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Bundesarchiv Bild 183-75048-0007, Jürgen Kühl, Manfred Matuschewski

Manfred Matuscheswki hat die Startnummer 240 am 25. Juli 1960 bei den DDR-Leichtathletikmeisterschaften in Leipzig (Endkampf 800 Meter der Herren, den Matuschewski gewann, im Vordergrund Jürgen Kühl mit Nr. 128)

Bundesarchiv Bild 183-A1226-0006-002, Oberhof, Nordische Kombination, Recknagel, Matuschewski

Matuschewski (links) mit Helmut Recknagel

Manfred Matuschewski (* 2. September 1939 in Oberweimar) ist ein deutscher Leichtathlet und Olympiateilnehmer, der für die DDR startend in den 1960er Jahren im 800-Meter-Lauf erfolgreich war. Er wurde zweimal in Folge, 1962 und 1966, Europameister. Sein Sieg 1962 war die erste Goldmedaille für die DDR-Leichtathleten (damals innerhalb einer gemeinsamen deutschen Mannschaft). Wegen seiner mehrfach erst auf der Ziellinie entschiedenen Siege wurde er als "Millimeterläufer" ("Millimeter-Matu") bekannt.

Sportliche Karriere[]

Manfred Matuschewski wurde 1956 beim Lehrlingssport als Leichtathletik-Talent entdeckt. Nachdem er zuvor nur Feldhockey gespielt hatte, lief er als 18-Jähriger im 800-Meter-Lauf auf Anhieb eine Zeit von 1:57,8 min. Vier Jahre später, 1960, wurde er bei den Olympischen Spielen in Rom Sechster. Für den Sieg bei den Europameisterschaften 1962 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze.[1]

1960 bis 1966 sowie 1969 wurde er DDR-Meister im 800-Meter-Lauf, 1969 außerdem DDR-Meister im 1500-Meter-Lauf (3:46,0 min). Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1968 entging ihm durch einen Nierenstein.

Am 23. Juli 1963 lief er in Potsdam einen Weltrekord im 4-mal-1500-Meter-Lauf (14:58,0 min; zusammen mit Jürgen May, Siegfried Herrmann und Siegfried Valentin).

Manfred Matuschewski startete für den SC Turbine Erfurt und trainierte bei Ewald Mertens und Manfred Reiß. In seiner Wettkampfzeit war er 1,76 m groß und 64 kg schwer. 1970 wurde er "für langjährige außerordentliche Leistungen und vorbildliches Wirken in der Leichtathletikmannschaft der Deutschen Demokratischen Republik" mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet.[2] Insgesamt war er 16facher DDR-Meister – davon 10 Einzel- und 6 Staffel-Titel. Seine Trainingsgruppe praktizierte bei Mertens ein von Woldemar Gerschler bereits 1933 propagiertes Intervalltraining,[3] das durch sowjetische Periodisierungselemente angereichert war.[4]

Rivalität der Systeme[]

In der Zeit von Matuschewskis größten sportlichen Erfolgen war die Rivalität zwischen Ost und West - besonders zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland groß. In den Jahren 1965 bis 1967 kam diese Rivalität auch in den Mittelstrecken der Leichtathletik zum Tragen. 1965 gab es beim ersten Leichtathletik-Europacup in einem reinen Spurtrennen einen überraschenden Erfolg des jungen Franz-Josef Kemper (Preußen Münster) über den im Ziel zeitgleichen Favoriten Manfred Matuschewski in 1:50,3 min. In den beiden darauffolgenden Jahren gelang Matuschewski dann ein besonderer Coup: Bei den Europameisterschaften 1966 besiegte er über 800 Meter mit dem letzten Schritt den jetzt klar favorisierten Kemper, der kurz vorher mit 1:44,9 min einen sehr hochwertigen Europarekord aufgestellt hatte, in 1:45,9 min um eine Zehntelsekunde. Beim Leichtathletik-Europacup 1967 wiederholte Matuschewski zunächst diesen Erfolg - wieder hauchdünn, Kemper und Matuschewski waren mit 1:46,9 min im Ziel zeitgleich. Am folgenden Tag gewann der DDR-Läufer dann auch noch den 1500-Meter-Lauf und besiegte dabei den favorisierten amtierenden Europameister Bodo Tümmler aus West-Berlin mit 3:40,2 min und drei Zehntelsekunden Vorsprung. Dies werteten die DDR-Funktionäre natürlich als großen Erfolg für ihr System und schrieben das öffenftlichkeitswirksam entsprechend auf ihre Fahnen, während man es in Westdeutschland zähneknirschend zur Kenntnis zu nehmen hatte.[5][6]

Weiteres Leben[]

Nach einer Lehre als Maschinenschlosser begann Manfred Matuschewski ein Ingenieurstudium, später wurde er Diplomsportlehrer und war seit 1970 als Trainer tätig. 1975 bis 1985 war er Verbandstrainer für Mittel- und Langstreckenlauf beim DDR-Leichtathletik-Verband DVfL. Anschließend fand seine Trainer-Karriere ein abruptes Ende – sein Sohn hatte eine Frau aus Westdeutschland geheiratet, sodass er in seinem Land in Ungnade fiel. Über seinen Bekannten Manfred Ewald, Sportfunktionär in der DDR, der ihm einen Sonderposten im Medizinischen Dienst vermittelte, konnte er seinen Lebensunterhalt sichern.[5] Er war hier als Verbindungsmann zwischen Sportmedizin und der DTSB-Führung tätig, insbesondere auf dem Gebiet von Dopingfragen. Dies brachte ihm nach dem Mauerfall einen Strafbefehl in Höhe von 5000 DM ein. Anschließend arbeitete Matuschewski für einen Sportartikel-Ausrüster sowie in einem Fitness-Studio und betreute darüber hinaus mittels seiner Bekanntschaft des Schweizer Kulturattachés in Berlin zeitweise Künstler aus der Schweiz.[7]

Körperlich hat er mit inzwischen drei künstlichen Hüften unter den Nachwirkungen eines Geburtsschadens zu leiden. Seit dem 1. Oktober 1999 befindet sich Manfred Matuschewski deshalb in Rente.[5],[7]

Einsätze bei den wichtigsten internationalen Höhepunkten im Einzelnen[]

(jeweils im 800-Meter-Lauf)

  • 1960, Olympische Spiele: Platz 6 (1:52:23 min)
  • 1962, Europameisterschaften: Platz 1 (1:50,5 min)
  • 1964, Olympische Spiele: Im Halbfinale ausgeschieden
  • 1966, Europameisterschaften: Platz 1 (1:45,9 min)
  • 1967, Leichtathletik-Europacup 1967: Platz 1 (1:46,9 min) – hier auch Platz 1 über 1500 Meter (3:40,2 min)
  • 1969, Europameisterschaften: Platz 3 (1:46,8 min)

Literatur[]

  • Schiefelbein, Horst: Matu, der Millimeterläufer, Berlin, Sportverlag, 1964

Einzelnachweise[]

  1. Berliner Zeitung, 18. Dezember 1962, S. 2
  2. Neues Deutschland, 24. Januar 1970, S. 3
  3. Arnd Krüger: Viele Wege führen nach Olympia. Die Veränderungen in den Trainingssystemen für Mittel- und Langstreckenläufer (1850–1997). In: N. Gissel (Hrsg.): Sportliche Leistung im Wandel. Czwalina, Hamburg 1998, S. 41–56.
  4. Donath, Rolf, Ewald Mertens: Mittelstrecken- und Hindernislauf: Technik, Training, Taktik. Berlin (O): Sportverlag, 1960.
  5. 5,0 5,1 5,2 Die Welt, "Gedopt haben sie doch alle", sagt Manfred Matuschewski, von Knut Teske, veröffentlicht am 02.07.1999
  6. DER SPIEGEL, Leichtathletik/Europapokal: Pille im Tee, 25. September 1967
  7. 7,0 7,1 Munzinger Biographien, Manfred Matuschewski, Internationales Sportarchiv 09/2004 vom 28. Februar 2004 (mz)

Weblinks[]


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