bahn haben nach außen hin grüne Leinen.<ref name="fina-facilities" />
   
 
=== Start ===
 
=== Start ===
[[Datei:Start of 100 yards swimming during 1904 Summer Olympics.jpg|miniatur|Start im Schwimmen 1904 in St. Louis (Olympische Spiele)]]
+
[[Datei:Start of 100 yards swimming during 1904 Summer Olympics.jpg|mini|Start im Schwimmen 1904 in St. Louis (Olympische Spiele)]]
Die Schwimmer starten nach dem Startsignal von den erhöhten [[Startblock (Schwimmsport)|Startblöcken]] ihrer Schwimmbahn am Beckenkopf durch einen [[Startsprung]] in das Wasser (außer beim Rückenschwimmen und bei der [[Lagenstaffel]], wo der Rückenschwimmer aus dem Wasser heraus startet). Bei einem Fehlstart (Sensoren in den Startblöcken helfen hier den Schiedsrichtern bei modernen Schwimmbädern), wird dieser wiederholt. Der zweite Start wird in jedem Fall gewertet, doch werden diejenigen Schwimmer disqualifiziert, die den Fehlstart ausgelöst (provoziert) haben oder zu früh abgesprungen sind (ein Wackeln auf dem Startblock reicht bereits). Bei der Mehrheit der Wettkämpfe gilt inzwischen die „1-Start-Regel“, nach der ein Schwimmer schon nach dem ersten Fehlstart disqualifiziert ist.
+
Die Schwimmer starten nach dem Startsignal von den erhöhten [[Startblock (Schwimmsport)|Startblöcken]] ihrer Schwimmbahn am Beckenkopf durch einen [[Startsprung]] in das Wasser hinein (außer beim Rückenschwimmen und bei der [[Lagenstaffel]], wo der Rückenschwimmer im Wasser startet). Bei einem Fehlstart (Sensoren in den Startblöcken helfen hier den Schiedsrichtern bei modernen Schwimmbädern) werden diejenigen Schwimmer nach dem Rennen disqualifiziert, die den Fehlstart ausgelöst (provoziert) haben oder zu früh abgesprungen sind (ein Wackeln auf dem Startblock reicht bereits).
   
Bei Staffeln spricht man außer beim ersten Schwimmer von „fliegenden Wechseln“. Der Folgeschwimmer darf maximal 0,03 Sekunden vor dem tatsächlichen Anschlag des Vorschwimmers starten. Da bei fliegenden Wechseln die Reaktionszeit wegfällt, sind Staffelschwimmer oft ein wenig schneller unterwegs als in einem Einzelwettkampf. Hier geschwommene Zeiten werden mit Ausnahme der Zeit des Startschwimmers nicht als Einzelrekorde anerkannt. Staffelrekorde gelten für ab dem Start gerechnete Strecken, sofern die Staffel den Wettkampf ordnungsgemäß beendet. So können die ersten vier Schwimmer einer 10×100-m-Freistilstaffel auch einen Staffelrekord über die 4×100&nbsp;m schwimmen.
+
Bei Staffeln spricht man außer beim ersten Schwimmer von „fliegenden Wechseln“. Der Folgeschwimmer darf maximal drei Hundertstelsekunden vor dem tatsächlichen Anschlag des Vorschwimmers starten. Da bei fliegenden Wechseln die Reaktionszeit wegfällt, sind Staffelschwimmer oft ein wenig schneller unterwegs als in einem Einzelwettkampf. Hier geschwommene Zeiten werden mit Ausnahme der Zeit des Startschwimmers nicht als Einzelrekorde anerkannt. Staffelrekorde gelten für ab dem Start gerechnete Strecken, sofern die Staffel den Wettkampf ordnungsgemäß beendet. So können die ersten vier Schwimmer einer 10 × 100-m-Freistilstaffel auch einen Staffelrekord über die 4 × 100&nbsp;m schwimmen.
   
 
=== Schwimmen ===
 
=== Schwimmen ===
[[Datei:DHM 2007 Wende.jpg|miniatur|Schwimmer bei einer Wende]]
+
[[Datei:DHM 2007 Wende.jpg|mini|Schwimmer bei einer Wende]]
Die Technik der Fortbewegung ist durch die Benennung der Wettkampf-Schwimmart vorgegeben und unterliegt differenzierten Definitionen der Regelwerke. Es werden so viele Bahnen geschwommen, wie die vorgegebene Strecke es erfordert. Hierbei vollführt der Schwimmer an jedem Bahnende eine [[Wende (Schwimmen)|Wende]] im Wasser und schwimmt in der Gegenrichtung wieder zurück. Bei den Strecken 800&nbsp;m und 1500&nbsp;m werden die Bahnen für jeden Schwimmer gezählt und angezeigt, teilweise sogar mit Displays unter Wasser. Zusätzlich werden die letzten zwei Bahnen durch einen Pfiff oder Ton signalisiert.
+
Die Technik der Fortbewegung ist durch die Benennung der Wettkampf-Schwimmart vorgegeben und unterliegt differenzierten Definitionen der Regelwerke. Es werden so viele Bahnen geschwommen, wie die vorgegebene Strecke es erfordert. Hierbei vollführt der Schwimmer an jedem Bahnende eine [[Wende (Schwimmen)|Wende]] im Wasser und schwimmt in der Gegenrichtung wieder zurück. Bei den Strecken 800&nbsp;m und 1500&nbsp;m Freistil werden die Bahnen für jeden Schwimmer gezählt und angezeigt, teilweise sogar mit Displays unter Wasser. Zusätzlich muss der Wenderichter ab Freistilstrecken über 800 m durch akustische Signale (Pfeife, Hupe etc.) dem Schwimmer deutlich machen, wenn noch zwei Bahnen und fünf Meter zu schwimmen sind. Damit wird diese Praxis auf Kurz- und Langbahnen vereinheitlicht.
   
==== Technische Übungen ====
+
=== Anschlag ===
  +
Die Zeit wird in dem Moment gestoppt, in dem der Schwimmer die Wand (beim Freistil- und Rückenschwimmen mit einem beliebigen Teil seines Körpers, beim Brust- und Schmetterlingsschwimmen mit beiden Händen gleichzeitig an, über oder unter der Wasseroberfläche und nicht übereinanderliegend) berührt.<ref name=":0">{{Webarchiv|url=http://www.dsv.de/fileadmin/dsv/documents/schwimmen/Amtliches/160201_WB_FTSchwimmen_Stand-Januar-2016.pdf |wayback=20160808201745 |text=DEUTSCHER SCHWIMM-VERBAND e.V. Wettkampfbestimmungen Schwimmen Letzter Änderungsstand: Januar 2016 |archiv-bot=2019-05-13 03:05:26 InternetArchiveBot }}.</ref>
 
Bei Staffeln werden die Zwischenzeiten nach jedem Staffelschwimmer sowie die Endzeit genommen. Bei großen Wettkämpfen wird meist elektronisch gemessen, die Anschlagmatten (meistens gelb oder weiß) reagieren dabei schon auf die geringste Krafteinwirkung. Zusätzlich werden die Zeiten von immer mindestens einer Person pro Bahn manuell (semi-elektronisch) erfasst. Neben einer elektronischen und semi-elektronischen Zeitnahme, muss eine systemunabhängige Zeitnahme durch einen Kampfrichter mit Stoppuhr oder durch eine Videozeitnahme erfolgen. In Zweifelsfällen wertet das Zielgericht den Zieleinlauf. So kann es vorkommen, dass Athleten mit identischer Zeit verschiedene Platzierungen erhalten, wenn das Zielgericht die Anschlagreihenfolge erkennen konnte. Liegt eine einwandfrei registrierte elektronische Zeit vor, so ist diese die amtliche Zeit und wird nicht geändert. Der Zielrichterentscheid kommt nur zum Tragen, wenn es keine fehlerfreien elektronischen Zeiten gibt und der festgestellte Einlauf den von Hand gestoppten Zeiten widerspricht.
  +
  +
== Training ==
  +
=== Technische Übungen ===
 
Technische Übungen im Schwimmen führen zu einer Optimierung der Schwimmlagen, was sich in einer verbesserten Körperkontrolle im Wasser darstellt. Gleichzeitig beugt man Verletzungen im Sport vor.
 
Technische Übungen im Schwimmen führen zu einer Optimierung der Schwimmlagen, was sich in einer verbesserten Körperkontrolle im Wasser darstellt. Gleichzeitig beugt man Verletzungen im Sport vor.
   
Durch verschiedene Übungen kann man seine Wasserlage, seine Arm- oder Beinbewegungen, bzw. allgemeine Koordination des Körpers, die Körperspannung und das richtige Atmen (gerade im Leistungssport) erlernen. Wichtig dabei ist das Einhalten von Pausen zwischen den einzelnen Übungen und deren Wiederholungen. Die Länge der Pausen werden bestimmt durch die Häufigkeit und der Art der Übung, die man macht. Jede Übung hat ihren eigenen Schwierigkeitsgrad bezüglich Kraft, Koordination und Flexibilität. Je anspruchsvoller die Übung ist, desto mehr Fähigkeiten müssen gleichzeitig abgerufen werden. Von daher ist eine individuelle / angepasste Pausengestaltung wichtig.
+
Durch verschiedene Übungen erlernt man seine Wasserlage, seine Arm- oder Beinbewegungen, bzw. allgemeine Koordination des Körpers, die [[Körperspannung]] und das richtige Atmen (gerade im Leistungssport). Wichtig dabei sind das Einhalten von Pausen zwischen den einzelnen Übungen und deren Wiederholungen. Die Länge der Pausen wird bestimmt durch die Häufigkeit und die Art der Übung. Jede Übung hat ihren eigenen Schwierigkeitsgrad bezüglich Kraft, Koordination und Flexibilität. Je anspruchsvoller die Übung ist, desto mehr Fähigkeiten müssen gleichzeitig abgerufen werden. Daher ist eine individuell angepasste Pausengestaltung wichtig.
   
===== Einsatz von Hilfsmitteln =====
+
==== Einsatz von Hilfsmitteln ====
Mittels Hilfsgegenständen, z.B. Paddels oder Flossen, können Kraftaufwand und Wasserlage deutlich innerhalb bestimmter Übungen verändert werden. Paddels ermöglichen ein besseres Wassergefühl bezüglich Zug- und Druckphase eines Armzuges; Flossen vermitteln ein besseres Bewegungsgefühl für den Beinschlag (Kraul, Rücken und Delphin / Schmetterling). Im Wettkampf sind sie nicht erlaubt.
+
Mittels Hilfsgegenständen, z.&nbsp;B. Paddles oder Flossen (kurz oder lang), können Kraftaufwand und Wasserlage deutlich innerhalb bestimmter Übungen verändert werden. Paddles ermöglichen ein besseres Wassergefühl bezüglich Zug- und Druckphase eines Armzuges; Flossen vermitteln ein besseres Bewegungsgefühl für den Beinschlag (Kraul, Rücken und Delphin/Schmetterling). Im Wettkampf sind sie nicht erlaubt. Mit Hilfe von [[Schwimmbrett]]ern können die Bein- und mit [[Pull Buoy]]s die Armmuskulatur separat trainiert werden.
   
  +
Im Wettkampf sind als Hilfsmittel nur eine Schwimmbrille und maximal zwei Badekappen zugelassen.
=== Anschlag ===
 
Die Zeit wird in dem Moment gestoppt, in dem der Schwimmer die Wand (beim Brust- und Schmetterlingschwimmen beide Hände) berührt. Bei Staffeln werden die Zwischenzeiten nach jedem Staffelschwimmer sowie die Endzeit genommen. Bei großen Wettkämpfen wird meist elektronisch gemessen, die Anschlagmatten (meistens gelb oder weiß) reagieren dabei schon auf die geringste Krafteinwirkung. Zusätzlich werden die Zeiten von immer mindestens einer Person pro Bahn manuell (semi-elektronisch) erfasst. In Zweifelsfällen wertet das Schiedsgericht den Zieleinlauf. So kann es vorkommen, dass Athleten mit identischer Zeit verschiedene Platzierungen erhalten, wenn das Schiedsgericht die Anschlagreihenfolge erkennen konnte. Liegt eine einwandfrei registrierte elektronische Zeit vor, so ist diese die amtliche Zeit und wird nicht geändert. Der Zielrichterentscheid kommt nur zum Tragen, wenn es keine fehlerfreien elektronischen Zeiten gibt, und der festgestellte Einlauf den von Hand gestoppten Zeiten widerspricht.
 
   
 
=== Bekleidung ===
 
=== Bekleidung ===
 
Wesentlich für hohe Geschwindigkeiten im Schwimmsport ist ein optimales Gleiten. Lange Zeit waren textile Stoffe in den Gleiteigenschaften der menschlichen Haut unterlegen, sodass besonders kurz geschnittene Bekleidung bevorzugt wurde. Eine Rasur der Körperbehaarung wurde und wird zusätzlich eingesetzt.
 
Wesentlich für hohe Geschwindigkeiten im Schwimmsport ist ein optimales Gleiten. Lange Zeit waren textile Stoffe in den Gleiteigenschaften der menschlichen Haut unterlegen, sodass besonders kurz geschnittene Bekleidung bevorzugt wurde. Eine Rasur der Körperbehaarung wurde und wird zusätzlich eingesetzt.
   
Kopfhaare werden unter Badekappen verborgen, die im Wettkampfbereich aus Latex oder Silikon bestehen. Die glatte Oberfläche dieser Materialien hat relativ gute Strömungseigenschaften. Falten der Kappe werden durch sogenannte 3D-Kappen durch deren Form und Schnitt vermieden. Eine moderne Alternative stellen mit Kunststoff bedampfte Stoffkappen dar.
+
Kopfhaare werden unter Badekappen verborgen, die im Wettkampfbereich aus Latex oder Silikon bestehen. Die glatte Oberfläche dieser Materialien hat relativ gute Strömungseigenschaften. Falten der Kappe werden bei sogenannten 3D-Kappen durch deren Form und Schnitt vermieden. Eine moderne Alternative stellen mit Kunststoff bedampfte Stoffkappen dar.
   
Inspiriert von den guten Strömungseigenschaften der [[Haie#Haihaut-Effekt|Haut eines Haifisches]] wurde durch den Hersteller [[Speedo]] eine technologische Evolution der Bekleidung angestoßen. Dies ermöglichte erstmals bessere Strömungseigenschaften als menschliche Haut, ohne dabei zusätzlichen Auftrieb zu erzeugen, der im Wettkampfbereich nicht erlaubt ist. Im Zuge der technischen Entwicklung wurden damit Schwimmanzüge entwickelt, die im Wesentlichen in ''Short Skin'' (Bedeckung der Oberschenkel), ''Leg Skin'' (Bedeckung der Beine), ''Body'' (Bedeckung der Beine und des Oberkörpers) und ''Full Body'' (Bedeckung des gesamten Körpers mit Ausnahme der Füße, der Hände und der Kopf-/Halspartie) unterteilt werden. Ein optimales Gleiten wird mit textilen Anzügen erst erreicht, wenn sie sehr fest am Körper sitzen. Dieses Zusammenpressen kann zu Abschnürungen führen, sodass nur bei kurzen Schwimmdistanzen extrem enge Anzüge getragen werden und einige Schwimmer auch auf die Bedeckung des Oberkörpers verzichten. Die Kompression des Körpers durch extrem eng anliegende Anzüge kann zwar einerseits als hinderlich empfunden werden, aber kann andererseits [[Muskelkontraktion]] und [[Muskelrelaxation|Relaxation]] unterstützen.
+
Inspiriert von den guten Strömungseigenschaften der [[Haie#Haihaut und Beschuppung|Haut eines Haifisches]] wurde durch den Hersteller [[Speedo]] eine technologische Evolution der Bekleidung angestoßen. Dies ermöglichte erstmals bessere Strömungseigenschaften als menschliche Haut, ohne dabei zusätzlichen Auftrieb zu erzeugen, der im Wettkampfbereich nicht erlaubt ist. Im Zuge der technischen Entwicklung wurden damit Schwimmanzüge entwickelt, die im Wesentlichen in ''Short Skin'' (Bedeckung der Oberschenkel), ''Leg Skin'' (Bedeckung der Beine), ''Body'' (Bedeckung der Beine und des Oberkörpers) und ''Full Body'' (Bedeckung des gesamten Körpers mit Ausnahme der Füße, der Hände und der Kopf-/Halspartie) unterteilt werden. Ein optimales Gleiten wird mit textilen Anzügen erst erreicht, wenn sie sehr fest am Körper sitzen. Dieses Zusammenpressen kann zu Abschnürungen führen, sodass nur bei kurzen Schwimmdistanzen extrem enge Anzüge getragen werden und einige Schwimmer auch auf die Bedeckung des Oberkörpers verzichten. Die Kompression des Körpers durch extrem eng anliegende Anzüge kann zwar einerseits als hinderlich empfunden werden, aber kann andererseits [[Muskelkontraktion]] und [[Muskelrelaxation|Relaxation]] unterstützen.
   
Aus dem Tauchsport und dem Triathlon war bekannt, dass Neopren-Anzüge ausgesprochen gute Gleiteigenschaften haben. In diesen Sportarten ist die Verwendung von auftriebsfördernden Materialen erlaubt, sodass Neopren nicht nur zur Wärmeisolierung sondern auch wegen des Auftriebs eingesetzt wird. Auftriebsfördernde Materialien sind im Wettkampfbereich des Schwimmsports aber nicht erlaubt. Erst die technologische Entwicklung eines extrem dünn aufgetragenen Neopren-Materials mit vernachlässigbarem eigenen Auftrieb ermöglichte die Verwendung derartiger Materialien im Schwimmsport, wo sie durch ihre überragenden Gleiteigenschaften andere Materialien verdrängten. Dies führte zu einer große Masse an neuen Rekorden auf allen Wettkampfstrecken. Kritisch muss betrachtet werden, dass durch die luftundurchlässigen Materialien Lufteinschüsse ermöglicht werden, die zusätzlichen Auftrieb bringen. Aus diesem Grund wurde 2009 vom internationalen Schwimmverband FINA das Tragen von 2 Anzügen übereinander verboten. Dies schließt auch eine einfache Badehose unter einem solchen High-Tech Anzug ein.
+
Aus dem Tauchsport und dem Triathlon war bekannt, dass Neopren-Anzüge ausgesprochen gute Gleiteigenschaften haben. In diesen Sportarten ist die Verwendung von auftriebsfördernden Materialien teilweise erlaubt, so dass Neopren nicht nur zur Wärmedämmung, sondern auch wegen des Auftriebs eingesetzt wird. Erst die technologische Entwicklung eines extrem dünn aufgetragenen Neopren-Materials mit vernachlässigbarem eigenen Auftrieb ermöglichte die Verwendung derartiger Materialien im Schwimmsport, wo sie durch ihre überragenden Gleiteigenschaften andere Materialien verdrängten. Dies führte zu einer großen Masse an neuen Rekorden auf allen Wettkampfstrecken. Kritisch muss betrachtet werden, dass durch die luftundurchlässigen Materialien Lufteinschlüsse ermöglicht werden, die zusätzlichen Auftrieb bringen. Aus diesem Grund wurde 2009 vom internationalen Schwimmverband FINA das Tragen von zwei Anzügen übereinander verboten. Dies schließt auch eine einfache Badehose unter einem solchen High-Tech Anzug ein.
   
Die Wahl einer geschwindigkeitsfördernden Bekleidung im Hochleistungs-Schwimmsport erreichte eine zunehmende Aufmerksamkeit. Herstellerfirmen erarbeiteten immer wieder neue Verbesserungen am Material und Zuschnitt der Schwimmkleidung. Dies führte zu einer Diskussion um die Notwendigkeit einer Reglementierung der High-Tech-[[Schwimmanzug|Schwimmanzüge]] durch die FINA, da die richtige Kleidung zunehmend wettbewerbsrelevant geworden war, und schließlich zu einem kompletten Verbot der Schwimmanzüge in ihrer bisherigen Form <ref>http://www.fina.org/project/index.php?option=com_content&task=view&id=2543&Itemid=107</ref><ref>http://www.schwimmanzug.net/adidas-hydrofoil-wettruesten-bei-schwimmanzuegen/</ref>
+
Die Wahl einer geschwindigkeitsfördernden Bekleidung im Hochleistungs-Schwimmsport erreichte eine zunehmende Aufmerksamkeit. Herstellerfirmen erarbeiteten immer wieder neue Verbesserungen am Material und Zuschnitt der Schwimmkleidung. Dies führte zu einer Diskussion um die Notwendigkeit einer Reglementierung der High-Tech-[[Schwimmanzug|Schwimmanzüge]] durch die FINA, da die richtige Kleidung zunehmend wettbewerbsrelevant geworden war, und schließlich zu einem kompletten Verbot der Schwimmanzüge in ihrer bisherigen Form.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.fina.org/project/index.php?option=com_content&task=view&id=2543&Itemid=107 |wayback=20150915043305 |text=PR59 – FINA BUREAU MEETING |archiv-bot=2019-05-13 03:05:26 InternetArchiveBot }}.</ref><ref>[http://www.schwimmanzug.net/adidas-hydrofoil-wettruesten-bei-schwimmanzuegen/ Adidas Hydrofoil – Wettrüsten bei Schwimmanzügen geht weiter].</ref>
Die FINA legte fest, dass ab 2010 die Schwimmbekleidung bei Wettkämpfen nicht mehr länger als Kniehöhe sein darf. Außerdem dürfen die Männer keine Bekleidung tragen, die den Oberkörper bedeckt.<ref>Bernd Steinle:[http://www.faz.net/s/Rub9CD731D06F17450CB39BE001000DD173/Doc~E1AC78C5BBFFD4230A582225EC68844F0~ATpl~Ecommon~Scontent.html ''Die Anzugsfrage. Der Verband schwimmt'']. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung''. abgerufen am 25. Juni 2009]</ref>
+
Die FINA legte fest, dass ab 2010 die Schwimmbekleidung bei Wettkämpfen nicht mehr länger als Kniehöhe sein darf. Außerdem dürfen die Männer keine Bekleidung tragen, die den Oberkörper bedeckt. Reißverschlüsse sind verboten.<ref>Bernd Steinle: [http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/die-anzugsfrage-der-verband-schwimmt-1811332.html ''Die Anzugsfrage. Der Verband schwimmt'']. In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung''. abgerufen am 25. Juni 2009.</ref>
   
  +
== Schwimmtechniken {{Anker|Freistilschwimmen|Rückenschwimmen|Lagenschwimmen|Kraulschwimmen|Brustschwimmen}} ==
== Schwimmstile ==
 
 
[[Datei:Swimming.breaststroke.arp.750pix.jpg|mini|Brustschwimmen]]
Als '''Schwimmstil''' bezeichnet man die spezielle Art oder Technik, in der geschwommen wird. Die heute bekanntesten modernen Schwimmstile sind Brustschwimmen, Kraulschwimmen, Rückenschwimmen und Schmetterlingschwimmen (Delfinschwimmen). Ältere und seltener geschwommene Stile sind das Seitenschwimmen und das „Altdeutsch-Rücken“-Schwimmen(Von Schwimmern auch als Rücken-Gleichschlag bezeichnet). Manchmal wird auch das [[Tauchsport|Tauchen]] als Schwimmstil bezeichnet. In Japan gibt es im Rahmen der Samurai-Tradition eigene [[Japanischer Schwimmstil|Japanische Schwimmstile]].
 
 
[[Datei:Dinko Jukic Austria-Meeting Wien2008.jpg|mini|hochkant|Kraulschwimmen]]
  +
[[Datei:Amateur Swimming Backstroke.jpg|mini|Rückenkraulen]]
 
[[Datei:Nina Dittrich 200m-butterfly Schwechat2008.jpg|mini|Schmetterlingsschwimmen]]
   
  +
Als Schwimmtechnik bezeichnet man die vom offiziellen Regelwerk vorgegebene, für sämtliche Wettkampfschwimmer geltende normierte Schwimmart, in der geschwommen wird. Als [[Schwimmstil]] bezeichnet man die individuelle Ausprägung der jeweiligen Technik. Die heute bekanntesten modernen Schwimmtechniken sind das [[Brustschwimmen]], das [[Kraulschwimmen]], das [[Rückenkraulen]] und das [[Schmetterlingsschwimmen]] (Delfinschwimmen). Beim wettkampfmäßigen [[Lagenschwimmen]] werden vier gleich lange Teilstrecken in der Reihenfolge Schmetterlings-, Rücken-, Brust- und Freistilschwimmen absolviert. Wird jedoch in einer [[Lagenstaffel|Lagen-Staffel]] geschwommen, so ändert sich die Reihenfolge in Rücken, Brust, Schmetterling, Freistil. Das [[Freistilschwimmen]] lässt die Schwimmart offen.
=== Brustschwimmen ===
 
[[Datei:Swim.devon.750pix.jpg|miniatur|Brustschwimmen]]
 
'''Brustschwimmen''' wird in Schwimmkursen meist als erste Technik erlernt. Die Technik ist zurückzuführen auf [[Ernst von Pfuel]]. Die Wettkampf-Variante ist die schwierigste und am zeitaufwändigsten zu erlernende Schwimmart, manche Schwimmer können aufgrund der Disposition ihrer [[Hüftgelenk]]e keinen regulären Bruststil mit Grätschschlag schwimmen. Ebenso sind auch das richtige Timing und das Wassergefühl beim Wettkampfbrustschwimmen um einiges anspruchsvoller als bei allen anderen Schwimmarten.
 
   
  +
Ältere und seltener geschwommene Techniken sind das [[Seitenschwimmen]] und das [[Altdeutsch-Rücken]] (von Schwimmern auch als Rücken-Gleichschlag oder Rücken-Gleitzug bezeichnet). Auch das [[Streckentauchen]] wird als definierte sportliche Schwimmtechnik ausgeübt. Beim [[Rettungsschwimmen]] werden mehrere Techniken unterschieden. In Japan gibt es im Rahmen der Samurai-Tradition eigene Formen des Schwimmens, die nur dort gebräuchlich sind.
Der Bruststil wird so ausgeführt, dass die Arme unter Wasser zusammen liegend gleichzeitig nach vorn gebracht und dann durch das Wasser nach außen bewegt werden, wobei der Anstellwinkel der Hände schon einen [[Vortrieb (Physik)|Vortrieb]] erzeugt. Bei der anschließenden Bewegung nach hinten werden die Hände nach innen gestellt. Der richtige Anstellwinkel, die Formung der Hände und die Höhe der Hände relativ zum Becken werden als Wassergefühl bezeichnet und sind entscheidend für den Vortrieb. Die Bewegung entlang der Körperachse relativ zum Körper ist recht gering. Der weitaus größte Bewegungsimpuls erfolgt durch Bewegungen quer zur Bewegungsrichtung. Unmittelbar an diese Bewegung schließt sich ein Grätschbeinschlag an. Der nächste Armzug erfolgt dann gegen Ende des Grätschbeinschlags. Bei der sogenannten [[Undulation]]stechnik (von lat. ''unda'' – die Welle) wird während des Vorwärts-Schubs eine Wellenbewegung des Körpers ähnlich wie beim Delfinschwimmen durchgeführt und so ein zusätzlicher Vortrieb erzeugt. Die Regelhaftigkeit dieser Stilvariante war zunächst umstritten, mittlerweile wird sie aber als regelkonform angesehen.
 
   
 
== Geschwindigkeiten ==
[[Datei:Swim 09505.JPG|miniatur|Brustschwimmen (Vorderansicht)]]
 
 
Die folgenden Werte basieren auf den aktuellen [[Liste der Schwimmweltrekorde#Männer|Langbahn-Weltrekorden der Männer]] auf der jeweiligen 100-m-Strecke (Stand Januar 2013). Breitensportler sind ca. nur halb so schnell, Ungeübte können noch deutlich langsamer sein.
Die FINA-Wettkampfregeln besagen, dass der Körper vom Beginn des ersten Armzuges nach dem Start und nach jeder Wende vollständig in Brustlage gehalten werden muss, die Schultern müssen dabei parallel zur Wasseroberfläche liegen. Eine Rollbewegung zur Rückenlage ist zu keinem Zeitpunkt erlaubt. Nach dem Start und nach jeder Wende darf der Schwimmer einen sogenannten Tauchzug durchführen, bevor er an die Wasseroberfläche zurückkehrt. Hierbei führt er vollständig untergetaucht einen vollen Armzug bis zu den Oberschenkeln und einen Brust-Beinschlag (Grätschbeinschlag) aus. Während der Unterwasserbewegung ist es auch erlaubt, einen einzigen Delfinbeinschlag auszuüben. Der Kopf muss die Wasseroberfläche durchbrechen, bevor sich die Hände im zweiten Armzug nach innen und wieder nach vorne drehen. Danach muss in jedem vollständigen Zyklus, bestehend aus einem Armzug und einem Beinschlag, irgendein Teil des Kopfes die Wasseroberfläche durchbrechen. Alle Bewegungen der Arme müssen gleichzeitig und in der gleichen waagerechten Ebene ausgeführt werden. Die Hände müssen an oder unter der Wasseroberfläche zurück gebracht und von der Brust aus gleichzeitig an, unter oder über der Wasseroberfläche vorwärts gebracht werden. Die Ellbogen müssen dabei unter Wasser bleiben, außer beim letzten Armzug vor dem Zielanschlag. Außer beim ersten Zug nach dem Start und nach jeder Wende dürfen die Hände nicht weiter als bis zur Hüfte nach hinten gebracht werden. Alle Bewegungen der Beine müssen ständig gleichzeitig und in gleicher waagerechter Ebene ohne Wechselbewegungen ausgeführt werden. Beim Beinschlag müssen die Füße bei den Rückwärtsbewegungen auswärts gedreht werden. Bewegungen in Form eines Delfinbeinschlages sind nicht erlaubt. Bei jeder Wende und am Ziel muss der Schwimmer mit beiden Händen gleichzeitig anschlagen.
 
   
  +
{| cellpadding="4"
Aufgrund des komplexen Bewegungsablaufes werden beim Brustschwimmen viele Schwimmfehler gemacht. Wenn ein Brustschwimmer kein ausreichendes Tempo schwimmen kann, stimmt meistens der Bewegungsablauf der Beine nicht, da Fehler der Armbewegungen sich nicht so gravierend auf das Schwimmtempo auswirken. Die beiden am häufigsten vorkommenden Schwimmfehler sind der Scherenbeinschlag und der sogenannte [[Spitzfuß]]. Beim Scherenbeinschlag liegt die Hüfte des Schwimmers nicht horizontal im Wasser, sodass kein symmetrischer Grätschschlag möglich ist. Das Zusammenschlagen der Beine in Schräglage erinnert dabei an eine Schrittbewegung; das eine Bein wird schräg von unten nach oben und das andere von oben nach unten geführt. Der Scherenbeinschlag entsteht meistens dann, wenn ein Lernender versucht, in relativ flachem Wasser das Brustschwimmen zu erlernen und vorsichtshalber ein Bein in Bodennähe lässt. Dabei wird dann – genau wie beim Sprungbein – immer das gleiche Bein benutzt. Der asymmetrische Bewegungsablauf geht ins Unterbewusstsein über und wird als symmetrisch empfunden. Um sich nicht abstützen zu können, sollten Kinder daher nur in genügend tiefem Wasser und mit [[Schwimmhilfe|Auftriebshilfen]] das Schwimmen erlernen. Selten wird dieser Schwimmfehler auch durch orthopädisch bedingte [[Körperhaltung|Haltungsschäden]] verursacht. Beim Spitzfuß stimmt die Haltung der Füße während des Grätschschlages nicht. Die Fußspitzen werden nicht gebeugt, sondern gestreckt und „stechen“ mit geringem Widerstand ins Wasser. Durch den zu geringen Wasserwiderstand kann kein ausreichender Vortrieb erzeugt werden. Dieser Schwimmfehler kann mit Flap Fins ([[Schwimmflosse]]n für das Brustschwimmen, die auch Breaststroke Fins genannt werden) verhindert oder korrigiert werden.
 
  +
|'''Kraul (Freistil)'''
  +
| 2,13&nbsp;m/s = '''7,67&nbsp;km/h''' || {{BRA|César Cielo Filho|César Cielo Filho}} || 46,91 s || 30. Juli 2009
  +
|-
  +
|'''Schmetterling'''
  +
| 2,01&nbsp;m/s = '''7,23&nbsp;km/h''' || {{USA|Michael Phelps|Michael Phelps}} || 49,82 s || 1. August 2009
  +
|-
  +
|'''Rücken'''
  +
| 1,93&nbsp;m/s = '''6,93&nbsp;km/h''' || {{USA|Aaron Peirsol|Aaron Peirsol}} || 51,94 s || 8. Juli 2009
  +
|-
  +
|'''Brust'''
  +
| 1,73&nbsp;m/s = '''6,22&nbsp;km/h''' || {{UK|Adam Peaty|Adam Peaty}} || 57,55 s || 6. August 2016
  +
|}
   
=== Kraulschwimmen ===
+
=== Geschlechtsunterschiede ===
  +
Wie bei den meisten Sportarten gibt es auch beim Schwimmsport [[Geschlechtsunterschiede beim Sport|Geschlechtsunterschiede]]. Die besten Männer schwimmen aufgrund besserer [[Menschliche Geschlechtsunterschiede|physischer Leistungsfähigkeit]] 10 – 15 % schneller als die besten Frauen.
[[Datei:Dinko Jukic Austria-Meeting Wien2008.jpg|miniatur|upright|Kraulschwimmen]]
 
Das '''Kraulschwimmen''', kurz '''Kraulen''' oder '''Kraul''', ist die schnellste Schwimmart, da durch den wechselseitigen Armzug in Kombination mit dem ebenfalls wechselseitigen kraftvollen Abwärts-Beinschlag ein Antrieb ohne Unterbrechung und so eine optimale Vortriebswirkung erzeugt wird. Des Weiteren ist der Frontalwiderstand gegen das Wasser bei dieser Schwimmart am niedrigsten. Mit dem Kraulstil wurde 1912 erstmals der hawaiische Schwimmer [[Duke Kahanamoku]] Olympiasieger.
 
   
  +
{| class="wikitable sortable zebra" style="text-align:right"
Das Gesicht des Schwimmers befindet sich beim sportlichen Kraulen meist im Wasser und wird je nach Anstrengungsgrad und individuellem Vermögen mit jedem Armzug oder nach mehreren Armzügen zum Luftholen seitwärts aus dem Wasser gedreht. Ausgeatmet wird in das Wasser hinein. Dabei bleibt der Körper prinzipiell in der Horizontalen. Während zweier Armzüge machen Schwimmer auf kurzen Strecken normalerweise sechs Beinschläge, auf Langstrecken meistens nur zwei Beinschläge. Die übliche Wende beim Kraulschwimmen ist die Rollwende, bei der der Schwimmer anstatt mit der Hand anzuschlagen eine Rolle vor der Beckenwand macht und sich dann mit den Beinen wegstößt.
 
  +
|- class="hintergrundfarbe6" style="height:70px"
  +
! Disziplin
  +
! class=unsortable| Rekord
  +
! Unter&shy;schied
  +
|-
  +
| rowspan="2" style="text-align:left"| 50 m Brust<ref>[[Liste der Schwimmweltrekorde]]</ref> || 25,95 s {{Marssymbol}} || rowspan="2" | <span style="color:green;">12 %</span>
  +
|-
  +
| 29,48 s {{Venussymbol}}
  +
|-
  +
| rowspan="2" style="text-align:left"| 50 m Rücken || 24,04 s {{Marssymbol}} || rowspan="2" | <span style="color:green;">13 %</span>
  +
|-
  +
| 27,06 s {{Venussymbol}}
  +
|-
  +
| rowspan="2" style="text-align:left"| 50 m Freistil || 20,26 s {{Marssymbol}} || rowspan="2" | <span style="color:green;">13 %</span>
  +
|-
  +
| 23,24 s {{Venussymbol}}
  +
|-
  +
|}
   
 
== Weitere Schwimmdisziplinen ==
In der Schwimmausbildung wird in den letzten Jahren das Kraulschwimmen dem Brustschwimmen als erste Schwimmart immer mehr vorgezogen, da sich aus dem Bewegungsablauf des spontanen kindlichen Schwimmens („Hundepaddeln“) das Kraulen leichter entwickeln lässt als das koordinativ anspruchsvolle Brustschwimmen. Bei Kleinkindern kommt die verhältnismäßig höhere Belastung der Hüft- und Kniegelenke sowie der Rückenwirbelsäule erschwerend hinzu. Ganz durchgesetzt hat sich diese Auffassung heute z.&nbsp;B. in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]. Außerdem lassen sich auf diese Weise die Schwimmarten Rücken- und [[Delfinschwimmen#Schmetterlingschwimmen .28Delfin.29|Delfinschwimmen]] leichter erlernen. Dagegen wird das Erlernen des Brustschwimmens wegen der extrem unterschiedlichen Bewegung der Fußgelenke oft sehr erschwert.
 
 
Um die Basis des Streckenschwimmens herum wurde der Schwimmsport weiter ausdifferenziert mit spielerischen und technischen Disziplinen wie dem
   
  +
<div style="column-width: 20em">
=== Freistilschwimmen ===
 
Beim '''Freistilschwimmen''' darf der Schwimmer eine beliebige Schwimmart schwimmen. Hierbei darf auch während einer Strecke der Schwimmstil gewechselt werden. Die FINA-Wettkampfregeln besagen, dass dabei während des gesamten Wettkampfes ein Körperteil des Schwimmers die Wasseroberfläche durchbrechen muss. Es ist dem Schwimmer jedoch erlaubt, während der Wende sowie für eine Strecke von 15 Metern nach dem Start und nach jeder Wende völlig untergetaucht zu sein, spätestens an diesem Punkt muss der Kopf aber das Wasser durchstoßen haben. Bei der Wende und beim Zielanschlag darf der Schwimmer die Beckenwand mit einem beliebigen Körperteil berühren. Da der Kraulstil die schnellste Schwimmart ist, wird im Freistilschwimmen praktisch immer der Kraulstil geschwommen. Beim Lagenschwimmen und in Lagenstaffeln darf im Freistil-Teil jede Schwimmart außer Brust-, Schmetterling- oder Rückenschwimmen geschwommen werden.
 
 
In einer '''Freistilstaffel''' treten mehrere Schwimmer (meist vier) hintereinander an. Bei internationalen Wettbewerben auf der Langbahn (50&nbsp;m) werden 4×100&nbsp;m und 4×200&nbsp;m Freistilstaffeln geschwommen, bei Kurzbahn-Wettbewerben auch die 4×50&nbsp;m Staffel.
 
 
=== Rückenschwimmen ===
 
[[Datei:BackstrokeSwimming.jpg|miniatur|Rückenschwimmen]]
 
Beim '''Rückenschwimmen''' liegt der Schwimmer flach auf dem Rücken im Wasser. Beim '''Rückenkraulen''' wird der Armzug wechselseitig ausgeführt, wobei die Arme über dem Kopf ins Wasser eintauchen, unter Wasser zum Körper (Richtung Beine) geführt werden und oben wieder zurück. Um eine möglichst hohe Effizienz zu erreichen, wird der Arm unter Wasser nicht gerade, sondern abgeknickt geführt, da man im gebeugten Arm mehr Kraft hat (sogenannte "Ellenbogen-vorn-Haltung"). Der Beinschlag besteht, wie beim Kraulen, aus abwechselnden Auf- und Abbewegungen der Beine aus der Hüfte heraus. Ein starker Beinschlag beim Rückenschwimmen stabilisiert die Lage im Wasser. Der Stil '''Altdeutsch-Rücken''' unterscheidet sich davon durch Beinbewegungen im Brust-Stil.
 
 
Die FINA-Wettkampfregeln besagen für diesen Stil, dass beim Startsignal und bei jeder Wende in Rückenlage abgestoßen und während des ganzen Wettkampfes auf dem Rücken geschwommen werden muss. Bei der Wende ist eine Rollbewegung des Körpers um weniger als 90 Grad aus der Normallage heraus erlaubt; die Haltung des Kopfes ist nicht ausschlaggebend. Ferner muss ein Teil des Schwimmers während des gesamten Wettkampfes die Wasseroberfläche durchbrechen. Es ist dem Schwimmer jedoch gestattet, während der Wende sowie für eine Strecke von 15 Metern nach dem Start und nach jeder Wende völlig untergetaucht zu sein. An diesem Punkt muss der Kopf die Wasseroberfläche durchbrochen haben. Bei der Wende muss der Schwimmer die Wand mit einem beliebigen Teil seines Körpers berühren. Während der Wende dürfen die Schultern über die Senkrechte in die Brustlage gedreht werden. Sobald der Körper die Rückenlage verlassen hat, muss unverzüglich die kontinuierliche Wendenausführung erfolgen, das heißt, dass kein Armzug oder Beinschlag mehr erfolgen darf. Ein Armzug, der die Rollwende einleitet, ist auf Brustlage erlaubt. Der Schwimmer muss in die Rückenlage zurückgekehrt sein, wenn er die Beckenwand verlässt. Beim Zielanschlag muss sich der Schwimmer in Rückenlage befinden. Allerdings braucht der Körper während des Anschlags nicht mehr über Wasser zu sein. Alternativ dazu kann auch eine [[Tellerwende]] ausgeführt werden.
 
 
Im [[Rettungssport]] ist eine Version des Rückenschwimmens erforderlich, bei der die Benutzung der Arme nicht nötig ist, da mit Hilfe der Hände die zu rettende Person (bei Wettkämpfen auch eine Puppe) gehalten werden muss. Geschwommen wird dieser Stil wie das altdeutsche Rückenschwimmen mit Grätschschlag und den Händen auf dem Bauch oder gestreckten Armen am Kopf vorbei. Die zweite Variante ist jedoch bedeutend schwerer, da der Körper sehr stark waagerecht gehalten werden muss. Dieser Stil wird vor allem bei Vereinen unterrichtet, die im Rettungssport oder [[Wasserrettung|Rettungsdienst]] beschäftigt sind (zum Beispiel die [[Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft]] (DLRG) und die [[Wasserwacht]]).
 
 
=== Schmetterlingschwimmen (Delfin) ===
 
[[Datei:Nina Dittrich 200m-butterfly Schwechat2008.jpg|miniatur|Schmetterlingschwimmen]]
 
Das '''Schmetterlingschwimmen''' wurde vom Weltschwimmverband 1953 als vierte offizielle Schwimmart anerkannt. Die [[Fédération Internationale de Natation Amateur|FINA]] sah sich zu diesem Schritt gezwungen, um eine eindeutige Differenzierung zum traditionellen Bruststil vorzunehmen.
 
 
Seit den 1930er Jahren hatte sich das Schmetterlingschwimmen aus dem Bruststil entwickelt. Durch das Nachvornebringen der Arme über dem Wasser reduzierten innovative Brustschwimmer ihren Wasserwiderstand. Wegen des erhöhten Kraftaufwands schwammen diese Schwimmer meist nur einige Meter oder eine Bahn im Schmetterlingstil und wechselten dann zum üblichen Bruststil. Erst durch die weitere Verfeinerung der Technik wurde das Schmetterlingschwimmen ökonomischer. Beim Armzug werden beide Arme gleichzeitig mit einer leicht S-förmig ziehenden Bewegung (sog. Schlüssellochzug) unter Wasser von vorn nach hinten geführt und dann gerade wieder über den Kopf nach vorn gebracht, es wird normalerweise alle zwei Züge nach vorne geatmet. Die Beine wurden ursprünglich im Grätschschlag bewegt, daraus entwickelte sich später eine Ganzkörper-Wellenbewegung, die sich vom Brustkorb an bis in die Füße fortsetzt. Pro Armzug werden zwei Beinschläge ausgeführt. Der zweite ist hierbei kräftiger als der erste.
 
 
Das Schmetterlingschwimmen gilt heute nach dem Kraulstil als die schnellste Schwimmart und nach dem ''richtig'' ausgeführten Bruststil als die zweitanstrengendste. Bei Wettkämpfen wird es bis zu einer Distanz von 200 Meter absolviert. Mit der Einführung des geschlossenen Beinschlags wurde diese Schwimmart jahrzehntelang als '''Delfin-Stil''' bezeichnet (während man unter dem "'''Schmetterling-Stil'''" weiterhin die Verwendung des Brustbeinschlags verstand). Der Brustbeinschlag ist seit einigen Jahren nicht mehr regelkonform und der ursprüngliche Schwimmstil ist damit obsolet. Aufgrund internationaler Bezeichnungen wird die Schwimmlage weltweit nun „Butterfly“ und deshalb auf deutsch offiziell „Schmetterling“ genannt.<!-- Grund? -->
 
 
Die FINA-Regeln bestimmen, dass von Beginn des ersten Armzuges nach dem Start und nach jeder Wende der Körper in Brustlage gehalten werden muss und beide Schultern mit der Wasseroberfläche in einer Linie liegen. Beinschläge unter Wasser zur Seite sind erlaubt. Nach dem Start und nach jeder Wende darf ein Schwimmer mehrere Beinschläge und einen Armzug unter Wasser ausführen, die ihn an die Wasseroberfläche bringen müssen. Dem Schwimmer ist es erlaubt, nach dem Start und nach jeder Wende bis zu 15&nbsp;m völlig untergetaucht zurückzulegen. An diesem Punkt muss der Kopf die Wasseroberfläche durchbrochen haben. Der Schwimmer muss bis zur nächsten Wende oder bis zum Ziel an der Wasseroberfläche bleiben.
 
 
Beide Arme müssen sowohl nach hinten als auch nach vorn gleichzeitig unter bzw. über Wasser bewegt werden. Alle Bewegungen der Füße und Beine müssen gleichzeitig ausgeführt werden; gleichzeitige Auf- und Abwärtsbewegungen der Füße und Beine in senkrechter Richtung sind erlaubt. Die Füße und Beine brauchen nicht auf gleicher Ebene zu sein, aber wechselseitige Bewegungen (Kraulbeinschlag) sind nicht erlaubt. Eine Brustbeinschlagbewegung ist nicht mehr zulässig (Masters-Schwimmer sind davon jedoch ausgenommen). Bei jeder Wende und am Ziel muss der Schwimmer mit beiden Händen gleichzeitig anschlagen.
 
 
=== Lagenschwimmen ===
 
[[Datei:Swimming relay exchange.jpg|miniatur|Wechsel in einer Lagenstaffel]]
 
 
Das '''Lagenschwimmen''' ist eine Kombination von vier Schwimmstilen. Dabei wird jeweils ein Viertel der Strecke (meistens 50&nbsp;m oder 100&nbsp;m) in einem Stil geschwommen. Im Einzelwettbewerb ist die Reihenfolge Schmetterling, Rücken, Brust und schließlich Freistil (in der Regel Kraul).
 
In der so genannten '''Lagenstaffel''' treten vier Schwimmer an, die jeweils einen der vier Schwimmstile absolvieren. Hierbei ändert sich jedoch die Reihenfolge: es beginnt der Rückenschwimmer, um den Start korrekt im Wasser befindlich zu vollziehen, gefolgt von Brust, Schmetterling und Freistil.
 
 
Bei internationalen Wettbewerben wird das Lagenschwimmen im Einzelwettkampf über 200&nbsp;m und 400&nbsp;m sowie als Staffel über 4×100&nbsp;m ausgetragen. Bei Schwimmwettkämpfen auf der Kurzbahn (25&nbsp;m) gibt es zusätzlich die 100-m-Lagen und die 4×50-m-Lagenstaffel.
 
 
=== Altdeutsch-Rücken ===
 
[[Datei:altdeutsch.rückenschwimmen.jpg|miniatur|Altdeutschrückenschwimmen]]
 
'''Altdeutsch-Rücken''' (oft nur '''Altdeutsch''' oder auch '''Deutscher Kraul''' sowie '''Rücken-Gleitzug''') ist ein Schwimmstil in Rückenlage. Dabei wird auf dem Rücken die Brustbeinschlagbewegung (Grätschschwung) in Kombination mit einem rückenkraulähnlichen Armzug, bei dem jedoch beide Arme zeitgleich bewegt werden, ausgeführt. Das heißt sowohl Arme als auch Beine werden jeweils simultan und in jedem Moment symmetrisch zur Körperlängsachse bewegt.
 
 
Der Bewegungsablauf beginnt mit dem Armzug, sprich dem kompletten Durchziehen der Arme unter Wasser in leicht abgewinkeltem Zustand (Taucharmzug), beginnend hinter dem Kopf in Richtung Hüfte. Kurz bevor die Arme auf Hüfthöhe aus dem Wasser genommen werden, beginnt der Grätschschwung. Mithilfe dieser ruckartigen Beinbewegung ist der Schwimmer zum einen in der Lage für zusätzlichen Vortrieb zu sorgen, zum anderen können durch diesen Bewegungsimpuls die Arme über Wasser schwungvoll wieder in die Ausgangslage zurückgeführt werden. Die Ausgangslage stimmt mit der Körperposition in der Gleitphase überein, in welcher der Schwimmer den durch Armzug und Beinschlag erzeugten Schwung bzw. Vortrieb ausnutzt und sich in komplett gestreckter Rückenlage, das heißt kurzzeitig flach auf dem Wasser liegend, treiben lässt. Von außen betrachtet ähnelt der Stil ein wenig der stoßweisen Fortbewegung von [[Tintenfisch]]en. Aufgrund dieser kurzzeitigen Pause im Bewegungsablauf (Erholungsphase) können selbst ungeübte Schwimmer größere Strecken in Altdeutsch-Rücken zurücklegen.
 
 
Im Altdeutsch-Rücken-Stil finden heute keine Schwimmwettbewerbe mehr statt.
 
 
Der Deutsche Kraul ist einfacher zu erlernen und zu kontrollieren als das populärere Rückenschwimmen. Vor allem kann man beim Deutschen Kraul auch während der Beinbewegungs- und der daran anschließenden Gleitphase leichter in Schwimmrichtung nach vorne schauen (durch leichtes Überdehnen des Nackens), während beim klassischen Rückenschwimmen der Schwimmer fast blind schwimmen muss. Aus diesem Grund ist der Deutsche Kraul eine erwägenswerte Alternative in öffentlichen [[Schwimmbad|Schwimmbädern]].
 
Einige [[Sportmedizin]]er beklagen jedoch, dass es zu Belastungsspitzen im unteren Rücken (Überdehnung, also [[Lordose|Hohlkreuzbildung]]) kommt und der Brustbeinschlag durch die stoßweise Ausführung für die [[Meniskus (Anatomie)|Innenmenisken]] belastend ist und sehen deshalb das klassische Rückenschwimmen aufgrund der kontinuierlichen, fließenden Bewegungsabläufe als die rückenschonendere Variante.
 
 
== Geschwindigkeiten ==
 
Die folgenden Werte basieren auf dem aktuellen [[Liste der Schwimmweltrekorde|Weltrekord]] der Männer auf der jeweiligen 100-m-Strecke. Breitensportler sind ca. nur halb so schnell, Ungeübte können jedoch noch deutlich langsamer sein.
 
 
* Kraul (Freistil): 2,13&nbsp;m/s = 7,65&nbsp;km/h
 
* Schmetterling: 1,98&nbsp;m/s = 7,14&nbsp;km/h
 
* Rücken: 1,90&nbsp;m/s = 6,85&nbsp;km/h
 
* Brust: 1,70&nbsp;m/s = 6,11&nbsp;km/h
 
 
== Weitere Ausdifferenzierungen ==
 
Um die Basis des Streckenschwimmens herum wurde der Schwimmsport weiter ausdifferenziert mit spielerischen und technischen Disziplinen wie dem
 
 
* [[Aquaball]]
 
* [[Aquaball]]
 
* [[Wasserball]]
 
* [[Wasserball]]
 
* [[Unterwasserrugby]]
 
* [[Unterwasserrugby]]
  +
* [[Unterwasserhockey]]
 
* [[Kunst- und Turmspringen]]
 
* [[Kunst- und Turmspringen]]
 
* [[Synchronschwimmen]]
 
* [[Synchronschwimmen]]
 
* [[Flossenschwimmen]]
 
* [[Flossenschwimmen]]
* [[Langstreckenschwimmen]]
+
* [[Mermaiding]]
  +
* [[Freiwasserschwimmen]]/Langstreckenschwimmen
 
* [[Rettungssport|Rettungsschwimmen]]
 
* [[Rettungssport|Rettungsschwimmen]]
 
* [[Kleiderschwimmen]]
 
* [[Kleiderschwimmen]]
Zeile 154: Zeile 143:
 
* [[Wassergymnastik]]
 
* [[Wassergymnastik]]
 
* [[Tauchen]]
 
* [[Tauchen]]
* Militärschwimmsport (siehe [[Ernst von Pfuel]])
+
* [[Militärschwimmsport]] (siehe [[Ernst von Pfuel]])
  +
</div>
   
 
Für Wettkämpfe beim [[Tauchen]] ist Schwimmen eine Grundlage, in den Sportarten [[Triathlon]] und [[Moderner Fünfkampf]] eine Teildisziplin.
 
Für Wettkämpfe beim [[Tauchen]] ist Schwimmen eine Grundlage, in den Sportarten [[Triathlon]] und [[Moderner Fünfkampf]] eine Teildisziplin.
   
 
== Schwimmen und Gesundheit ==
 
== Schwimmen und Gesundheit ==
 
Schwimmen wird zu den [[Gesundheit|gesündesten]] Freizeitbetätigungen gezählt und gilt auch als Sportart mit geringem Verletzungsrisiko. Durch den [[Statischer Auftrieb|statischen Auftrieb]] im [[Wasser]] wird der Körper unterstützt und die Belastung für die [[Gelenk]]e und [[Knochen]] deutlich verringert. Dies lässt Bewegungen zu, die bei Betätigungen außerhalb des Wassers wegen der Belastungen und der Gleichgewichtshaltung unterlassen werden. Das [[Herz]] wird bei mäßiger Bewegung entlastet, da der Wasserdruck den [[Vene|venösen]] Rückstrom erleichtert. Darüber hinaus wirkt die [[Temperatur|Wassertemperatur]] anregend auf den [[Blutkreislauf|Kreislauf]].
[[Datei:Babyschwimmen.jpg|miniatur|Babyschwimmen]]
 
Schwimmen wird zu den [[Gesundheit|gesündesten]] Freizeitbetätigungen gezählt und gilt auch als Sportart mit geringem Verletzungsrisiko. Durch den [[Auftrieb]] im [[Wasser]] wird der Körper unterstützt und die Belastung für die [[Gelenk]]e und [[Knochen]] deutlich verringert. Dies lässt Bewegungen zu, die bei Betätigungen außerhalb des Wassers wegen der Belastungen und der Gleichgewichtshaltung unterlassen werden. Das [[Herz]] wird bei mäßiger Bewegung entlastet, da der Wasserdruck den [[Vene|venösen]] Rückstrom erleichtert. Darüber hinaus wirkt die [[Temperatur|Wassertemperatur]] anregend auf den [[Blutkreislauf|Kreislauf]].
 
   
Beim Schwimmen werden fast alle [[Muskel]]n beansprucht, wobei die Arme und der Oberkörper stärker trainiert werden. Allerdings hängt die Verteilung auch vom jeweiligen Schwimmstil ab.
+
Beim Schwimmen werden fast alle [[Muskel]]n beansprucht, wobei die Arme und der Oberkörper stärker trainiert werden. Allerdings hängt die Verteilung auch vom jeweiligen Schwimmstil ab. Schwimmen ist eine [[Aerobie|aerobe]] Tätigkeit, bei der die Muskeln konstant mit [[Sauerstoff]] versorgt werden. Schwimmen ist für Menschen in jedem Lebensalter geeignet. Für kleine Kinder gibt es spezielle Angebote, bei denen sie das Schwimmen lernen können, das so genannte [[Babyschwimmen]].
  +
Schwimmen ist eine [[Aerobie|aerobe]] Tätigkeit, bei der die [[Muskel]]n konstant mit [[Sauerstoff]] versorgt werden. Schwimmen ist für Menschen in jedem Lebensalter geeignet. Für kleine Kinder gibt es spezielle Angebote, bei denen sie das Schwimmen lernen können, das so genannte [[Babyschwimmen]].
 
  +
Das [[Heilpädagogisches Schwimmen|heilpädagogische Schwimmen]] nutzt die positiven Effekte des Schwimmens bei der Förderung [[Behinderung|behinderter Menschen]].
   
 
== Organisation des Schwimmsports ==
 
== Organisation des Schwimmsports ==
Zeile 170: Zeile 160:
 
Die europäischen Verbände sind in der [[Ligue Européenne de Natation|LEN]] (Ligue Européenne de Natation) zusammengeschlossen.
 
Die europäischen Verbände sind in der [[Ligue Européenne de Natation|LEN]] (Ligue Européenne de Natation) zusammengeschlossen.
   
In Deutschland haben sich die Schwimmsport treibenden Verbände [[Deutscher Schwimm-Verband]] (DSV), [[Deutscher Turner-Bund|Deutscher Turner Bund]] (DTB), der [[Verband Deutscher Sporttaucher]] (VDST), der [[Bundesverband Deutscher Schwimmmeister]] (BDS), die [[Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V.]] (DLRG) sowie die [[Wasserwacht]] im [[Deutsches Rotes Kreuz|DRK]] und der [[Arbeiter-Samariter-Bund]] im [[Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung]] (BFS) zusammengeschlossen.
+
In Deutschland haben sich die Schwimmsport treibenden Verbände [[Deutscher Schwimm-Verband]] (DSV), [[Deutscher Turner-Bund|Deutscher Turner Bund]] (DTB), der [[Verband Deutscher Sporttaucher]] (VDST), der [[Bundesverband Deutscher Schwimmmeister]] (BDS), die [[Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft]] (DLRG) sowie die [[Wasserwacht]] im [[Deutsches Rotes Kreuz|DRK]] und der [[Arbeiter-Samariter-Bund]] im [[Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung]] (BFS) zusammengeschlossen.
   
 
Ein Ligenbetrieb wird durch den Deutschen Schwimmverband ebenfalls organisiert, dieser nennt sich [[Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen]].
 
Ein Ligenbetrieb wird durch den Deutschen Schwimmverband ebenfalls organisiert, dieser nennt sich [[Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen]].
   
 
In der Schweiz haben sich die am Schwimmsport interessierten Verbände und Institutionen zur Vereinigung [[swimsports.ch]], ehemals Interverband Schwimmen Schweiz (IVSCH), zusammengeschlossen. Im Weiteren sind Vereine, die eine oder mehrere der vier olympischen Schwimmsportarten ausüben, im [[Schweizerischer Schwimmverband|Schweizerischen Schwimmverband]] (FSN) zusammengeschlossen. Rettungsschwimmen wird innerhalb der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) mit ihren lokalen Sektionen ausgeübt.
 
In der Schweiz haben sich die am Schwimmsport interessierten Verbände und Institutionen zur Vereinigung [[swimsports.ch]], ehemals Interverband Schwimmen Schweiz (IVSCH), zusammengeschlossen. Im Weiteren sind Vereine, die eine oder mehrere der vier olympischen Schwimmsportarten ausüben, im [[Schweizerischer Schwimmverband|Schweizerischen Schwimmverband]] (FSN) zusammengeschlossen. Rettungsschwimmen wird innerhalb der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) mit ihren lokalen Sektionen ausgeübt.
 
=== Kritik ===
 
Im aktuellen Nachwuchskonzept<ref>http://schwimmen.dsv.de/Files/Teaching/2007nachwuchs.pdf</ref> des DSV wird festgestellt, dass die jahrgangsweise Zusammenfassung von Schwimmern zu einer Verzerrung der Leistungsbewertung führt. So führt der Bericht an, dass im Bereich der 13-jährigen 75% der Wettkampfteilnehmer im ersten Halbjahr geboren wurden. Eine Lösung des Problems, wie eine gerechtere und somit auch aussagekräftigere Wertung stattfinden kann, zeigt der Bericht nicht auf.
 
   
 
== Bekannte Schwimmer ==
 
== Bekannte Schwimmer ==
  +
Eine umfangreiche, ab 1965 geführte Liste von international herausragenden Schwimmsportlern, gegliedert nach Wettkampfbereichen ist in der Aufzeichnung der [[International Swimming Hall of Fame|Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports]] enthalten. In dem betreffenden Wikipedia-Artikel sind zudem für den deutschsprachigen Bereich die „[[International Swimming Hall of Fame#Mitglieder Deutschland|Mitglieder Deutschland]]“ und die „[[International Swimming Hall of Fame#Mitglieder Österreich|Mitglieder Österreich]]“ separat aufgeführt.
Die Schwimmwettbewerbe werden derzeit von den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Australien]] dominiert. Der erste Schwimmstar der USA war [[Johnny Weissmüller]], der als erster Mensch die 100-Meter-Strecke in weniger als einer Minute bewältigte und später auch als [[Tarzan]]darsteller bekannt wurde. [[Michael Phelps]] brach in Peking 2008 mit acht Goldmedaillen den Rekord von [[Mark Spitz]], der bei den [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Spielen 1972]] in München sieben Goldmedaillen errang. Die bekanntesten australischen Schwimmer sind [[Ian Thorpe]] und [[Grant Hackett]]. Die besten österreichischen Schwimmer sind derzeit [[Mirna Jukic]], Dinko Jukic und [[Markus Rogan]]. Nicht zu vergessen sind die deutschen Ex-Schwimmer [[Michael Groß]], [[Franziska van Almsick]] sowie die Französin [[Laure Manaudou]] und die deutsche Doppel-Olympiasiegerin und mehrfache Europameisterin [[Britta Steffen]].
 
   
 
Beim Stand von 2016 sind Schwimmwettbewerbe aktuell von Sportlern der [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Australien]] dominiert. Der erste Schwimmstar der USA war [[Johnny Weissmüller]], der als erster Mensch die 100-Meter-Strecke in weniger als einer Minute bewältigte und später auch als [[Tarzan]]-Darsteller bekannt wurde. [[Michael Phelps]] brach in Peking 2008 mit acht Goldmedaillen den Rekord von [[Mark Spitz]], der bei den [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Spielen 1972]] in München sieben Goldmedaillen errang. Zudem ist Phelps mit insgesamt 28 olympischen Medaillen der bislang erfolgreichste Olympionike. Die bekanntesten australischen Schwimmer sind [[Ian Thorpe]] und [[Grant Hackett]]. Die besten österreichischen Schwimmer sind derzeit [[Mirna Jukic]], [[Dinko Jukic]] und [[Markus Rogan]].
Weitere bekannte Schwimmer sind in der [[:Kategorie:Schwimmer]] aufgelistet.
 
  +
  +
Bedeutende deutsche Ex-Schwimmer sind [[Klaus Steinbach]], [[Werner Lampe]], [[Hans Faßnacht]], [[Michael Groß]], [[Franziska van Almsick]], die deutsche Doppel-Olympiasiegerin und mehrfache Europameisterin [[Britta Steffen]] und [[Paul Biedermann]], mehrfacher Weltrekordler, Weltmeister und Europameister. Der 1901 in Magdeburg geborene [[Erich Rademacher]] stellte zwischen 1920 und 1927 30&nbsp;[[Weltrekord]]e&nbsp;auf und konnte neben einer Vielzahl von Schwimmwettkämpfen auch bei&nbsp;[[Wasserball]]-Wettbewerben Siege mit seiner Mannschaft erzielen.
   
 
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
 
{{Portal|Schwimmen}}
 
{{Portal|Schwimmen}}
* [[Liste der Olympiasieger im Schwimmen]]
 
* [[Liste der Schwimmweltrekorde]]
 
 
== Quellenangaben ==
 
<references />
 
   
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
 
* {{Dmoz|World/Deutsch/Sport/Wassersport/Schwimmen/|Schwimmsport}}
 
* {{Dmoz|World/Deutsch/Sport/Wassersport/Schwimmen/|Schwimmsport}}
* [http://www.euroswimlinks.com/ Verzeichnis für den Schwimmsport in Europa]
 
 
* [http://www.sportunterricht.de/lksport/bildani.html Bildreihen und Animationen zu den Schwimmstilen]
 
* [http://www.sportunterricht.de/lksport/bildani.html Bildreihen und Animationen zu den Schwimmstilen]
* [http://www.limmatsharks.com/svlimmat_ratind.html Limmatsharks Zürich (CH) (ehm. Schwimmverein Limmat), Tips zur Schwimmthematik]
 
   
  +
== Einzelnachweise ==
 
<references />
   
  +
{{Normdaten|TYP=s|GND=4077290-1}}
{{WP-Kopie|12.03.2010|Schwimmsport}}
 
[[Kategorie:Schwimmen| ]]
 
[[Kategorie:Wassersport| ]]
 
 
{{WP-Kopie|16.02.2011|{{PAGENAMEE}}}}
 
   
 
[[Kategorie:Schwimmsport| ]]
{{WP-Kopie|16.02.2011|{{PAGENAMEE}}}}
 
  +
[[Kategorie:Olympische Sportart]]
 
[[Kategorie:Wassersportart]]
  +
{{WP}}

Aktuelle Version vom 27. April 2021, 08:11 Uhr

11th FINA World Championships

Schwimmweltmeisterschaften 2005

Olympic Swimming Marathon (7769060006)

Kehrmarke beim Langstrecken-Schwimmwettkampf über 10 Kilometer; Olympische Spiele 2012 in London

Schwimmsport ist die Ausübung des Schwimmens als sportliche Disziplin. In seiner Grundform wird Schwimmsport als Wettkampf mehrerer Teilnehmer um die Bewältigung einer vorgegebenen Schwimmstrecke in kürzestmöglicher Zeit ausgetragen. Schwimmsport kann aber auch ohne Zeitdruck zur Verbesserung der eigenen Schwimmtechnik oder als Freizeitbetätigung und zur Gesundheitsförderung betrieben werden.

Geschichte des Schwimmsports[]

Le Supreme Bon Ton 15 Les Nageurs

Schwimmer um 1815

Zahlreiche Forscher haben sich in der Vergangenheit mit der Frage nach der Entwicklung der modernen Schwimmtechniken auseinandergesetzt. Bereits 1587 wurde von Everard Digby das Buch De arte natandi verfasst[1], 1696 erschien in Paris L’Art de nager („Die Kunst des Schwimmens“) von Melchisédech Thévenot. Aufgrund dieses Buches wurde in Frankreich (und Europa) lange Zeit die Technik des Brustschwimmens bevorzugt.

1798 brachte Johann Christoph Friedrich GutsMuths sein Schwimmkunst-Buch heraus, das als wegweisend für die späteren Versuche der Hallenser Halloren (Salzwirker) angesehen werden kann, das Schwimmenlernen zu methodisieren. Da die Halloren festgestellt hatten, dass man in der stark salzhaltigen Sole leichter schwimmen kann, war der Weg zur technisch umsetzbaren Motorik der im Schwimmbuch sehr schematisch beschriebenen Bewegungen geebnet. Die gliederpuppenhaften Bewegungen, die GutsMuths darstellte, waren ihrer Ausprägung nach jedoch kaum geeignet, eine brauchbare Schwimmtechnik zu entwickeln.

Das moderne Wettkampfschwimmen entwickelte sich um 1837 in den Hallenbädern Londons. Geschwommen wurde entweder als Brust- oder als Seitenschwimmen. Im Jahr 1895 schwamm der Engländer J. H. Thayers in Seitentechnik die 100 Yards in 1:02,50 Minuten (entspricht 5,26 km/h). Bis in die 1950er Jahre war das Brustschwimmen, das meistens als erste Technik erlernt wird, die einzige Schwimmart, für die genaue Regeln festgelegt waren.

Sir John Arthur Trudgen entwickelte 1873 in England das Hand-über-Hand-Schwimmen, das daraufhin „trudgen“ genannt wurde. Die Arme wurden aus dem Wasser nach vorne geführt, ähnlich wie beim Seitenschwimmen, nur wechselte man stets von einer auf die andere Seite und führte zusätzliche Scherenbeinschläge aus. Der australische Schwimmer Frederick Lane „trudgte“ im Jahr 1901 die 100 Yards in 1:00,0 Minuten.[2]

Statt des unharmonischen „Trudgens“ wandte der Australier Richard Cavill die flüssigere Technik der indigenen Bevölkerung der Salomonen an. Diese kombinierten den Kraulbeinschlag mit dem beidseitig abwechselnden Überwasserarmzug. Cavill erreichte mit dieser „Australischer Crawl“ genannten Technik 1902 über 100 Yards eine Weltrekord-Zeit von 58,4 Sekunden.[2][3]

1934 fand David Armbruster, Trainer an der University of Iowa, heraus, dass beide Arme beim Brustschwimmen auch über Wasser nach vorne zurückgeführt werden konnten. Dieses „Schmettern“ erhöhte die Schwimmgeschwindigkeit, kostete aber mehr Trainingsaufwand und Kondition. 1935 schwamm Jack Sieg, ebenfalls von der University of Iowa, auf der Seite, mit den Beinen wie mit einem Fischschwanz schlagend. Er konnte das schließlich auch auf dem Bauch. Armbruster und Sieg kombinierten das Schmettern der Arme und den Beinschlag und schufen damit die anfangs „Butterfly“ (Schmetterling) genannte Schwimmtechnik. Mit zwei Beinschlägen bei jedem Armzug schwamm Sieg damals die 100 Yards in 1:00,2 min. Anderen Angaben zufolge war es 1935 ein Amerikaner namens Brydenthal, der diese Technik erstmals schwamm. Das zunächst als regelwidrig betrachtete „Schmetterlings-Brustschwimmen“ wurde erst im Jahre 1953 als eigene Wettkampf-Schwimmart legalisiert.

Schwimmwettkämpfe[]

Schwimmen gehört seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit (1896 in Athen) zum olympischen Programm. Bei den zweiten Olympischen Spielen 1900 in Paris wurden ein Hindernisschwimmen, ein Unterwasserausdauerschwimmen und ein 4000-Meter-Schwimmen veranstaltet. Bis auf das letztere (Langstreckenschwimmen) wurden diese Wettkampfformen später nicht mehr durchgeführt. Bei den Olympischen Spielen 1912 durften erstmals Frauen an den Wettkämpfen teilnehmen. Seit 1973 finden offizielle Schwimmweltmeisterschaften statt. Gemeinhin werden Schwimmwettkämpfe nach dem Regelwerk des internationalen Schwimmverbands Fédération Internationale de Natation (FINA) ausgetragen. Dabei können nationale Schwimmverbände basierend auf den Regeln der FINA auch eigene Regelwerke für Veranstaltungen in ihrem Zuständigkeitsbereich vorgeben, in Deutschland beispielsweise die Wettkampfbestimmungen (WB) des Deutschen Schwimm-Verbandes.[4]

Austragungsort[]

JO Atlanta 1996 - Piscine

Schwimmhalle bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta

Austragungsort sind für Strecken bis 1500 m Schwimmbecken, die die verschiedenen Anforderungen erfüllen hinsichtlich Bahnenlänge (25 m oder 50 m), Bahnenbreite (2,50 m), Wassertiefe (mindestens 1,60 m, bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften mindestens 2 m[5]) sowie Wassertemperatur (normalerweise 25–28 °C). Die Bahnen werden durch Leinen, die die Wellen von den benachbarten Bahnen abhalten sollen – von den Schwimmern oft „Wellenkillerleinen“ oder „Wellenbrecher“ genannt – voneinander getrennt. Die Leinen haben verschiedene Markierungen: im 5-m-Bereich vor jeder Beckenwand (in diesen Bereichen sind die Leinen meist durchgängig rot), in der Mitte und jeweils bei 15 m. Auf dem Boden befindet sich zudem häufig in der Mitte einer jeden Bahn ein etwa 25 cm breiter schwarzer Strich, der 2 m vor dem Beckenende ein T ausbildet und dem Schwimmer hilft, sich zu orientieren. Des Weiteren hängen über dem Becken noch weitere Leinen: 5 m vor jeder Beckenwand befindet sich (in mindestens 1,8 m Höhe) eine Fähnchenleine, um den Rückenschwimmern anzuzeigen, dass die Wand naht. Zusätzlich gibt es noch die Fehlstartleine, die (in mindestens 1,2 m Höhe) 15 m vom Start entfernt hängt. Diese wird ins Wasser gelassen, wenn Schiedsrichter oder Starter einen Fehlstart erkennen. Für Wettkämpfe werden sowohl Hallen- als auch Freibäder genutzt. Im Allgemeinen wird in Süßwasserbecken geschwommen, doch gibt es noch vereinzelt Salzwasserbecken, in denen Wettkämpfe ausgetragen werden.

Strecken[]

EK Zwemmen 2006 100m vrij mannen

Wettkampfbecken mit 8 Bahnen

Geschwommen werden Strecken gemäß den Regularien, die meist ein Vielfaches von 100-Meter-Abschnitten sind: 100 m, 200 m, 400 m, 800 m, 1500 m und 5000 m sowie die 50-m-Distanz als Sprintstrecke. Beim Langstreckenschwimmen kommen Strecken zwischen 5 und 25 km hinzu, die meist in offenen Gewässern ausgetragen werden. Neben Einzelwettkämpfen finden auch Staffelwettkämpfe statt, wobei hier ausschließlich Vierer-Staffeln geschwommen werden. International gibt es Staffelwettbewerbe über 4 × 50 m, 4 × 100 m und 4 × 200 m. Während bei den Einzelstrecken die Geschlechtern getrennt werden, erlaubt das Regelwerk Wettkämpfe für „gemischte“ oder „mixed“ Staffeln. Dann müssen Männer und Frauen zu gleichen Anteilen in der Staffel vertreten sein (FINA-Regeln SW 10.10[6], oder DSV WB-FT-SW[7] §138).

Bahnen[]

Es wird unterschieden zwischen der 25-m-Kurzbahn und der 50-m-Langbahn, wofür jeweils unterschiedliche Weltrekordlisten geführt werden. In Wettkämpfen stehen sich maximal so viele Schwimmer gegenüber, wie Bahnen im Schwimmbecken vorhanden sind. Ausnahmen gibt es über 1500 m, 800 m und 400 m Freistil, wo in kleineren Wettkämpfen zwei Schwimmer pro Bahn antreten können. Für ein Wettkampfbecken sind oft acht oder zehn Bahnen vorgesehen. Nach den Beckenanforderungen der FINA gibt es Weltmeisterschaften gibt es in der Regel zehn Bahnen und bei Olympischen spielen acht Bahnen.[8] Es sind jedoch Wettkämpfe auf weniger Bahnen möglich. Die Bahnen werden durchnummeriert; von der Startseite aus gesehen rechts beginnend mit 0 (bei zehn Bahnen) oder 1 (bei weniger Bahnen).

Da üblicherweise mehr Schwimmer als Bahnen bei Ausscheidungswettkämpfen antreten, werden daher mehrere Läufe ausgetragen, in denen die Schwimmer jeweils an der nächsten Ausscheidungsstufe teilnehmen dürfen, wenn sie die nach dem Reglement erforderten Platzierungen erreicht haben. Der schnellste gemeldete oder qualifizierte Schwimmer startet dabei auf der mittleren Bahn, bei einer geraden Anzahl genauer die Mittelbahn mit gerader Bahnnummer, der zweitschnellste Schwimmer folgt auf der nächsten Bahn links (schnellste Bahnnummer + 1), die weiteren Schwimmer werden dann alternierend rechts und links gesetzt.[6] In einem Becken mit acht Bahnen schwimm der schnellst Schwimmer also immer auf Bahn 4, der zweitschnellste Schwimmer folgt auf der Bahn 5, weiter geht es dann über die Bahnen 3, 6, 2, 7, 1 bis zur Bahn 8, auf der der langsamste Schwimmer des Laufes schwimmt.

Insbesondere bei Meisterschaften oder internationalen Wettkämpfen sind die Bahnen 4 und 5 meist von gelben Leinen eingefasst, um die beiden stärksten Schwimmer zu kennzeichnen, die restlichen Bahnen werden dann durch blaue Leinen voneinander getrennt und die äußeren Bahn haben nach außen hin grüne Leinen.[8]

Start[]

Start of 100 yards swimming during 1904 Summer Olympics

Start im Schwimmen 1904 in St. Louis (Olympische Spiele)

Die Schwimmer starten nach dem Startsignal von den erhöhten Startblöcken ihrer Schwimmbahn am Beckenkopf durch einen Startsprung in das Wasser hinein (außer beim Rückenschwimmen und bei der Lagenstaffel, wo der Rückenschwimmer im Wasser startet). Bei einem Fehlstart (Sensoren in den Startblöcken helfen hier den Schiedsrichtern bei modernen Schwimmbädern) werden diejenigen Schwimmer nach dem Rennen disqualifiziert, die den Fehlstart ausgelöst (provoziert) haben oder zu früh abgesprungen sind (ein Wackeln auf dem Startblock reicht bereits).

Bei Staffeln spricht man außer beim ersten Schwimmer von „fliegenden Wechseln“. Der Folgeschwimmer darf maximal drei Hundertstelsekunden vor dem tatsächlichen Anschlag des Vorschwimmers starten. Da bei fliegenden Wechseln die Reaktionszeit wegfällt, sind Staffelschwimmer oft ein wenig schneller unterwegs als in einem Einzelwettkampf. Hier geschwommene Zeiten werden mit Ausnahme der Zeit des Startschwimmers nicht als Einzelrekorde anerkannt. Staffelrekorde gelten für ab dem Start gerechnete Strecken, sofern die Staffel den Wettkampf ordnungsgemäß beendet. So können die ersten vier Schwimmer einer 10 × 100-m-Freistilstaffel auch einen Staffelrekord über die 4 × 100 m schwimmen.

Schwimmen[]

DHM 2007 Wende

Schwimmer bei einer Wende

Die Technik der Fortbewegung ist durch die Benennung der Wettkampf-Schwimmart vorgegeben und unterliegt differenzierten Definitionen der Regelwerke. Es werden so viele Bahnen geschwommen, wie die vorgegebene Strecke es erfordert. Hierbei vollführt der Schwimmer an jedem Bahnende eine Wende im Wasser und schwimmt in der Gegenrichtung wieder zurück. Bei den Strecken 800 m und 1500 m Freistil werden die Bahnen für jeden Schwimmer gezählt und angezeigt, teilweise sogar mit Displays unter Wasser. Zusätzlich muss der Wenderichter ab Freistilstrecken über 800 m durch akustische Signale (Pfeife, Hupe etc.) dem Schwimmer deutlich machen, wenn noch zwei Bahnen und fünf Meter zu schwimmen sind. Damit wird diese Praxis auf Kurz- und Langbahnen vereinheitlicht.

Anschlag[]

Die Zeit wird in dem Moment gestoppt, in dem der Schwimmer die Wand (beim Freistil- und Rückenschwimmen mit einem beliebigen Teil seines Körpers, beim Brust- und Schmetterlingsschwimmen mit beiden Händen gleichzeitig an, über oder unter der Wasseroberfläche und nicht übereinanderliegend) berührt.[7] Bei Staffeln werden die Zwischenzeiten nach jedem Staffelschwimmer sowie die Endzeit genommen. Bei großen Wettkämpfen wird meist elektronisch gemessen, die Anschlagmatten (meistens gelb oder weiß) reagieren dabei schon auf die geringste Krafteinwirkung. Zusätzlich werden die Zeiten von immer mindestens einer Person pro Bahn manuell (semi-elektronisch) erfasst. Neben einer elektronischen und semi-elektronischen Zeitnahme, muss eine systemunabhängige Zeitnahme durch einen Kampfrichter mit Stoppuhr oder durch eine Videozeitnahme erfolgen. In Zweifelsfällen wertet das Zielgericht den Zieleinlauf. So kann es vorkommen, dass Athleten mit identischer Zeit verschiedene Platzierungen erhalten, wenn das Zielgericht die Anschlagreihenfolge erkennen konnte. Liegt eine einwandfrei registrierte elektronische Zeit vor, so ist diese die amtliche Zeit und wird nicht geändert. Der Zielrichterentscheid kommt nur zum Tragen, wenn es keine fehlerfreien elektronischen Zeiten gibt und der festgestellte Einlauf den von Hand gestoppten Zeiten widerspricht.

Training[]

Technische Übungen[]

Technische Übungen im Schwimmen führen zu einer Optimierung der Schwimmlagen, was sich in einer verbesserten Körperkontrolle im Wasser darstellt. Gleichzeitig beugt man Verletzungen im Sport vor.

Durch verschiedene Übungen erlernt man seine Wasserlage, seine Arm- oder Beinbewegungen, bzw. allgemeine Koordination des Körpers, die Körperspannung und das richtige Atmen (gerade im Leistungssport). Wichtig dabei sind das Einhalten von Pausen zwischen den einzelnen Übungen und deren Wiederholungen. Die Länge der Pausen wird bestimmt durch die Häufigkeit und die Art der Übung. Jede Übung hat ihren eigenen Schwierigkeitsgrad bezüglich Kraft, Koordination und Flexibilität. Je anspruchsvoller die Übung ist, desto mehr Fähigkeiten müssen gleichzeitig abgerufen werden. Daher ist eine individuell angepasste Pausengestaltung wichtig.

Einsatz von Hilfsmitteln[]

Mittels Hilfsgegenständen, z. B. Paddles oder Flossen (kurz oder lang), können Kraftaufwand und Wasserlage deutlich innerhalb bestimmter Übungen verändert werden. Paddles ermöglichen ein besseres Wassergefühl bezüglich Zug- und Druckphase eines Armzuges; Flossen vermitteln ein besseres Bewegungsgefühl für den Beinschlag (Kraul, Rücken und Delphin/Schmetterling). Im Wettkampf sind sie nicht erlaubt. Mit Hilfe von Schwimmbrettern können die Bein- und mit Pull Buoys die Armmuskulatur separat trainiert werden.

Im Wettkampf sind als Hilfsmittel nur eine Schwimmbrille und maximal zwei Badekappen zugelassen.

Bekleidung[]

Wesentlich für hohe Geschwindigkeiten im Schwimmsport ist ein optimales Gleiten. Lange Zeit waren textile Stoffe in den Gleiteigenschaften der menschlichen Haut unterlegen, sodass besonders kurz geschnittene Bekleidung bevorzugt wurde. Eine Rasur der Körperbehaarung wurde und wird zusätzlich eingesetzt.

Kopfhaare werden unter Badekappen verborgen, die im Wettkampfbereich aus Latex oder Silikon bestehen. Die glatte Oberfläche dieser Materialien hat relativ gute Strömungseigenschaften. Falten der Kappe werden bei sogenannten 3D-Kappen durch deren Form und Schnitt vermieden. Eine moderne Alternative stellen mit Kunststoff bedampfte Stoffkappen dar.

Inspiriert von den guten Strömungseigenschaften der Haut eines Haifisches wurde durch den Hersteller Speedo eine technologische Evolution der Bekleidung angestoßen. Dies ermöglichte erstmals bessere Strömungseigenschaften als menschliche Haut, ohne dabei zusätzlichen Auftrieb zu erzeugen, der im Wettkampfbereich nicht erlaubt ist. Im Zuge der technischen Entwicklung wurden damit Schwimmanzüge entwickelt, die im Wesentlichen in Short Skin (Bedeckung der Oberschenkel), Leg Skin (Bedeckung der Beine), Body (Bedeckung der Beine und des Oberkörpers) und Full Body (Bedeckung des gesamten Körpers mit Ausnahme der Füße, der Hände und der Kopf-/Halspartie) unterteilt werden. Ein optimales Gleiten wird mit textilen Anzügen erst erreicht, wenn sie sehr fest am Körper sitzen. Dieses Zusammenpressen kann zu Abschnürungen führen, sodass nur bei kurzen Schwimmdistanzen extrem enge Anzüge getragen werden und einige Schwimmer auch auf die Bedeckung des Oberkörpers verzichten. Die Kompression des Körpers durch extrem eng anliegende Anzüge kann zwar einerseits als hinderlich empfunden werden, aber kann andererseits Muskelkontraktion und Relaxation unterstützen.

Aus dem Tauchsport und dem Triathlon war bekannt, dass Neopren-Anzüge ausgesprochen gute Gleiteigenschaften haben. In diesen Sportarten ist die Verwendung von auftriebsfördernden Materialien teilweise erlaubt, so dass Neopren nicht nur zur Wärmedämmung, sondern auch wegen des Auftriebs eingesetzt wird. Erst die technologische Entwicklung eines extrem dünn aufgetragenen Neopren-Materials mit vernachlässigbarem eigenen Auftrieb ermöglichte die Verwendung derartiger Materialien im Schwimmsport, wo sie durch ihre überragenden Gleiteigenschaften andere Materialien verdrängten. Dies führte zu einer großen Masse an neuen Rekorden auf allen Wettkampfstrecken. Kritisch muss betrachtet werden, dass durch die luftundurchlässigen Materialien Lufteinschlüsse ermöglicht werden, die zusätzlichen Auftrieb bringen. Aus diesem Grund wurde 2009 vom internationalen Schwimmverband FINA das Tragen von zwei Anzügen übereinander verboten. Dies schließt auch eine einfache Badehose unter einem solchen High-Tech Anzug ein.

Die Wahl einer geschwindigkeitsfördernden Bekleidung im Hochleistungs-Schwimmsport erreichte eine zunehmende Aufmerksamkeit. Herstellerfirmen erarbeiteten immer wieder neue Verbesserungen am Material und Zuschnitt der Schwimmkleidung. Dies führte zu einer Diskussion um die Notwendigkeit einer Reglementierung der High-Tech-Schwimmanzüge durch die FINA, da die richtige Kleidung zunehmend wettbewerbsrelevant geworden war, und schließlich zu einem kompletten Verbot der Schwimmanzüge in ihrer bisherigen Form.[9][10] Die FINA legte fest, dass ab 2010 die Schwimmbekleidung bei Wettkämpfen nicht mehr länger als Kniehöhe sein darf. Außerdem dürfen die Männer keine Bekleidung tragen, die den Oberkörper bedeckt. Reißverschlüsse sind verboten.[11]

Schwimmtechniken []

Swimming.breaststroke.arp

Brustschwimmen

Dinko Jukic Austria-Meeting Wien2008

Kraulschwimmen

Amateur Swimming Backstroke

Rückenkraulen

Nina Dittrich 200m-butterfly Schwechat2008

Schmetterlingsschwimmen

Als Schwimmtechnik bezeichnet man die vom offiziellen Regelwerk vorgegebene, für sämtliche Wettkampfschwimmer geltende normierte Schwimmart, in der geschwommen wird. Als Schwimmstil bezeichnet man die individuelle Ausprägung der jeweiligen Technik. Die heute bekanntesten modernen Schwimmtechniken sind das Brustschwimmen, das Kraulschwimmen, das Rückenkraulen und das Schmetterlingsschwimmen (Delfinschwimmen). Beim wettkampfmäßigen Lagenschwimmen werden vier gleich lange Teilstrecken in der Reihenfolge Schmetterlings-, Rücken-, Brust- und Freistilschwimmen absolviert. Wird jedoch in einer Lagen-Staffel geschwommen, so ändert sich die Reihenfolge in Rücken, Brust, Schmetterling, Freistil. Das Freistilschwimmen lässt die Schwimmart offen.

Ältere und seltener geschwommene Techniken sind das Seitenschwimmen und das Altdeutsch-Rücken (von Schwimmern auch als Rücken-Gleichschlag oder Rücken-Gleitzug bezeichnet). Auch das Streckentauchen wird als definierte sportliche Schwimmtechnik ausgeübt. Beim Rettungsschwimmen werden mehrere Techniken unterschieden. In Japan gibt es im Rahmen der Samurai-Tradition eigene Formen des Schwimmens, die nur dort gebräuchlich sind.

Geschwindigkeiten[]

Die folgenden Werte basieren auf den aktuellen Langbahn-Weltrekorden der Männer auf der jeweiligen 100-m-Strecke (Stand Januar 2013). Breitensportler sind ca. nur halb so schnell, Ungeübte können noch deutlich langsamer sein.

Kraul (Freistil) 2,13 m/s = 7,67 km/h BrasilienBrasilien César Cielo Filho 46,91 s 30. Juli 2009
Schmetterling 2,01 m/s = 7,23 km/h Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Michael Phelps 49,82 s 1. August 2009
Rücken 1,93 m/s = 6,93 km/h Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Aaron Peirsol 51,94 s 8. Juli 2009
Brust 1,73 m/s = 6,22 km/h Vereinigtes Königreich Adam Peaty 57,55 s 6. August 2016

Geschlechtsunterschiede[]

Wie bei den meisten Sportarten gibt es auch beim Schwimmsport Geschlechtsunterschiede. Die besten Männer schwimmen aufgrund besserer physischer Leistungsfähigkeit 10 – 15 % schneller als die besten Frauen.

Disziplin Rekord Unter­schied
50 m Brust[12] 25,95 s Marssymbol (männlich) 12 %
29,48 s Venussymbol (weiblich)
50 m Rücken 24,04 s Marssymbol (männlich) 13 %
27,06 s Venussymbol (weiblich)
50 m Freistil 20,26 s Marssymbol (männlich) 13 %
23,24 s Venussymbol (weiblich)

Weitere Schwimmdisziplinen[]

Um die Basis des Streckenschwimmens herum wurde der Schwimmsport weiter ausdifferenziert mit spielerischen und technischen Disziplinen wie dem

  • Aquaball
  • Wasserball
  • Unterwasserrugby
  • Unterwasserhockey
  • Kunst- und Turmspringen
  • Synchronschwimmen
  • Flossenschwimmen
  • Mermaiding
  • Freiwasserschwimmen/Langstreckenschwimmen
  • Rettungsschwimmen
  • Kleiderschwimmen
  • Winterschwimmen
  • Watsu und Wata
  • Wassergymnastik
  • Tauchen
  • Militärschwimmsport (siehe Ernst von Pfuel)

Für Wettkämpfe beim Tauchen ist Schwimmen eine Grundlage, in den Sportarten Triathlon und Moderner Fünfkampf eine Teildisziplin.

Schwimmen und Gesundheit[]

Schwimmen wird zu den gesündesten Freizeitbetätigungen gezählt und gilt auch als Sportart mit geringem Verletzungsrisiko. Durch den statischen Auftrieb im Wasser wird der Körper unterstützt und die Belastung für die Gelenke und Knochen deutlich verringert. Dies lässt Bewegungen zu, die bei Betätigungen außerhalb des Wassers wegen der Belastungen und der Gleichgewichtshaltung unterlassen werden. Das Herz wird bei mäßiger Bewegung entlastet, da der Wasserdruck den venösen Rückstrom erleichtert. Darüber hinaus wirkt die Wassertemperatur anregend auf den Kreislauf.

Beim Schwimmen werden fast alle Muskeln beansprucht, wobei die Arme und der Oberkörper stärker trainiert werden. Allerdings hängt die Verteilung auch vom jeweiligen Schwimmstil ab. Schwimmen ist eine aerobe Tätigkeit, bei der die Muskeln konstant mit Sauerstoff versorgt werden. Schwimmen ist für Menschen in jedem Lebensalter geeignet. Für kleine Kinder gibt es spezielle Angebote, bei denen sie das Schwimmen lernen können, das so genannte Babyschwimmen.

Das heilpädagogische Schwimmen nutzt die positiven Effekte des Schwimmens bei der Förderung behinderter Menschen.

Organisation des Schwimmsports[]

Weltweiter Dachverband für den Schwimmsport ist die Fédération Internationale de Natation Amateur (FINA), die 1908 gegründet wurde.

Die europäischen Verbände sind in der LEN (Ligue Européenne de Natation) zusammengeschlossen.

In Deutschland haben sich die Schwimmsport treibenden Verbände Deutscher Schwimm-Verband (DSV), Deutscher Turner Bund (DTB), der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS), die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sowie die Wasserwacht im DRK und der Arbeiter-Samariter-Bund im Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS) zusammengeschlossen.

Ein Ligenbetrieb wird durch den Deutschen Schwimmverband ebenfalls organisiert, dieser nennt sich Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen.

In der Schweiz haben sich die am Schwimmsport interessierten Verbände und Institutionen zur Vereinigung swimsports.ch, ehemals Interverband Schwimmen Schweiz (IVSCH), zusammengeschlossen. Im Weiteren sind Vereine, die eine oder mehrere der vier olympischen Schwimmsportarten ausüben, im Schweizerischen Schwimmverband (FSN) zusammengeschlossen. Rettungsschwimmen wird innerhalb der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) mit ihren lokalen Sektionen ausgeübt.

Bekannte Schwimmer[]

Eine umfangreiche, ab 1965 geführte Liste von international herausragenden Schwimmsportlern, gegliedert nach Wettkampfbereichen ist in der Aufzeichnung der Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports enthalten. In dem betreffenden Wikipedia-Artikel sind zudem für den deutschsprachigen Bereich die „Mitglieder Deutschland“ und die „Mitglieder Österreich“ separat aufgeführt.

Beim Stand von 2016 sind Schwimmwettbewerbe aktuell von Sportlern der USA und Australien dominiert. Der erste Schwimmstar der USA war Johnny Weissmüller, der als erster Mensch die 100-Meter-Strecke in weniger als einer Minute bewältigte und später auch als Tarzan-Darsteller bekannt wurde. Michael Phelps brach in Peking 2008 mit acht Goldmedaillen den Rekord von Mark Spitz, der bei den Olympischen Spielen 1972 in München sieben Goldmedaillen errang. Zudem ist Phelps mit insgesamt 28 olympischen Medaillen der bislang erfolgreichste Olympionike. Die bekanntesten australischen Schwimmer sind Ian Thorpe und Grant Hackett. Die besten österreichischen Schwimmer sind derzeit Mirna Jukic, Dinko Jukic und Markus Rogan.

Bedeutende deutsche Ex-Schwimmer sind Klaus Steinbach, Werner Lampe, Hans Faßnacht, Michael Groß, Franziska van Almsick, die deutsche Doppel-Olympiasiegerin und mehrfache Europameisterin Britta Steffen und Paul Biedermann, mehrfacher Weltrekordler, Weltmeister und Europameister. Der 1901 in Magdeburg geborene Erich Rademacher stellte zwischen 1920 und 1927 30 Weltrekorde auf und konnte neben einer Vielzahl von Schwimmwettkämpfen auch bei Wasserball-Wettbewerben Siege mit seiner Mannschaft erzielen.

Siehe auch[]

Portal Portal: Schwimmen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Schwimmen

Weblinks[]

Einzelnachweise[]

  1. De arte natandi libri duo: quorum prior regulas ipsius artis, posterior vero praxin demonstrationemque continet. Authore Euerardo Dygbeio Anglo in artibus Magistro. Londini: Excudebat Thomas Dawson 1587.
  2. 2,0 2,1 Schwimmverein Limmat Zürich: Geschichte des Schwimmens (Memento vom 6. September 2015 im Internet Archive) abgerufen am 6. September 2015.
  3. Evolution of the Australian Crawl (Memento vom 6. März 2014 im Internet Archive) Australian National Film and Sound Archive, Videoclip von 1952, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  4. Wettkampfbestimmungen - Allgemeiner Teil – (WB-AT). Deutscher Schwimm-Verband, 3. Oktober 2019, abgerufen am 3. Januar 2021.
  5. § 101 Wettkampfbecken (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) (englisch).
  6. 6,0 6,1 FINA Swimming Rules 2017-2021. FINA, 30. November 2017, abgerufen am 3. Januar 2021 (englisch).
  7. 7,0 7,1 DEUTSCHER SCHWIMM-VERBAND e.V. Wettkampfbestimmungen Schwimmen Letzter Änderungsstand: Januar 2016 (Memento vom 8. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  8. 8,0 8,1 FINA Facilities Rules 2017-2021. FINA, 28. Januar 2020, abgerufen am 3. Januar 2021 (englisch).
  9. PR59 – FINA BUREAU MEETING (Memento vom 15. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  10. Adidas Hydrofoil – Wettrüsten bei Schwimmanzügen geht weiter.
  11. Bernd Steinle: Die Anzugsfrage. Der Verband schwimmt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. abgerufen am 25. Juni 2009.
  12. Liste der Schwimmweltrekorde


Info Sign Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten Versionsgeschichte importiert.