Die Darmstädter Burschenschaft Rugia ist eine Studentenverbindung in Darmstadt. Sie wurde am 1. Juni 1902 als akademischer Stammtisch gegründet. Ihre heutige Form als Burschenschaft erhielt sie, ebenso wie den heutigen Namen Rugia, am 26. Juli 1905: Rektor und Senat der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt gaben Rugia Ihre Anerkennung als Darmstädter Burschenschaft Rugia an der Technischen Hochschule Darmstadt.
Couleur[]
Rugia hatte im Verlauf ihrer Geschichte verschiedene Farben: Als akademischer Stammtisch „Runde Ecke“, so genannt, weil der regelmäßige Treffpunkt im Hanauer Hof ein Tisch in einer runden Ecke des Gastraumes war, wollte man sich selbst einen Zirkel und Farben geben. Es wurde der Zirkel in der noch heute gültigen Form entwickelt. Er vereint den burschenschaftlichen Zirkel mit dem R für „Runde Ecke“.
Als Farben wurde rot-weiß-gold gewählt. Bei Anmeldung am Hochschulrektorat wurde der Name „Runde Ecke“ als zu wenig akademisch und nicht hochschulgemäß abgelehnt. Ebenso die Farben, da diese bereits von der in Darmstadt ansässigen Landsmannschaft Normannia geführt wurden. Es wurden dann der Name „Ruthenia“ und die Farben schwarz-rot-hellblau gewählt. Am 8. Juli 1905 wurde die Umwandlung des akademischen Stammtisches Ruthenia in die Darmstädter Burschenschaft Rugia und damit die endgültige Form des Couleurs beschlossen:
Der burschenschaftlichen Tradition folgend, wurde schwarz-rot-gold auf weißem Grund als Farben gewählt. Die Mützenfarbe ist bordeauxrot.
Die Farben der Darmstädter Burschenschaft Rugia: schwarz-rot-gold auf weißem Grund Rugia führt in der Tradition des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes (A.D.B.) kein Fuxenband.
Rugia und ihre Dachverbände[]
Die Darmstädter Burschenschaft Rugia zeigt regelmäßig eine kritische Auseinandersetzung mit den Aktivitäten der burschenschaftlichen Dachverbände. So hat Rugia schon in frühen Phasen von Dachverbandsgründungen mitgewirkt, aber auch bei Zeiten neue Wege eingeschlagen. Rugia war es immer wichtig, auch im Rahmen eines Dachverbandes, den eigenen Werten treu zu bleiben und Autonomie zu wahren.
A.D.B.[]
Schon bei ihrer Gründung als Burschenschaft zeigte Rugia eine liberale Ausrichtung und trat unmittelbar nach der offiziellen Anerkennung als Studentenverbindung an der TH Darmstadt dem A.D.B. Allgemeiner Deutscher Burschenbund bei. Auf dem 23. Bundestag des A.D.B. am 4. Juni 1906 wurde Rugia aufgenommen. Dieser Beitritt "wurde damals schwer erkämpft und einem Beitritt zur D.B. vorgezogen, weil diese schon damals als für zu konservativ gehalten wurde".[1] Der A.D.B. wurde durch die Nationalsozialisten 1934 mit der bereits gleichgeschalteten Deutschen Burschenschaft (DB) zwangsfusioniert. Der A.D.B. war damit faktisch aufgelöst und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut.
DB[]
In den Jahren 1949/1950 war die Wiedergründung der Deutschen Burschenschaft (DB) und ein eventueller Beitritt Rugias zentrales Thema interner Diskussionen. Auf dem zweiten Burschentag der DB, der vom 15. bis 17. Juni 1952 in Marburg stattfand, enthielt sich Rugia mit 20 weiteren Bünden der Stimme zum Gründungsbeschluss mit dem Vorbehalt der Ratifizierung durch den eigenen Konvent bis zum 15. August 1950. Grund für die Enthaltung "war in der Hauptsache der intolerante und reaktionäre Geist, der auf dem Burschentag zu Tage trat".[2]
Rugia beschloss, durch ein positives Mitwirken innerhalb der DB mehr bewegen zu können, als durch ein isoliertes Beiseite stehen. Rugia tritt mit Beschluss des Generalkonventes vom 22. Juli 1950 unter Ratifizierung der Gründungsbschlüsse der DB bei. Die Frist war eingehalten und Rugia zählt damit zu den Gründungsburschenschaften der DB nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Februar 1970 beschließt Rugia die Ablehnung der Pflichtmensur und wird in Folge durch den Rechtsausschuss der DB suspendiert. Ende der 1980er Jahre fällt es den Aktiven zusehends schwer, sich mit Tendenzen innerhalb der DB zu identifizieren. Auf dem Generalkonvent 1990 gibt der Altherrenbund der Aktivitas den Weg frei, die DB zu verlassen. Auflage ist, innerhalb von 4 Jahren einen anderen burschenschaftlichen Dachverband aufzubauen. Somit ergriffen die Aktiven die Initiative und strebten die Gründung eines neuen Dachverbandes an. Rugia schaffte es, liberale DB-Bünde und freie Burschenschaften in Arbeitsgruppen zu mobilisieren.
VDB[]
Nachdem die Satzung und die Grundsätze des neuen Dachverbandes unter Federführung Rugias entstanden waren, konnte bereits am 18. Mai 1991 im Rahmen eines Festkommerses auf dem Haus der Burschenschaft der Bubenreuther Erlangen ein neuer Dachverband gegründet werden: VDB - Vereinigung Deutscher Burschenschaften. Gründungsmitglieder waren die Darmstädter Burschenschaft Rugia, die Burschenschaft der Bubenreuther Erlangen und die Burschenschaft Alemannia Freiburg. Aus heutiger Sicht kann die VDB als Vorläufer der NeuenDB gesehen werden.
Rugia beobachtete die Tendenzen innerhalb der DB weiterhin mit starkem Interesse. Immerhin war der Altherrenbund seinerzeit immer noch Mitglied der DB. Dieser Umstand führte auch zu einem Verfahren des Hauptausschusses der DB gegen den AHB der Rugia wegen Verstoßes gegen das Lebensbundprinzip. Dieses Verfahren endete im Juni 1995 mit dem Ausschluss des AHB aus der DB.
NeueDB[]
Die VDB war ihrer Zeit voraus. Der Wunsch der Gründungsburschenschaften, weitere Bünde aus der DB durch das Alternativangebot der VDB in diese zu ziehen, erfüllte sich nicht in ausreichendem Maße. Die VDB erlangte nicht die nötige kritische Masse. Es scheint, als mussten zu viele Kompromisse im Rahmen der VDB-Satzung gemacht werden, denen die gemäßigten Bünde der DB nicht zustimmen mochten. Der begonnene Prozess konnte indes nicht aufgehalten werden. Am 13. Januar 1996 gründete sich die Neue Deutsche Burschenschaft als weiterer burschenschaftlicher Dachverband. Rugia beschloss nach etlichen Enttäuschungen in der VDB, mit Aktivitas und Altherrenbund Mitglied der NeuenDB zu werden. Am 10. Dezember 1996 tritt die Aktivitas aus der VDB aus. Am 31. Mai 1997 trat Rugia geschlossen in die NeueDB ein.
Im Sommersemester 2017 trat die Aktivitas zusammen mit dem Altherrenbund aus der Neuen DB aus und ist somit dachverbandsfrei.
Das Rugen-Haus[]
Die Darmstädter Burschenschaft Rugia unterhält ein eigenes Haus in der Wienerstraße 95. Mit der Wienerstraße erinnert die Stadt Darmstadt an die Brauerei-Familie Wiener ("Goldene Krone"), die in dieser Gegend ein Grundstück hatte. Rugia bezog dieses Trümmergrundstück nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute hat das in den 1960ern erbaute Haupthaus neben den Gemeinschaftsräumen vierzehn Zimmer, die an Studierende der Darmstädter Universitäten vermietet werden. Der Alt-Herrenbund betreibt das Haus in seiner Funktion als eingetragener Verein als Studentenwohnheim.
Bekannte Rugen[]
- Ferdinand Revermann (1895-1975), Architekt und Stadtbaurat, z.B. Evangelisches "Paul-Gerhardt"- Gemeindehaus in Bochum, Büros „Gobrecht und Revermann“ sowie „Drüen und Revermann“[3]
- Mohamed El-Mahdi, President & CEO Siemens Ägypten
Weblinks[]
Einzelnachweise[]
- ↑ Gerd Riefling: "100 Jahre Darmstädter Burschenschaft Rugia", S. 223, B! Rugia, Darmstadt 2002
- ↑ Gerd Riefling: "100 Jahre Darmstädter Burschenschaft Rugia", S. 106, B! Rugia, Darmstadt 2002
- ↑ http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/architekten_rel.htm
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