Dieter Erler (* 28. Mai 1939 in Glauchau; † 10. April 1998 in Chemnitz) war Fußballspieler in der DDR. In der höchsten DDR-Fußballklasse Oberliga spielte er für den SC Wismut Karl-Marx-Stadt und den SC/FC Karl-Marx-Stadt. Er wurde zweimal DDR-Fußballmeister, war 47-facher Nationalspieler und Fußballer des Jahres 1967.
Oberligaspieler[]
Erler begann 1953 bei Chemie Glauchau mit dem Fußballspielen und spielte dort bis 1957. Bereits mit 17 Jahren absolvierte er mit der Männermannschaft Spiele in der zweitklassigen DDR-Liga. Nachdem er eine Lehre zum Kessel- und Behälterbauer abgeschlossen hatte, wechselte zur Saison 1957 zur BSG Wismut Gera, bevor er sich nach zwei Spielzeiten zu Beginn des Jahres 1959 dem Oberligisten SC Wismut Karl-Marx-Stadt anschloss. Sein erstes Oberligaspiel für Aue absolvierte der 1,77 m große Erler am 1. März 1959 bei dem im Leipziger Zentralstadion unter Flutlicht ausgetragenen Heimspiel gegen Lok Stendal, wo er beim 2:0-Sieg als rechter Halbstürmer aufgeboten wurde. Am Ende der Saison hatte der SC Wismut die Meisterschaft gewonnen, Erler war bei allen 26 Meisterschaftsspielen eingesetzt worden. Als nach Abschluss der Saison 1962/63 der SC Wismut aufgelöst und dessen Fußballabteilung zu der zweitrangigen Betriebssportgemeinschaft Wismut Aue herabgestuft wurde, verließ Erler nach 112 Oberligaspielen mit 36 Toren Aue und schloss sich dem neuen regionalen Fußballschwerpunkt SC Karl-Marx-Stadt an.
Erler wurde sofort vom ersten Spieltag an nun als Mittelfeldregisseur für den SC Karl-Marx-Stadt in der Oberliga eingesetzt und absolvierte anschließend sämtliche Punktspiele der Saison 1963/64. Im Jahr 1965 erlebte er mit seiner Mannschaft die Umbildung zum reinen Fußballklub FC Karl-Marx-Stadt und wurde 1967 überraschend und überlegen DDR-Meister. Als Mannschaftskapitän mit 21 Punktspieleinsätzen und fünf Toren hatte er den Erfolg maßgeblich mitgetragen. 1970 musste er mit dem FCK nach einem vorletzten Tabellenplatz aus der Oberliga absteigen und anschließend ein Jahr in der zweitklassigen DDR-Liga verbringen. Dort absolvierte er alle 30 Punktspiele und war so entscheidend am sofortigen Wiederaufstieg beteiligt. Inzwischen 32 Jahre alt, spielte Erler noch die Oberligasaison 1971/72 mit 25 Einsätzen durch und beendete danach seine Laufbahn als aktiver Fußballspieler. In Karl-Marx-Stadt hatte er 178 Oberligaspiele absolviert, sodass er zusammen mit seiner Zeit in Aue auf insgesamt 290 Erstligaeinsätze kam. Mit seinen 18 Toren für den FCK erhöhte er seine Gesamttrefferzahl auf 54.
Internationale Einsätze[]
Bereits als Glauchauer Spieler kam Erler zu ersten Auswahlehren. Am 13. Oktober 1956 bestritt er sein erstes Länderspiele mit der DDR-Junioren-Nationalmannschaft, in der insgesamt in sechs offiziellen Länderspielen eingesetzt wurde. Zwischen 1958 und 1960 absolvierte er vier Länderspiele mit der Nachwuchsnationalmannschaft, und im Mai 1959 spielte er mit der B-Nationalmannschaft gegen die B-Auswahl Ungarns (1:3).
Knapp zwei Monate später, am 28. Juni 1959, stand er im Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft in Porto gegen Portugal (2:3) zum ersten Mal in der A-Nationalmannschaft. Anschließend wurde er in allen folgenden 24 A-Länderspielen eingesetzt, sein letztes und 47. Spiel mit der A-Nationalmannschaft bestritt er auf einer Südamerikatournee am 2. Februar 1968 in Santiago de Chile gegen die Tschechoslowakei (2:2). Dieses Spiel verlief für Erler, zu dieser Zeit Kapitän der Nationalmannschaft, unter unglücklichen Umständen. Nach einem Foulspiel wurde er vom Schiedsrichter des Feldes verwiesen, anschließend teilte ihm Nationaltrainer Seeger mit, dass er als Kapitän abgelöst sei. Da Erler ohnehin mit Seeger Schwierigkeiten hatte, erklärte er daraufhin seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft, für die er auch 12 Tore erzielt hatte.
Als zweimaliger Fußballmeister hatte Erler auch Gelegenheit, in den Spielen des SC Wismut und des FCK im Europapokal der Landesmeister mitzuwirken. In der Pokalsaison 1960/61 bestritt Erler die drei Spiele gegen den österreichischen Meister Rapid Wien (1:3, 2:0, 0:1). Auch der FC Karl-Marx-Stadt überstand im Meisterschaftspokal 1967/68 nur eine Runde. Erler bestritt auch diese beiden Spiele gegen Belgiens Meister RSC Anderlecht (1:3, 1:2).
Nach dem Leistungssport[]
Nachdem Erler als aktiver Fußballspieler beim FC Karl-Marx-Stadt ausgeschieden war, setzte ihn der Klub als Talentespäher und Nachwuchstrainer ein. Erler hatte bereits in den 1960er Jahren an der Leipziger Sporthochschule DHfK das Sportlehrerdiplom erworben. Von Dezember 1975 bis Juni 1976 war er Cheftrainer der FCK-Oberligamannschaft, danach wirkte er bis 1988 als Assistenztrainer der 1. Mannschaft. Nach der Wende von 1990 musste sich Erler beruflich neu orientieren und nahm eine Tätigkeit bei der AOK Chemnitz auf. Beim Chemnitzer FC, Nachfolger des FCK, war er weiterhin ehrenamtlich im Nachwuchsbereich tätig. 1997 musste sich Erler einer Herzoperation unterziehen. Im Alter von 59 Jahren starb er an den Folgen eines Herzinfarktes.
Ehrungen[]
Bei einer durch die Zeitung Deutsches Sportecho durchgeführten Trainerumfrage zum Abschluss der Spielzeit 1962/63 wurde Erler als bester halbrechter Stürmer genannt.
Im Jahr 1967 wurde er von Sportredaktionen der DDR-Tageszeitungen zum Fußballer des Jahres gewählt.
Der Chemnitzer FC ernannte Erler 1993 zum Ehrenmitglied des Klubs.
DDR-Nationaltrainer Károly Sós über Dieter Erler: „Er hat alles: Ideen, Technik, Torgespür, Schlitzohrigkeit, auch Härte. Ich denke schon, dass es Mitte der sechziger Jahre nicht viele Spieler in Europa gab, die besser Regie führten als Erler.“ (nach Horn/Weise, Lexikon des DDR-Fußballs)
Literatur[]
- Hanns Leske: Enzyklopädie des DDR-Fußballs. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-556-3.
- Michael Horn, Gottfried Weise: Das große Lexikon des DDR-Fußballs. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-536-8.
- Andreas Baingo, Michael Horn: Die Geschichte der DDR-Oberliga. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2003, ISBN 3-89533-428-6.
- Munzinger-Archiv, Internationales Sportarchiv, 31/02
- Uwe Nuttelmann (Hrsg.): DDR-Oberliga. 1962–1991. Eigenverlag, Jade 2007, ISBN 978-3-930814-33-6.
Weblinks[]
- Dieter Erler im Datencenter des DFB
- Dieter Erler in der Datenbank von weltfussball.de
- Dieter Erler in der Datenbank von Fußballdaten.de
- Die Ligaspiele und -tore von Dieter Erler Saison für Saison im RSSSF-Archiv Abgerufen am 31. Juli 2012.
1963: Manfred Kaiser | 1964: Klaus Urbanczyk | 1965: Horst Weigang | 1966: Jürgen Nöldner | 1967: Dieter Erler | 1968: Bernd Bransch | 1969: Eberhard Vogel | 1970: Roland Ducke | 1971: Peter Ducke | 1972: Jürgen Croy | 1973: Hans-Jürgen Kreische | 1974: Bernd Bransch | 1975: Jürgen Pommerenke | 1976: Jürgen Croy | 1977: Hans-Jürgen Dörner | 1978: Jürgen Croy | 1979: Joachim Streich | 1980: Hans-Ulrich Grapenthin | 1981: Hans-Ulrich Grapenthin | 1982: Rüdiger Schnuphase | 1983: Joachim Streich | 1984: Hans-Jürgen Dörner | 1985: Hans-Jürgen Dörner | 1986: René Müller | 1987: René Müller | 1988: Andreas Thom | 1989: Andreas Trautmann | 1990: Ulf Kirsten | 1991: Torsten Gütschow
Personendaten | |
---|---|
NAME | Erler, Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fußballspieler |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1939 |
GEBURTSORT | Glauchau, Deutschland |
STERBEDATUM | 10. April 1998 |
STERBEORT | Chemnitz, Deutschland |
Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten Versionsgeschichte importiert. |