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Dieser Artikel befasst sich mit den fünf Stadtderbys, die im neuen Jahrtausend in der höchsten Spielklasse des italienischen Vereinsfußballs stattgefunden haben. Das in der Geschichte der Serie A am häufigsten ausgetragene Stadtderby ist die Begegnung zwischen dem AC Mailand und Inter Mailand. Seit Einführung der Serie A in der Saison 1929/30 wurde dieses Derby nahezu halbjährlich ausgetragen. Nicht ausgetragen wurde das Mailänder Derby lediglich zwischen 1943 und 1945, als der Ligabetrieb aufgrund des Zweiten Weltkrieges zwei Jahre ausgesetzt wurde sowie in den Spielzeiten 1980/81 und 1982/83, als der AC Milan in die zweite Liga abgerutscht war.

Eine ebenfalls fast regelmäßig ausgetragene Begegnung der Serie A ist das römische Derby, das in den letzten Jahren beinahe regelmäßig von brutalen Ausschreitungen begleitet war und als das kritischste Stadtderby in der Serie A gilt. Weitere traditionelle Stadtderbys gibt es – wenn auch nicht regelmäßig – zwischen Italiens Rekordmeister Juventus und dem FC Turin sowie Sampdoria und Genoa. In der Serie A bisher überhaupt nur zweimal ausgetragen wurde das Derby zwischen Chievo und Hellas Verona. Denn Chievo ist ein aus einer unteren Klasse mehrfach aufgestiegener Emporkömmling, der erstmals überhaupt in der Saison 2001/02 in der Serie A auftauchte, während Hellas den umgekehrten Weg ging und in derselben Saison bisher letztmalig in der ersten Liga spielte und seit 2007 in der dritten Liga vor sich hin dümpelt.

Die Sortierung der Kapitel erfolgt anhand der alphabetischen Reihenfolge der aufgenommenen Städte. Die Derbystatistiken basieren auf dem Stichtag 30. Juni 2009. Es ist jedoch generell zu beachten, dass Statistiken dieser Art stets mit Vorsicht zu genießen sind, denn nicht selten weichen diese je nach Quelle voneinander ab. Dennoch vermitteln sie einen Gesamteindruck über den sportlichen Vergleich zweier um die Gunst des Publikums in derselben Region buhlenden Mannschaften. Dabei wurde stets jene Mannschaft zuerst genannt, die eine erfolgreichere Derbybilanz vorzuweisen hat. Im Fall von Verona wurde Chievo aufgrund des Alphabets zuerst genannt, da die Bilanz dort absolut ausgeglichen ist.

Genua[]

Der Genua FC 1893 wurde von Engländern gegründet und nahm erstmals vier Jahre später auch italienische Mitglieder auf. Das Herz des Vereins, der sechs der ersten sieben Meisterschaften von Italien gewann und insgesamt neun Meistertitel verbuchen konnte (den Letzten allerdings 1924), schlug von Anfang an in der Genueser Altstadt. Eine andere Fußballhochburg der Region befand sich in Genuas westlichen Stadtbezirken, wo die beiden Vereine ihren Anfang nahmen, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg fusionierten und seither als Sampdoria in Erscheinung treten. Auch heute noch gilt Genoa in erster Linie als Stadtverein, während Sampdorias Fanhochburgen im Westen der Stadt und in den Vororten liegen. Das Genueser Derby della Lanterna ist benannt nach dem Leuchtturm im Hafen, dem Wahrzeichen der Stadt.

Bilanz des Derby della Lanterna[]

  • Spiele gesamt: 82 [1]
  • Siege Sampdoria: 30
  • Remis: 33
  • Siege Genoa: 19
  • Tore Sampdoria: 97
  • Tore Genoa: 77

Mailand[]

Im Gegensatz zu den anderen Derbystädten Italiens, in denen die Fanlager einigermaßen geografisch bestimmbar sind, verläuft der Riss in Mailand quer durch alle Stadtviertel und verfügt kein Verein über bestimmte Hochburgen. Allerdings galt lange eine grobe Unterscheidung hinsichtlich des sozialen Status und der politischen Gesinnung. Denn Milan war traditionell besonders in der Arbeiterklasse verankert und sein Fanlager wurde größtenteils der politischen Linken zugerechnet. Dagegen hatte Inter vor allem Freunde in der Oberschicht und der harte Kern seiner Fanszene gilt politisch als ziemlich rechtslastig. In letzter Zeit haben sich auch diese grundsätzlichen Unterschiede verwischt. So entwickelte Milan seit Berlusconis Einstieg im Februar 1986 auch eine Anziehungskraft auf rechte Strömungen. Ferner hat eine 1992 durchgeführte Untersuchung herausgefunden, dass der Anteil der Industriearbeiter unter den Mitgliedern bei Inter Mailand 34,4 Prozent ausmacht, beim AC Milan hingegen nur 22,3 Prozent. Der Anteil der Angestellten liegt bei Inter mit 30,5 Prozent dagegen deutlich niedriger als bei Milan mit 39,4 Prozent. Auch Ladenbesitzer sind mit 16 Prozent bei Milan deutlich stärker vertreten als bei Inter mit nur 9,1 Prozent.[2]

Bilanz des Derby della Madonnina[]

  • Spiele gesamt: 269 [3]
  • Siege Milan: 105
  • Remis: 72
  • Siege Inter: 92
  • Tore Milan: 429
  • Tore Inter: 396

Rom[]

Der bei der Stadtbevölkerung populärere Verein ist der AS Rom, dessen ursprüngliche Heimat sich in Testaccio, einem Arbeiterviertel im Süden der Stadt, befindet. Daher dürfte es nicht verwundern, dass der Verein traditionell besonders in der Arbeiterschaft verankert war und seine Zuschauer eher der politischen Linken zuzurechnen sind. Diese Aussage gilt jedoch nicht für den harten Kern seiner äußerst gefürchteten Ultras, die ähnlich rechtslastig sind wie die ebenfalls gefürchtete Fanszene des Stadtrivalen. Bei dem im wohlhabenden Stadtviertel Parioli im Norden Roms verankerten SS Lazio haben faschistische Ideale Tradition. Schon Mussolini war ein Laziali mit Leib und Seele.

Bilanz des Derby Capitalino[]

  • Spiele gesamt: 152 [4]
  • Siege Roma: 55
  • Remis: 56
  • Siege Lazio: 41
  • Tore Roma: 190
  • Tore Lazio: 146

Turin[]

Die Rivalität in Turin weist interessante Parallelen zur Situation in München auf. So hat der FC Turin eine tiefe Verankerung in der Stadt, ähnlich wie 1860 in München, während Juve, ähnlich wie der FC Bayern, über die höchste Popularität im Lande verfügt. Die im Großraum von Turin angesiedelten Fangruppen unterscheiden sich grob wie folgt: der FC Turin hat traditionell einen größeren Rückhalt bei der alteingesessenen Stadtbevölkerung, während Juventus – das sich seit 1923 im Besitz der den Fiat-Konzern kontrollierenden Familie Agnelli befindet – eine größere Zuneigung bei den aus Süditalien zugewanderten Familien genießt, die mehrheitlich in den neueren Wohngebieten der Vorstädte leben und deren Ernährer in den meisten Fällen als Arbeiter bei Fiat unter Vertrag stehen. Trotz ihrer aus Süditalien immigrierten Fans aus dem Arbeitermilieu gilt Juventus seit jeher als Verein der Oberschicht und der FC Turin als traditioneller Repräsentant der hier seit Generationen verwurzelten Arbeiterklasse. Zudem kennzeichnen unterschiedliche politische Strömungen die Ultras beider Vereine, die bei Juventus eher rechtsorientiert sind und beim FC Turin mehrheitlich linke Tendenzen aufweisen.

Bilanz des Derby della Mole[]

  • Spiele gesamt: 225 [5]
  • Siege Juventus: 90
  • Remis: 61
  • Siege Torino: 74
  • Tore Juventus: 340
  • Tore Torino: 309

Verona[]

Zum bisher einzigen Mal kam es in der Saison 2001/02 zu einem Veroneser Stadtderby in der Serie A. Es war die erste Erstligasaison in der Geschichte des Überraschungsaufsteigers Chievo, der am Ende den fünften Rang belegte und sich einen Startplatz im UEFA-Pokal sicherte. Es war aber auch die (bisher) letzte Erstligasaison des Traditionsvereins Hellas Verona, der am Saisonende in die Serie B abstieg und 2007 sogar in die Drittklassigkeit abrutschte, in der sich der Verein auch gegenwärtig noch aufhält. Ausgeglichen gestaltet sich trotzdem die Derbybilanz beider Vereine in der Serie A: während Hellas das Hinspiel (trotz eines 0:2-Rückstandes) mit 3:2 zu seinen Gunsten entschied, gewann Chievo das Rückspiel (nach 0:1-Rückstand) mit 2:1. Seit jeher gilt Hellas als Verein der gesamten Stadt, während der im Nordwesten Veronas beheimatete AC Chievo eigentlich immer nur Repräsentant seines gleichnamigen Viertels war. Dass der neue Verein so schnell vom Publikum angenommen wurde – bereits in seiner ersten Erstligasaison 2001/02 konnte er sich über einen Zuschauerschnitt von rund 16.000 freuen, während der etablierte Hellas FC mit rund 18.400 nicht wesentlich höher lag -, liegt in erster Linie am Gebaren des harten Kerns der Hellas-Ultras. Die haben mit ihrem rechtsradikalen und rassistischen Auftreten viele Veroneser Zuschauer verschreckt, die sich seither lieber die Spiele von Chievo ansehen, wo Initiativen gegen den Rassismus stattfinden.

Bilanz des Derby di Verona[]

  • Spiele gesamt: 10 [6]
  • Siege Chievo: 4
  • Remis: 2
  • Siege Hellas: 4
  • Tore Chievo: 13
  • Tore Hellas: 13

Einzelnachweise[]

  1. Bilanz aller Pflichtspielderbys gem. footballderbies.com
  2. Richard Giulianotti, Norman Bonney and Mike Hepworth: football, violence and social identity (London 1999), S. 77 ISBN 0-415-09838-6 (auf Seite 76 dieses Buches wird ferner – entgegen anderen Quellen, wie z.B. Cresswell and Evans, S. 350 (siehe unter Literatur unten) – berichtet, dass Milan ursprünglich sowohl die Oberschicht als auch die Arbeiterklasse repräsentierte, während Inter in der Mittelschicht verankert war.
  3. Komplette Derbybilanz aus einer nicht mehr existierenden Website (http://web.tiscalli.it/zulli/calcio.htm) des Jahres 2006; weitere Spiele hinzu addiert.
  4. Komplette Derbybilanz gem. footballderbies.com; fehlende Spiele hinzu addiert
  5. Komplette Derbybilanz gem. RSSSF.com
  6. Berücksichtigt wurden alle Punktspielderbys zwischen 1994/95 und 2001/02

Literatur[]

  • Omar Gisler: Fußball-Derbys – Die 75 fußball-verrücktesten Städte der Welt (München 2007) ISBN 978-3-7679-0883-3
  • Peterjon Cresswell and Simon Evans: The Rough Guide to European Football (A Fan's Handbook 2000-2001) ISBN 1-85828-568-2

Weblinks[]

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