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Deutscher Schachbund
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Gründungsdatum/-jahr 18. Juli 1877
Gründungsort Leipzig
Präsident Robert K. von Weizsäcker
Vereine (ca.) 2.700
Mitglieder (ca.) 93.000
Homepage http://www.schachbund.de

Der Deutsche Schachbund (DSB) ist die Dachorganisation der Schachspieler in Deutschland. Er ist Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund und seit 1926 (mit Unterbrechungen) im Weltschachverband FIDE. Der DSB hat derzeit (Januar 2010) etwa 93.000 Mitglieder, davon 30.000 Jugendliche, in 2.700 Vereinen und gehört damit zu den größten Schachverbänden der Welt. Zum DSB gehören 17 Landesverbände, der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund (DBSB), seit 1972 Die Schwalbe (1924 gegründete deutsche Vereinigung für Problemschach), seit September 2006 der Deutsche Fernschachbund sowie seit Mai 2007 der Verein Schachbundesliga e. V.

Gründung und Aufbau einer Organisation[]

Muenchen 1900

Postkarte vom Münchener DSB-Kongress 1900

Der DSB wurde 18. Juli 1877 in Leipzig gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten außer dem Philosophen Carl Göring, dem Schriftsteller Rudolf von Gottschall, den Organisatoren Hermann Zwanzig, Constantin Schwede und Eduard Hammacher auch die Schachmeister Adolf Anderssen, Max Lange und Johannes Hermann Zukertort.

Den Anlass zur Gründung des DSB bot 1877 die Feier zum 50-jährigen Schachjubiläum des hoch geachteten deutschen Spitzenspielers Adolf Anderssen, der in seiner Festrede sagte: Das leitende Motiv zur Veranstaltung dieses Festes war keineswegs die Absicht einer bloßen Ovation, sondern ein anderes. Schon seit Jahren schwebt die Idee eines allgemeinen deutschen Schachbundes gewissermaßen in der Luft – oder wenigstens in der gesunden Leipziger Stadtluft, denn von Leipzig gingen die ersten Bemühungen zur Verwirklichung einer solchen Idee aus; und nur darum fand der Vorschlag, mein Jubiläum zu feiern, sofortigen Anklang, weil man sich von dieser Feier die Wirkung einer allgemeinen Zusammenkunft aller deutschen Schachkontingente versprach und durch die bloße Voraugenstellung eines so großartigen Schauspiels dem bezweckten Unternehmen Freunde und Fürsprecher zu erwecken und so den Grundstein für die künftige deutsche Schacheinheit zu legen hoffte. Möchte doch diese Hoffnung nicht fehlschlagen! Denn es wäre nichts vorteilhafter für den Aufschwung des deutschen Schachspiels, als der bisherigen Zersplitterung der Kräfte und Bestrebungen ein Ende zu machen, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich die unschuldige Veranlassung zu dieser für das Schach so ersprießlichen Schöpfung gewesen wäre.

Zwischen 1879 und 1914 veranstaltete der DSB alle zwei Jahre Meisterturniere, die auch für ausländische Spieler offen waren und zu den stärksten Turnieren ihrer Zeit gehörten. Später waren nur noch deutsche Spieler zugelassen. Neben dem Meisterturnier wurden jeweils sogenannte Hauptturniere ausgetragen, deren Sieger sich für die Teilnahme an künftigen Meisterturnieren qualifizierten. Fast alle bedeutenden Spieler dieser Epoche, unter anderen Siegbert Tarrasch, Emanuel Lasker und Aaron Nimzowitsch, nahmen zu Anfang ihrer Karriere an diesen Turnieren teil.

Gleichschaltung/Auflösung 1933/1934[]

Im April 1933 musste der DSB-Präsident Walter Robinow von seinem Amt zurücktreten, weil er Jude war. Mit dem Kongress des nationalsozialistisch ausgerichteten Großdeutschen Schachbundes (GSB) in Bad Pyrmont im Juli 1933 übernahm diese Organisation die bisherigen Aufgaben des DSB. Die Landesverbände und Vereine traten dem GSB bei.

Am 2. November 1934 wurde der DSB aus dem Vereinsregister gelöscht. Zuvor hatte Ehrhardt Post dem Registergericht Coburg Unterlagen einer Mitgliederversammlung des Deutschen Schachbundes vorgelegt, welche den Auflösungsbeschluss getroffen hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg[]

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand auf Initiative von Alfred Brinckmann und anderen 1946 die Arbeitsgemeinschaft deutscher Schachverbände. Dies war der Vorgänger des Deutschen Schachbundes, der am 5. Februar 1950 in Wiesbaden wiedergegründet wurde.

Später gab es einen eigenen Schachverband der DDR. Nachdem 1953 nochmals ein Gesamtdeutsches Meisterturnier durchgeführt wurde, welches Wolfgang Unzicker gewann, gab es bis zur Wiedervereinigung der beiden Verbände im September 1990 getrennte Meisterschaften.

Höhepunkte der Organisationstätigkeit des DSB waren die Schacholympiaden in München 1958 und Siegen 1970.

Der erste Kongress nach der Wiedervereinigung fand 1990 in der Gründungsstadt Leipzig statt.

DSV: Schachverband der DDR[]

Der DSV wurde am 27. April 1958 in Leipzig gegründet. Als im April 1969 das SED-Politbüro mit dem sogenannten Leistungssportbeschluss anordnete, nur noch bestimmte Sportarten zu fördern, gehörte Schach nicht zu diesen. In der Folge wurden die internationalen Kontakte stark eingeschränkt. Nur in Ausnahmefällen durften DDR-Meister an FIDE-Turnieren im westlichen Ausland teilnehmen.

Präsidenten des Deutschen Schachverbandes der DDR[]

Paul Baender bis 1953
Georg Klaus 1953–1954
Adolf Pawlitta 1954–1956
Friedrich L. Salzl 1956–1958
Arno Otto 1958
Arno Becher 1958–1964
Armin Heintze 1964–1978
Werner Barthel 1978–1990
Michael Schmidt 1990

Der Verband wurde erst 1958 gegründet. Die früheren Angaben beziehen sich auf die Sektion Schach im Deutschen Sportausschuss.

Deutsche Wiedervereinigung 1989[]

In der Wendezeit galt es, die beiden Schachverbände DSB und DSV zusammenzuführen. Dies geschah beim Kongress in Leipzig am 29. September 1990, als die Landesverbände der DDR dem DSB beitraten. Dr. Michael Schmidt wurde Vizepräsident des DSB, Egon Ditt blieb Präsident.

Nur 12.000 der etwa 43.000 DSV-Mitglieder konnten vom DSB übernommen werden. Aus wirtschaftlichen und privaten Gründen, die ihre Ursache in der Wiedervereinigung hatten, beendeten viele Spieler ihre Mitgliedschaft. Im DSB hat man allerdings auch festgestellt, "daß die frühere Mitgliederzahl von 43.000 überhöht und nach oben manipuliert war." Für den DSB war das einer der Gründe für eine Beitragserhöhung um 1 DM.[1][2]

Bosman-Entscheidung 1995[]

Im Dezember 1995 wurde die Bosman-Entscheidung verkündet, welche besagt, dass Sportler innerhalb der Europäischen Union überall spielberechtigt sind.

Gemäß Turnierordnung (2.1.3 und 2.1.4 Absatz 4) durften in der Vergangenheit maximal zwei Ausländer bei einem Mannschaftskampf eingesetzt werden. Beim DSB-Kongress im Bad Segeberg 1996 wurde beschlossen, dass ab der Saison 1996/97 beliebig viele Spieler aus dem Europäischen Wirtschaftsraum eingesetzt werden dürfen. Damit wurde die Bosman-Entscheidung umgesetzt.

Der Badische Schachverband ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat den Einsatz von beliebig vielen Ausländern (auch nicht-EU-Spielern) erlaubt. Damit wollte man vor allem den benachbarten Schweizer Spielern entgegenkommen. Seit 2004 gilt diese Regelung deutschlandweit.

Der DSB hatte nach der Bosman-Entscheidung zunächst die Ausländer-Problematik nur zögerlich behandelt. Daher schuf der Vorsitzende des Bundesligavereins PSV Turm Duisburg, Rechtsanwalt Ulrich Groth, einen Präzedenzfall, indem er in einem Mannschaftskampf zwei russische Spieler und den Engländer Nunn einsetzte. Damit provozierte und forcierte er die Umsetzung der Bosman-Entscheidung im Schach.

Quellen:

  • SchachReport 1996/2 S. 24f – Allgemeines zur Bosman-Problematik
  • SchachReport 1996/3 S. 25f – Der Streitfall „Duisburg“
  • SchachReport 1996/4 S. 27f – Grundsätzliches und Fall „Duisburg“
  • SchachReport 1996/7 S. 32 – Umsetzung des Bosman-Urteils

Präsidenten des Deutschen Schachbundes (einschließlich Großdeutscher Schachbund)[]

Hermann Zwanzig 1877–1894
Max Lange 1894–1899
Cornelius Trimborn 1899–1902
Rudolf Gebhard 1902–1920
Walter Robinow 1920–1933
Otto Zander 1933–1938
Franz Moraller 1938–1945
Richard Czaya 1950–1951
Emil Dähne 1951–1968
Ludwig Schneider 1969–1975
Alfred Kinzel* 1975–1983
Heinz Hohlfeld* 1983–1989
Egon Ditt* 1989–2001
Alfred Schlya* 2001–2007
Robert K. von Weizsäcker seit 2007

* nach der Amtszeit Ehrenpräsident

Ehrenmitglieder[]

1951 Richard Czaya
1970 Friedrich A. Stock
1971 Willi Fohl
1981 Kurt Hülsmann
1991 Helmut Nöttger
1998 Klaus Darga
2003 Heinz Meyer
Lothar Schmid
Wolfgang Unzicker
Wolfgang Uhlmann
2004 Otto Schily
Günther Müller
2005 Siegfried Wölk
2009 Ernst Bedau
Heinz-Jürgen Gieseke
  • weitere Ehrungen

Landesverbände[]

  1. Badischer Schachverband
  2. Bayerischer Schachbund
  3. Berliner Schachverband
  4. Landesschachbund Brandenburg
  5. Landesschachbund Bremen
  6. Hamburger Schachverband
  7. Hessischer Schachverband
  8. Landesschachverband Mecklenburg-Vorpommern
  9. Niedersächsischer Schachverband
  10. Schachbund Nordrhein-Westfalen
  11. Schachbund Rheinland-Pfalz
  12. Saarländischer Schachverband
  13. Schachverband Sachsen
  14. Landesschachverband Sachsen-Anhalt
  15. Schachverband Schleswig-Holstein
  16. Thüringer Schachbund
  17. Schachverband Württemberg

Anfängerdiplome[]

Der Deutsche Schachbund bietet die Möglichkeit, Anfängerwissen durch entsprechende Prüfungen zu beurkunden zu lassen. Dies erfolgt im aufsteigenden Schwierigkeitsgrad durch das Bauern-, Turm- und das Königsdiplom.

  • Beim Bauerndiplom gilt es, die Grundaufstellung, die möglichen Spielzüge und die Schachnotation zu beherrschen.
  • Das Turmdiplom beurkundet die Fähigkeit zum Erkennen einer Mattstellung sowie grundlegender Taktiken, wie Fesselung und Abzug. Der bis hierher erforderliche Wissensumfang wird in etwa im Artikel Schach vermittelt.
  • Das Königsdiplom erfordert die Kenntnis einiger bekannter Eröffnungen, sowie die korrekte Behandlung grundlegender Endspiele.

Die offiziellen Lehrbücher des Deutschen Schachbundes hierzu sind:

  • Schach für Jedermann (1), Zug um Zug zum Bauerndiplom.
  • Schach für Jedermann (2), Zug um Zug zum Turmdiplom.
  • Schach für Jedermann (3), Zug um Zug zum Königsdiplom.

Eine gleichnamige drei mal zehnteilige Fernsehsendung wird ständig in Rotation auf BR alpha wiederholt (Stand 2008). Autor der Bücher und Moderator der Fernsehserie ist Helmut Pfleger.

Sonstige Organisationen[]

Einzelnachweise[]

  1. Rudolf Teschner in SchachReport/DSZ/DSB 2/1991 S. 30
  2. Ernst Bedau in SchachReport/DSZ/DSB 3/1991 S. 29

Literatur[]

  • Alfred Diel: Schach in Deutschland. Festbuch aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des Deutschen Schachbundes e. V. 1877–1977. Rau, Düsseldorf 1977, ISBN 3-7919-0167-2
  • Festschrift des Deutschen Schachbundes zum 125-jährigen Jubiläum 2002, Hrsg. Deutscher Schachbund e.V., Schachverband Sachsen e.V., erhältlich bei der Geschäftsstelle des DSB
  • Manuel Friedel: Sport und Politik in der DDR am Beispiel des Schachsports, Norderstedt 2009.

Weblinks[]


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