
Günther Ramin 1950
Günther Ramin auf einer Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1957)

Sonderbriefmarke von 1998 zum 100. Geburtstag von Günther Ramin
Günther Werner Hans Ramin (* 15. Oktober 1898 in Karlsruhe; † 27. Februar 1956 in Leipzig) war Organist, Chorleiter und Komponist.
Leben[]
Ramin wurde 1910 Thomaner an der Thomasschule und studierte auf Anraten des damaligen Thomasorganisten Karl Straube von 1914 bis 1917 am Konservatorium der Musik in Leipzig, wobei er sich zunächst auf das Klavierspiel konzentrierte. Sein Lehrer war Robert Teichmüller. Später kamen Orgelunterricht bei Karl Straube und Kompositionsstudien bei Stephan Krehl dazu.
Am 1. Dezember 1918 wurde Ramin als Nachfolger des zum Thomaskantor ernannten Straube Organist an der Thomaskirche in Leipzig. Im Jahr 1920 wurde er auch Gewandhausorganist und unterrichtete als Orgellehrer am Konservatorium. 1932, kurz nach seiner Ernennung zum Professor, erhielt er einen Ruf an die Berliner Musikhochschule, gab diese Professur aber bald wieder auf. Von 1922 bis 1935 war er auch Chordirigent des Leipziger Lehrergesangsvereins.
Ebenso wie sein Lehrer Straube engagierte er sich in der deutschen Orgelbewegung. Angeregt wurde er durch Hans Henny Jahnn und die Entdeckung der Arp-Schnitger-Orgel in St. Jacobi zu Hamburg. So veröffentlichte er 1929 seine Gedanken zur Klärung des Orgelproblems. Ab 1933 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Musik und Kirche, die der Orgelbewegung nahesteht und seit 1929 im Bärenreiter-Verlag erscheint.
Ramin reiste als Orgelvirtuose durch Europa und gastierte auch in den USA (1933, 1934) und in Südamerika (1954). Seine internationalen Erfolge weckten Begehrlichkeiten bei den Nationalsozialisten, die ihn für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versuchten. So spielte er 1935 auf der Hochzeit von Hermann Göring und weihte 1936 die große Walckerorgel auf dem Reichsparteitag in Nürnberg ein. Er stand als einer von zwei Organisten auf der sogenannten Gottbegnadeten-Liste von Goebbels aus dem Jahr 1944, die Künstler vor dem Kriegsdienst schützte.
Von 1933 bis 1938 und erneut von 1945 bis 1951 leitete Ramin auch den GewandhausChor, 1935 wurde er Leiter des Berliner Philharmonischen Chors, dieses Amt musste er kriegsbedingt 1943 aufgeben. Von 1943 bis 1944 leitete er den neu gegründeten Reichs-Brucknerchor der Reichsrundfunkgesellschaft Leipzig, der sich aus Mitgliedern der aufgelösten Rundfunkchöre zusammensetzte. Sein Vertrag war befristet, da Ramin nicht bereit war die Leitung des Thomanerchors aufzugeben und mit dem Reichs-Brucknerchor nach Linz ans St. Florians Stift überzusiedeln.
Ramin legte großen Wert darauf, einen gemischten Chor zu leiten, da dieser Chorklang seinem Klangideal näher kam als der eines Knabenchores allein. So gestaltete er häufig als Thomaskantor Aufführungen von Thomanerchor und Gewandhauschor zusammen. Die Zusammenarbeit mit dem Gewandhauschor gab er offiziell wegen Überlastung ab. Voraus gingen aber Auseinandersetzungen zwischen dem Gewandhauskapellmeister und ihm um die künstlerischen Belange des Chores.
Am 18. Oktober 1939 wurde Ramin (wieder als Nachfolger von Straube) zum Thomaskantor in Leipzig berufen, was er von 1940 an bis zu seinem Tode blieb. Mit dem Amtswechsel von Straube auf Ramin wurde die Tätigkeit des Thomanerchors in der Leipziger Nikolaikirche eingestellt. Dieser tritt seitdem hauptsächlich in der Thomaskirche auf. Ziel des Kantoratswechsels war es, den Thomanerchor unter anderem durch die Gründung des Musischen Gymnasiums Leipzig 1941 stärker weltlichen Aufgaben zuzuführen, zu dessen künstlerischem Leiter Ramin ernannt wurde. Da er hier mit Widersprüchen zu kämpfen hatte, gab er dieses Amt Ende 1942 ab. Das Ziel der Nationalsozialisten, das Thomaskantorat mit der künstlerischen Leitung des Musischen Gymnasiums Leipzig zu koppeln, war damit gescheitert.
Nach 1945 gelang es Ramin, dem Thomanerchor schnell wieder zu einem hohem internationalen Ansehen zu verhelfen. Er sah sich als Thomaskantor vor allem dem Werk seines großen Vorgängers Johann Sebastian Bach verpflichtet. Ramin war Präsident des Bach-Ausschusses der DDR, Geschäftsführender Vorstand der Neuen Bachgesellschaft, künstlerischer Leiter des Bachwettbewerbes 1950 sowie Leiter der Deutschen Bachfeste in Leipzig 1950, 1953 und 1955. Im Jahr 1949 wurde Ramin zum Ehrendoktor der Universität Leipzig ernannt. Ein Jahr später erhielt er den Nationalpreis 2. Klasse der DDR wegen seiner Verdienste beim Deutschen Bachfest.
Günther Ramins Schülerkreis war groß, ein Teil davon wurde später auch bekannt wie etwa Helmut Walcha, Diethard Hellmann, Albrecht Haupt, Hanns-Martin Schneidt und Karl Richter.
Am 27. Februar 1956 starb Ramin im Alter von 57 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls in Leipzig. Er wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt (II. Abteilung). Sein Amtsnachfolger wurde Kurt Thomas.
Werke[]
- Vokalwerke
- Der dreizehnte Psalm. Herr, wie lange willst du mein so gar vergessen? (1928). Psalmkomposition für vierstimmigen Männerchor und Orchester.
- Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. und Herr, höre mein Gebet!. Zwei Motetten für vier- bis sechsstimmigen Chor.
- Orgelwerke
- Phantasie e-Moll (1924)
- Praeludium, Largo und Fuge (1927)
- Orgelchoralsuite (1928)
- Choralvorspiel (1931)
- Canzona
- Kammermusik
- Sonaten C-Dur für Violine und Klavier op. 1 (1922)
Auszeichnungen[]
- 1950: Nationalpreis der DDR
Literatur[]
- Diethard Hellmann (Hrsg.): Johann Sebastian Bach Ende und Anfang. Gedenkschrift zum 75. Geburtstag des Thomaskantors Günther Ramin. Wiesbaden 1973
- Wolfgang Langner: Der Gewandhauschor zu Leipzig. Beucha 2005
- Charlotte Ramin: Günther Ramin. Ein Lebensbericht. Freiburg 1958
- Charlotte Ramin: Weggefährten im Geiste Johann Sebastian Bachs. Darmstadt 1981
Weblinks[]
- Werke von und über Günther Ramin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
… | Thidericus (um 1295) | … | Johannes Steffani de Orba (1436–1443) | Thomas Ranstete (1443–1444) | Peter Seehausen (um 1460) | Martin Klotzsch (um 1470) | Johannes Fabri de Forchheym (um 1472) | Ludwig Götze (ab 1480) | Gregor Weßnig (1482–1488) | Heinrich Höfler (1488–1490) | Nikolaus Zölner (um 1494) | Johannes Conradi (um 1508) | Johann Scharnagel (um 1513) | Georg Rhau (1518–1520) | Johannes Galliculus (1520–1525) | Valerian Hüffeler (1526–1530) | Johann Hermann (1531–1536) | Wolfgang Jünger (1536–1539) | Johannes Bruckner (1539–1540) | Ulrich Lange (1540–1549) | Wolfgang Figulus (1549–1551) | Melchior Heger (1553–1564) | Valentin Otto (1564–1594) | Sethus Calvisius (1594–1615) | Johann Hermann Schein (1615–1630) | Tobias Michael (1631–1657) | Sebastian Knüpfer (1657–1676) | Johann Schelle (1677–1701) | Johann Kuhnau (1701–1722) | Johann Sebastian Bach (1723–1750) | Johann Gottlob Harrer (1750–1755) | Johann Friedrich Doles (1756–1789) | Johann Adam Hiller (1789–1801) | August Eberhard Müller (1801–1810) | Johann Gottfried Schicht (1810–1823) | Christian Theodor Weinlig (1823–1842) | Moritz Hauptmann (1842–1868) | Ernst Friedrich Richter (1868–1879) | Wilhelm Rust (1880–1892) | Gustav Schreck (1893–1918) | Karl Straube (1918–1939) | Günther Ramin (1939–1956) | Kurt Thomas (1957–1960) | Erhard Mauersberger (1961–1972) | Hans-Joachim Rotzsch (1972–1991) | Georg Christoph Biller (1992–2015) | Gotthold Schwarz (seit 2016)
Personendaten | |
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NAME | Ramin, Günther |
ALTERNATIVNAMEN | Ramin, Günther Werner Hans (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Organist, Chorleiter und Komponist |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1898 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 27. Februar 1956 |
STERBEORT | Leipzig |
en:Günther Ramin
ja:ギュンター・ラミン
ru:Рамин, Гюнтер
Kopie vom 16.02.2011, Quelle: Wikipedia, Artikel, Autoren in der Wikipedia |
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