
Liselott Linsenhoff (* 27. August 1927 in Frankfurt am Main; † 4. August 1999 in Juan-les-Pins, Frankreich), geb. Schindling, war die Tochter von Adolf Schindling und Inhaberin der VDO Tachowerke und eine deutsche Dressurreiterin.
Karriere[]
Neben Josef Neckermann war Liselott Linsenhoff über Jahrzehnte die bestimmende Dressurreiterin in Deutschland. Bei den Olympischen Reiterspielen 1956 in Stockholm (die Olympischen Spiele fanden in Melbourne statt, doch aufgrund der Einreisebestimmungen für Pferde in Australien mussten die Reiterwettbewerbe in Europa stattfinden) gewann sie die Silbermedaille mit der Dressurmannschaft und die Bronzemedaille im Einzel.
Bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt gewann sie dann mit der Mannschaft die Goldmedaille mit ihrem Hengst Piaff, der sie 1972 in München zur Einzelgoldmedaille tragen sollte. Abgerundet wurde der Erfolg in München durch die Silbermedaille mit der Mannschaft. Somit gewann sie in München als erste Frau die olympische Einzelgoldmedaille im Dressurreiten. Zugleich war sie bei einem Alter von 45 Jahren und 13 Tagen die bis dahin älteste olympische Goldmedaillengewinnerin. 1975 beendete sie ihre Karriere.[1]
Liselott Linsenhoff war von 1950 bis 1975 mit Fritz Linsenhoff verheiratet und hieß nach ihrer Trennung wieder Liselott Schindling. 1981 heiratete sie den Unternehmer Klaus Rheinberger und hieß dann Schindling-Rheinberger.
Am 12. September 1990 wurde sie mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet. Schon vorher hatte sie für ihre sportlichen Leistungen das Silberne Lorbeerblatt erhalten.
Ihre Tochter Ann Kathrin Linsenhoff war bis zu ihrem gesundheitlich bedingten Rücktritt vom Leistungssport im Jahr 2007 (Borreliose) eine der erfolgreichsten deutschen Dressurreiterinnen.
Das Vermächtnis für den Dressursport ist die Liselott-Schindling-Stiftung zur Förderung des deutschen Dressurreitsports. Jedes Jahr wird u. a. das Nachwuchschampionat der Pony-Dressurreiter (max. 16-Jährige) ausgetragen. Ferner wird der nach ihrem schwedischen Warmblüter benannte Piaff-Förderpreis ausgeritten. Auf hochkarätigen Reitturnieren in Deutschland und dem Finale in Stuttgart reiten bis 25-Jährige in dieser Serie.
Erfolge[]
Einzel
- Deutsche Meisterschaften:
- 1. Platz: 1971
- 2. Platz: 1966
- 3. Platz: 1959, 1961, 1965
- Bronze Olympische Spiele 1956
- Vize-Weltmeister 1970 und 1974
- Europameister 1969 und 1971
- Gold Olympische Spiele 1972
Mannschaft
- Silber Olympische Spiele 1956 und 1972
- Gold Olympische Spiele 1968
- Europameister 1969, 1971 und 1973
- Vize-Weltmeister 1970
- Weltmeister 1974
Mensch und Tier[]
Für Aufsehen sorgte ein Zeitungsartikel, der im Zuge einer 1962 gestarteten und rund fünf Jahre andauernden IG-Metall-Kampagne zur Steigerung des Organisationsgrades bei den überwiegend weiblichen Beschäftigten von VDO entstand. In diesem Artikel, den der damalige IG Metall-Bildungsfachmann Hans Matthöfer, später Bundesminister unter Helmut Schmidt, für die gewerkschaftliche Betriebszeitung redigierte, wurde ein Vergleich angestellt zwischen den „vorbildlichen und außerordentlich fürsorglichen Bedingungen“, unter denen Liselott Linsenhoff ihre Pferde im Kronberger Gestüt Schafhof hielt, und den „schockierenden Einzelheiten der alles in allem miserablen Zustände“, unter denen die Frauen am Fließband im Frankfurt-Bockenheimer VDO-Werk zu arbeiten hatten.[2]
Lex Linsenhoff[]
Ende 1972 zog die Unternehmerin aus Steuergründen nach Rüthi im Schweizer Kanton St. Gallen um. Laut § 6 des Außensteuergesetzes (der später sogenannten „Lex Linsenhoff“) musste sie 26 Prozent ihrer Vermögenswerte ans deutsche Finanzamt abführen. Das Gesetz bezweckte, angewachsene stille Reserven anlässlich einer Auswanderung abzuschöpfen, die bei einem Wohnsitz im Inland erst fällig geworden wären, wenn das Unternehmen veräußert würde. Nachdem Liselott Linsenhoff ein gutes Jahr später „aus persönlichen Gründen“ zurückgekehrt war, stellte sich die Frage einer Rückerstattung bereits bezahlter Millionen und eines Erlasses der Restschuld, was nach § 6 aber nur möglich war, wenn „die Beendigung der unbeschränkten Steuerpflicht auf vorübergehender Abwesenheit beruhte“ und die Steuerpflichtige weniger als fünf Jahre im Ausland zugebracht hat.[3] Das erste Kriterium schien im Fall Linsenhoff zweifelhaft, weshalb es zum Streit kam. Der Bundesfinanzhof erklärte in einem Urteil vom 17. Juli 2008 das Gesetz für unanwendbar, da das deutsche Steuerrecht auf keinem allgemeinen „Entstrickungsgrundsatz“ aufbaue. Auch würde die spätere Veräußerung der Beteiligung im Ausland eine Veräußerungsgewinnbesteuerung auslösen, bei der der Unterschiedsbetrag zwischen ursprünglichen Anschaffungskosten und Veräußerungspreis angesetzt wird, sodass in diesen Fällen teilweise eine Doppelbesteuerung des Veräußerungsgewinns erfolgen könne, was den Doppelbesteuerungsabkommen widerspreche.
Weblinks[]
Einzelnachweise[]
- ↑ "Das große Olympia Lexikon", Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S. 42.
- ↑ Werner Abelshauser: Nach dem Wirtschaftswunder. Der Gewerkschafter, Politiker und Unternehmer Hans Matthöfer. J.H.W.Dietz Nachf., Bonn 2009, S. 156 f, ISBN 978-3-8012-4171-1.
- ↑ Etwas freihändig Der Spiegel vom 21. Oktober 1974.
1912: Carl Bonde | 1920: Janne Lundblad | 1924: Ernst Linder | 1928: Carl-Friedrich von Langen | 1932: Xavier Lesage | 1936: Heinz Pollay | 1948: Hans Moser | 1952: Henri Saint Cyr | 1956: Henri Saint Cyr | 1960: Sergei Filatow | 1964: Henri Chammartin | 1968: Iwan Kisimow | 1972: Liselott Linsenhoff | 1976: Christine Stückelberger | 1980: Elisabeth Max-Theurer | 1984: Reiner Klimke | 1988: Nicole Uphoff | 1992: Nicole Uphoff | 1996: Isabell Werth | 2000: Anky van Grunsven | 2004: Anky van Grunsven | 2008: Anky van Grunsven | 2012: Charlotte Dujardin | 2016: Charlotte Dujardin
1928: ( Deutsches Reich GER) von Langen, Linkenbach, von Lotzbeck |
1932: (
FRA) Jousseaume, Lesage, Marion |
1936: (
GER) Gerhard, Pollay, von Oppeln-Bronikowski |
1948: (
FRA) Buret, Jousseaume, Saint-Fort Paillard |
1952: (
SWE) Boltenstern jr., Persson, Saint Cyr |
1956: (
SWE) Boltenstern jr., Persson, Saint Cyr |
1964: (
Deutschland EUA) Boldt, Klimke, Neckermann |
1968: (
FRG) Linsenhoff, Klimke, Neckermann |
1972: (
UdSSR URS) Kalita, Kisimow, Petuschkowa |
1976: (
FRG) Boldt, Grillo, Klimke |
1980: (
UdSSR URS) Juri Kowschow, Misewitsch, Ugrjumow |
1984: (
FRG) Klimke, Krug, Sauer |
1988: (
FRG) Linsenhoff, Klimke, Theodorescu, Uphoff |
1992: (
GER) Balkenhol, Theodorescu, Uphoff
, Werth |
1996: (
GER) Balkenhol, Schaudt, Theodorescu, Werth |
2000: (
GER) Capellmann, Salzgeber, Simons, Werth |
2004: (
GER) Kemmer, Salzgeber, Schaudt, Schmidt |
2008: (
GER) Kemmer, Capellmann, Werth |
2012: (
Vereinigtes Königreich GBR) Dujardin, Hester, Bechtolsheimer |
2016: (
GER) Rothenberger, Schneider, Bröring-Sprehe, Werth
1963/65: Henri Chammartin | 1967: Reiner Klimke | 1969/71: Liselott Linsenhoff | 1973: Reiner Klimke | 1975/77: Christine Stückelberger | 1979: Elisabeth Max-Theurer | 1981: Uwe Schulten-Baumer | 1983: Anne Grethe Jensen | 1985: Reiner Klimke | 1987: Margit Otto-Crépin | 1989: Nicole Uphoff | 1991: Isabell Werth (Spécial) und Sven Rothenberger (Kür) | 1993: Isabell Werth (Spécial) und Nicole Uphoff (Kür) | 1995/97: Isabell Werth | 1999: Anky van Grunsven | 2001/03: Ulla Salzgeber | 2005: Anky van Grunsven | 2007: Isabell Werth (Spécial) und Anky van Grunsven (Kür) | 2009: Adelinde Cornelissen (Spécial) und Edward Gal (Kür) | 2011: Adelinde Cornelissen (Spécial und Kür) | 2013/15: Charlotte Dujardin (Spécial und Kür) | 2017: Isabell Werth (Spécial und Kür)
Damen – 1959: Madeleine Winter | 1960 bis 1963: Rosemarie Springer | 1964: Ines von Badewitz | 1965: Rosemarie Springer | 1966 und 1967: Vroni Meier-Johann | 1969: Ilsebill Becher | 1970: Karin Schlüter | 1971: Liselott Linsenhoff | 1973 bis 1975: Karin Schlüter | 1977: Gabriela Grillo | 1978: Ilsebill Becher | 1979 bis 1983: Gabriela Grillo | 1984: Gabriele Disterer | 1985: Ingeborg Fischer | 1986 und 1987: Gina Capellmann | 1988 und 1989: Nicole Uphoff | 1990: Monica Theodorescu | 1991 und 1992: Isabell Werth | 1993: Nicole Uphoff | 1994: Karin Rehbein | 1995 bis 1998: Isabell Werth | 1999: Nadine Capellmann-Biffar | 2000: Ulla Salzgeber | 2001 und 2002: Nadine Capellmann | 2003 und 2004: Ulla Salzgeber | 2005 und 2006: Heike Kemmer | 2007 und 2008: Isabell Werth
Herren – 1959 bis 1961: Willi Schultheis | 1962: Josef Neckermann | 1963: Walter Günther | 1966: Harry Boldt | 1967: Reiner Klimke | 1969: Josef Neckermann | 1970: Wolfgang Haug | 1971: Josef Neckermann | 1973: Harry Boldt | 1974: Josef Neckermann | 1975: Reiner Klimke | 1977: Harry Boldt | 1978: Reiner Klimke | 1979 und 1980: Uwe Schulten-Baumer | 1981: Reiner Klimke | 1982: Uwe Schulten-Baumer | 1983 bis 1986: Reiner Klimke | 1987: Johann Hinnemann | 1988: Reiner Klimke | 1989 und 1990: Sven Rothenberger | 1991 bis 1993: Klaus Balkenhol | 1994: Martin Schaudt | 1995 und 1996: Klaus Balkenhol | 1997: Martin Schaudt | 1998 und 1999: Jürgen Wirths | 2000: Michael Klimke | 2001: Rudolf Zeilinger | 2002 und 2003: Klaus Husenbeth | 2004: Martin Schaudt | 2005: Hubertus Schmidt | 2006: Klaus Husenbeth | 2007: Hubertus Schmidt | 2008: Matthias A. Rath
Grand Prix Spécial – 2009: Isabell Werth | 2010: Isabell Werth | 2011: Matthias A. Rath | 2012 und 2013: Helen Langehanenberg | 2014 und 2015: Kristina Sprehe | 2016 und 2017: Isabell Werth | 2018: Sönke Rothenberger
Grand Prix Kür – 2009: Matthias A. Rath | 2010: Isabell Werth | 2011: Matthias A. Rath | 2012 und 2013: Helen Langehanenberg | 2014 und 2015: Kristina Sprehe | 2016: Dorothee Schneider | 2017: Isabell Werth | 2018: Sönke Rothenberger
Personendaten | |
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NAME | Linsenhoff, Liselott |
ALTERNATIVNAMEN | Schindling, Liselott (Geburtsname); Schindling-Rheinberger, Liselott |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Dressurreiterin |
GEBURTSDATUM | 27. August 1927 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 4. August 1999 |
STERBEORT | Juan-les-pins |
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