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Schematische Darstellung einer Weiche
Eisenbahnweichen sind Gleiskonstruktionen, die Schienenfahrzeugen, wie der Eisenbahn, den Übergang von einem Gleis auf ein anderes ohne Fahrtunterbrechung ermöglichen.
Geschichte der Eisenbahnweichen[]
Angefangen hat die Entwicklung der Weichen in den Kohleminen. Bei den ersten gusseisernen Winkelschienenweichen von John Curr aus dem Jahr 1776 mussten Menschen oder Tiere den Hunt in die gewünschte Richtung der Bahnstrecke ziehen. Im Jahre 1797 beschreibt John Curr erstmals eine Konstruktion mit einer verstellbaren Zunge [1]. Für 1832 wird erstmals ein Patent für eine Eisenbahnweiche von Charles Fox (1810–1874 in England) erwähnt.
Für verschiedene Situationen und Anwendungszwecke haben sich unterschiedliche Bauformen herausgebildet. Die heute am meisten verbreitete Bauform, die Zungenweiche, soll in Deutschland erstmalig bei der Hannoverschen Staatsbahn 1852 die Schleppweiche (s. u.) abgelöst haben.
Bis in die 1980er Jahre hinein waren Weichen in Deutschland typischerweise mit 40 bis 100 km/h im abzweigenden Strang befahrbar. Mit der Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf den (ab 1973 gebauten und ab 1987 in Betrieb genommenen) deutschen Eisenbahn-Neubaustrecken gewannen die Geschwindigkeitseinbrüche im abzweigenden Ast von Weichen zunehmend an Bedeutung. Bereits in den 1970er Jahren wurde ein mit 130 km/h abzweigend befahrbarer Weichentyp (EW 60 − 2500 − 1:26,5 fb) entwickelt, der insbesondere in den Überleitstellen der Neubaustrecken eingebaut wurde.[2] Für Abzweigstellen wurden darüber hinaus ab 1984 in Deutschland Weichen entwickelt, die mit 160 bzw. 200 km/h abzweigend befahren werden konnten. Sie kommen heute an einer Reihe von Verknüpfungspunkten der Schnellfahrstrecken zum Einsatz.[3] Die 200-km/h-Weichen galten zu ihrer Einführung, Ende der 1980er Jahre, als die längsten im Rahmen der Fertigungstechnik noch produzierbaren Einheiten.[2]
Funktion[]
Eisenbahnweichen werden in der Regel von einem Stellwerk bedient und durch Eisenbahnsignale signaltechnisch gesichert. Sie sind passive Fahrwegelemente, die durch von außen wirkende Kräfte umgestellt werden und deren richtige Lage vom Stellwerk überwacht wird. Zur Überwachung der Schienenbelegung durch Fahrzeuge werden Gleisfreimeldeanlagen eingesetzt.
Als Weichenfeld bezeichnet man eine Gruppe von Weichen, die mehrere parallele Gleise verbinden.
Weichenrekorde[]

Bahnhof von Bitterfeld
Die größten Weichen im Netz der Deutschen Bahn (Stand: 2006) wurden im Januar 1998 auf der Strecke Leipzig–Berlin im Bahnhof Bitterfeld installiert. Der Radius dieser Klothoidenweichen verkleinert sich dabei zur Weichenmitte von etwa 16.000 Metern auf 6.100 und steigt anschließend wieder auf den Ausgangswert an. Je acht Antriebe sind zum Umstellen der Zungen und Herzstücke der beiden Weichen erforderlich. Die Gesamtlänge dieser planmäßig abzweigend mit 200 km/h befahrenen Weichen liegt bei je 169,2 Metern. Für kurze Zeit waren diese Weichen nach Herstellerangaben die längsten Weichen der Welt.
Am Abzweig Saalbach der “Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart” (Inbetriebnahme: 1987) sowie am Abzweig zur Nantenbacher Kurve der “Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg” (1994) kamen erstmals mit 200 km/h befahrbare Weichen in Deutschland zum Einsatz. Die Korbbogenweichen wurden neu entwickelt (Radius 6000–7000) und sind insgesamt 154 m lang und 210 t schwer; die Länge der Zungen liegt bei 56 m.[4] Diese drei Weichenpaare sind heute die schnellstbefahrenen Weichen in Deutschland.
Die schnellste bislang befahrene Weiche liegt auf der LGV Est européenne und wurde im Rahmen der Rekordfahrt V150 am 3. April 2007 mit 560 km/h befahren.[5]
Literatur[]
- Rudolf Breimeier: Transrapid oder Eisenbahn. Ein technisch-wirtschaftlicher Vergleich. Luzern 2002. ISBN 3-907-01414-6
- Volker Matthews: Bahnbau Wiesbaden, 2003 ISBN 3-519-50113-9
- Joachim Fiedler: Bahnwesen München, 2005 ISBN 3-8041-1612-4
- Bundesbahndirektion Hannover: 1843-1983. 140 Jahre Eisenbahndirektion Hannover. Hannover o. J. (1983). Seite 62f.
Einzelnachweise[]
- ↑ John Curr, The Coal Viewer, and the Engine Builder's Practical Companion, (John Northall,1797).
- ↑ 2,0 2,1 K. G. Baur: Neue Weichen für schnelle Züge. In: Eisenbahn-Kurier, Nr. 199, 4, 1989, ISSN 0170-5288, S. 38 f.
- ↑ Peter Münchschwander (Hrsg.): Das Hochgeschwindigkeitssystem der Deutschen Bundesbahn. R. v. Decker's Verlag G. Schenk, Heidelberg 1990, ISBN 3-7685-3089-2, S. 86.
- ↑ Lothar Friedrich, Albert Bindinger: Die Komponenten des Fahrwegs für das ICE-System in der Bewährung. In: Eisenbahntechnische Rundschau, 1992, Heft 6, S. 391–396
- ↑ Vossloh AG: vossloh: understanding mobility. Broschüre (16 Seiten). S. 6
Siehe auch[]
Sprachversionen[]
- wikipedia:en:Railroad switch
- wikipedia:es:Aguja (ferrocarril)
- wikipedia:fr:Aiguillage
- wikipedia:it:Deviatoio
- wikipedia:ja:分岐器
- wikipedia:nl:Wissel (spoorweg)
- wikipedia:pl:Rozjazd
- wikipedia:ru:Стрелочный перевод
Weblinks[]
- http://www.gleisbau-welt.de/
- http://www.oberbauhandbuch.de/
- Fotos einer Doppelkreuzungsweiche Baeseler Bauart
- Fotoserie von Einbau und Betrieb einer Kletterweiche
- Rückfallweichen bei der Deutschen Bahn
Kopie vom 05.Oktober 2009, Quelle: Wikipedia, Artikel, Autoren in der Wikipedia |
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