VereinsWiki
Advertisement

Der Aktionskreis für Gewaltlosigkeit war eine von 1956 bis 1963 in Hamburg bestehende Aktionsgruppe im Umfeld der Friedensbewegung.

Konkretes Handeln aufgrund von Weltanschauung[]

Im Rahmen der Internationale der Kriegsdienstgegner und später des Verbands der Kriegsdienstverweigerer bildete ab 1956 an ein Kern von 10 bis 15 Arbeitern, Handwerkern, Schülern, Studenten und jungen Lehrern zwischen 18 und 25 Jahren (darunter nur zwei Frauen) den Aktionskreis. Geprägt durch die weltanschaulich-prinzipiellen Positionen des bulgarischen Anarchisten Theodor Michaltscheff, durch Nikolaus Koch und die von den Gründern Helga Stolle (Tempel) und Konrad Tempel eingebrachten Quäker-Auffassungen (Verantwortung des Individuums/Warte nicht auf andere/Konsens-Prinzip), entwickelte sich aus der bürgerlich-pazifistischen Grundsatzhaltung ein starkes Handlungsbedürfnis. Inspiriert durch die Londoner PEACE NEWS und die dadurch gewonnenen Kontakte fühlte sich der Kreis eher mit amerikanischen und englischen Aktivisten der War Resisters’ International verbunden als mit deutschen Gruppen.

  • Ab 1956: Übungskurse für die ersten deutschen Kriegsdienstverweigerer und Trainings in gewaltfreiem Verhalten (Hamburg, Frankfurt, Stuttgart u.a.).
  • 1958: Versuch, die Londoner Hyde-Park-Diskussionen auf einen Park beim Hamburger Hauptbahnhof zu übertragen (ohne Resonanz).
  • 1958: Im Anschluss an die letzte große "Kampf-dem Atomtod-Kundgebung" durch den Aktionskreis und Mitglieder der drei pazifistischen Verbände vor dem Hamburger Rathaus erste mehrtägige "Mahnwache" (Der Begriff Mahnwache wurde im Aktionskreis durch dem jungen Glasermeister Jürgen Grimm für engl. vigil "erfunden". Aus England kamen zu dieser 14-tägigen "Mahnwache" die WRI-Aktivistinnen April Carter und Pat Arrowsmith, aus USA WRI-Ratsmitglied Bayard Rustin.)
  • 1959: 4 Wochen lang abendliche Mahnwachen vor dem französischen Konsulat / Protest gegen die Atomtests in der Sahara und Unterstützung einer gewaltfreien Aktion des internationalen Komitees für direkte Aktionen.
  • Aufgrund von Erfahrungen beim englischen Aldermaston-Marsch vergebliche Suche in Norddeutschland nach einem (atomaren) "Todeszentrum" als Zielpunkt eines Protestes. 1960 Initiierung und koordinierende Gesamtplanung der ersten deutschen, sternförmigen Ostermärsche durch Konrad Tempel (bis 1964 Sprecher der Ostermarsch-Bewegung, spätere Kampagne für Abrüstung).
  • 1960: "Aktion Maulwurf" / Protest gegen den Bau eines Atomschutz-Bunkers in Hamburg-St.Pauli (analysiert in "Gewaltfreie Politik in der BRD / Thesenpapiere, Statements und Protokolle", Dokumentation der Graswurzelwerkstatt Köln 1987, S. 15ff. sowie in Konrad Tempel "Anstiftung zur Gewaltfreiheit", Berlin 2008, S. 66).
  • 1961/62: Mitbegründung der (WRI-)Welt-Friedens-Brigade in Beirut (Vorläufer der heutigen Peace Brigades International), 1961: Koordinierung des Marsches von San Franzisko nach Moskau (beides durch Helga Stolle, später Tempel), Training deutscher Teilnehmer in Bückeburg (Konrad Tempel).

Veröffentlichungen als Folge von Literatur-Rezeption[]

Das Studium von Theorie und Praxis von Gandhi, Nkrumah und King führte 1958/59 zur Veröffentlichung von zwei "TEXTEN ZUR GEWALTLOSIGKEIT": Gene Sharp "Auf anderen Wegen" und Henry David Thoreau "Ziviler Ungehorsam" (Widerstand gegen die Regierung) als erste deutsche Einzelpublikation. 1962/63: Übersetzung und Herausgabe von Charles Walkers "Handbuch zur Planung von direkten, gewaltlosen Aktionen" durch Helga Tempel und Konrad Tempel (Theo Ebert berichtet, er habe 1967 vor der Freien Universität Berlin an einem Abend mehr als 100 Exemplare verkauft; die Schrift war auch aufgrund des späteren "Raubdrucks" bis in die zweite Friedensbewegung hinein verbreitet).

Hinwendung zu überregionalen Aktivitäten[]

Mehrere Mitglieder des Aktionskreises waren in den ersten Jahren des Ostermarsches regional und überregional mit der Koordinierung und Organisation befasst. Verstärkt durch die Auseinandersetzung mit Gruppen aus der Arbeiterbewegung (die durch Berührungsängste beider Seiten bestimmt war) formulierte der Aktionskreis 1963 zwar - zum ersten Mal - ein Selbstverständnis, aber die Vitalität der Gruppe war - nach sieben Jahren - erschöpft und durch die neue Aktionsform so beansprucht, dass es - trotz der Vorsätze - nicht mehr zu einem weiteren praktischen "Experimentieren" kam.

Quellen[]

  • http://www.konfliktkultur.info/medio/g-text02.htm#Aktionskreis%20f%C3%BCr%20Gewaltlosigkeit
  • Christian W. Büttner, Gernot Jochheim, Nadya Luer und Torsten Schramm (Hg.) - „Politik von unten. Theodor Ebert zum 60. Geburtstag“, Sonderband der „gewaltfreien Aktion / Vierteljahrshefte für Frieden und Gerechtigkeit“, Heft 111/112, 29. Jahrgang, Berlin 1997, darin „Anfänge gewaltfreier Aktion in den ersten 20 Jahren nach dem Krieg - wer weiß, wie es wirklich war“, S. 63 ff


Info Sign Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten Versionsgeschichte importiert.
Advertisement