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Langguth war ein Sohn eines Tischlers und einer Näherin. Er wuchs im Berliner Stadtteil [[Berlin-Prenzlauer Berg|Prenzlauer Berg]] mit einem Bruder und einer Schwester auf. Durch seine Eltern, die beide politisch engagiert waren, kam er mit der [[Kommunistische Partei Deutschlands|Kommunistischen Partei]] in Kontakt. Er wurde 1919 Mitglied der kommunistischen Jugendgruppe und 1920 Mitbegründer der kommunistischen Kindergruppe „Prenzlauer Vorstadt". 1921 wurde er Mitglied im [[Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (1920)|KJVD]], 1922 war er Delegierter beim ersten Reichskongress der kommunistischen Kindergruppen in [[Suhl]].
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Langguth war ein Sohn eines Tischlers und einer Näherin. Er wuchs im Berliner Stadtteil [[Berlin-Prenzlauer Berg|Prenzlauer Berg]] mit einem Bruder und einer Schwester auf. Durch seine Eltern, die beide politisch engagiert waren, kam er mit der [[Kommunistische Partei Deutschlands|Kommunistischen Partei]] in Kontakt. Er wurde 1919 Mitglied der kommunistischen Jugendgruppe und 1920 Mitbegründer der kommunistischen Kindergruppe „Prenzlauer Vorstadt“. 1921 wurde er Mitglied im [[Kommunistischer Jugendverband Deutschlands (1920)|KJVD]], 1922 war er Delegierter beim ersten Reichskongress der kommunistischen Kindergruppen in [[Suhl]].
1922 wurde er auch Mitglied der [[Naturfreunde]] und 1926 im Sportverein „Fichte".
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1922 wurde er auch Mitglied der [[Naturfreunde]] und 1926 im Sportverein „Fichte“.
   
Nach dem Besuch der [[Volksschule]] begann er 1922 eine Tischlerlehre und wurde Mitglied im [[Deutscher Holzarbeiter-Verband|Deutschen Holzarbeiter-Verband]] (DHV), ab September 1922 war er Mitglied der Jugendleitung des DHV. 1923/24 war er Leiter der KJVD-Gruppe [[Helmholtzplatz]] im Bezirk [[Berlin-Prenzlauer Berg]] sowie Gruppenleiter der „Naturfreunde". Ab 1926 war er arbeitslos und ging auf Wanderschaft durch Deutschland. 1927 wurde er Jugendleiter des [[Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität|Arbeiter-Radfahrerbund „Solidarität“]] für Berlin.
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Nach dem Besuch der [[Volksschule]] begann er 1922 eine Tischlerlehre und wurde Mitglied im [[Deutscher Holzarbeiter-Verband|Deutschen Holzarbeiter-Verband]] (DHV), ab September 1922 war er Mitglied der Jugendleitung des DHV. 1923/24 war er Leiter der KJVD-Gruppe [[Helmholtzplatz]] im Bezirk [[Berlin-Prenzlauer Berg]] sowie Gruppenleiter der „Naturfreunde“. Ab 1926 war er arbeitslos und ging auf Wanderschaft durch Deutschland. 1927 wurde er Jugendleiter des [[Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität|Arbeiter-Radfahrerbund „Solidarität“]] für Berlin.
   
Im Februar 1928 wurde er [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]-Mitglied, und er trat dem [[Bund der Freunde der Sowjetunion]] (BFS) bei. Ab Oktober 1928 war Langguth als Tischler am [[Schillertheater (Berlin)|Schillertheater]] tätig. Hier war er Begründer der Betriebszelle der KPD und der [[Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition|RGO]], bei der er überregional zum Sektionsleiter „Bühne" wurde. Außerdem war er der Politische Leiter der RGO-„IG Film-Bühne-Musik“ für Berlin-Brandenburg.
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Im Februar 1928 wurde er [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]-Mitglied, und er trat dem [[Bund der Freunde der Sowjetunion]] (BFS) bei. Ab Oktober 1928 war Langguth als Tischler am [[Schillertheater (Berlin)|Schillertheater]] tätig. Hier war er Begründer der Betriebszelle der KPD und der [[Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition|RGO]], bei der er überregional zum Sektionsleiter „Bühne“ wurde. Außerdem war er der Politische Leiter der RGO-„IG Film-Bühne-Musik“ für Berlin-Brandenburg.
   
 
1931/32 war Langguth stellvertretender Leiter des KPD-Abwehrapparates für die Berliner Bezirke Prenzlauer Berg, [[Bezirk Weißensee|Weißensee]] und [[Bezirk Pankow|Pankow]]. Ende 1932 wurde er Leiter der Abteilung für „Agitation und Propaganda“ im KPD-Unterbezirk „Prenzlauer Berg“ sowie Mitglied der KPD-Betriebszelle im Gaswerk [[Danziger Straße]]. Nach der nationalsozialistischen „[[Machtergreifung]]“ 1933 wurde er Organisationsleiter des illegalen Unterbezirks Berlin-Prenzlauer Berg der KPD.
 
1931/32 war Langguth stellvertretender Leiter des KPD-Abwehrapparates für die Berliner Bezirke Prenzlauer Berg, [[Bezirk Weißensee|Weißensee]] und [[Bezirk Pankow|Pankow]]. Ende 1932 wurde er Leiter der Abteilung für „Agitation und Propaganda“ im KPD-Unterbezirk „Prenzlauer Berg“ sowie Mitglied der KPD-Betriebszelle im Gaswerk [[Danziger Straße]]. Nach der nationalsozialistischen „[[Machtergreifung]]“ 1933 wurde er Organisationsleiter des illegalen Unterbezirks Berlin-Prenzlauer Berg der KPD.

Version vom 7. Februar 2016, 19:20 Uhr

Ernst Langguth (* 28. September 1908 in Berlin; † 15. September 1983) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, Gewerkschafter und SED-Politiker.

Leben

Langguth war ein Sohn eines Tischlers und einer Näherin. Er wuchs im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg mit einem Bruder und einer Schwester auf. Durch seine Eltern, die beide politisch engagiert waren, kam er mit der Kommunistischen Partei in Kontakt. Er wurde 1919 Mitglied der kommunistischen Jugendgruppe und 1920 Mitbegründer der kommunistischen Kindergruppe „Prenzlauer Vorstadt“. 1921 wurde er Mitglied im KJVD, 1922 war er Delegierter beim ersten Reichskongress der kommunistischen Kindergruppen in Suhl. 1922 wurde er auch Mitglied der Naturfreunde und 1926 im Sportverein „Fichte“.

Nach dem Besuch der Volksschule begann er 1922 eine Tischlerlehre und wurde Mitglied im Deutschen Holzarbeiter-Verband (DHV), ab September 1922 war er Mitglied der Jugendleitung des DHV. 1923/24 war er Leiter der KJVD-Gruppe Helmholtzplatz im Bezirk Berlin-Prenzlauer Berg sowie Gruppenleiter der „Naturfreunde“. Ab 1926 war er arbeitslos und ging auf Wanderschaft durch Deutschland. 1927 wurde er Jugendleiter des Arbeiter-Radfahrerbund „Solidarität“ für Berlin.

Im Februar 1928 wurde er KPD-Mitglied, und er trat dem Bund der Freunde der Sowjetunion (BFS) bei. Ab Oktober 1928 war Langguth als Tischler am Schillertheater tätig. Hier war er Begründer der Betriebszelle der KPD und der RGO, bei der er überregional zum Sektionsleiter „Bühne“ wurde. Außerdem war er der Politische Leiter der RGO-„IG Film-Bühne-Musik“ für Berlin-Brandenburg.

1931/32 war Langguth stellvertretender Leiter des KPD-Abwehrapparates für die Berliner Bezirke Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow. Ende 1932 wurde er Leiter der Abteilung für „Agitation und Propaganda“ im KPD-Unterbezirk „Prenzlauer Berg“ sowie Mitglied der KPD-Betriebszelle im Gaswerk Danziger Straße. Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 wurde er Organisationsleiter des illegalen Unterbezirks Berlin-Prenzlauer Berg der KPD.

Am 5. März 1933 wurde er von SA-Angehörigen verhaftet und in der SA-Kaserne Hedemannstraße in Berlin-Kreuzberg und im Polizeipräsidium Alexanderplatz inhaftiert. Nach der Haftentlassung war er wegen der erlittenen Folter zwei Monate krank. Er lebte „illegal“ bei seiner Schwester in Berlin-Prenzlauer Berg. Nach der Genesung beteiligte er sich erneut am Widerstand im Unterbezirk Berlin-Prenzlauer Berg der KPD. Er wurde wieder Mitglied der Leitung und übernahm die Verantwortung für die Redigierung illegaler Zeitungen und Flugblätter, er beteiligte sich an der Schaffung neuer illegaler Zeitungen und am Umbau der illegalen Organisation. Außerdem war er Herausgeber der Zeitung Der Ausweg.

Im April 1934 wurde Langguth wegen Verhaftungsgefahr von der KPD nach Prag entsandt. Dort war er in der Leitung der KPD-Emigrantenorganisation tätig. 1935 wurde er Politischer Leiter der KPD-Emigranten in Mährisch-Ostrau, wo er allerdings nach kurzer Zeit verhaftet und ausgewiesen wurde. Danach lebte er 37 Monate illegal in Prag. In dieser Zeit übernahm er weitere Funktionen für die KPD, als Organisationsleiter der KPD, ab 1936 als Abschnittsleiter für die KPD-Kuriere nach Deutschland in Teplitz-Schönau, dann Leiter der Solidaritätsbewegung in tschechoslowakischen Betrieben für Deutschland. 1937 wurde er Organisationsleiter der KPD-Emigration für die ČSR und Lehrer an KPD-Parteischulen. Mehrmals wurde er zu Kurierreisen nach Berlin geschickt. Anfang 1938 wurde er zum Abschnittsleiter der KPD für Nordbayern, Vogtland und Thüringen mit Sitz in ernannt. Infolge einer Denunziation wurde er erneut verhaftet und nach mehreren Wochen Gefängnis ausgewiesen.

Er emigrierte deswegen im November 1938 nach England und wurde dort Politischer Leiter der KPD-Gruppe in Bristol. Im Juni 1941 wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert, aber nach einigen Monaten wieder entlassen. Langguth war nach der Internierung Waldarbeiter in Wales. Ab Januar 1942 lebte er in Glasgow, er wurde dort erneut Organisationsleiter, Agit-Prop-Leiter und später Politischer Leiter der KPD sowie Politischer Sekretär der „Bewegung freies Deutschland für Schottland“. Außerdem wurde er Funktionär in den schottischen Gewerkschaften und Mitglied des Betriebsrats in der schottischen Konsumgenossenschaft, Abt. Transport, sowie Mitglied des Glasgower Gewerkschaftsrates.

Langguth heiratete am 16. September 1944 Ilse Schlesinger, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte.

Am 22. August 1946 kehrte Langguth mit seiner Familie nach Berlin zurück und wurde Mitglied der SED. Er wurde zum Leiter des Sekretariats des FDGB im Land Brandenburg ernannt. Im Januar 1947 wurde er Instrukteur des Landesverbandes Berlin der SED für Gewerkschaftsfragen in Berlin und anschließend Mitglied der Organisationsabteilung. Ab dem 12. Januar 1948 war er Kreisvorsitzender der SED, zuerst in Berlin-Pankow und dann in Berlin-Weißensee. Von September 1949 bis Mai 1950 besuchte er die Parteihochschule der SED. Danach erhielt er die Funktion des Sekretärs des Ausschusses der Nationalen Front in Berlin. Anschließend war er eine Zeit lang in der Zentralverwaltung der Gewerkschaft Land und Forst sowie in einer Vereinigung Volkseigener Betriebe tätig.

Von 1955 bis 1968 war Langguth wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED.

In Übereinstimmung mit dem doktrinären Geschichtsbild der SED äußerte sich Langguth in einer 1980 von der SED-Kreisleitung Berlin-Prenzlauer Berg herausgegebenen Broschüre verächtlich über Ruth Fischer, Heinrich Brandler und Jacob Walcher – alle drei waren als Kommunisten Gegner der Stalinisierung der KPD und wurden darum aus dieser Partei ausgeschlossen.[1]

Langguth wurde auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde im VdN-Ehrenhain[2] bestattet.[3]

Schriften

  • Erinnerungen des Genossen Ernst Langguth über die Parteiarbeit der KPD-Unterbezirksleitung Berlin-Prenzlauer Berg/Nordring in der Zeit vom Frühjahr 1932 bis Frühjahr 1934. Herausgegeben von der Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Kreisleitung Berlin-Prenzlauer Berg; Berlin-Prenzlauer Berg 1980 online (PDF; 191 kB).

Literatur

  • Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Prenzlauer Berg und Weißensee. Schriftenreihe der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 2000 S. 105–113.
  • Alfred Fleischhacker (Hrsg.): Das war unser Leben. Erinnerungen zur Geschichte der FDJ in Großbritannien 1939-1945. Verlag Neues Leben, Berlin 1996 ISBN 3-3550-1475-3.
  • Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Kreisleitung Berlin-Prenzlauer Berg (Hg.): Erinnerungen des Genossen Ernst Langguth über die Parteiarbeit der KPD-Unterbezirksleitung Berlin-Prenzlauer Berg/Nordring in der Zeit vom Frühjahr 1932 bis Frühjahr 1934. Berlin 1980.
  • Ein biographisches Lexikon (PDF; 894 kB) Gottfried Hamacher unter Mitarbeit von André Lohmar, Herbert Mayer, Günter Wehner und Harald Wittstock: Gegen Hitler. Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung Freies Deutschland, Karl Dietz Verlag: Berlin 2005, ISBN 3-320-02941-X, S. 123.

Einzelnachweise

  1. Regina Scheer: Geschichte im Durchgangsraum. Betrachtungen zur Abteilung: Widerstand und 2. Weltkrieg, in: Mythos Antifaschismus. Ein Traditionskabinett wird kommentiert (Begleitbuch zur Ausstellung In der Museumswerkstatt im Thälmannpark), hrsg. vom Kulturamt Prenzlauer Berg und dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V., Links-Verlag, Berlin 1992, S. 88–100, hier S. 94 f, ISBN 3-86153-035-X.
  2. Informationen zum VdN-Ehrenhain auf der Website des Zentralfriedhofs
  3. auf www.sozialistenfriedhof.de