Die Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e.V. ist eine Gelehrtengesellschaft mit Sitz in Cottbus.
Der gemeinnützige Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte und Landeskunde der Niederlausitz zu erforschen und der Öffentlichkeit nahezubringen, was er in der Schriftenreihe Niederlausitzer Studien unternimmt. Jährlich finden zwei Tagungen (Mitgliederversammlungen) statt, eine im Frühjahr meist in Cottbus und eine im Herbst in wechselnden Orten der Niederlausitz. Alle zwei Jahre treffen sich die Mitglieder zur Generalversammlung um den Vorstand zu wählen.
Geschichte[]
Nach 1815 wurden mit wachsendem Interesse für die deutsche Nation und die deutsche Geschichte viele historische Vereine gegründet, so auch 1819 der Schlesische Altertumsverein und 1824 der Sächsische Altertumsverein – beide in Nachbarschaft zur Niederlausitz. Der erste Versuch in der Niederlausitz selbst einen Geschichtsverein zu schaffen, fiel in das Jahr 1826, als Regierungsrat Süßmilch mit einer Denkschrift an die Stände dies anregte. Obwohl einige Vorbereitungen getroffen wurden, ließ man den Plan 1832 fallen. Auch die von C. S. G. Gallus und Johann Wilhelm Neumann herausgegebenen Beiträge zur Geschichts- und Alterthumskunde der Nieder-Lausitz (1835–1838) führten nicht zur Gründung eines Vereins.
Auf Anregung Rudolf Virchows wurde nach dem Vorbild der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte am 3. Juni 1884 in Calau die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte gegründet, in deren Tradition sich die heutige Gesellschaft sieht. Der erste Vorsitzende wurde der Calauer Kreisarzt Ewald Siehe (bis 1892). Später übernahmen Hugo Jentsch (1892–1916), Karl Gander (1916–1930) und Rudolf Lehmann (1930–1945) den Vorsitz. Als Vereinszeitschrift fungierten die Niederlausitzer Mitteilungen, von denen von 1885 bis 1941 29 Bände erschienen. Die Namensänderungen in Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde (1889) und Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde (1928) spiegeln die sich wandelnden Forschungsinteressen wider. Während in der Anfangszeit noch urgeschichtliche Funde im Mittelpunkt standen, wurden später auch die Landesgeschichte, Dialekte, Sagen, Bräuche und Namen erforscht. Das 1887 in Cottbus eingerichtete Vereinsmuseum wurde 1924 dem städtischen Museum Cottbus angegliedert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der Verein seine Tätigkeit zunächst nicht fortsetzen. Erst 1954 gründete Rudolf Lehmann in Lübben eine Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde, deren Geschichte allerdings schon vier Jahre später mit der Auflösung des Landesarchivs in Lübben zu Ende ging.
1965 gründeten Friedrich Redlich, Erwin Seemel, Ernst Eichler, Kurt Baller, Gerhard Krüger, Georg Haak, Joachim Schölzel u.a. den Niederlausitzer Arbeitskreis für regionale Forschung beim Rat des Bezirkes Cottbus, der jährlich zwei Tagungen abhielt. 1967 nahm er die Publikation der Zeitschrift Niederlausitzer Studien auf, die 1971 auf Wunsch des Rates des Bezirkes in Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus umbenannt wurde. Bis 1989 erschienen 23 Hefte und mehrere thematische Sonderhefte. 1981 erhielt der Arbeitskreis den Carl-Blechen-Preis 1. Klasse.
Auf seiner 50. Tagung am 21. April 1990 in Lübben beschloss der Arbeitskreis seine Umbildung zur Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e.V. Aufsätze werden in der wieder als Niederlausitzer Studien betitelten Zeitschrift veröffentlicht.
Ehrenmitglieder[]
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Vorsitzende[]
Weitere bekannte Mitglieder[]
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Publikationen[]
- Niederlausitzer Mitteilungen. Band 1–29, 1885–1941; Band 30 (Rudolf Lehmann (Bearb.): Gesamtverzeichnis zu den Niederlausitzer Mitteilungen. 1945), Band 31 (1942, Senftenberg 1946) und Band 32 (1943 bis 1945, Senftenberg 1947) liegen als Handschrift von Rudolf Lehmann vor (Signatur AZ 40.110, Forschungsstelle für geschichtliche Landeskunde Mitteldeutschlands, Marburg)
- Niederlausitzer Studien. Heft 1–4. 1967–70, ISSN 0550-8290
- Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus. Heft 5–23, 1971–89, ISSN 0232-7163
- Niederlausitzer Studien. Heft 24/25ff., 1992ff.
- Niederlausitzer Studien. Register. Niederlausitzer Mitteilungen 1–29 (1885–1941). Niederlausitzer Studien 1–30 (1967–2001). Regia, Cottbus 2002, ISBN 3-939656-77-1
Sonderhefte
- Kurt Baller (Redaktion): Regionalgeschichte und Namenkunde. Zum 65. Geburtstag von Friedrich Redlich. Cottbus 1970
- Helmut Winzer: Probleme und Entscheidungen in Beyern. Zur Geschichte der LPG "Frieden" Beyern, Kreis Herzberg (1952–1964). Cottbus 1970
- Helmut Rippl: Der Branitzer Park. Ein Meisterwerk der deutschen Gartenkunst. Cottbus 1971; 2. Auflage, Cottbus 1972; 3. Auflage, Cottbus 1977
- Walter Drangosch: Bibliographie zur Geschichte der Stadt Cottbus. Cottbus 1974
- Brigitta Zuckermann: Standortentwicklung und Standortverteilung der Tuchindustrie im Bezirk Cottbus in der Zeit von 1870 bis 1967. Cottbus 1981
- Dietrich Neuber und Günter Wetzel: Steinkreuze und Kreuzsteine. Inventar Bezirk Cottbus. Cottbus 1982
- Friedrich Redlich: Beiträge zur Siedlungsgeschichte der Niederlausitz in namenkundlicher Sicht. Cottbus 1982
- Fritz Bönisch: Andreas Schultze ein Niederlausitzer Bildhauer des 17. Jahrhunderts. [Cottbus] 1984
- Detlef Karg (Redaktion): Fürst Hermann von Pückler-Muskau. 1785–1985. Cottbus 1986
- Bernd Kluge und Günter Wetzel: Die Münzschatzfunde im Bezirksmuseum Cottbus. Cottbus 1986
- Markus Agthe: Braunkohle und Archäologie im Bezirk Cottbus. Cottbus 1989
- Günter Wetzel und Achim Leube: Archäologische Forschung und Bodendenkmalpflege in der Niederlausitz und angrenzenden Regionen. Eine kleine Personen- und Forschungsgeschichte. Regia, Cottbus 2010, ISBN 978-3-86929-181-9
Literatur[]
- Rudolf Lehmann: Zum fünfzigsten Geburtstag der Niederlausitzer Gesellschaft. In: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 22, 1934, S. 1–8.
- Karl Gander: Uebersichtliche Zusammenstellungen zur Geschichte der Gesellschaft von 1884–1933. In: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 22, 1934, S. 381–383 (enthält die Ehrenmitglieder, Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden, Schriftführer, Schatzmeister und die Zahl der Mitglieder).
- Rudolf Lehmann: Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Landesarchiv Lübben. In: Archivmitteilungen. 5. Jahrgang, 1955, Heft 2, S. 22–23
- 10 Jahre Niederlausitzer Arbeitskreis für regionale Forschung. In: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus. Heft 9, Cottbus 1975, S. 135–142
- Helmut Winzer: Der Niederlausitzer Arbeitskreis und sein regionalgeschichtlicher Platz. In: Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus. Heft 14, Cottbus 1980, S. 9–16
- Otto Rückert: Liebe Freunde der „Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e. V.“ In: Niederlausitzer Studien. Heft 24/25, Cottbus 1992, S. 5–7
- M. F.: Die Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e.V. In: Die Quelle. Zeitung für die Fachschaft Geschichte an der UP [Universität Potsdam]. Jahrgang 2, Nr. 6, 2. Mai 2000, S. 6 (Digitalisat; PDF; 2,8 MB)
Weblinks[]
Einzelnachweise[]
- ↑ Torsten Richter: Ein Leben für die Natur. In: Lausitzer Rundschau. 28. Januar 2009 (mit Bild)
- ↑ Angela Hanschke: Niederlausitzer Gesellschaft tagt in Horno. In: Lausitzer Rundschau. 19. Januar 2009
- ↑ dl/hhk (d.i. Hans Hermann Krönert): Erwin Seemel. In: Lausitzer Rundschau. 10. Juni 2006 (mit Bild); dl: Stadtarchivar Erwin Seemel. In: Lausitzer Rundschau. 28. Dezember 2009 (mit Bild)
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