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Choralist Schneider

Frau Schneider, deutsche Fahrradpionierin, Quelle: Sport-Album der Rad-Welt 1908, Berlin 1909, S. 15.

Frau Schneider (* August 1835) in Neisse galt um 1908 als die erste deutsche Radlerin.[1] Sie begann 1883, Rad zu fahren, und erlebte im August 1915 ihren 80. Geburtstag.[2]

Ihr Vorname ist unbekannt. Das Berliner Tageblatt berichtete über sie 1908 und 1915 als Frau Choralist Schneider, auch in den Niederlanden erschien ein Artikel in „De Groene Amsterdammer[3], wobei sich „Choralist“ (Kirchenmusiker) wohl auf den Beruf ihres Mannes bezieht.

1883 kaufte das Ehepaar Schneider ein Dreirad für 700 Mark, das von der Frankfurter Firma Kleyer aus England importiert worden war. Choralist Schneider war zu diesem Zeitpunkt 48 Jahre alt. Außer den Schneiders gab es in Neisse nur einen weiteren Radfahrer, der selbst ein Hochrad fuhr und die Eheleute im Fahrradfahren unterrichtete. Ihre erste gemeinsame Fahrt endete mit einem Sturz, und da es keinen kundigen Mechaniker vor Ort gab, musste das Dreirad zur Reparatur nach Frankfurt zurückgesandt werden. In späteren Jahren berichtete Choralist Schneider von den „traurigen Zeiten“ für Radfahrer, besonders für weibliche: „Eine Frau auf dem Rade! [...] höhnische Redensarten, gemeine Schimpfworte, wenn nichts Schlimmeres trafen mein Ohr [...].“ Ihr Vater hingegen habe „dem Ding“ eine große Zukunft prophezeit.[4]

1885 gehörten Frau Choralist Schneider und ihr Mann zu den Mitbegründern der R. V. Neisse. Im Oktober 1908 feierte sie ihr 25jähriges Jubiläum als Radfahrerin, das ihr Verein mit einem großen Fest feierte. Auf dem Fest wurde auch das Dreirad gezeigt, auf dem das Ehepaar seine ersten Versuche gemacht hatte. Als Jubiläumsgeschenk erhielt Frau Schneider ein neues Rad: „Die prachtvolle, mit allen modernen Errungenschaften der Neuzeit ausgestalteten Damenmaschine [...] bildete einen hochinteressanten Gegensatz zu ihrer ehrwürdigen Vorgängerin und brachte in überwältigender Weise die Fortschritte zum Ausdruck, welche die Fahrrad-Industrie in einem kurzen Vierteljahrhundert machte.“[4]

Einzelnachweise

  1. Vgl. Eine Veteranin des Radfahrsports, in: Berliner Tageblatt, No. 428, Montag, 13. August 1915, digitalisiert in der Stabi Berlin.
  2. 6 september 1908, pagina 5 – De Groene Amsterdammer, De Groene Amsterdammer 6. September 1908, abgerufen 4. Juni 2018
  3. 4,0 4,1  Renate Franz: Eine Pionierin des Rades. In: Verein Historische Fahrräder (Hrsg.): Der Knochenschüttler. Zeitschrift für Liebhaber historischer Fahrräder. 61, 2016, S. 33.
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