VereinsWiki
Advertisement

Georg Rothgießer (* 26. Dezember 1858 [1] in Hannover; † 1943 im Ghetto Theresienstadt) war Ingenieur, Verleger, Grundstücksmakler und vielseitiger jüdische Technikpionier.

Leben[]

Um 1879 erfand er in Hannover eine Flaschenfüllvorrichtung, die sich durch Einfachheit und Zweckmäßigkeit auszeichnet.[2][3] Um 1881 erhielt er ein Patent (DRP Nr. 10787) für eine Glaskuppel, welche beim Abbrennen der Kerze sich senkt.[4]

Von 1881 bis 1888 lebte er in Bielefeld. Hier war er zunächst Handlungsgehilfe bei den Dürkopp-Werken. Er war Gründungsmitglied des 1882 aus der Taufe gehobenen Bielefelder Velocipid-Clubs. 1883 wurde er Mitbegründer der Fabrik für Radfahrbedarfsartikel Richard Nagel & Co. Er beteiligte sich auch am Aufbau einer Radrennbahn und siegte selbst bei Hochrad-Rennen. 1886 wurde Rothgießer erster Redakteur der noch heute in Bielefeld erscheinenden Fachzeitschrift Rad-Markt. Im gleichen Jahr erfand er ein sattelgesteuertes Fahrrad.[5][6]

1887 heiratete er Anna Stern.

1896 stellt er in Düsseldorf durch Komprimieren von Leuchtgas mit Hilfe des Druckwassers einer Wasserleitung Pressgas her, mit dem er bei doppelten Glühstrümpfen Helligkeiten von 600 Kerzen erhält.[7]

Ende 1904 gründete er mit seinem Bruder Heinrich in Berlin, Rossstr. 6, seinen Verlag Nec sinit Gesellschaft für Technik mbH. [8] Heinrich betrieb auch mit Karl E. Diesing (Berlin, Ritterstr. 72) den Verlag Rothgiesser & Diesing A.-G., der unter anderem von 1902 bis 1938 die Phonographische Zeitschrift (Fachblatt für den Schallplatten- und Sprechmaschinenhandel) herausgab, und für die Georg als Journalist tätig war. Als solcher war er 1929 auf dem 25-jährigen Firmenjubiläum der AG von Carl Lindström.[9]

Um 1906 erhielt er ein Patent (Patent-Nr 161 112) auf seine Vorrichtung zur Regelung des Ganges des Motors bei Motorfahrrädern.[10]

Um 1908 entwickelte er ein „Verfahren zur Herstellung von durchscheinenden, farbigen Photographien nach Negativen, welche mittels Farbraster hergestellt sind“.[11]

Der Industrielle Karl Lanz hatte am 15. April 1908 den nach ihm benannten Lanz-Preis der Lüfte in Höhe von 40.000 Goldmark ausgeschrieben. Der spätere Gewinner Hans Grade hatte im Spätsommer 1909 seinen Eindecker Libelle fertig gestellt, aber sein Übungsgelände war zu klein. Rothgießer, der in Bork (heute Borkheide) ein Grundstück erworben hatte, stellte sich ihm als Grundstücksmakler vor und versprach, auf einem 50 Hektar großen Platz ein Flugfeld einzurichten.[12][13] Bereits drei Tage später, am 17. August, begann Hans Grade mit seinen ersten Flugversuchen auf dem Marsfeld. Es erstreckte sich von der Neuendorfer Straße bis zum Friedhof über eine Länge von 1050 m und einer Breite von 500 m. Durch die Einrichtung eines Flugplatzes wollte Rothgießer Berliner anlocken, um seine Waldgrundstücke zu verkaufen.[14]

Tochter Gertrud (* 1888 in Bielefeld; † 1944 in Auschwitz) wurde Kinderärztin und hatte ihre erste Praxis in der elterlichen Wohnung in der Martin-Luther-Str. 91. Nachdem er 1926 seine Nec sinit Gesellschaft für Technik mbH verkauft hatte, kaufte er ihr ein Haus in der 1920–28 entstandenen Siedlung Tempelhofer Feld. Nachdem man ihr im Januar 1933 die Scheiben eingeschlagen und die Mauern mit Hakenkreuzen beschmiert hatte, emigrierte sie in die Tschechoslowakei und errichtete ihr Kinderheim in Marienbad. Als die deutschen Truppen einmarschierten, flüchtete sie nach Prag, wurde aber 1941 nach Theresienstadt deportiert und im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet, kurz bevor dort im November die Vergasungen eingestellt wurden.[15]

1942 wurde Georg Rothgießer, ebenso wie seine Gattin und das zweite Kind, aus Berlin deportiert.[16]

Veröffentlichungen[]

  • Der Einfluss weisser Wände auf die Beleuchtung; In Gesundh. - Ingenieur; 1900; Hygienische Rundschau; Berlin; 1901
  • Eine Automobilfahrt in die Zukunft; 1905
  • Mensch und Materie: Grundzüge der Kapitalwissenschaft; 1908
  • Staatsbankerott?: Heraus aus dem Sumpf ohne Staatsbankerott!; 1919
  • Artikel zu Emil Berliner; G. Rothgießer, In: Phonographische Zeitschrift 30, 1929, S. 1218

Literatur[]

  • Jahrbuch der wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt E. V; 1913
  • Wilhelm Viëtor: Die Neueren Sprachen: Zeitschrift für den neusprachlichen Unterricht; 1911 (mit Herbert Berliner)
  • Klaus Böcker: Knallgas bewegt die Welt. Eine Science-Fiction-Story des „Bielefelders“ Georg Rothgießer von 1905; In: Ravensberger Blätter, Jg. 2008, H. 2, S. 12 - 20
  • Emile Berliner in Deutschland; In: Phonographische Zeitschrift; 1. Nov. 1906 (mit Bild von Berliner und Georg Rothgiesser)

Einzelnachweise[]

Weblinks[]

Advertisement