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Logo der Kath. Jungschar Österreichs

Die Katholische Jungschar Österreichs ist die größte Kinderorganisation des Landes. Mehr als 130.000 Kinder werden von über 12.000 Gruppenleitern in Jungschargruppen betreut.

Katholische Jungschar ist die offizielle Kinderorganisation der Katholischen Kirche und eine der Laienbewegungen der Katholischen Aktion.

Geschichte

Schon in der Zwischenkriegszeit bestehen zahlreiche katholische Jugendbünde, die auch Kindergruppen kontinuierlich begleiten: Reichsbund, Neuland, St. Georgspfadfinder, Katholisches Jungvolk. Die Jungschar gibt es noch nicht, aber in der Mitte der 30er Jahre wird die Bezeichnung "Jungschar" für einige dieser Kindergruppen ertsmals verwendet. Sie wird von der evangelischen Kinderarbeit in Deutschland übernommen, wo sie seit Ende des 1. Weltkrieges bereits gut eingeführt war. Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft 1938 werden die katholischen Jugendverbände zerschlagen und verboten. Die Kinderseelsorgestunde in den Sakristeien wird - auch als Ersatz des stark eingeschränkten Religionsunterrichts - zur Drehscheibe der Kinderpastoral in der Kriegszeit. 1945 - so benennen es die zeitgeschichtlichen Aufzeichnungen - "tritt die Pfarrjugend aus den Katakomben heraus" und eine neue Jugendbewegung, ohne die Zersplitterung in eine Vielzahl an konkurrierenden Verbänden wie in der Zwischenkriegszeit, beginnt zu wachsen. Im Rahmen dieser neuen Bewegung werden noch 1945 die ersten Jungschargruppen in Wien gegründet, kurz darauf in Salzburg, Linz und den anderen Diözesen. Aus dieser Praxis heraus werden unter starker Mitwirkung von Pater Glaser, Kinderseelsorger in Wien, die ersten Statuten formuliert.

Lebens-, Erziehungs- und Aktionsgemeinschaft

Hier werden die für die weitere Entwicklung und das Selbstverständnis der Jungschar prägenden Ausdrücke der "Lebens-, Erziehungs- und Aktionsgemeinschaft" erstmals verankert und 1947 wird die Jungschar als eigenständige Kinderbewegung der Kirche in Österreich gegründet. Hermann Stöger wird zum Zentralführer der Bubenjungschar und Willy Lussnigg zur Zentralführerin der Mädchenjungschar gewählt. Sie nennt hierbei als grundlegende Zielperspektive der Jungschararbeit: "Die Kinder sollen im Alltag christlich leben lernen und zu selbständigem christlichen Handeln befähigt werden". In der Folge werden weitere Grundprinzipien festgehalten:

  • immer vom Kind ausgehen,
  • ganzheitlich arbeiten,
  • neue wissenschaftliche Erkenntnisse über das Wesen von Kindern und ihre Weltsicht in der Alltagsarbeit zu berücksichtigen und
  • mit den Kindern ihren Weg zum Glauben suchen.

Die Gruppe wird dabei immer als Weg und Ziel zugleich beschrieben. Die Kinder sollen durch die und in der Gruppe lernen, gemeinschaftlich zu leben und solidarisch zu handeln. Die Jungschargruppen werden von Beginn an vorwiegend von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen geleitet, die diese Arbeit ehrenamtlich in ihrer Freizeit ausüben. 1955 sind es bereits über 3.000 "JungscharführerInnen". Sie begleiten in ihren Gruppen 30.000 Mädchen und 50.000 Buben. Fast 13 % der Kinder sind bereits 1955 bei der Jungschar. Mitte der 50er Jahre werden unter dem Titel "Grundsätze der Jungscharmethode" die methodischen Leitgedanken der Jungschararbeit unter folgenden Begriffen zusammengefasst:

  • Beheimatung,
  • Erlebnis,
  • Lustbetontheit,
  • Selbständigkeit und
  • Selbsttätigkeit

In den Begleittexten finden sich Beschreibungen dieser Leitbegriffe, die wie die Grundprinzipien der 40er Jahre in ihrem Kern bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben:

  • "Mädchen und Buben sollen einen Raum in der Pfarre haben, wo sie sich wohl fühlen, wo sie ungestört und zu Hause sind."
  • "Ein Erlebnis, das wir den Kindern vermitteln können, spart viele unnütze Worte."
  • "Spielend lernen wir."
  • "Die Jungschar ist nicht Kinderbetreuung oder Kinderbewahrung, sondern Kinderbewegung! Die Kinder sollen aus sich heraus freiwillig mittun und mitgestalten."

Konsolidierung und Etablierung

Nach den ersten Jahren der Konsolidierung im inneren Bereich und der ersten Phase der Verbreitung begann die Jungschar, sich nicht nur den Kindern in Österreich sondern benachteiligten Menschen auf der ganzen Welt zuzuwenden: 1955 wurde das erste Mal die Dreikönigsaktion durchgeführt. Das Geschichtsbewusstsein von Bewegungen wird zumeist auch von "Geschichten" geprägt, die von Generation zu Generation der engagierten MitarbeiterInnen weitererzählt werden und zwischen den Zeilen auch einiges über Motivation und Kultur der Bewegung verraten. Die Gründungsgeschichte der Dreikönigsaktion ist für die Jungschar zu einer solchen Erzählgeschichte geworden:

Lichtstafette

Im Jahr 1954 führt die Jungschar die internationale Lichtstafette "Jungschar bringt das Licht aus Lourdes" durch. Dafür stellt die Missionsverkehrsarbeitsgemeinschaft (MIVA) einen Jeep als Begleitfahrzeug zur Verfügung. Nach Abschluss der Lichtstafette gelangt der Jeep in Nordafrika zum Einsatz und die Jungschar erkundigt sich bei der MIVA, wie sie sich für die Unterstützung erkenntlich zeigen könnte. Karl Kumpfmüller, der Geschäftsführer der MIVA, meint daraufhin: "Ihr könntet den alten Volksbrauch des Sternsingens zum Leben erwecken und die Spenden zur Anschaffung eines Motorrades für einen Missionar in Afrika verwenden." Der Zentralführungskreis der Bubenjungschar beschließt in der Folge die Durchführung einer solchen Sternsingeraktion unter dem Motto "Ein Motorrad für die Mission".

Der Erfolg der Aktion ist unerwartet groß: 449 Pfarren aus ganz Österreich beteiligen sich und mit den ersungenen 42.386,- öS können neben dem Motorrad noch zwei weitere Fahrzeuge finanziert werden. Daraufhin wird diese einmalige Aktivität zur Dauereinrichtung und die Bubenjungschar beschreibt auch ihre Erwartungen, was die Mädchen beitragen sollen: Bei der Beschaffung der Gewänder helfen, die sternsingenden Buben begleiten und eifrig mitsingen.

Geschlechtspezifisches Selbstverständnis

Damit sind wir bei der Entwicklung des geschlechtsspezifischen Selbstverständnisses in der Jungschar. Die 1960er Jahre bringen durch die rasanten gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen vieles in Bewegung und der 1968 erstellte Erziehungsplan der Mädchenjungschar zeichnet das Bild einer selbstbewussten und aufgeschlossenen weiblichen Identität. Themen der Gruppenstunden sind

  • "Sind Frauen in der Kirche 2. Klasse?",
  • "Ich habe einen Freund" und
  • "Wozu die Pille"

In manchen Pfarren werden erstmals koedukative Gruppen gegründet, was dazu führt, dass die organisatorischen Trennung von Mädchen- und Bubenjungschar in Frage gestellt wird. Das führt auch zu einer wichtigen strukturellen Neuerung in der Jungschararbeit. Seit 1973 gibt es nur mehr die "Katholische Jungschar" und in den Pfarren werden die getrennten Leitungskreise der Buben- und Mädchen-Verantwortlichen zu einem Pfarrleitungskreis zusammengelegt.

In den 60ern wird es weiters zu einem besonderen Anliegen der Jungschar, Kinder zu mehrtägigen österreichweiten Großveranstaltungen einzuladen: Für Buben gibt es die "Bubenolympiade", für Mädchen die "Palette". Die Dreikönigsaktion erzielt 1965 erstmals ein achtstelliges Ergebnis: 10,9 Millionen öS werden gesammelt. Anfang der 70er Jahre zählt die Jungschar bereits über 90.000 Jungscharkinder. Nach der organisatorischen Neuorientierung 1973 wird 1976 auch ein neuer Lebenslauf für die Jungschar gemeinsam festgelegt. Als Schwerpunkte werden für die Altersgruppe der 8-10jährigen formuliert: Aufeinander hören, miteinander fröhlich sein, einander helfen, auf Gott vertrauen.

Die Jungschararbeit der 1970er Jahre ist auch von neuen Akzenten in der gesellschaftspolitischen Arbeit geprägt, die in der groß angelegten Enquete "Kinder, Christen, Staatsbürger" im Jahr des Kindes 1979 ihren Höhepunkt finden. In acht Arbeitskreisen werden dabei auch unbequeme Fragestellungen wie ganztägige Schulformen, Kind und Selbstmord, Kinder in Heimen, die Situation mehrfachbehinderter Kinder oder Kinder im Verkehr aufgegriffen. Die politische Dimension der Jungschararbeit findet aber über die Bildungs- und Erziehungsziele 1975 auch eine neue Betonung im Zusammensein mit den Kindern: Der sozial-politische Bereich wird ein eigener Kernbereich der Zielsetzungen der Jungschararbeit und neue methodische Formen wie Gruppenparlamente und Gruppenstunden zu aktuellen politischen Fragen werden in der pfarrlichen Jungschararbeit entwickelt.

1980 bis heute

Die 1980er Jahre der Jungschar sind geprägt durch eine vertiefte pädagogische, theologische und pastorale Auseinandersetzung über die Grenzen einzelner Pfarren und Diözesen hinweg. In einem erneuerten Zugang zur Spielpädagogik wird die Bedeutung des kooperativen Spiels hervorgehoben und gängige gesellschaftliche Leistungsbegriffe hinterfragt. Spielotheken, Spielbusse und Museumsführungen für Kinder bereichern das Bild der Jungschararbeit. In der pfarrlichen Jungschararbeit werden neue Erfahrungen mit Formen offener und projektorientierter Kinderarbeit gesammelt. Neue Wege zu einer an den Alltagserfahrungen der Kinder orientierten Bibelarbeit werden vor dem Hintergrund einer breiten Auseinandersetzung über Symboltheorie und Symbolverständnis entwickelt. Das Jahresthema "Tatort Korinth" als ein Ergebnis dieser Entwicklung fand auch über die Grenzen Österreichs hinaus Anerkennung.

Der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit in Österreich wird in der zweiten Hälfte der 80er Jahre besonderes Augenmerk geschenkt: Signale hierfür sind eine Unterschriftenaktion für die Rechte der indianischen Minderheiten Brasiliens und die Beteiligung vieler Pfarren an der thematisch daran orientierten Gebetswoche "Wer hört die Klagen jener, deren Leben bedroht ist" im November 1987. Die Dreikönigsaktion 1991 bringt mit 106 Millionen öS erstmals ein neunstelliges Ergebnis und über 500 Projekte können daraus gefördert werden. 1992 werden die Projektkategorien der Dreikönigsaktion neu formuliert: Pastoral-; Bildungs-; Sozial- sowie Menschenrechts-, Minderheiten- und Umweltschutz-Programme.

Am Beginn der 1990er Jahre werden Kinderpartizipation und Kinderrechte zu einer bedeutenden Arbeitsperspektive der Jungschar. Im Rahmen des Jahresthemas 1990 "Umwelt, Gerechtigkeit, Friede" finden in vielen Pfarren Kinderkonferenzen zu diesen Themen statt. Auf überregionaler Ebene gibt die Jungschar seit 1992 jährlich den "Bericht zur Lage der Kinder" heraus, diözesane Kinderforen und Straßentheateraktionen zu kinderpolitischen Inhalten ergänzen das Engagement der Jungschar für altersgemäße Beteiligungsmöglichkeiten der Kinder in Kirche und Gesellschaft.

Leitsatz

Die Katholische Jungschar Österreichs arbeitet nach folgendem Leitsatz:

  • In der Jungschar gehen wir von der Vision eines Zusammenlebens aus, wo Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Arme und Reiche, behinderte und nichtbehinderte Menschen, das Leben miteinander teilen. Auf dem Weg zu einer so gestalteten christlichen Gemeinschaft leisten wir unseren Beitrag zu einem geglückten Leben der Kinder.

Weblinks

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