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Logo der Anonymen Alkoholiker zu einer Kontaktstelle

Die Anonymen Alkoholiker (AA) (engl. Alcoholics Anonymous) - in der Schweiz auch Aktion Anonymer Alkoholiker (AAA) - sind eine internationale, spirituell orientierte quasi-religiöse Gruppenbewegung von Alkoholabhängigen. Dadurch, dass sie in den Gruppen miteinander Erfahrung, Kraft, Hoffnung und den Glauben an Gott teilen, sollen sie darin unterstützt werden, abstinent zu bleiben.

Das Buch „Anonyme Alkoholiker“ ist bekannter unter dem Namen „Das Blaue Buch“.

Anliegen

Ihr wichtigstes Anliegen ist die Ermutigung der Betroffenen und ihrer Angehörigen gegen ihre Sucht und die Folgen aktiv etwas zu unternehmen und sich nicht der Alkoholkrankheit hinzugeben. Für ehemalige Trinker, so genannte trockene Alkoholiker, gibt es Motivationsprogramme, um abstinent zu bleiben.

Ziel sei laut den Anonymen Alkoholikern nicht die christliche Missionierung der Abhängigen. Zwar sei im Programm der AA von einer „höheren Macht“ die Rede. Der Zusatz "Gott, wie wir ihn verstehen" gäbe aber jedem AA die Freiheit, Religiosität und Spiritualität gemäß eigener Erfahrung und Vorstellung im Rahmen der 12-Schritte zu definieren. Die Nähe zur christlichen Religion wird aber insbesondere in den USA deutlich, wo Meetings häufig bei kirchlichen Einrichtungen stattfinden und bei manchen Meetings das Vaterunser gesprochen wird. In den Fallgeschichten des Blauen Buchs der AA ist häufig ein Zusammenhang zwischen spirituellen Erwachen und Bibellektüre oder Kontakt zu christlichen Einrichtungen zu beobachten.

Die Zwölf Schritte

Die Anonymen Alkoholiker verfahren nach dem spirituellen Zwölf-Schritte-Programm, das von ihren Gründern kreiert wurde. Die Zwölf Schritte sind im Originalwortlaut urheberrechtlich geschützt, deshalb kann Wikipedia nur eine textliche Abwandlung anbringen. Der Originalwortlaut ist in der Vergangenheitsform geschrieben und wurde von den Urhebern als rückblickender Leitfaden ihrer eigenen Abstinenzerlangung verfasst.

1. Im ersten Schritt geht es darum, sich selbst zuzugestehen, dass man dem Alkohol ausgeliefert sei und sein Leben nicht mehr im Griff habe.

2. Im zweiten Schritt muss man zum Glauben kommen, dass nur eine übernatürliche Kraft einem die psychische Gesundheit wiedererlangen lässt.

3. Im dritten Schritt muss man sein Leben und seinen Willen einem Gott übergeben und sich von ihm leiten lassen.

4. Im vierten Schritt geht es darum, eine Bestandesaufnahme seines Seelenlebens zu machen.

5. Im fünften Schritt muss man die sich selbst eingestandenen Fehler unbeschönigt und nicht aussparend vor Gott darlegen. Weiter heißt es, diese Fehler einer Zweitperson offenzulegen. Für Leute, die sich in einer Zwölf-Schritte-Gruppe befinden, sind das die anderen Mitglieder, denen sie ihre Fehler schildern.

6. Im sechsten Schritt muss man sich bereiterklären, "Charakterfehler" von Gott entfernen zu lassen.

7. Im siebten Schritt muss man Gott unterwürfig bitten, dass er sämtliche persönlichen "Mängel" beseitigt.

8. Der achte Schritt beinhaltet die Auflistung aller Personen, denen seitens des Alkoholikers je Schaden widerfahren ist.

9. Im neunten Schritt muss man den angerichteten Schaden wieder rückgängig machen.

10. Im zehnten Schritt soll man weiterfahren mit Bestandesaufnahme des Seelenlebens und dabei entdecktes eigenes Unrecht sofort offenlegen.

11. Im elften Schritt muss man versuchen, durch "Gebet und Besinnung" eine tiefe Beziehung zu Gott aufbauen und seinen Willen umsetzen.

12. Und im Schritt zwölf wird man nach der nun erfahrenen spirituellen Erweckung dazu angehalten, die "Botschaft" weiteren Alkoholikern zukommen zu lassen und seinen Alltag nach "diesen Grundsätzen" zu richten.

Geschichte

  • Die Gemeinschaft wird am 10. Juni 1935 in Akron, Ohio (USA) von „zwei hoffnungslosen Trinkern“ (Blaues Buch) gegründet: dem New Yorker Börsenmakler William Griffith Wilson (AA intern "Bill") und dem in Akron ansässigen Arzt Dr. Robert Holbrook Smith ("Dr. Bob"). Beide hatten sich im Privathaus der Henrietta Seiberling, wie die beiden Herren ein Mitglied der so genannt "urchristlichen" Erweckungsbewegung "Oxford-Gruppe", kennengelernt.
  • 1939 zählt die Gemeinschaft etwa hundert Mitglieder. Sie verfassen Berichte über ihre Erfahrungen mit dem Alkohol und über ihren bisherigen trockenen Weg. Diese Berichte führen schließlich nach einiger Zeit zur Veröffentlichung des Buches „Anonyme Alkoholiker“. Bill Wilson verfasst eine eigene Lebensgeschichte und übernimmt für das Gesamtbuch Verkauf und Werbung. Besonders groß waren die Arbeitsleistung, das Wissen und das Engagement von Dr. Bob, und das nicht nur beim Verfassen und der Herstellung des "Blauen Buches".
  • 1941 gibt es ca. 2000 Mitglieder. In der "Saturday Evening Post" erscheint der erste Artikel über AA.
  • Anfang der 1950er Jahre kommen mit den Alliierten die AAs nach Deutschland (München).
  • Erstes Meeting am 01. November 1953 im Hotel Leopold in München.
  • Die „12 Traditionen“ werden 1950 auf der ersten internationalen Konferenz in Cleveland bestätigt.
  • 1953 sieht sich AA durch die Probleme anderer Hilfesuchender, die auch Schwierigkeiten mit anderen Drogen außer Alkohol haben, überfordert. Aus diesem Grund gründet sich Narcotics Anonymous, welche die 12 Schritte und 12 Traditionen von den Anonymen Alkoholikern übernehmen, jedoch allen offen stehen, die nach eigener Einschätzung von stimmungsverändernden Substanzen (Alkohol eingeschlossen) abhängig sind.
  • 1955 erscheint die zweite Auflage von „Alcoholics Anonymous“ mit einer Auflage von 1.150.000 Exemplaren. Es gibt ca. 6.000 Gruppen mit ca. 150.000 Mitgliedern. In allen Staaten der USA, allen Provinzen Kanadas sowie in 50 weiteren Ländern gibt es so genannte Meetings. Auf der Versammlung zum 20. Jubiläum von AA wird die "General Service Conference" (Allgemeine Dienstkonferenz) offiziell ermächtigt, die Nachfolge der Gründer (Dr. Bob und Bill W.) anzutreten und im Namen der Anonymen Alkoholiker zu handeln.
  • Anfang der 1960er Jahre wird das Buch „Anonyme Alkoholiker“ von dem Pfarrer Heinz Kappes vom Englischen ins Deutsche übersetzt.
  • 1974 erscheint die dritte Auflage der deutschen Übersetzung (Auflage: 18.000). Diese Auflage enthält zum ersten Mal auch die Lebensgeschichten von AA-Mitgliedern.
  • 1971 haben die AA etwa 312.000 Mitglieder in 16.459 Gruppen.
  • 1976 haben die AA über eine Million Mitglieder in über 28.000 Gruppen.
  • 1987 haben die AA etwa 1.556.000 Mitglieder in 73.192 Gruppen.
  • 1994 haben die AA über 89.000 Gruppen in 141 Ländern.
  • 2005 haben die AA über 2 Millionen Mitglieder in 105.000 Gruppen weltweit.

Struktur

Struktur der Mitglieder/Zugehörige

Bedingt durch das Anonymitäts-Prinzip sind genaue Zahlen über die Mitglieder, jedoch legt AA behördlicherweise bekundet großen Wert darauf, keine Mitglieder zu haben, nur schwer zu ermitteln. AA spricht von Zugehörigen: Zugehöriger ist jeder, der in ein Meeting geht; er braucht nicht einmal trocken oder Alkoholiker zu sein. Der Begriff "Mitglieder" wird nur aus Vereinfachungsgründen für die Öffentlichkeit verwandt.

Es gibt freiwillige Umfragen, an denen aber nicht alle Zugehörigen/Mitglieder teilnehmen. Anhand dieser Umfragen wird z.B. ein Frauenanteil von ca. 1/3 vermutet. Grundsätzlich stehen jedem - unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität, Sprache, Glaubenszugehörigkeit oder Rasse - die Meetings offen. Es gibt bei Bedarf auch getrennte Frauen- und Männer-Meetings.

Struktur der Dienste

AA-Service-Diagram

Schematische Darstellung der Organisationsstruktur von 12-Schritte-Gruppen

Prinzipiell ist jede Gruppe selbständig. Für Dinge die auch andere Gruppen oder alle Gruppen betreffen, werden überregionale Gruppen und Dienste gebildet. Jeder Gruppe kann Personen ihres Vertrauens wählen die bestimmte Dienste für die einzelne Gruppe übernehmen (z.B. Schlüsseldienst und Kassenwart). Nach Außen wird die einzelne Gruppe durch ihren "Gruppensprecher/-in" vertreten. Alle Dienste werden in geheimen Wahlen bestimmt.

Je nach dem wie groß die Anzahl der Gruppen ist, treffen sich die Gruppensprecher/-in in s.g. "Regionsgruppen", die Regionsvertreter (oder Regionssprecher) treffen sich in regelmäßigen Zeitabschnitten zu einer "Intergruppensitzung". Die "Intergruppen" wählen aus sich heraus ihren "Intergruppensprecher/in", sowie weitere Vertrauensleute und Sachbearbeiter. Weil der Dienst des "intergruppensprechers" eine besondere Vertrauensstellung ist, vertritt der "Intergruppensprecher/in" die betreffende Intergruppe beim Gemeinsamen Dienst-Ausschuss (GDA). Der Gemeinsame Dienstausschuss (GDA), somit bestehend aus besonders vertrauenswührdigen Personen, bildet einen Verein, der eine juristische Person ist, ein Körperschaft. Der GDA ist Exekutive.

Die Anzahl der Zwischenschritte hängt davon ab, wieviele Gruppen bzw. Intergruppen es gibt. In der Regel, sollten nicht mehr als 20 Gruppen-Sprecher/-in in einer Intergruppe sein, weil es sich als ineffektiv zeigte.

In der Gemeinsamen Dienstkonferenz, die jährlich zusammenkommt, treffen sich die Gemeinsamen Dienstvertreter, sie sind Spiegelbild der Meinungen, Anliegen und Themenschwerpunkte der Gruppen. Auch diese Dienstvertreter genießen das besondere Vertrauen der Zugehörigen in AA. Die Gemeinsame Dienstkonferenz (GDK) ist Legislative.

Kein/e Dienstinhaber/in hat irgend einem Mitglied gegenüber Macht oder Weisungsbefugnis. Alle Ausschüsse können ihren Mitgliedern lediglich Empfehlungen aussprechen.

Die Vereine

Viele Landes-Gruppen, auch genannt, siehe oben: Gemeinsamer Dienstausschuss,haben national einen Verein. Da eine anonyme Person keine juristische Person sein kann, die es aber zur Vereinsgründung bedarf, sind die Vereine und die AA-Gruppen formal getrennt und von einander unabhängig. Dies aber ist auf den Landesebenen unterschiedlich: in England ist AA eine "GmbH"; in Amerika ein "Inc.", d.i. AAWS Inc..

Praktisch werden die Dienste der Vereine, oder GmbH, oder Inc. in deren eigenen Sitzungen gewählt, die in der Regel drei- bis viermal im Jahr tagen. Dann werden die Gewählten formal (in einer weiteren Wahl des Vereins) in den Verein aufgenommen. Die so Aufgenommenen verlieren dadurch ihrer Anonymität und werden dadurch (nach Außen) vom "Betroffenen" zum "Angehörigen von Betroffenen". Laut ihrer Satzung haben die Vereine die Aufgabe, die Geschäfte der AA zu führen, juristisch quasi stellvertretend zu vertreten .

Formal ist die Jahresversamlung der Gemeinsamen Dienstkonferenz, Legislative, den Vereinen - Exekutive - gegenüber nicht Weisungsbefugt. Sollte es aber tatsächlich ein mal vorkommen, dass ein Verein nicht im Interesse der "Anonymen Alkoholiker als Gesamtheit" handelt, gäbe es eine Reihe von Sanktionsmaßnahmen.

  • Die Jahresversammlung der Gemeinsamen Dienstkonferenz (GDK) würde gegen den "Verein" Misstrauensantrag stellen mit dem Ziel der Entfernung aus den Diensten; ferner würden sie ihren Mitgliedern empfehlen, ihre Spenden nicht mehr an den Verein weiter zu leiten und ihn damit "verhungern" lassen.
  • Ein Verfahren wegen Untreue (durch die Staatsanwaltschaft).
  • Vereinsaustritt ihrer gewählten Vertreter/in und eventuell Gründung eines neuen Vereins.

Zwei Begriffe müssen bei den Anonymen Alkoholiker organisatorisch auseinandergehalten werden: Zum Einen: Gemeinsame Dienstkonferenz (GDK), gleich: Jahresversammlung der Vertrauensleute der Gruppen, gleich: Gruppengewissen, gleich: Legislative. Zum anderen: Gemeinsamer Dienstausschuss (GDA), gleich: Verein (oder in anderen Ländern GmbH oder Inc.); Geschäftsführendes Organ; mehrmaliges Geschäftstreffen im Jahr, Exekutive.

Hilfe für Angehörige

Hauptartikel: Al-Anon

Da Alkoholismus bei AA als Familienkrankheit verstanden wird, bildeten sich recht schnell Gruppen für die Angehörigen (Al-Anon) und die Kinder (Alateen) von Alkoholikern. Diese Gruppen funktionieren nach demselben Prinzip wie AA, sie verw

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