Germania Wernigerode ist ein deutscher Fußballverein aus Wernigerode im Landkreis Harz. Der Verein wurde am 20. Juni 2002 gegründet und ist einer der beiden Nachfolgevereine des in die Insolvenz gegangenen 1. FC Wernigerode, welcher aus der Fusion der Vereine FC Einheit 1990 Wernigerode und SV Germania 1916 Wernigerode im Jahr 1994 entstand.
Im Jahr 1916 wurde der Verein als FC Germania 1916 Wernigerode gegründet. Zu dieser Zeit gab es bereits den am 28. Februar 1910 gegründeten Verein FC Viktoria 1910 Wernigerode. In diesen Zeiten wurden in beiden Vereinen viele verschiedene Sportarten ausgeübt. Mit der Saison 1917/18 trat man in den Spielbetrieb des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine ein. Der Verein spielte in der 2. Klasse der Gauliga Harz. In der Saison 1920/21 stieg Wernigerode in die 1. Klasse Gauliga Harz auf. Aufgrund der neu eingeführten Elbekreisliga blieb der Club jedoch zweitklassig. Es kam zum Aufeinandertreffen mit dem Stadtrivalen FC Viktoria 1910, mit dem es in den Folgejahren viele Spannungen gab. Mit der Auflösung der Elbekreisliga im Jahre 1923 spielte Germania erstmals erstklassig. Im Laufe der Jahre wurde der Verein zur klaren Nummer eins in der Stadt und zum einzigen ernsthaften Konkurrenten des Serienmeisters FC Germania 1900 Halberstadt. Nach mehreren Anläufen gelang es 1926 das Gelände am Kohlgarten zu pachten, um eine eigene Heimstätte aufzubauen. Vorher musste sich der Verein den Anger als Spielort mit vielen Vereinen teilen.
Saisondaten
Saison
Liga-Bilanz
Pokal-Bilanz
Level
Liga
Pos
Sp
S
U
N
T+
T-
Pte
(P-)
VMBV
1917-18
2. Liga
Harzgau 2.Klasse
1
12
1918-19
2. Liga
Harzgau 2.Klasse
12
1919-20
2. Liga
Harzgau 2.Klasse
14
1920-21
2. Liga
1.Klasse Harz, Staffel B
14
1921-22
2. Liga
1.Klasse Harz, Staffel B
14
1922-23
2. Liga
1.Kreisklasse Harzgau
16
1923-24
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
14
1924-25
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
4
14
6
3
5
38
29
15
13
1925-26
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
5
14
5
4
5
27
34
14
14
1926-27
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
3
14
7
5
2
56
19
19
9
~
1927-28
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
4
14
8
0
6
28
20
18
10
~
1928-29
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
5
20
9
3
8
71
55
21
19
~
1929-30
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
4
18
7
3
8
57
49
17
19
~
1930-31
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
4
18
9
2
7
57
33
20
16
~
1931-32
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
2
16
12
1
3
56
32
25
7
R2
1932-33
1. Liga
Harzgau 1.Klasse
2
18
13
3
2
89
30
29
7
R3
1933 bis 1945 - VfL Germania 1910 Wernigerode[]
Mit den Umstrukturierungen im deutschen Fußball 1933 kam es zur Auflösung der Gauliga Harz. Germania fusionierte mit dem FC Viktoria 1910 Wernigerode zum VfL Germania 1910 Wernigerode und stieg als Vizemeister in die Bezirksklasse Magdeburg-Anhalt auf. In der Saison 1936/37 stieg man in die 1. Kreisklasse Harz ab. Nur ein Jahr später wurde jedoch die Meisterschaft errungen und die Rückkehr in die 2. Liga geschafft. Mit der darauffolgenden Vizemeisterschaft in der Bezirksklasse, verpasste der Verein nur knapp die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Gauliga Mitte. Mit der Saison 1939/40 zog sich Wernigerode freiwillig in die 1. Kreisklasse Harz zurück. Es wurde aufgrund des Krieges immer schwieriger, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. In der Saison 1942/43 startete man letztmals, nach einer weiteren Umstrukturierung in der 2. Klasse Sportbezirk Harz.
Saisondaten
Saison
Liga-Bilanz
Pokal-Bilanz
Level
Liga
Pos
Sp
S
U
N
T+
T-
Pte
(P-)
DFB
1933-34
2. Liga
Bezirksklasse 1
11
22
7
2
13
68
80
16
28
1934-35
2. Liga
Bezirksklasse 1
7
21
9
4
8
57
58
22
20
?
1935-36
2. Liga
Bezirksklasse 1
4
20
11
1
8
65
45
23
17
?
1936-37
2. Liga
Bezirksklasse 1
10
19
6
2
11
38
48
14
24
?
1937-38
3. Liga
1.Kreisklasse Harz
1
18
14
0
1
75
17
28
2
HR2
1938-39
2. Liga
Bezirksklasse 1
2
20
12
3
5
61
31
27
13
HR1
1939-40
3. Liga
1.Kreisklasse Harz
16
?
1940-41
3. Liga
2.Klasse Sportbezirk Harz
14
?
1941-42
3. Liga
2.Klasse Sportbezirk Harz
18
1942-43
3. Liga
2.Klasse Sportbezirk Harz
18
1943-44
kein Spielbetrieb
1944-45
kein Spielbetrieb
1945 bis 1994 - BSG Motor / WSV / SV Germania 1916[]
Nach Kriegsende wurden alle Vereine aufgelöst. Noch im gleichen Jahr wurde die SG Wernigerode gebildet. Bis zur Einführung der Bezirke in der DDR im Jahre 1952 spielte die lose Sportgruppe ausschließlich in der Bezirksklasse West. Bemerkenswert war die Saison 1948/49. Durch Punktgleichheit mit EHW Thale wurde ein Entscheidungsspiel nötig. Vor 7000 Zuschauern in Halberstadt ging dieses Spiel 1:2 verloren. Somit stieg Thale in die Landesklasse Sachsen-Anhalt und nur ein Jahr später in die DDR-Oberliga auf. Am 13. April 1951 erfolgte die Umbenennung in BSG Aufbau Wernigerode. 1954 qualifizierte sich die Betriebssportgemeinschaft erstmals für die erste Runde des FDGB-Pokals. Gegen Chemie Leuna unterlag die Mannschaft aus dem Harz mit 1:5.
Saisondaten Aufbau
Saison
Liga-Bilanz
Pokal-Bilanz
Level
Liga
Pos
Sp
S
U
N
T+
T-
Pte
(P-)
Kreis
Bezirk
DDR
1945-46
kein Spielbetrieb
1946-47
1. Liga
Bezirksklasse West
18
1947-48
1. Liga
Bezirksklasse West
1948-49
2. Liga
Bezirksklasse West
2
22
15
4
3
54
28
34
10
1949-50
3. Liga
Bezirksklasse West
22
1950-51
4. Liga
Bezirksklasse West
12
30
9
8
13
67
79
26
34
1951-52
4. Liga
Bezirksklasse West
8
28
11
6
11
71
67
28
28
1952-53
4. Liga
Bezirksklasse Staffel 3
8
26
11
2
13
84
66
24
28
1953-54
4. Liga
Bezirksklasse Staffel 3
2
22
16
4
2
57
32
36
8
Mit der Saison 1954/55 schloss sich die Fußballabteilung von Aufbau der BSG Motor Wernigerode an, welche 1949 gegründet wurde. 1957 stieg Motor Wernigerode in die Bezirksliga Magdeburg auf. Die Klasse wurde bis zur Saison 1961/62 gehalten. 1966 gelang nochmals der Aufstieg in die Bezirksliga. Nur ein Jahr später folgte der Stadtrivale BSG Einheit Wernigerode in die gleiche Klasse. Als Motor jedoch nach der Saison 1968/69 erneut in die Bezirksklasse abstieg, wurde die BSG Einheit zur Nummer eins in der Stadt. Viele Spieler wechselten zum Rivalen. Bestrebungen zu einer Fusion wurden wieder verworfen. Nach der Saison 1974/75 wurde keine Mannschaft mehr gestellt und so kam es, dass bei Motor über Jahre nur im Nachwuchsbereich Fußball gespielt wurde. 1979 wurde der Herrenspielbetrieb wieder aufgenommen. Es starteten gleich zwei Mannschaften in der untersten Klasse. 1986 schaffte Motor Wernigerode schließlich den dritten Aufstieg und spielte wieder in der Bezirksliga, wo man wieder auf die Einheit traf. In der Spielzeit 1988/89 wurde die Vizemeisterschaft errungen. Meister wurde Einheit Wernigerode, welche erneut in der Aufstiegsrunde zur DDR-Liga scheiterten. Durch den erneuten zweiten Platz in der Folgesaison 1989/90 mit 54:6 Punkten, qualifizierte sich der inzwischen umbenannte Wernigeröder SV Rot-Weiß für die neu geschaffene Landesliga Sachsen-Anhalt. Auch in der Landesliga scheiterte Rot-Weiß Wernigerode in den ersten beiden Spielzeiten als Vizemeister hinter dem SV Merseburg 99 und Einheit Wernigerode am möglichen Aufstieg zur Oberliga Nordost.
Sehr erfolgreich präsentierte sich der Verein im Pokal. Zwischen 1989 und 1991 gewann der Verein dreimal den Magdeburger Bezirkspokal. In den damit verbundenen Spielen im FDGB-Pokal unterlag die Mannschaft 1989 dem BFC Dynamo vor 10.000 Schaulustigen mit 0:5. 1990 erreichte der Verein nach Siegen über Germania Ilmenau und Wismut Aue das Achtelfinale, in dem der WSV mit 1:3 gegen den Chemnitzer FC unterlag. 1991 wurden die Wernigeröder gegen den SV Merseburg erster Sieger des neu eingeführten Landespokals. In der damit erreichten 2.Hauptrunde des DFB-Pokals, schlug sich Rot-Weiß Wernigerode gegen den 1. FC Köln vor 11.300 Zuschauern mit 0:4 achtbar. Dieses ist bis zum heutigen Tag Zuschauerrekord für ein Spiel in Wernigerode. Im Anschluss löste sich die Fußballabteilung aus dem Wernigeröder SV Rot-Weiß heraus und agierte selbständig als SV Germania 1916 Wernigerode.
Seit Jahren wurde über eine mögliche Fusion mit dem FC Einheit spekuliert. Am 3. Juni 1994 war es soweit. Beide Vereine schlossen sich zum 1.FC Wernigerode zusammen. Somit spielte die erste Mannschaft in der Oberliga Nordost. Die zweite Mannschaft in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt (1994 wurde die Landesliga umbenannt). Insgesamt wurden 4 Mannschaften ins Rennen geschickt. Die Heimspiele wurden im Stadion an der Mannsbergstraße ausgetragen. Die anfängliche Euphorie wich recht schnell. Zum anderen kamen nach der Einführung der Regionalliga im gleichen Jahr nicht mehr namhafte Vereine wie z.B. der 1. FC Magdeburg, 1. FC Union Berlin und FC Energie Cottbus nach Wernigerode. Ständige Personaldiskussionen im Vorstand gaben weiteren Zündstoff. So kam es, dass nach dem 13. Platz in der Saison 1995/96 der Gang in die Verbandsliga Sachsen-Anhalt angetreten werden musste. Nachdem bereits der Klassenerhalt gefeiert wurde, kam es durch unglückliche Umstände zum Abstieg. Jahr für Jahr verlor der Verein Spieler, die nicht in den unteren Mannschaften spielen wollten. So kam es im April 1998 zur Abspaltung der dritten Mannschaft und damit zur Neugründung des FC Einheit Wernigerode. In der Folgezeit wurde es immer schwieriger in der Verbandsliga mitzuhalten, zumal talentierte Spieler vom FC Einheit abgeworben wurden, um mehrere Klassen tiefer zu spielen. In der Saison 2001/02 kam es dazu, dass Wernigerode versuchte, mit vielen ausländischen Spielern den Aufstieg in die Oberliga zu schaffen. Das Saisonziel wurde jedoch frühzeitig verpasst. Zur Halbserie verließen sämtliche Spieler den Verein. Der Verein kam durch Misswirtschaft immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. In der Rückrunde konnte mit Nachwuchsspielern, sowie Spielern der Zweiten Mannschaft die Klasse gehalten werden. Dennoch musste der Verein nach Ende der Saison Insolvenz anmelden.
Die Mitglieder des ehemaligen 1.FC Wernigerode gründeten am 20. Juni 2002 den Verein Germania Wernigerode neu. Nach mehreren Anläufen wurde 2008 der Aufstieg in die Landesliga geschafft. Im gleichen Jahr wurde die Germania erster Harzpokal-Sieger. Somit kam es seit 1992 zum ersten Stadtderby Germania gegen Einheit (1:3/1:4). Dabei kamen auf dem Kohlgarten 1.370 Zuschauer. Nachdem man noch im Oktober auf dem ersten Tabellenplatz lag, rutschte man noch bis auf Platz 11 ab, welcher zum Abstieg führte. 2012 stieg Germania in die Kreisoberliga Harz ab und 2015 wieder in die Landesklasse auf.
Markus Wuckel Spieler 2000 bis 2002, Trainer 2001/02
Literatur[]
1. FC Wernigerode/Rot-Weiß Wernigerode in: Hardy Grüne (2001): Vereinslexikon. Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7. Kassel: AGON Sportverlag, ISBN 3-89784-147-9