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Young girls in Harar

Zwei Mädchen im Projektgebiet Harar (Äthiopien)

Menschen für Menschen ist eine von Karlheinz Böhm gegründete Organisation mit Schwesterorganisationen in Deutschland, Österreich und Belgien. Die Landesorganisationen sammeln eigenständig Spenden für die Projektarbeit in Äthiopien. Die Organisation führt in elf Regionen Äthiopiens langfristig angelegte Hilfsprojekte (Hilfe zur Selbsthilfe) durch. Die Stiftung verzahnt im Rahmen sog. integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Die Finanzen werden beispielsweise in Deutschland jährlich dem Stiftungsrat vorgelegt. In einer Untersuchung der Stiftung Warentest zu Spendenorganisationen vom November 2014 wurde die Organisation wegen seiner hohen Transparenz und niedrigen Verwaltungs- und Werbekosten positiv erwähnt. [1] Der Sitz der deutschen Stiftung befindet sich in München. Am 29. Mai 2014 verstarb Böhm in seinem Wohnort in der Nähe von Salzburg. Sein Lebenswerk 'Menschen für Menschen' wird konsequent von den Stiftungsvorständen weitergeführt.

Die Stiftung ist Unterzeichnerin der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.[2]

Geschichte[]

Karlheinzboehm2008

Karlheinz Böhm

Almaz Böhm, MiA-Awards 2009

Almaz Böhm

Angesichts der Hungersnot in der Sahelzone wettete Karlheinz Böhm am 16. Mai 1981 in der Fernsehshow Wetten dass..? mit Frank Elstner[3][4]

„... dass nicht einmal ein Drittel der Zuschauer, die uns jetzt in Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland zusehen, bereit ist, nur eine Mark für die hungernden Menschen in der Sahelzone zu spenden. Und diese Wette möchte ich gern verlieren.“

Später schrieb er rückblickend: „Viele Zuschauer schenkten mir bedingungslos ihr Vertrauen und überwiesen sagenhafte 1,7 Millionen Mark (1,2 Millionen Franken).“[5]

Böhm bot daraufhin den Ländern Tschad, Sudan und Äthiopien seine Hilfe an[6]. Von diesen reagierte Äthiopien als erstes auf dieses Hilfsangebot. Im Oktober 1981 flog Böhm erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 den Verein Stiftung Menschen für Menschen e.V. in München, 1983 den Verein Menschen für Menschen in Österreich, 1989 die Stiftung Menschen für Menschen in der Schweiz, 1994 den Verein ohne Erwerbszweck Menschen für Menschen in Belgien und 1995 den Deutschen Förderverein der Stiftung Menschen für Menschen e.V. Im Jahr 2004 wurde die Äthiopienhilfe in eine Stiftung des bürgerlichen Rechts mit dem Namen Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe umgewandelt.

Das erste Hilfsprojekt widmete sich 1982 der Ansiedlung von etwa 1.500 Halbnomaden des Stammes der Hauiwa in Babile / Ost-Äthiopien. Gemeinsam mit diesen Menschen wurden im Erer-Tal vier neue Dörfer erbaut.[7]

Im Dezember 1984 erklärte sich Böhm bereit, für die Verteilung der in Deutschland eingegangenen Spenden für Bob Geldofs Band Aid-Projekt zu sorgen.

1999 wurde seine engste Beraterin und Ehefrau, die Agrarexpertin Almaz Böhm einstimmig zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und ist seit 1. Januar 2004 Vorsitzende des Stiftungsrates.

2006 gingen anlässlich des 25. Jahrestages und in Anlehnung an die Entstehungsgeschichte von Menschen für Menschen 21 Städte, vertreten durch ihre Oberbürgermeister, mit Karlheinz Böhm folgende Wette ein: „Ich wette, dass mindestens jeder dritte Einwohner meiner Stadt zwischen dem 1. April und 11. Mai 2006 für Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen einen Euro spendet.“ Die Städte Passau, Pfaffenhofen, Friedrichshafen, Koblenz, Mannheim, Darmstadt, Offenburg, Weimar, Neuburg, Wolfsburg, Heidelberg, Radolfzell, Karlsruhe, Augsburg, Mainz, Nürnberg, München, Bremen und Wiesbaden haben die Wette gewonnen. Von dem Erlös aus 2.072.780 Euro können zehn Schulen in Äthiopien gebaut werden.[8]

Insgesamt über 7,4 Millionen Euro spendeten die Fernsehzuschauer bei der TV-Gala Alles Gute Karlheinz Böhm - Ein Leben für Afrika (ZDF, 2008)[9]. Das Geld fließt direkt in die bestehenden Hilfsprojekte und in das neue Bildungsprogramm ABC-2015. Sara Nuru und Killerpilze engagieren sich als Botschafter für die Kampagne Generation ABC-2015.[10]

Projektschwerpunkte / Bilanz[]

Menschen für Menschen gehörte am 14. November 2001 zu den ersten 44 Organisationen, die das Österreichische Spendengütesiegel verliehen bekamen und hat – von 1981 bis März 2008 – Spenden in der Summe von 317 Millionen Euro erhalten für:

Wasser

  • 1.308 Wasserstellen
  • 44 Bewässerungsanlagen
  • 65 Wasserreservoire

Bildung

  • 203 Schulen
  • 4 Trainingszentren
  • 2 Berufsbildungszentren
  • 1 Agro-Technisches Berufscollege
  • 4 Wohnheime für Schülerinnen und Schüler
  • Alphabetisierungsprogramme für 166.449 Menschen

Infrastruktur

  • 10 Brücken
  • 2.442 km Straßen- und Zufahrtswege (davon 26 km Allwetterstaßen)

Agrarökologie

  • Produktion und Verteilung von 87 Millionen Baumsetzlingen zur Aufforstung
  • Landwirtschaftstrainings für 53.659 Teilnehmer
  • Insgesamt 35.302 km lange Terrassen, Stein- und Erdwälle zum Schutz vor Bodenerosion
  • Wiederaufforstung von 2.344 Hektar großen Landflächen
  • Anpflanzung von Vetivergras zur Bodenkonservierung auf 2.821,16 km

Gesundheit

  • 85 Krankenstationen
  • 5 Polikliniken
  • 3 Krankenhäuser
  • 24 Krankenwagen
  • 39.017 Augenoperationen (Trachom)
  • Anti-HIV-Kampagnen

Frauen

  • 12.346 Kleinkreditnehmerinnen
  • Weiterbildungsmaßnahmen für 30.339 Teilnehmerinnen
  • 3 Wohnheime für Schülerinnen
  • Fast vollständige Abschaffung der Frühverheiratung und der weiblichen Genitalverstümmelung in allen Projektregionen

Soziales

  • 2 Kinder- und Jugendheime
  • 4 Wohnheime für Schülerinnen und Schüler
  • 6 Ausbildungszentren
  • 9 Kindergärten

„ABC-2015“

Ziele bis 2015:

  • Drastische Erhöhung der Alphabetisierungsrate
  • Lese- und Schreibprogramme für Erwachsene
  • Bau von Grund- und Hauptschulen sowie Gymnasien und Einrichtung von Bibliotheken

(Projektstand: Januar 2009)[11]

Ehrungen (Auswahl)[]

Die Bundesrepublik Deutschland zeichnete Karlheinz Böhm 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz (Großkreuz mit Stern) aus. Michail Gorbatschow überreichte ihm 2002 den World Social Award. In Österreich erhielt er 2002 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.[12] Die äthiopischen Universitäten in Jimma und Alemaya verliehen ihm 2003 zwei Ehrendoktorwürden. Der äthiopische Premierminister Meles Zenawi würdigte den Einsatz von Böhm im Oktober 2003 mit der Verleihung der ersten Ehrenstaatsbürgerschaft seines Landes. Für seine Verdienste auf den Gebieten „Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern“ wurde ihm 2007 der Balzan-Friedenspreis zuerkannt.[13] Für das Engagement von Menschen für Menschen bei der Versorgung Äthiopiens mit Trinkwasser wurde Böhm mit dem Internationalen Hundertwasserpreis 2008 geehrt. Zudem erhielt er 2008 die Berlinale Kamera sowie den Bayerischen Verdienstorden. 2009 wurde Böhm für sein soziales Engagement mit dem UNESCO-Ehrenpreis geehrt.[14] 2009 erhielt er den Save the World Award im Kernkraftwerk Zwentendorf verliehen.[15]

Literatur[]

  • Swantje Strieder, Jürgen Strauss: Karlheinz Böhm – Was Menschen für Menschen geschaffen haben. 20 Jahre für Äthiopien. Hugendubel, Kreuzlingen/ München 2001, ISBN 3-7205-2261-X.
  • Beate Wedekind: Nagaya heißt Frieden: Karlheinz Böhm und seine Äthiopienhilfe. 2. Auflage. Rütten & Loening, Berlin 2006, ISBN 3-352-00659-8.
  • Frauke Wolter: Karlheinz Böhm. Wie ein Star zum Helfer wurde. Herder, Freiburg 1997, ISBN 3-451-04521-4.
  • Karlheinz Böhm: Mein Leben. Suchen – Werden – Finden. Heyne, 2008, ISBN 978-3-89910-383-0.
  • Andre Glucksmann, Thierry Wolton: Politik des Schweigens. DVA, 1987, ISBN 3-421-06360-5.

Weblinks[]

Einzelnachweise[]


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