Paul Schockemöhle (* 22. März 1945 in Vechta) ist ein deutscher Springreiter und Unternehmer.
Paul Schockemöhle folgte Anfang der 1980er Jahre seinem älteren Bruder Alwin Schockemöhle als einer der besten Springreiter der Welt. Er wurde 1981, 1983 und 1985, mit seinem erfolgreichsten Pferd Deister, dreimal hintereinander Europameister. Ein Erfolg, der bisher einzigartig blieb. Auch bei Olympischen Sommerspielen und zahlreichen Preisen der Nationen feierte er Erfolge.
Auf seinem Gestüt in Mühlen formte er weitere erfolgreiche Springpferde, die Olympische Medaillen und auf internationalen Turnieren mit Reitern wie dem Iren Eddie Macken, Otto Becker, Franke Sloothaak, Dirk Hafemeister und natürlich Olympiasieger Ludger Beerbaum Erfolge errangen. So stammen zum Beispiel die Olympiasieger Orchidee, The Freak und Walzerkönig aus seinem Stall.
Bereits 1966, lange bevor er als Springreiter für Furore sorgte, begann Paul Schockemöhle sein Logistikunternehmen aufzubauen, das bis heute zu den erfolgreichsten privaten Speditionsunternehmen in Deutschland zählt. 1989 gründete Paul Schockemöhle, gemeinsam mit dem damaligen Manager von Boris Becker, Ion Ţiriac, ein weiteres erfolgreiches Unternehmen: die Firma PSI-Marketing zur Vermarktung internationaler und nationaler Sportveranstaltungen. Zusammen mit Ullrich Kasselmann veranstaltet er die Performance Sale International Auktionen (P.S.I.-Auktionen); Veranstaltungen, auf denen hochtalentierte Nachwuchspferde versteigert werden.
Mit Gestüt Lewitz hat Paul Schockemöhle eines der größten Zentren der Pferdezucht geschaffen. Auf ca. 3000 Hektar werden insgesamt ca. 2000 Pferde gehalten, jährlich kommen ca. 500 Fohlen zur Welt. Dabei wird unter anderem die umstrittene Methode des Embryotransfers eingesetzt.
Auch im agrarindustriellen Unternehmensbereich betätigt er sich (Eierproduktion in Legebatterien). Nach Informationen der Gruppe Tierrecht aktiv ist er an einem Konsortium beteiligt, das im Jahr 1996 die Legebatterien des Unternehmers Anton Pohlmann übernommen hat.[1]
In die Kritik geriet Schockemöhle 1990, weil er durch das so genannte Barren seine Pferde zu höheren und weiteren Sprüngen über die Hindernisse antrieb. Das bei Springpferden schon seit je her praktizierte Barren wurde nach einem am 11. Juli 1990 in der Sendung „Stern TV“ ausgestrahlten Bericht allgemein geächtet und zumindest offiziell aus den Trainingsplänen der deutschen Reiter gestrichen. Spätere Recherchen ergaben, dass auch weiterhin im Stall von Paul Schockemöhle Pferde gebarrt wurden.
Seit Mitte der 1990er Jahre ermittelten Finanzbehörden wegen Steuerhinterziehung gegen Schockemöhle. 1996 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt und musste 22,6 Millionen Mark Steuern nachzahlen.[2]
Erfolge
- 1974 Gewinn der ersten von insgesamt sechs Deutschen Meisterschaften
- Dreimal siegreich im Großen Preis von Aachen mit Talismann, El Paso und Deister
- Dreimal siegreich im British Springderby in Hickstead (Deister 2x, Lorenzo 1x)
- Olympische Spiele
- 1976 in Montreal: Bronzemedaille Mannschaft, Einzelwertung 36. auf Agent
- 1984 Los Angeles: Bronzemedaille Mannschaft, Einzelwertung 7. auf Deister
- Europameisterschaft
- dreimal in Folge Europameister der Springreiter
- 1981 in München: Goldmedaille Mannschaft, Goldmedaille Einzel auf Deister
- 1983 in Hickstead: Goldmedaille Einzel auf Deister
- 1985 in Dinard: Bronzemedaille Mannschaft, Goldmedaille Einzel auf Deister
- Weltmeisterschaft
- 1982 in Dublin: Silber in der Mannschaftswertung zusammen mit Peter Luther, Gerd Wiltfang und Norbert Koof
- 20 Jahre lang Zugehörigkeit im deutschen Championats-Kader
- 12 Jahre lang ununterbrochen unter den Top-Ten der Weltrangliste
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Polizei durchsucht Hühnerställe - Artikel auf Tierrecht aktiv
- ↑ http://www.focus.de/finanzen/steuern/steuerfahndung/fall-zumwinkel_aid_241015.html
1957: Hans Günter Winkler | 1958: Fritz Thiedemann | 1959: Piero D’Inzeo | 1961: David Broome | 1962: David Barker | 1963: Graziano Mancinelli | 1965: Hermann Schridde | 1966: Nelson Pessoa | 1967/69: David Broome | 1971: Hartwig Steenken | 1973: Paddy MacMahon | 1975: Alwin Schockemöhle | 1977: Johan Heins | 1979: Gerd Wiltfang | 1981/83/85: Paul Schockemöhle | 1987: Pierre Durand | 1989: John Whitaker | 1991: Éric Navet | 1993: Willi Melliger | 1995: Peter Charles | 1997: Ludger Beerbaum | 1999: Alexandra Ledermann | 2001: Ludger Beerbaum | 2003: Christian Ahlmann | 2005: Marco Kutscher | 2007: Meredith Michaels-Beerbaum | 2009: Kevin Staut | 2011: Rolf-Göran Bengtsson | 2013: Roger-Yves Bost | 2015: Jeroen Dubbeldam | 2017: Peder Fredricson
1952–55: Hans Günter Winkler | 1959: Hans Günter Winkler | 1960: Hermann Schridde | 1961: Alwin Schockemöhle | 1962: Hermann Schridde | 1963: Alwin Schockemöhle | 1965: Peter Schmitz | 1966: Gerd Wiltfang | 1967: Alwin Schockemöhle | 1969–70: Hartwig Steenken | 1971: Gerd Wiltfang | 1973: Hartwig Steenken | 1974: Paul Schockemöhle | 1975: Alwin Schockemöhle | 1977: Hendrik Snoek | 1978: Sönke Sönksen | 1979: Gerd Wiltfang | 1980: Paul Schockemöhle | 1981: Franke Sloothaak | 1982–83: Paul Schockemöhle | 1984: Karsten Huck | 1985: Michael Rüping | 1986–87: Paul Schockemöhle | 1988: Ludger Beerbaum | 1989: Franke Sloothaak | 1990: Otto Becker | 1991: Franke Sloothaak | 1992–93: Ludger Beerbaum | 1994: Otto Becker | 1995: Lars Nieberg | 1996: Ulrich Kirchhoff | 1997–98: Ludger Beerbaum | 1999: Carsten-Otto Nagel | 2000–01: Ludger Beerbaum | 2002: Marcus Ehning | 2003: Marco Kutscher | 2004: Ludger Beerbaum | 2005–07: René Tebbel | 2008: Meredith Michaels-Beerbaum | 2009: Philipp Weishaupt | 2010: Meredith Michaels-Beerbaum | 2011: Ludger Beerbaum | 2012: Marc Bettinger | 2013–14: Daniel Deußer | 2015: Denis Nielsen | 2016: Andreas Kreuzer | 2017: Simone Blum | 2018: Mario Stevens
Personendaten | |
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NAME | Schockemöhle, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Springreiter |
GEBURTSDATUM | 22. März 1945 |
GEBURTSORT | Vechta |
en:Paul Schockemöhle fr:Paul Schockemöhle nl:Paul Schockemöhle sv:Paul Schockemöhle