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Johann Nepomuk Schelble war der einzige Sohn unter 14 Kindern von Franz Josef Schelble, einem "Klavierlemacher, Fassmaler und Zuchtmeister" (im "Korrektionshaus") von Hüfingen bei [[Donaueschingen]], wo er aufwuchs. Seine Mutter Katharina Götz stammte aus einer alten Familie von Ölmüllern. Beide Eltern waren sehr musikalisch. Eine Schwester, Maria Josepha Schelble, heiratete am 17. Mai 1813 in Hüfingen den Oberlehrer und Bildhauer [[Lucian Reich (Vater)]], sie wurden die Eltern der Künstler [[Lucian Reich]] und [[Franz Xaver Reich]]. Eine andere Schwester, Katharina Schelble, heiratete Johann E. Nober. Zu den Nachfahren beider Familien, die auch untereinander heirateten, gehört u.a. die Dirigentin, Malerin und Schriftstellerin [[Hortense von Gelmini]]<ref>Stammbaum von Hortense von Gelmini, Privatarchiv Erika von Gelmini, geb. Schmid (Tochter von Hermine Fischerkeller aus Hüfingen)</ref>. <ref name="sippenb_3225">{{Literatur |Autor = Albert Köbele |Titel = Sippenbuch der Stadt Hüfingen |TitelErg = Landkreis Donaueschingen in Baden |Sammelwerk = Deutsche Ortssippenbücher |Band = 30 |Verlag = Selbstverlag des Verfassers |Ort = Grafenhausen bei Lahr in Baden |Datum = 1962 |Kapitel = Nr. 3225 |Seiten = 374 |Kommentar = zugleich Band 12 der Badischen Ortssippenbücher}}</ref> Schelble heiratete 1820 Molli Müller aus Königsberg. Die Ehe blieb ohne Kinder. Zeitlebens behielt er ein herzliches Verhältnis zu seinen Verwandten in Hüfingen, wo er 1824/25 ein "Landgütchen" erwarb, das er sein "Ruhetal" nannte. Mit erst 48 Jahren starb Schelble in den Armen seiner Frau am Eingang seines Hüfinger Hauses an der Bräunlinger Straße. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete die Witwe 1842 Georg Konrad von St.George.
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Johann Nepomuk Schelble war der einzige Sohn unter 14 Kindern von Franz Josef Schelble, einem „Klavierlemacher, Fassmaler und Zuchtmeister“ (im „Korrektionshaus“) von Hüfingen bei [[Donaueschingen]], wo er aufwuchs. Seine Mutter Katharina Götz stammte aus einer alten Familie von Ölmüllern. Beide Eltern waren sehr musikalisch. Eine Schwester, Maria Josepha Schelble, heiratete am 17. Mai 1813 in Hüfingen den Oberlehrer und Bildhauer [[Lucian Reich (Vater)|Lucian Reich]], sie wurden die Eltern der Künstler [[Lucian Reich (Sohn)|Lucian Reich]] und [[Franz Xaver Reich]]. Eine andere Schwester, Katharina Schelble, heiratete Johann E. Nober. Zu den Nachfahren beider Familien, die auch untereinander heirateten, gehört u.a. die Dirigentin, Malerin und Schriftstellerin [[Hortense von Gelmini]]<ref>Stammbaum von Hortense von Gelmini, Privatarchiv Erika von Gelmini, geb. Schmid (Tochter von Hermine Fischerkeller aus Hüfingen)</ref>. <ref name="sippenb_3225">{{Literatur |Autor = Albert Köbele |Titel = Sippenbuch der Stadt Hüfingen |TitelErg = Landkreis Donaueschingen in Baden |Sammelwerk = Deutsche Ortssippenbücher |Band = 30 |Verlag = Selbstverlag des Verfassers |Ort = Grafenhausen bei Lahr in Baden |Datum = 1962 |Kapitel = Nr. 3225 |Seiten = 374 |Kommentar = zugleich Band 12 der Badischen Ortssippenbücher}}</ref> Schelble heiratete 1820 Molli Müller aus Königsberg. Die Ehe blieb ohne Kinder. Zeitlebens behielt er ein herzliches Verhältnis zu seinen Verwandten in Hüfingen, wo er 1824/25 ein "Landgütchen" erwarb, das er sein „Ruhetal“ nannte. Mit 48 Jahren starb Schelble in den Armen seiner Frau am Eingang seines Hüfinger Hauses an der Bräunlinger Straße. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete die Witwe 1842 Georg Konrad von St. George.
   
 
== Ausbildung ==
 
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Version vom 10. Januar 2017, 17:03 Uhr

Johann Nepomuk Schelble

Johann Nepomuk Schelble

Johann Nepomuk Schelble (* 16. Mai 1789 in Hüfingen bei Donaueschingen; † 6. August 1837 ebenda) war ein deutscher Dirigent, Komponist, Sänger (Tenor) und Pädagoge.

Leben

Johann Nepomuk Schelble war der einzige Sohn unter 14 Kindern von Franz Josef Schelble, einem „Klavierlemacher, Fassmaler und Zuchtmeister“ (im „Korrektionshaus“) von Hüfingen bei Donaueschingen, wo er aufwuchs. Seine Mutter Katharina Götz stammte aus einer alten Familie von Ölmüllern. Beide Eltern waren sehr musikalisch. Eine Schwester, Maria Josepha Schelble, heiratete am 17. Mai 1813 in Hüfingen den Oberlehrer und Bildhauer Lucian Reich, sie wurden die Eltern der Künstler Lucian Reich und Franz Xaver Reich. Eine andere Schwester, Katharina Schelble, heiratete Johann E. Nober. Zu den Nachfahren beider Familien, die auch untereinander heirateten, gehört u.a. die Dirigentin, Malerin und Schriftstellerin Hortense von Gelmini[1]. [2] Schelble heiratete 1820 Molli Müller aus Königsberg. Die Ehe blieb ohne Kinder. Zeitlebens behielt er ein herzliches Verhältnis zu seinen Verwandten in Hüfingen, wo er 1824/25 ein "Landgütchen" erwarb, das er sein „Ruhetal“ nannte. Mit 48 Jahren starb Schelble in den Armen seiner Frau am Eingang seines Hüfinger Hauses an der Bräunlinger Straße. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete die Witwe 1842 Georg Konrad von St. George.

Ausbildung

Schelble wurde bereits während seiner Gymnasialzeit in seiner Heimatstadt musikalisch gefördert. 1800 bis 1803 war er Chorknabe im Kloster Obermarchtal[3]. Als das Kloster 1803 aufgehoben wurde, kehrte er zu seiner Familie zurück und besuchte die Schule in Donaueschingen, wo er - gefördert durch den Fürsten zu Fürstenberg (schwäbisches Adelsgeschlecht) - den tüchtigen, wenn auch einseitig gebildeten Lehrer Weiße fand. 1807 wollte er nach Darmstadt zu dem Komponisten Georg Joseph Vogler gehen, blieb aber dann in Stuttgart, wo der Hofsänger Krebs sein väterlicher Freund wurde[4].

Sänger und Pädagoge in Stuttgart

Auf Vermittlung von Krebs durfte Schelble in Stuttgart vor dem König singen und bekam mit 19 Jahren eine Anstellung als Opernsänger (Hofsänger). Sechs Jahre sang er hier, bis 1814, als Tenor. Nebenbei unterrichtete er ab 1812 am dortigen königlichen Musikinstitut. Schelble setzte sich zeitlebens für die musikalische Früherziehung von Kindern ein und entwickelte eine eigene Methode zur Entwicklung des Gehörs, die als "Schelbes Lehrmethode" bekannt wurde, die aber in Vergessenheit geriet, da Schelble keine Aufzeichnungen hinterlassen hat[5].

Sänger und Komponist in Wien, Pressburg und Berlin

Ab 1813 folgten Gastspiele und Tourneen durch Österreich und Preußen; längere Engagements hatte er in Wien, Pressburg und Berlin. Hier begann er bereits mit dem Komponieren und Arrangieren von kleineren Werken. Man bewunderte die Stimme von Schelble, mit der er insbesondere bei Mozart-Opern Triumphe feierte, jedoch brachte er es als Opernsänger wegen seines steifen Spiels nicht zu einer dauernden Stellung.

Sänger, Dirigent und Gründer des Cäcilienvereins in Frankfurt

1816 sang Schelble auf Vermittlung seines Freundes Clemens Brentano an der Oper und wirkte auch als Dirigent an der Musikakademie in Frankfurt am Main; hier wurde er auch Mitglied einer Freimaurerloge.[6] 1819 legte er fast alle Ämter nieder und war dann nur noch für den Chor, den er mit seinem Freundeskreis ein Jahr zuvor gegründet hatte, tätig. Seit dieser Zeit schuf er fast nur noch Kompositionen, die auf seinen Chor ausgerichtet waren. Zur Uraufführung kamen sie dann auch durch Schelbles Chor. Er wurde von Schelble 1821 in „Cäcilienverein“ (heute: Cäcilien-Chor) umbenannt und zahlte ihm ab diesem Jahr ein festes Gehalt. Vor allem wurden Chorwerke von Händel, Cherubini, Mozart, Rossini, Palestrina, Durante, Scarlatti, Lotti u.a. aufgeführt, seit 1828 fast nur noch die großen Chorwerke von Johann Sebastian Bach. Der Chor, den er selbst dirigierte, hatte schon ein Jahr nach seiner Gründung 73 und im Jahre 1832 100 Mitglieder.

1822 besuchte der 13-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy Schelble erstmals in Frankfurt. Mit ihm bestand eine lebenslange Freundschaft. Mendelssohn komponierte in Schelbles Wohnung größere Chorwerke und holte sich bei neuen Kompositionen seinen Rat ein[7]. Schelble kannte auch Beethoven, 1827 erwarb er für seinen Chor eine handschriftliche Kopie der Partitur der Missa Solemnis (Beethoven).

Existenzkampf und Tod

Nach einem Jahrzehnt lief 1831 die Förderung des Cäcilienvereins durch wohlhabende Freunde aus und Schelble musste den Verein auf eigene Kosten weiterführen, was ihn zur Aufbesserung seiner Einkünfte zu einer aufreibenden Lehrtätigkeit zwang. 1837, mit erst 48 Jahren, war er gesundheitlich so hinfällig, dass er zur Erholung in seine Heimatstadt Hüfingen fuhr, dort aber nach wenigen Monaten verstarb.

Würdigung

„Man kann kaum glauben, wie viel ein einziger Mensch, der was will, auf alle andern wirken kann; S. steht dort ganz allein...Er hat sich einen sehr bedeutenden Wirkungskreis geschaffen und die Leute im eigentlichsten Sinne weiter gebracht...“

„Die Leute singen mit so viel Feuer und so zusammen, daß es eine Freude ist...“

Felix Mendelssohn Bartholdy über den Cäcilienchor in einem Brief an Carl Friedrich Zelter

Franz Xaver Gleichauf charakterisiert seinen Lehrer Schelble sehr treffend mit dem Zitat „Er sah das Komponieren zur Bildung seines eigenen musikalischen Empfindens und Geschmackes an ...“

Nachwirkung

Schelbles Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach kam 1829 - wegen widriger Umstände - Felix Mendelssohn Bartholdy durch seine berühmt gewordene Aufführung um nur zwei Monate zuvor. Nach Carl Friedrich Zelter und vor Mendelssohn, der Schelble als Dirigent des Cäcilienvereins öfter vertrat, gehörte Schelble maßgeblich zu den Wiederentdeckern und Förderern der Musik des Thomaskantors und war damit ein Wegbereiter bei der Gründung der Bach-Gesellschaft.

Seit einigen Jahren befindet sich die Bibliothek des Cäcilienvereins als Dauerleihgabe in der Musik- und Theaterabteilung der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main. Sie wird dort betreut und Interessierte können diese auch benutzen.

Werke

  • „Ewige Ruhe“, Gebet für die Abgestorbenen. – Bonn, Simrock 1823.
  • Graf Adalbert, Oper
  • Deutsche Messe

Ehrungen

In Hüfingen ist die Nepomuk-Schelble-Straße nach ihm benannt 47° 55′ 20″ N, 8° 29′ 35″ O47.92222958.49307919

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Literatur

  • Robert EitnerSchelble, Johann Nepomuk. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 745–747.
  • Lucian Reich: Johann Nepomuk Schelble, in: Wanderblüthen aus dem Gedenkbuch eines Malers, Karlsruhe, Herder, 1855, S. 265-306
  • Oskar Bormann: Johann Nepomuk Schelble – Sein Leben, sein Wirken und seine Werke, Diss. Frankfurt am Main 1926
  • Hans-Josef Fritschi: Johann Nepomuk Schelble – Ein Hüfinger als Gründer des Frankfurter Cäcilienvereins und Wiederentdecker Bachs, in: Almanach 1987, Heimatjahrbuch Schwarzwald-Baar-Kreis.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Stammbaum von Hortense von Gelmini, Privatarchiv Erika von Gelmini, geb. Schmid (Tochter von Hermine Fischerkeller aus Hüfingen)
  2.  Albert Köbele: Sippenbuch der Stadt Hüfingen. Landkreis Donaueschingen in Baden. In: Deutsche Ortssippenbücher. 30, Selbstverlag des Verfassers, Grafenhausen bei Lahr in Baden 1962, Nr. 3225, S. 374 (zugleich Band 12 der Badischen Ortssippenbücher).
  3. * Oskar Bormann: Johann Nepomuk Schelble – Sein Leben, sein Wirken und seine Werke, Diss. Frankfurt am Main 1926
  4. Allgemeine Deutsche Biographie: Johann Nepomuk Schelble
  5. Kuno Fritschi: "Schelble stirbt vor 175 Jahren", Südkurier 02.08.2012
  6. Oskar Bormann: Johann Nepomuk Schelble (s. Literatur), S. 136
  7. Kuno Fritschi: Schelble stirbt vor 1975 Jahren" im "Südkurier", 02.08.2012