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Friedrich Karl Paul Begrich (* 29. Mai 1864 in Tangermünde; † 14. März 1918 in Zeitz) war ein deutscher Theologe und Pfarrer. Er hinterließ zahlreiche Selbstzeugnisse.

Biografie[]

Familie[]

Begrich war der älteste Sohn des Pfarrers Karl Gustav Adolf Begrich (1833–1905) und dessen Ehefrau Minna Magdalena Dorothea Brennecke (1842–1911), Tochter eines Zuckerrübenfabrikbesitzers aus Wegeleben bei Halberstadt. Ihre Familie gehörte zur Brüdergemeine Gnadau. Sowohl sein Onkel väterlicherseits, Carl Eduard Friedrich Begrich (1839–1901), als auch die beiden Brüder Johannes und Karl Begrich waren Pastoren.[1]

Paul Begrich heiratete eine der fünf Töchter des Pastors August Müller, Oberpfarrer von Barby. Hedwig Müller war eine Großnichte des Gründers der St. John Lutheran Church in Chester (Illinois) C. H. Siegmund Buttermann (1819–1849).[2]

Hedwig und Paul Begrich hatten drei Kinder, von denen der älteste Sohn Johannes, Theologiestudent in Tübingen, 1915 fiel. Tochter Gertrud, genannt Tutti (1893–1976), arbeitete während des Ersten Weltkrieges als Hilfsschwester des DRK, worüber sie Tagebuch schrieb[3]; später war sie Chemielaborantin. Der jüngste Sohn war der Theologe und Präses der mittelbrasilianischen Synode Martin Begrich. Beide die Kriege überlebenden Kinder blieben ohne Nachkommen.

Ausbildung und Beruf[]

Paul Begrich wuchs in Tangermünde und Neuendorf am Speck auf, absolvierte das Gymnasium am Gymnasium Unserer Lieben Frauenin Magdeburg als Alumne und bestand 1885 das Abitur. 1885–86 diente er als Einjährig-Freiwilliger im Infanterie-Regiment 107 in Leipzig. Er studierte anschließend Theologie in Leipzig, Berlin und Halle und bestand 1889 das erste theologische Examen. Zunächst war er Hauslehrer in Neunkirchen bei Saarbrücken, 1891 legte er das zweite theologische Examen in Magdeburg ab und wurde am 30. September des gleichen Jahres im Magdeburger Dom ordiniert. Er wurde zunächst Hilfsprediger an der Elisabethkirche zu Berlin, 1892 Pfarrer in Uchtenhagen bei Osterburg/Altmark und ab 1894 in Heuckewalde bei Zeitz und damit in der Nähe seines Bruders Johannes Begrich in Predel. Zur Familie von Herzenberg im Schloss Heuckewalde pflegte die Familie eine freundschaftliche Beziehung.[4] Begrich starb mit nur 54 Jahren am 14. März („Idus Martii“) 1918 während einer Gerichtssitzung in Zeitz und wurde in seinem Pfarrdorf begraben. Der Grabstein, der auch an den Namen seines Sohnes Johannes erinnert, wurde viele Jahre auf einem Bauernhof aufbewahrt und findet sich heute wieder an der kleinen Dorf- und Schlosskirche in Heuckewalde.

In Heuckewalde entfaltete sich unter Paul Begrich ein reges kirchliches Leben, zudem ließ er die Kirche restaurieren. Der Zeitzer Superintendent Joachim Hildebrandt nannte Begrich rückblickend (2001) eine „leuchtende Gestalt“ in der Kirchengeschichte des Ortes.[5]

Selbstzeugnisse[]

Neben Kurzgeschichten, die zum Teil in regionalen Blättern veröffentlicht wurden, schrieb Paul Begrich zumindest zeitweilig auch Tagebuch, von denen Fragmente überliefert sind, die erst in jüngerer Zeit bekannt wurden. Dazu gehört der selbst verfasste, mit Emotionen gespickte Lebenslauf von Paul Begrich, der dem seiner Brüder Johannes Begrich und Karl Begrich ähnelte.[6] Daneben sind zwei kürzere Reiseberichte überliefert, darunter die Schilderung vom Heimatort Schora bei Güterglück zur Hauslehrerstelle beim Bergrat Hermann Prietze (1839–1911) und die Fahrt zu seinem Onkel Emil Begrich in Hagenau,„dem militärische Gewalt als ein durchaus adäquates Mittel zur Verteidigung der Nation gilt.“[7] Emil Begrich (1842–1907) war der jüngste Bruder des Vaters von Paul Begrich, der an den Kriegen 1866 und 1870/71 teilnahm und beim Infanterie-Regiment 137 als „Zahlmeister“ Karriere machte.[8] Bekannter wurden Paul Begrichs Tagebucheinträge zu Beginn des Ersten Weltkrieges, begonnen in der Euphorie und zugleich in der Sorge um die Gemeinde und Familie. Am Tage der Reichstagsansprache des Kaiser Wilhelm II. (4. August 1914) schrieb er:

„Die Abendmahlsfeier war ergreifend. (Text Joh. 43,1) Ich konnte bei der Austeilung meiner Bewegung kaum Herr werden, als die Einberufenen herantraten, die noch am selben Tage die Ihrigen verlassen sollten. Ach wenn doch diese kräftigen jungen Männer nicht in der Vollkraft ihrer Jahre dahingerafft würden. Auch meine beiden Söhne traten mit ihrer Mutter und Schwester heran. Ich konnte mich der Tränen nicht erwehren im Gedenken an das, was ihnen vielleicht bevorstünde. Dass doch Gott in Gnaden sich unser aller erbarmen wolle...“[9].[10]



Literatur[]

  • Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg. Ein Lazarett- und ein Feldtagebuch von Tutti und Martin Begrich 1914–1918 (Schriftenreihe Denk-MAL-Prora, Bd. 6), Projekte-Verlag Halle 2014, ISBN 978-3-95486-455-3.
  • Joachim Hildebrandt: Die Schlosskirche Heuckewalde. Geschichte der Rettung in Wort und Bild, Oktober 2001.

Einzelnachweise[]

  1. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg. Ein Lazarett- und ein Feldtagebuch von Tutti und Martin Begrich, Halle 2014, S. 11 f.
  2. New Church Website/History Siegmund ButtermannZudem war sie eine Schwägerin des Romanisten Georg Storost, Bruder des litauischen Philosophen Vydūnas. Vgl. Brita Storost: Annaberger Annalen 14/2016, S. 121.
  3. Petrik Wittwika: „Es ist ein Schatz, der für die weitere Aufarbeitung der Zeitzer Regionalgeschichte viele Informationen und Ansätze zur Recherche liefert“. Vom Alltag im mörderischen Krieg, Mitteldeutsche Zeitung, 30./31.August 2014
  4. Genealogie Herzenberg
  5. Vgl. Joachim Hildebrandt: Die Schlosskirche Heuckewalde. Geschichte der Rettung in Wort und Bild, Oktober 2001.
  6. Lebenslauf zur Meldung für das Abiturientenexamen,In: Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 357 ff.
  7. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 30.
  8. Von Neunkirchen nach Hagenau Weihnachten 1889,In: Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 367 f.
  9. Von den Kriegsereignissen im Jahr 1914, zit. nach Die Begrichs – eine Pfarrersfamilie, Podcast NDR-Info,11.4.2015 (Michael Hollenbach)
  10. Stefan Wolter: Pastorenkinder im Weltkrieg, Halle 2014, S. 29 f.


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