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Harry Glaß Skispringen
Harry Glaß in Altenberg, 1956

Harry Glaß in Altenberg, 1956

Nation DDR DDR
Geburtstag 11. Oktober 1930
Geburtsort KlingenthalDeutsches Reich Deutsches Reich
Sterbedatum 14. Dezember 1997
Sterbeort RodewischDeutschlandDeutschland Deutschland
Karriere
Verein SC Aufbau/SC Dynamo Klingenthal
Trainer Hans Renner
Nationalkader seit 1953
Karriereende 1962
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen 0 × Gold 0 × Silber 1 × Bronze
Nationale Medaillen 4 × Gold 1 × Silber 1 × Bronze
Olympische Ringe Olympische Winterspiele
Bronze 1956 Cortina d’Ampezzo
DDR-Meisterschaften
Gold 1954 Oberhof
Gold 1955 Oberhof
Gold 1956 Oberhof
Bronze 1957 Brotterode
Gold 1958 Altenberg
Silber 1959 Lauscha
Platzierungen
 Vierschanzentournee 5. (Vierschanzentournee 1956/57)
 

Harry Glaß (* 11. Oktober 1930 in Klingenthal/Sa.; † 14. Dezember 1997 in Rodewisch) war ein deutscher Skispringer. Er gewann mit Bronze im Skispringen bei den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d’Ampezzo die erste olympische Medaille für die DDR. Neben Helmut Recknagel und Werner Lesser gehörte er zu den ersten drei Skispringern der DDR, die in der Weltspitze mitsprangen.

Leben[]

Der Sohn eines Schuhmachers erlernte nach dem Besuch der Volksschule von 1946 bis 1950 ebenfalls den Beruf des Schuhmachers. Ab 1950 war er als Hauer im Uranabbau der SDAG Wismut, ab 1954 als Schießmeister tätig. Zunächst Fußballspieler, begann er ab 1952 parallel mit dem Skisprungtraining beim damaligen SC Dynamo Klingenthal. Später absolvierte er ein Sportfachstudium.

Seit 1956 gehörte er der Deutschen Volkspolizei an, sein letzter Dienstgrad war Major.

Sportkarriere[]

Im Zuge der Vorbereitungen für die Nordische Ski-WM im schwedischen Falun, bei der erstmals DDR-Athleten an den Start gehen durften, wurde auch Glaß 1953 in die DDR-Nationalmannschaft berufen. Und die Saison 1953/54 begann vielversprechend. Er gewann zum Beispiel das Neujahrsspringen 1954 in Oberhof.[1] Erwähnenswert ist sein Sprungstil mit angelegten Armen, der im Spitzensport damals sein Alleinstellungsmerkmal und bis Ende der 1960er Jahre ungewöhnlich war. Im Februar wurde Glaß dann auch für das Aufgebot zur Nordischen Ski-WM nominiert. Dort erreichte er im Spezialsprunglauf allerdings nur einen 64. Platz von 69 Teilnehmern. Eine Woche später gewann Glaß jedoch die DDR-Meisterschaften im Skispringen in Oberhof, sein erster DDR-Meistertitel. Im April 1954 wechselte er zum Sportclub Aufbau Klingenthal. Die DDR hatte begonnen, ihre Spitzensportler in Sportclubs zu konzentrieren.[2] In der darauffolgenden Saison konnte Glaß seinen DDR-Meistertitel verteidigen. Hinter ihm kam dabei der aufstrebende, erst 17-jährige Helmut Recknagel auf den zweiten Platz. Das erste richtige Achtungszeichen nach der verpatzten WM setzte Glaß bei der Oberstdorfer Skiflugwoche Ende Februar 1955. In einem internationalen Spitzenfeld belegte er in der Gesamtwertung den fünften Platz. Generell wurden den DDR-Springern unter dem Trainer Hans Renner in der Saison 1954/55 enorme Fortschritte bescheinigt. Dies wurde auch von der DDR-Regierung gewürdigt. Im Oktober 1955 erhielten Harry Glaß und Werner Lesser den Titel Meister des Sports.[3]

Die folgende Saison 1955/56 hatte ihren Höhepunkt mit den Olympischen Winterspielen im Februar 1956 im italienischen Cortina d’Ampezzo. Klar war, das erstmals DDR-Sportler in einer gesamtdeutschen Mannschaft an den Spielen teilnehmen konnten. Allerdings entschieden über die Zusammensetzung des Olympiakaders innerdeutsche Ausscheidungswettkämpfe. Für das Skispringen waren dabei ein Springen in Oberhof am 28. Dezember 1955 sowie die ersten drei Springen der Vierschanzentournee 1955/56 vorgesehen. In Oberhof wurde Glaß Zweiter hinter Max Bolkart. Bei der Vierschanzentournee jedoch, nunmehr mit der Weltspitze in Konkurrenz, überraschte Glaß die Fachwelt. Einem dritten Platz zum Auftakt in Oberstdorf folgten zwei zweite Plätze in Garmisch und Innsbruck. Damit führte er nach drei Springen der Tournee die Gesamtwertung an. In der innerdeutschen Rangliste lag er ebenso vorn, vor Max Bolkart. Nur weil man vor Olympia noch trainieren wollte, reiste der noch in Innsbruck nominierte Olympiakader ab und nahm so am Springen in Bischofshofen nicht teil. Glaß blieb somit ein Gesamtsieg in der später so prestigeträchtigen Vierschanzentournee verwehrt. Wenige Wochen später reiste Glaß mit der gesamtdeutschen Mannschaft zu den Olympischen Spielen nach Cortina d’Ampezzo. Das Skispringen fand dabei am letzten Tag der Spiele, am 5. Februar 1956 statt. Nach den Trainingsleistungen vor Ort wurden Glaß, Werner Lesser, Max Bolkart und Josef Kneisl für den Wettkampf nominiert. Und Glaß sorgte nach dem ersten Durchgang mit der Führung für eine faustdicke Überraschung. Allerdings konnte er diese Position im zweiten Durchgang nicht halten. Er musste noch die Finnen Antti Hyvärinen und Aulis Kallakorpi vorbeiziehen lassen, wenngleich er auf den Silberrang nur einen halben Punkt Abstand hatte. Dennoch hatte Harry Glaß Historisches erreicht. Mit der Bronzemedaille im Skispringen gewann er die erste Olympiamedaille für einen Sportler aus der DDR. Max Bolkart mit Platz vier und Werner Lesser mit Platz acht rundeten das gute deutsche Ergebnis ab, lediglich Josef Kneisl mit Platz 26 blieb hinter den Erwartungen zurück. Nach dieser Leistung, wurde der Sprungwettbewerb bei den VII. DDR-Wintersportmeisterschaften in Oberhof mit großer Spannung erwartet. Auf der Thüringenschanze verwies Glaß bei seinem dritten DDR-Meistertitel mit neuen Schanzenrekord von 77 m seinen Mannschaftskameraden Werner Lesser auf den zweiten Platz. Dritter wurde Helmut Recknagel. In der Folgezeit nahm Glaß noch an einigen Skispringen der ausklingenden Saison teil, unter anderem beim Skifliegen am Kulm (8.–11. März) oder den Skispielen im polnischen Zakopane, ohne dabei einen Wettbewerb gewinnen zu können (am ersten Wettkampftag am Kulm wurde er Zweiter hinter Werner Lesser[4]). Das letzte Springen der Olympiasaison auf der heimischen Vogtlandschanze in Klingenthal konnte Glaß dann allerdings vor seinem Mannschaftskameraden und Dauerkontrahenten Werner Lesser gewinnen[5]. Die Leistungen der beiden Skispringer wurden nach dieser erfolgreichen Olympiasaison auch staatlicherseits wiederum gewürdigt. Glaß und Lesser erhielten am 2. August 1956 den Titel Verdienter Meister des Sports.[6]

Die nacholympische Saison 1956/57 wurde mit einem Auftaktspringen in Oberwiesenthal am 27. Dezember 1956 gestartet. Dies sollte auch als erste Standortbestimmung für die nachfolgende Vierschanzentournee dienen. Glaß kam dabei auf den 14. Platz.[7] Danach ging es nach Oberstdorf, zum ersten Springen der Vierschanzentournee. Dabei belegte Glaß den guten achten Platz. Es folgten ein eher enttäuschender 24. Platz in Innsbruck, erneut ein achter Platz in Garmisch sowie zum Abschluss ein siebenter Platz in Bischofshofen. Das bedeutete am Ende in der Gesamtwertung bei Glaß´ erster vollständiger Tournee den fünften Platz, einen Platz hinter Mannschaftskamerad und Dauerrivale Werner Lesser. Anschließend konnte Glaß jedoch nicht ganz vorn mitspringen, während der junge Helmut Recknagel immer mehr auf sich aufmerksam machte. So gewann er zum Beispiel die Skiflugwoche in Planica. Auch den DDR-Wintersportmeisterschaften im thüringischen Brotterode musste Glaß seinen Mannschaftskameraden Lesser und Recknagel den Vortritt lassen. Dennoch sorgte Glaß im März 1957 noch für einen Paukenschlag. Beim international renommierten Springen von der Feldbergschanze gewann Glaß den Wettbewerb mit einer bis dahin noch nie gegebenen Haltungsnote von 59,5 von 60 möglichen Punkten. 1958 erreichte er einen vierten Platz bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften in Lahti. Außerdem wurde er in den Jahren 1954, 1955, 1956 und 1958 DDR-Meister. Am 1. Februar 1959 nahm er den missglückten Weihesprung auf der Großen Aschbergschanze in Klingenthal vor. Im Jahr 1960 erlitt er einen schweren Sturz bei der Vierschanzentournee auf der Bergiselschanze, ein Jahr später versuchte er ein Comeback. Dieser Versuch blieb erfolglos.

Von 1960 bis 1964 war Glaß Mitglied des Präsidiums und von 1964 bis 1988 nur noch einfaches Mitglied des DTSB-Bundesvorstandes. Von 1962 bis 1980 arbeitete er als Trainer. 1982 erlitt er einen Herzinfarkt. Ab 1988 war er Rentner wegen Invalidität.

1958 wurde Glaß für seine sportlichen Leistungen mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze ausgezeichnet.[8]

Der ehemalige Skispringer Henry Glaß ist weder verwandt noch verschwägert mit ihm.

Literatur[]

  • Kurzbiografie zu: Glass, Harry. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Volker Kluge: Das große Lexikon der DDR-Sportler. Die 1000 erfolgreichsten und populärsten Sportlerinnen und Sportler aus der DDR, ihre Erfolge, Medaillen und Biographien. 2., aktualisierte Auflage. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-538-4, S. 172–173.

Weblinks[]

  • Harry Glaß in der Datenbank des Internationalen Skiverbands (englisch)
  • Harry Glaß in der Datenbank von Sports-Reference (englisch; archiviert vom Original)

Einzelnachweise[]

  1. Neues Deutschland vom 3. Januar 1954 S. 8
  2. ND vom 2. April 1955 S. 6
  3. ND vom 2. Oktober 1955 S. 8
  4.  Neuer Schanzenrekord auf dem Kulm. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 10. März 1956, S. 8 (Digitalisat, arbeiter-zeitung.at – das offene Online-Archiv).
  5. ND vom 3. April 1956 S. 4
  6. ND vom 5. August 1956 S. 10
  7. ND vom 29. Dezember 1956 S. 8
  8. ND vom 13. Juni 1958 S. 1


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